DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-06-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.06.2021 um 10.30 UTC



Anfangs etwas kühler, im Süden noch kräftige Gewitter, im Norden ruhiges Wetter.

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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 27.06.2021


Am Mittwoch, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums hat ein
Langwellentrog, dessen Achse sich ausgehend von einem Höhentief über die
Île-de-France in Richtung Iberische Halbinsel erstreckt, den Westteil
Deutschlands erfasst. Der Trog bleibt im Tagesverlauf weitgehend stationär
liegen und schwächt sich dabei ab. Im Süden hält sich vorderseitig der Kaltfront
eines Tiefs über Finnland noch die potentiell instabile Luft. Daher gibt es in
Süddeutschland weiterhin kräftige, von Schauern und Gewitter durchsetzte
Niederschläge. Nach Norden zu setzt sich am Boden ein Keil des Azorenhochs durch
und es bleibt meist trocken. Weiterhin hat sich im Norden schon die frischere
Meeresluft (T850 5 bis 7 Grad) durchgesetzt, sodass im Nordwesten kaum 20 Grad
erreicht werden.

Am Donnerstag kommt es im Südteil des Troges über Südfrankreich eine Abschnürung
wobei ein Höhentief über Südwestfrankreich entsteht. Stromabwärts zeigt die
Trogkonfiguration vor allem über dem Südosten einen Randtrog. Die potentiell
instabilen Luftmassen im Süden und Südosten werden nicht von der Kaltfront
ausgeräumt und so muss auch am Donnerstag im äußersten Osten und Südosten mit
kräftigen Schauern und Gewittern gerechnet werden. Im Rest des Landes bleibt es
trocken und teilweise auch recht freundlich.

Am Freitag kommt es zu kräftiger KLA in die Rückseite des Troges und daher
verstärkt der Trog sich von Norden her. Das Cut-Off über Frankreich wird wieder
eingefangen und löst sich auf. Die Achse des Troges liegt am Tagesende ausgehend
von einem Höhentief in der Nähe des Skageraks über dem Westen und der Mitte von
Deutschland. Im Südosten ist die potentiell instabile Luftmasse noch nicht
gänzlich ausgeräumt und daher kann es vor allem in Südostbayern weitere Schauer
und Gewitter geben. Im Rest des Landes sorgt der schwache Keil des Azorenhochs
für ruhiges und heiteres Wetter und es bleibt trocken.

Am Samstag wandert das Höhentief vom Skagerrak über die Deutsche Bucht bis nach
Nordfrankreich. Am Boden erreicht die Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien
den Westen. Sein Niederschlagsgebiet erfasst damit den Westen und die Mitte. Im
Osten ist es dagegen noch heiter und teilweise auch sonnig und die Temperaturen
erreichen wieder Werte über 25 Grad.

Am Sonntag wandert das Höhentief bis zum Löwengolf und der ganze südliche
Bereich des Trogs schnürt sich über der westlichen Ostsee ab. Das entstandene
Cut-Off Tief wandert östlich Richtung Italien. Das sorgt im Süden für recht
unbeständiges Wetter und erneut können sich Schauer und Gewitter bilden. Im
Norden setzt sich dagegen ein Keil des Atlantischen Bodenhochs durch und mit der
östlichen Höhenströmung auf der Nordseite des Höhentiefs wird trockene und
wieder wärmere Festlandsluft in den Norden geführt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag übernächster Woche verlagert sich das
Höhentief unter Abschwächung von Norditalien über Tschechien nach Westpolen.
Korrespondierend dazu bildet sich über dem Balkan ein Bodentief, das auf einer
Vb-artigen Zugbahn in Richtung Ostsee zieht. Daher ist es vor allem im Südosten
und später im Osten mit sehr unbeständigem Wetter zu rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs im Vergleich zu den Vorläufen kann bis
Donnerstag als gut bezeichnet werden. Die am Freitag erfolgte Regenerierung des
Troges erfolgt aber bei den Vorläufen deutlich weiter im Westen. Auch in der
Folgezeit wandert das Höhentief im aktuellen Lauf deutlich weiter westlich in
Richtung Süden. Daher prognostizieren die Vorläufe am Freitag bei uns eine
antizyklonale Lösung, während wir nach dem neuen Lauf unter einem Trog liegen.
Die Diskrepanz zwischen den Läufen setzt sich auch in der erweiterten
Mittelfrist fort.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die im Konsistenzvergleich geschilderten Unterschiede finden sich auch bei dem
Modellvergleich mit GFS und ICON. Die Lösungen beider Modelle ähneln eher den
IFS-Vorläufen. Von daher gibt es gegen Ende der Woche zunehmende Unschärfen bei
der Vorsage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Mittwoch und Donnerstag nur einen Cluster. Der
nächste Zeitraum von Freitag bis Sonntag weist 5 Cluster auf, wobei der aktuelle
Lauf dem Cluster 1 zugeordnet wird. Alle Cluster werden dem klimatologischen
Regime "Blocking" zugeordnet. Auch zeigen alle Cluster bei uns Troglage, die
allerdings sehr unterschiedlich konturiert ist.

Die Rauchfahnen zeigen einen langsamen Rückgang der Temperatur. Der
IFS-Hauptlauf zeigt am Samstag den niedrigsten Wert, ist damit deutlich kühler
als der Median des Ensembles. Ab Samstag steigt das Temperaturniveau wieder
langsam an, bleibt aber unter 10 Grad.
Die Niederschlagsprognosen zeigen ein typisch konvektiv geprägtes Bild mit recht
hohen Niederschlagssummen von einzelnen Members. Die Niederschlagsprognosen von
IFS für Samstag befinden sich allerdings auf einem unrealistisch hohen Niveau.
Die Tageshöchsttemperaturen für einen Standort in der Mitte von Deutschland
liegen von Mittwoch bis Samstag mit dem Median unter der Kurve des Modellklimas
und steigt erst danach wieder darüber.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI)zeigt Mittwoch und Donnerstag kleinräumige
Signale für kräftigen Niederschlag. Ansonsten gibt es keine Signale für
signifikante Ereignisse.
Das Gewitterpotential ist vor allem am Mittwoch und Donnerstag im Süden und
Südosten hoch. Dabei steht vor allem der Niederschlag im Fokus, Wind und Hagel
sollten dabei keine Rolle spielen. Auch am Freitag besteht noch im äußersten
Südosten ein gewisses Gewitterrisiko und am Sonntag steigt die
Gewitterwahrscheinlichkeit im äußersten Süden wieder an.


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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich