DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-02-2021 19:01
SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts und morgen Vormittag im östlichen Mittelgebirgsraum und im Norden Bayerns
teils unwetterartiger Schneefall, von Brandenburg bis nach Nord-NRW und bis zum
südlichen Emsland mäßiger Schneefall, teils mit Verwehungen. Im Osten und Norden
strenger Frost. An der See Böen Bft 8 bis 9. Abends und Nachts vereinzelt
markante Glätte durch Überfrieren.

Am Dienstag und Mittwoch gebietsweise meist nur leichte Schneefälle, an der
Ostsee vereinzelt auch markante Schneefälle.
Außer ganz im Süden tagsüber leichter bis mäßiger, nachts örtlich strenger oder
sehr strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt im Einflussbereich eines Troges, in dessen Zentrum
sich ein kleines Höhentief befindet und das von Belgien nur sehr langsam
ostwärts zieht. Auf der Trogvorderseite kommt im Südosten und Osten
vorübergehend WLA auf und in Verbindung mit der Troghebung ergibt sich ein
kräftiges Niederschlagsgebiet, das von Bayern und Württemberg nach Thüringen und
Sachsen und später nach Brandenburg geführt wird. Das zugehörige Wellentief
erkennt man vor allem in 850 hPa. Es zieht über Südostbayern bis 06 UTC zum
Dreiländereck Tschechien/Sachsen/Polen. In dem geschilderten Bereich gibt es im
Laufe der Nacht Niederschläge, die meist in Schnee übergehen. Die simulierten
Niederschlagsmengen belaufen sich auf 7 bis 15 mm, örtlich auch auf gut 20 mm
(Maximum in Nordbayern an der Grenze zu Thüringen) innerhalb von 12 Stunden.
Nach Süden ist längere Zeit die Regenphase dabei, während in Nordbayern und
weiter nördlich fast alles als Schnee runterkommt. Entsprechend wurde für den
Norden Frankens, für weite Teile Thüringens, für Osthessen und für den Westen
Sachsens erneut eine Unwetterwarnung herausgegeben. An den Rändern reicht es
immer noch für die markante Schneemenge. Das ´alte´ Schneefallgebiet hält sich
anfangs noch von Brandenburg bis zur Ems und sorgt noch für 1 bis 6 cm
Neuschnee, wobei aber noch 6er bis 7er Böen, in der 2. Nachthälfte dann meist
nur noch 5er Böen auftreten, was weiter für Schneeverwehungen führt (Warnung
markant). In den übrigen Gebieten der Mittelgebirge fallen meist 1 bis 7 cm
Neuschnee während der Nacht, nur im Südwesten ist es für Schnee in tiefen Lagen
zu mild. Die Tiefstwerte liegen im Norden und Osten bei -4 bis -9 Grad, örtlich
auch knapp unter -10 Grad im strengen Frostbereich. In einem Streifen von
Südostbayern bis nach Rheinland-Pfalz gibt es Frost zwischen 0 und -3 Grad, im
Bergland um -5 Grad und im Südwesten ist es bei 1 bis 4 Grad frostfrei.
Der Wind weht im Küstenbereich weiter meist mit stürmischen Böen und einzelnen
Sturmböen aus Ost. Im Binnenland sind meist nur noch 6er und 7er Böen möglich.
Das reicht aber in den in der Nordhälfte sowie in der Lausitz weiter für
Schneeverwehungen.

Montag ... zieht das Höhentief langsam zum Rheinknie und sein Randtrog schwenkt
zum nordöstlichen Deutschland. Das übrige Deutschland liegt in der meist
zyklonalen Randstruktur des Höhentiefs. So werden erneut die höchsten
Schneemengen in einem Streifen von Sachsen und Brandenburg bis nach NRW und bis
in südliche Emsland simuliert mit 12stg. Neuschneemengen zwischen 2 und 9 cm. In
Staulagen des Harzes können durchaus gut 10 cm fallen. Legt man zu Grunde, dass
der Faktor von Niederschlagsmenge und Neuschnee bei trockenem Schnee ´locker´ 15
beträgt, kommt man eher in den Bereich 4 bis 15 cm, was morgen am Tage
runterkommt. Im Südwesten gibt es örtlich ebenfalls Niederschlag, wobei mehr und
mehr Schnee erwartet wird. Die Mengen sind hier uneinheitlich, meist aber nur
bei 1 bis 6 mm, im Schwarzwald bis 10 mm (bzw. Zentimeter in Form von Schnee).
Ganz im Norden ist es teils trocken, ehe direkt an der Küste und im nördlichen
Schleswig-Holstein einzelne Schneeschauer runterkommen. Örtlich sind hier 1 bis
5 cm, lokal bis 10 cm möglich. Der Wind bleibt an der Küste stark mit
stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen. Weiter landeinwärts gibt es noch
steife Windböen. Das reicht eventuell im nördlichen Schleswig-Holstein für
weitere Schneeverwehungen. Im Norddeutschen Tiefland und im Osten sind meist 5er
und 6er Böen und Richtung Küste auch 7er Böen zu erwarten. Damit sind weitere
Verwehungen dort möglich. In den tiefen Lagen des Mittelgebirgsraumes dürfte der
Wind für Verwehungen zu schwach sein. Die Höchstwerte liegen in den neuen
Bundesländern und im Norden bei -4 bis -10 Grad, im Küstenbereich bei 0 bis
-3 Grad. Im äußersten Südwesten und Süden werden 1 bis 5 Grad erreicht.

In der Nacht zieht das Höhentief zur Lausitz Deutschland verbleibt aber noch in
seinem zyklonalen Umfeld. Über der Nordhälfte schwächt sich der Nordostwind
weiter ab, nur ganz im Norden bleibt uns im Übergangsbereich zu dem Hoch noch
ein starker Gradient erhalten. Somit kommt es an den Küsten noch zu stürmischen
Böen, an der Ostsee anfangs zu Sturmböen. Im Binnenland sind dann keine
Windwarnungen mehr erforderlich. Sehr schwach ist der Gradient weiterhin im
Süden. Dort setzt sich deswegen auch die Kaltluft nicht so stark durch und es
gibt in der Nacht nur leichten Frost, ebenso wie auf den Nordseeinseln.
Ansonsten ist verbreitet mit mäßigem bis strengem Frost zu rechnen, in der
nördlichen Mitte, wo die Advektion der Kaltluft am stärksten erfolgt ist und
dann eine hohe Schneedecke muss über der dicken Schneedecke mit sehr strengem
Frost und Tiefstwerten zwischen -15 und unter -20 Grad gerechnet werden, auch
wenn dies MOS derzeit noch nicht zeigt. Allerdings bleibt es weitgehend bewölkt
und aus der Wolkendecke kann auch in vielen Landesteilen noch etwas Schnee
fallen, wohl aber nicht mehr über 5 cm. Allenfalls die wohl weiter anhaltenden
Schneeschauer von der Ostsee her könnten örtlich etwas mehr Schnee bringen (bis
10 cm, ICON-Nest).

Dienstag ... verbleibt Deutschland im Bereich der östlichen Strömung am Rande
der Hochdruckzone und nördlich einer zonalen Tiefdruckrinne über den Alpen.
Dabei ist der Gradient im Norden immer noch etwas stärker, dort weht der Wind
mäßig um Nordost und kann immer noch für leichte Schneeverwehungen sorgen An der
Ostsee muss weiterhin mit stürmischen Böen gerechnet werden, zwischen den Meeren
und an der Nordsee mit steifen Böen. Im Süden ist es dagegen schwachwindig.
Deswegen setzt sich dort auch die sehr kalte Luftmasse weiterhin nur zögernd
durch und die Temperatur steigt tagsüber teilweise über den Gefrierpunkt. In der
Mitte ist es dagegen weiterhin kalt mit mäßigem, in höheren Lagen strengem
Dauerfrost. Nennenswerte Hebungsantriebe sind nicht vorhanden, die Wolken
lockern aber kaum auf und ab und zu fällt noch geringer Schnee. An der See sorgt
das warme Wasser weiterhin für verstärkte Schaueraktivität, so dass vor allem
von der Ostsee aus Schauerstraßen ins Binnenland hereinziehen können, wo dann
auch schnell 5 bis 10 cm/12 Stunden Neuschnee zusammenkommen können.

In der Nacht zum Mittwoch sorgt ein von Frankreich heranziehendes Tief mit
seinem Ausläufer für im Südwesten aufkommende Niederschläge, die eventuell als
gefrierender Regen fallen können, sonst als Schnee. In Küstennähe bleibt es bei
den Schneeschauern. Dort hält auch der Ostwind unvermindert an. Ansonsten
verläuft die Nacht relativ ruhig, wobei auch in der Mitte der Gradient wieder
zunimmt und sich damit der Wind etwas verstärkt. Verbreitet bleibt es bei Frost,
in weiten Regionen der Mitte strenger bis sehr strenger Frost.

Mittwoch ... Der mit dem Tief im Westen verbundene Höhentrog des Höhentiefs über
Dänemark tropft nach Oberitalien ab, wo es zu einer neuen Tiefentwicklung kommt,
wobei das entstehende Tief sogar einen Kerndruck von fast 990 hPa annimmt.
Es führt in der Höhe wärmere Luft vom Mittelmeer in den Südosten Deutschlands,
wo die Temperatur vorübergehend sogar auf knapp über 0 Grad in 850 hPa ansteigt,
ehe sie wieder zum Abend weit unter den Gefrierpunkt sinkt. So muss über Tag in
der Südosthälfte mit 1 bis 5 cm Neuschnee gerechnet werden. Auch im
Küstenbereich gibt es bei 850-hPa-Temperaturen von -13 bis -15 Grad vor allem an
der Ostsee weitere Schneeschauer mit ähnlichen Schneeansammlungen. Sehr lokal
sind aber durchaus wieder 5 bis 10 cm möglich. Der Nordostwind ist an der See
exponiert warnwürdig. Ansonsten weht der Nord- bis Nordostwind schwach bis
mäßig, in höheren Lagen frisch. Die Temperaturen liegen im äußersten Süden bei 0
Grad oder leicht darüber. Ansonsten gibt es bei -4 bis -10 Grad Dauerfrost. An
der See und im nördlichen Süddeutschland ist es mit -2 Grad nicht ganz so kalt.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Neuschneesummen haben sich in der Nacht und morgen Vormittag angeglichen.
Auch sonst wird das winterliche Szenario ähnlich simuliert wie bei ICON.

Die Temperaturprognosen bleiben in den kommenden Tagen eine Herausforderung, da
MOSMIX die Lage sicherlich nicht ganz korrekt erfassen kann, so dass auch der
direkte Modelloutput Hilfestellung bieten kann.

Bei dem sehr niedrigen Temperaturniveau und den entsprechenden sehr tiefen
Taupunkten treten erfahrungsgemäß auch schon Schneeverwehungen auf, wenn die
Kriterien (Bft 6) nicht ganz erreicht werden, so dass sich bei vorhandener
Schneedecke empfiehlt, die Ausgabe solcher Warnungen eher etwas großzügig zu
handhaben


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden