DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-08-2016 21:00
SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.08.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts und am Donnerstag an den Alpen kräftige Gewitter möglich. Ansonsten keine
markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der "warmen" Seite, also am Südrand
der nur leicht mäandrierenden, im Großen und Ganzen aber zonal orientierten
Frontalzone. Darin eigebettet, greift im Laufe der Nacht ein flacher und mit
seiner Trogachse in 300 hPa noch am schärfsten ausgeprägter Kurzwellentrog unter
weiterem Amplitudenverlust von Westen her auf den Westen und Süden des
Vorhersagebereichs über und kommt in etwa bis zu den mittleren Landesteilen
voran.
Im Bodenfeld verlagert sich eine mit dem Trog korrespondierende nur sehr flach
ausgeprägte Tiefdruckrinne im Laufe der Nacht über Deutschland hinweg
südostwärts und erreicht in der Früh in etwa eine Linie Schwarzwald -
Odermündung. Sie erweist sich zunächst nur als wenig wetteraktiv und macht sich
maximal in Form lockerer Wolkenfelder bemerkbar. Allerdings lassen die schwachen
präfrontalen Hebungsprozesse die Gewittertätigkeit innerhalb der an den Alpen
und im angrenzenden Alpenvorland noch immer vorhandenen potenziell instabilen
Luftmasse aktuell etwas aufleben. Auch in der Nacht ist dort mit weiteren
Schauern und Gewittern zu rechnen. Die PPW-Werte steigen auf etwa 26 bis 30 mm,
hinzu kommen nur marginale Scherung und schwache Oberwinde, so dass die Gewitter
lokal eng begrenzt aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit von Starkregen -
anfangs vielleicht auch noch von kleinkörnigem Hagel - begleitet werden können.
Auch ohne elektrische Entladungen kann es innerhalb nur langsam ziehender
"Schauerteppiche" ganz vereinzelt Starkregen (ein- oder sechsstündig) geben.
Modellseitig tauchen allerdings kaum Hinweise darauf auf. COSMO_DE-EPS von 12
UTC zeigt lediglich im schwäbischen Alpenvorland und östlich von München geringe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 20 mm in sechs Stunden.
Im übrigen Land verläuft die Nacht warntechnisch ruhig. Auf die Nordsee greift
ebenfalls ein kurzwelliger Troganteil über, daran gekoppelt ist die Kaltfront
eines über das Nordmeer zur Barentssee ziehenden Tiefs, die in den Frühstunden
die Nordseeküste erreicht. Vor allem ausgangs der Nacht kann es dabei im
Nordseeumfeld einzelne kurze Schauer geben, Gewitter sind wohl eher
unwahrscheinlich.
Ansonsten bleibt es teilweise gering bewölkt oder klar, vereinzelte Nebelfelder
sollten die Ausnahme bleiben.

Donnerstag ... verlagert sich der Kurzwellentrog über Süddeutschland hinweg
weiter ostwärts, der Trog über der Nordsee kommt unter zunehmender
Deamplifizierung zur südlichen Ostsee voran. Dahinter stellt sich eine recht
glatt konturierte westliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ein.
Im Bodenfeld kommt es im Bereich des nur langsam über Süddeutschland
hinwegschwenkenden Troges an den Alpen und im südlichen Alpenvorland im
Tagesverlauf zu weiteren Schauern und Gewittern, die sich vorübergehend auch
noch etwas weiter nach Norden, bis etwa zur Donau ausweiten. Bei PPW-Werten um
30 mm und einer ML-Cape von 200 bis 500 J/kg (ICON-EU sogar bis nahe 800 J/kg)
können dabei lokal eng begrenzt nach wie vor Starkregen und kleinkörniger Hagel
auftreten. Von Westen her lässt die Gewittertätigkeit aber allmählich nach.
Die Kaltfront des Tiefs über der Barentssee kommt in etwa bis in die mittleren
Landesteile voran, schwächt sich aber weiter ab, da sich von Westen her der Keil
des Azorenhochs allmählich bis nach Mitteleuropa ausweitet. Somit erweist sie
sich weiterhin als nur wenig wetteraktiv, nur vereinzelt reicht es für kurze
Schauer im Nordwesten und eventuell auch im präfrontalen Bereich über den
Mittelgebirgen. Nach wie vor simulieren GFS und ECMWF etwas verbreiteter
Niederschläge als ICON-Nest und COSMO-EU. Gewitter erscheinen aus aktueller
Modellsicht eher unwahrscheinlich, da die Labilität nicht hochreichend genug ist
(Deckel bereits ab 700 hPa). Auch modellseitig werden keine Hinweise auf
Gewitter gegeben.
Mit Ausnahme der dichteren Wolken im Nordwesten und Norden sowie südlich der
Donau steht ansonsten ein freundlicher Tag ins Haus. Die Höchsttemperaturen
erreichen bei Temperaturen in 850 hPa zwischen 8 Grad im Norden und 14 Grad im
Süden Werte zwischen 20 und 25 Grad in der Nordhälfte und 24 bis 29 Grad im
Süden.

In der Nacht zum Freitag schwenkt ein flacher Höhenrücken von Westen her nach
Deutschland und sorgt für Wetterberuhigung. Auch im Bodenfeld verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss vorübergehend noch etwas, insgesamt bleibt das Druckfeld aber
sehr gradientschwach.
Somit lösen sich die letzten Schauer und Gewitter im Südosten rasch auf. Über
dem Norden und Nordosten bleibt es gebietsweise bewölkt, sonst klart der Himmel
vielerorts auf. Die Nebelwahrscheinlichkeit steigt gegenüber den Vortagen etwas
an.

Freitag ... schwenkt der Höhenrücken über Deutschland hinweg ostwärts, gefolgt
von einem weiteren Kurzwellentrog, der über die Britischen Inseln hinweg bis zum
Abend zur Nordsee zieht. Die PVA- induzierten trogvorderseitigen Hebungsvorgänge
- unterstützt auch durch WLA - laufen aber eher nördlich des Vorhersagegebietes
ab und tangieren es nur am Rande.
Im Bodenfeld schwächt sich die ohnehin nur flache Hochdruckbrücke weiter ab,
bestimmt aber noch in weiten Teilen des Vorhersagegebietes das Wetter.
Ausgenommen davon bleibt der Nordwesten und äußerste Norden, auf den die
Warmfront eines Tiefs südlich von Island übergreift. Diese macht sich aber
hauptsächlich in Form dichterer Wolkenfelder bemerkbar und sorgt für einen eher
trüben Wettercharakter, leichte Niederschläge werden nur im Nordseeumfeld
simuliert. Lediglich ICON-Nest lässt die Regenfälle auch ins Emsland ausgreifen
(allerdings meist weniger als 1 mm) und hat in Nordfriesland Mengen bis zu 5 mm
in 12 Stunden auf der Karte+.
Ein leichtes Schauer- und Gewitterrisiko besteht auch noch am unmittelbaren
Alpenrand, wo die instabile Luftmasse nicht verdrängt werden konnte. Die Modelle
simulieren die vereinzelten Gewitter zwar eher im inneralpinen Bereich, dennoch
kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es auch am bayerischen Alpenrand mal
kurz für ein paar Entladungen reicht.
Ansonsten steht aber ein freundlicher Tag ins Haus mit viel Sonne in der Mitte
und im Süden des Landes. Die Temperaturen ändern sich gegenüber dem Vortag nur
wenig.

In der Nacht zum Samstag zieht der Kurzwellentrog über Deutschland hinweg rasch
ostwärts und erreicht in der Früh die polnische Grenze. Nach wie vor ist er vor
allem nach Süden zu nur sehr flach konturiert, nennenswerte trogvorderseitige
Hebungsprozesse spielen sich eher nördlich des Vorhersagegebietes ab und
tangieren nur den Norden des Landes.
Die Kaltfront des korrespondierenden, nach Mittelnorwegen ziehenden Bodentiefs
erreicht ausgangs der Nacht den Nordwesten Deutschlands. Nach wie vor werden
leichte Niederschläge nur im äußersten Norden /Schleswig-Holstein, eventuell
noch nördliches Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern) simuliert, lediglich
ICON-EU und ECMWF (von 00 UTC) lassen diese weiter nach Süden, bis etwa zu einer
Linie Eifel - Oderbruch ausweiten, allerdings nur mit geringen Intensitäten (0
bis 2 mm in 12 Stunden).
Der Wind frischt mit der leichten Gradientverschärfung über dem Norden aus West
bis Südwest auf, für warnrelevante Böen (Bft. 7) dürfte es aber, wenn überhaupt,
höchstens in Nordfriesland reichen.
Die Mitte und der Süden des Landes bleiben von diesen Vorgängen weitgehend
unbeeinflusst, lediglich die Wolkenfelder greifen weiter nach Süden, also auch
auf die mittleren Landesteile über. Nach Süden zu bleibt es oft wolkenlos, wobei
sich stellenweise Nebel bilden kann.

Samstag ... schwenkt von Westen her erneut ein flacher Höhenrücken nach
Deutschland und befindet sich am Abend bereits über der Osthälfte des
Vorhersagegebietes. Die Westhälfte gerät dabei zunehmend auf die Vorderseite
eines markanten Höhentroges über dem nahen Ostatlantik, der am Abend die irische
Küste erreicht.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront des zur mittleren Ostsee ziehenden Tiefs nach
COSMO_EU kaum mehr nach Süden voran, wird in etwa über der Norddeutschen
Tiefebene quasistationär und erweist sich im Einflussbereich des Höhenrückens
als wenig wetterwirksam. Die an ihr simulierten geringen Niederschläge im Norden
des Landes beschränken sich weitgehend auf die erste Tageshälfte, GFS von 12 UTC
hat dagegen auch am Nachmittag im nördlichen Mittelgebirgsraum etwa 1 bis 5 mm
auf der Karte. Sie fallen meist in Form vereinzelter leichter Schauer, lediglich
GFS zeigt auch einzelne Gewitter. ICON-EU lässt die Kaltfront bis etwa in die
mittleren Landesteile vorankommen und simuliert selbst in der Pfalz und entlang
des Mains am Vormittag noch leichte Niederschläge.
Der Wind frischt vor allem mit Frontdurchgang etwas auf, warnrelevante Böen sind
aber voraussichtlich kaum zu erwarten.
Der Süden und, außer ICON_EU, nach fast allen vorliegenden Modellen auch die
Mitte Deutschlands verbleiben im Einflussbereich des sich weiter abschwächenden
Bodenhochkeils. Während es in der Nordhälfte überwiegend bewölkt bleibt, scheint
dort häufig die Sonne. Die Temperaturen steigen im Norden auf 20 bis 24 Grad,
sonst auf 24 bis 28 Grad, im südlichen Oberrheingraben bis auf nahe 30 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren eine der deutschen Modelle sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Prognose- und vor allem warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen. Ausnahme ist die Kaltfront in der Nacht zum und am Samstag, die
ICON-EU weiter nach Süden vorankommen lässt als die meisten anderen Modelle.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff