DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-04-2021 07:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HNa
Trockenheit und Nachtfröste setzen sich fort. Keine signifikanten Wettergefahren
in Sicht.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... steht weiterhin ein umfangreiches Trogsystem über Osteuropa einem
Höhenhoch zwischen Island und den Britischen Inseln entgegen. In Kombination mit
dem Höhentief vor der Iberischen Halbinsel ergibt sich eine leicht geneigte
Omegaform, die sich als recht stabil erwiesen hat und sich auch in der Folge
nicht durchgreifend ändern wird.

Deutschland liegt in einer nordwestlichen Höhenströmung, mit der weiterhin
verhältnismäßig kühle Luftmassen in große Landesteile geführt werden, die ihren
Ursprung in polaren Breiten (Grönland) haben. Dies zeigt sich insbesondere vom
Norden bis zur Mitte, wo die Höchstwerte oft nur im unteren zweistelligen
Bereich erwartet werden. Deutlich frühlingshafter schaut es dann schon im Süden
und Südwesten aus, wo immerhin 15 bis 19 Grad zu erwarten sind. Dies liegt
vornehmlich daran, dass Hochdruckeinfluss für viel Sonnenschein sorgt und zum
anderen die 850 hPa Temperatur bei nahe +5 Grad vorhergesagt wird.

Ganz anders im Nordosten. Dort schlägt die -5 Grad Isotherme in 850 hPa zu Buche
(Rügen: -7 Grad). Gleichzeitig zieht ein schwacher Kurzwellentrog südwärts, mit
dem auch Höhenkaltluft verbunden ist. So schrammt die -30 Grad Isotherme in 500
hPa im äußersten Osten vorbei. Die Wetterwirksamkeit hält sich allerding arg in
Grenzen. Derzeit lässt sich ein recht kompakten Wolkenfeld über dem Osten
erkennen, dass sich am Unterrand einer bei 750 hPa liegenden Inversion
ausgebildet hat (siehe z.B. Greifswaldsounding von 00 UTC). Im Tagesverlauf
sorgen leichte Hebungsprozesse für ein Anheben und Aufweichen dieser Inversion.
Damit können sich in Folge der steilen Temperaturabnahme im mittleren
Troposphärenbereich einige, wenn auch nur schwache Schauer ausbilden. Dies
betreffen zunächst auch noch Brandenburg und ziehen sich in weiterer Folge am
Nachmittag (mit dem KW-Trog), nach Sachsen und zum Erzgebirge zurück. Wie
gesagt, nennenswert sind die zu erwartenden Niederschlagsmengen eh nicht. Aber
zumindest sorgt diese Entwicklung für einen eher grauen Sonntag vom Erzgebirge
bis nach Berlin.

Ein zweites kompaktes Wolkenfeld erstreckt sich derzeit vom Emsland bis zum
Nordrand der westlichen Mittelgebirge. Dieses Wolkenfeld ist nochmal deutlich
niedriger in der Troposphäre angesiedelt. So zeigen die Soundings eine kräftige
Inversion bei etwa 900 hPa, mit darüber anschließender deutlicher Abtrocknung.
Diese damit verbundene tiefe Stratusbewölkung beschäftigt die Gebiete im Westen
und Nordwesten vor allem in der ersten Tageshälfte. Im weiteren Verlauf sinkt
die Inversion ab und die Luftmassen trocknet auch weiter aus. In der Folge
sollte die Bewölkung von Norden her zunehmend löchrig werden. Am längten dürfte
sie sich noch vom Nordrand des Sauer- und Siegerlandeses bis ins südliche
Emsland halten.

Warnung sind allgemein nicht zu erwarten. Das ICON-D2 EPS zeigt zwar immerhin im
Nordosten erhöhte Wahrscheinlichkeiten für tagesgangbedingte Bft7 Böen. Mit
Blick auf andere Modelle und Ensembleverfahren scheint dies aber etwas zu hoch
gegriffen. Und selbst wenn es irgendwo mal für eine Windböe reicht, rechtfertigt
das noch keine flächige Windwarnung.

In der Nacht auf Montag schläft der Wind wieder ein, die Schauer im
Erzgebirgstau lassen rasch nach und die Wolkendecke kann verbreitet aufklaren.
Entsprechend kalt sind die zu erwartenden Tiefstwerte in weiten Teilen des
Landes. Vom Frost ausgenommen sind wohl vornehmlich die west- und süddeutschen
Flussniederungen und Ballungsräume. Auch direkt an der See bleibt es frostfrei.
Sonst muss aber mit Tiefstwerten zwischen 0 und -5 Grad gerechnet werden, wobei
es in den östlichen Landesteilen am kältesten wird. Zwar zeigt das MOS auch
mäßige Fröste bis -6 Grad an. Angesichts der Erfahrung aus den letzten Wochen
und auch der vergangenen Nacht, scheint MOS immer etwas zu tief in die
Kältekiste zu greifen. Von daher empfiehlt sich die vorhergesagten Werte von
ICON-EU zu verwenden, die nicht ganz so tief gehen. Zumindest am Boden dürfte es
aber vornehmlich im Osten und Norden für mäßigen Frost reichen, in der Spitze
bis etwa -8 Grad.

Wenn er überhaupt auftritt, dann kann sich warnwürdiger bei wenig Wind und etwas
erhöhter Grenzschichtfeuchte im Nordwesten bilden. Das wird auch von WarnMos
angedeutet.

Montag... bleibt die Grundströmung ähnlich wie am Vortag. Erneut schiebt sich
ein Kurzwellentrog im Tagesverlauf von Nord nach Süd über Deutschland hinweg.
Dieser ist der Erscheinungsform auch deutlich markanter ausgeprägt, als am
Sonntag. Wer allerdings in diesem Zusammenhang mal auf etwas Niederschlag hofft,
wird erneut enttäuscht. Die Spitze des Troges ist angereichert mit Höhenkaltluft
bis -34 Grad in 500 hPa. Dieser schmale Bereich zieht bis zum Abend von MeckPomm
bis zur Lausitz. Aber was nützt die ganze Labilität, wenn es an der Zutat
Feuchte fehlt. Die Grenzschichtfeuchte ist weiter sehr gering mit Werten der
spezifischen Feuchte von nur 2 bis 3 g/kg und die ppw-Werte mit bis zu 8 mm sind
ebenso unter ferner liefen.
Sicherlich wird es von MeckPomm bis nach Brandenburg und Berlin mal für einen
Schauer reichen. Wenn damit an einer Station tatsächlich mal 1 l/qm
zusammenkommen sollte, dann wäre das schon viel

Der Wind frischt im Tagesverlauf wieder böig auf, mit warnwürdigen
Windgeschwindigkeiten ist aber weiterhin nicht zu rechnen. Mit dem erneuten
Trog- und Kaltluftvorstoß erreichen die Maxima im Nordosten kaum die 10
Grad-Marke. Frühlingshaft mit ganztags blauem Himmel wird es im Südwesten bei
bis zu 19 Grad entlang des Oberrheins.

Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass die Bise am Bodensee etwas in Gang kommt.
Voraussichtlich bleibt der Wind aber unter den Warnschwellen.

Viel mehr lässt sich zum ersten Tag der letzten Aprilwoche nicht sagen.

In der Nacht auf Dienstag muss wieder häufig mit Nachtfrost gerechnet werden.
Ausgenommen davon sind die Küstenanrainer und die komplette Rheinschiene, sowie
ein paar andere bevorzugte Ballungsregionen im Süden und Westen. Als tiefster
Wert sollte abgesehen von ein paar Mittelgebirgskältelöchern wieder die -5 Grad
angepeilt werden, mit entsprechend mäßigen Frösten am Boden, vornehmlich in den
östlichen Landesteilen.

Dienstag... baut sich die Grundströmung etwas um. Grund dafür ist ein kleines
Höhentief, dass an den Vortagen von Island südwärts bis zu den Britischen Inseln
gezogen ist. Dieses hat sich mittlerweile zwar deutlich abgeschwächt, sorgt in
der Konsequenz aber dafür, dass sich der Trog deutlich nach Westen ausgeweitet
hat. In der Folge kommt die Höhenströmung stärker auf westlicher Richtung. Damit
kommen zumindest in den Nordosten etwas milder Luftmassen voran. So wurde die -5
Grad Isotherme ostwärts abgedrängt. Als Konsequenz werden abgesehen von den
Regionen mit auflandigem Wind auch im Norden und Nordosten wieder klar
zweistellige Höchstwerte erwartet. Am wärmsten wird es mit bis zu 18 Grad erneut
im Südwesten. Damit gleichen sich die Temperaturgegensätze über Deutschland
stärker an.

Davon abgesehen ist nicht viel Wetter zu erwarten. Mit etwas WLA sind im
Tagesverlauf etwas dichtere Wolkenfelder in den Westen und Nordwesten unterwegs.
Diese sind allerdings eher in höheren Schichten (bis 500 hPa hinab) angesiedelt
und sorgen kaum für eine Trübung des freundlichen Wettercharakters.

Ganz im Süden kann sich infolge der Ausrichtung der Grundströmung etwas feuchter
Luft über den Alpenhauptkamm nach Norden schieben. In der Folge können sich bis
ins Voralpenland ausgreifend einige Quellwolken bilden. Vielleicht reicht es
auch für den ein oder anderen Schauer direkt an den Alpen. Größere Mengen sind
allerdings nicht zu erwarten.

Der Wind frischt im südostdeutschen Bergland etwas stärker auf. Windböen bleiben
aber auf die Höhenlagen beschränkt.

Da die Kurzfrist damit mit Blick auf Deutschland weitgehend trocken bleibt,
verschärft sich die Trockenheit in einigen Regionen weiter. Und der am Tage
immer wieder leicht böig auffrischende Wind tut sein Übriges dazu. Weiter keine
guten Nachrichten für die Landwirtschaft und die Gartenfreunde, die ja in
einigen Regionen auch noch mit den Nachtfrösten zu kämpfen haben

In der Nacht auf Mittwoch nimmt immerhin die Frostgefahr etwas ab. In den
zentralen und östlichen Landesteilen gibt es Luftfrost nur noch vereinzelt. Für
Frost in Bodennähe dürfte es aber oftmals weiter reichen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind in der Kurzfrist weitgehend einig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer