DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-08-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.08.2021 um 10.30 UTC



Zur Wochenmitte vorübergehend Hochdruckeinfluss, ab der Nacht zum Freitag
gebietsweise wieder Schauer und einzelne kräftige Gewitter. Insgesamt deutlich
wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 14.08.2021


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag befindet sich über der Nordsee
ein hochreichendes Tief, dessen Einfluss bis in den Norden und die Mitte
Deutschlands reicht. Dabei schwenkt im Tagesverlauf ein flacher Randtrog über
die Nordhälfte des Landes hinweg, wodurch es gebietsweise zu Schauern und
einzelnen Gewittern kommt.
Im Süden macht sich hingegen bereits der Einfluss eines kleinräumigen Hochs über
dem Alpenraum bemerkbar, sodass es dort weitgehend trocken bleibt. Dabei gelangt
mit einer westlichen bis südwestlichen Strömung in den Süden und etwa bis in die
Lausitz bereits wärmere Luft mit Temperaturen in 850 hPa zwischen 10 und knapp
16 Grad. In den weiteren Landesteilen bleibt es bei frischem Wind und mehr
Wolken zunächst noch kühler.

Am Mittwoch zieht der Höhentrog nebst sich weiter auffüllendem Bodentief über
das östliche Mitteleuropa und Südskandinavien allmählich ostwärts ab. Ihm folgt
ein schmaler, aber bis zur Norwegischen See reichender Höhenrücken, dessen Achse
bis Donnerstagmittag etwa vom westlichen Mittelmeerraum über die Westhälfte
Deutschlands bis nach Südnorwegen verläuft. Auch im Bodendruckfeld kommt es zu
einem Druckanstieg, aus dem ein eigenständiges Hoch mit Schwerpunkt über
Deutschland resultiert. Während am Mittwoch mit dem abziehenden Trog im Norden
noch einzelne Schauer zu erwarten sind, bleibt es am Donnerstag landesweit
trocken und es wird vielfach sonnig. Mit der allmählichen Ostverlagerung des
Hochschwerpunkts kann sich die warme bis sehr warme Luft bis zum Donnerstag auch
bis in den Norden Deutschlands durchsetzen (T850 hPa zwischen 9 Grad im
Nordosten und 18 Grad im äußersten Südwesten). Dabei sind im Südwesten lokal
auch Höchstwerte um 30 Grad zu erwarten.

Ab der Nacht zum Freitag könnte es mit dem ruhigen Hochdruckwetter zumindest in
Teilen des Landes bereits wieder vorbei sein. Im Großen und Ganzen verbleiben
wir zwar unter dem leicht ostwärts wandernden Höhenrücken, dessen Einfluss wird
aber durch in die west-/südwestliche Höhenströmung eingelagerte Kurzwellentröge
- am Rande eines Troges nordwestlich der Britischen Inseln - etwas gedämpft. Ein
erster erreicht den Südwesten und Süden bereits in der Nacht zum Freitag, sodass
dort erste Schauer und Gewitter möglich sind. Ein Zweiter schwenkt dann im Laufe
des Freitags von Westen zu uns herein. Mit Letzterem verbunden ist eine
Tiefdruckrinne, die über die Nordhälfte Deutschlands ostwärts zieht. Die
Wetteraktivität im Bereich der Rinne hält sich allerdings in Grenzen,
wahrscheinlich sind die Hebungsantriebe nicht ausreichend bzw. die Luft dort zu
trocken. Im Südwesten und Süden, wo die Luft deutlich feuchter ist (PPW bis 41
mm), muss hingegen auch tagsüber mit weiteren Schauern und lokal kräftigen
Gewittern gerechnet werden.

Am Samstag wandert der Höhenrücken weiter ostwärts, sodass dessen Achse vom
östlichen Alpenraum über das östliche Mitteleuropa verläuft. Rückseitig des
Höhenrückens liegt Deutschland im Bereich einer relativ glatten südwestlichen
Höhenströmung. Rückseitig der ostwärts abgezogenen Tiefdruckrinne setzt sich
wieder schwacher Hochdruckeinfluss durch. Die warme bis sehr warme Luftmasse
bleibt uns weiterhin erhalten. Dabei können sich einzelne Schauer und
Wärmegewitter entwickeln.

Die erweiterte Mittelfrist gestaltet sich aus heutiger Sicht wieder deutlich
wechselhafter, da Deutschland wieder zunehmend in den Einflussbereich eines
Höhentroges gelangt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann als sehr gut bezeichnet werden.
Signifikante Unterschiede sind nicht zu erkennen, so dass das gestrige
Vorhersagekonzept weitgehend beibehalten werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die Modelle ICON, GFS und IFS eine sehr
große Übereinstimmung. Ab der Nacht zum Freitag weicht insbesondere GFS von den
anderen beiden Modellen ab. Dabei liegen die Unterschiede vor allem in Bezug auf
die Passage der Tiefdruckrinne. Diese erfolgt bei GFS bereits in der Nacht zum
Freitag und damit deutlich rascher. Dabei ist auch die Niederschlagstätigkeit im
Bereich der Rinne höher als bei ICON und IFS. ICON stellt die langsamste Lösung
bezüglich der Passage der Tiefdruckrinne dar und erfolgt erst in der Nacht zum
Samstag und am Samstag. Die Wetteraktivität bleibt aber ähnlich gering wie bei
IFS.
Auch im weiteren Verlauf der Mittelfrist bleiben die Phasenunterschiede
erhalten. Während bei ICON und IFS nach Abzug der Rinne nochmals schwacher
Hochdruckeinfluss wirksam wird, lässt GFS bereits am Samstag den nächsten Trog
übergreifen. Dies erfolgt bei IFS erst zu Beginn der neuen Woche.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach besitzt sowohl für die Temperatur in 850 hPa als
auch für das Geopotential 500 hPa bis Freitag einen geringen Spread. Dabei
zeigen beide Paramater einen kontinuierlichen Anstieg. Insofern kann die
Vorhersage bis dahin als sicher bezeichnet werden.
Nachfolgend nimmt der Spread etwas zu. Dabei gibt es aber nur wenige Member, die
einen Rückgang der Temperatur bei gleichzeitig deutlich abnehmendem Geopotential
zeigen, was der GFS Lösung entsprechen würde. Die Mehrheit der Member lässt das
Geopotential nur langsam absinken, sodass der Trog wie beschrieben erst in der
erweiterten Mittelfrist übergreift. Vorderseitig des Troges steigt die
Temperatur auf Basis der meisten Member sogar noch etwas weiter an, sodass
zumindest im Rhein-Main-Gebiet sowie entlang des Oberrheins Anfang der Woche 30
Grad oder leicht darüber zu erwarten sind. Wieder vermehrt auftretende
Niederschlagssignale sprechen zudem für einen wieder eher wechselhaften
Wettercharakter, wobei noch fraglich ist, wie weit die Niederschläge Richtung
Mitte bzw. Süden ausgreifen.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 drei Cluster,
wobei sich keine signifikanten Änderungen zum beschriebenen Ablauf ergeben. Für
den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag gibt es fünf Cluster. Dabei befinden
sich die meisten Member (17) in Cluster 1, in dem sich auch Haupt- und
Kontrolllauf befinden. Weitere drei Cluster zeigen einen ähnlichen Ablauf,
Cluster drei (10 Member) lässt den Höhenrücken sogar noch langsamer ostwärts
wandern. Einzig Cluster zwei (immerhin 11 Member) ähnelt der GFS Lösung. In der
erweiterten Mittelfrist sprechen vier von fünf Clustern dafür, dass uns ein
erneut wechselhafter Wettercharakter ereilt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag entwickeln sich im Norden und in der Mitte einzelne Gewitter, teils
in Verbindung mit markantem Starkregen um 20 l/qm innerhalb einer Stunde,
kleinkörnigem Hagel und Böen Bft 7 bis 8.

Am Mittwoch besteht nur noch im äußersten Nordosten und äußersten Osten eine
geringe Wahrscheinlichkeit für Gewitter mit markantem Starkregen. Sonst gibt es
keine Wettergefahren.

Auch am Donnerstag sind keine Wettergefahren zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag und am Freitag treten im Südwesten und Süden einzelne,
teils kräftige Gewitter auf, insbesondere aufgrund von Starkregen und Hagel.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger