DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-01-2021 18:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Winterlich und nasskalt. Am Donnerstag Milderung.

SCHNEE / SCHNEEVERWEHUNGEN / am Donnerstag TAUWETTER:
Am Abend und in der Nacht zum Dienstag an den Alpen und im Schwarzwald längere
Zeit Schneefall mit 7 bis 15 cm, in den Alpen bis 20 cm Neuschnee. In der Nacht
zum Dienstag an den Alpen weitere Schneefälle. Zudem im Nordwesten aufkommender
Schneefall, in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen oberhalb 600 bis 800
m Gefahr von Verwehungen.
Dienstag abseits der Mittelgebirge nur geringe Schneefälle, im Donauraum und
südlich davon jedoch mit Verwehungen. Im Bayerischen Wald und an den Alpen 10
bis über 15 cm Neuschnee, dort unwetterartige Schneeverwehungen nicht
ausgeschlossen. Am östlichen Alpenrand kräftige Schneefälle bis weit in die
Nacht zum Mittwoch hinein andauernd.
In der Nacht zum Donnerstag im Bergland und im Südosten erneut Schneefall, in
den östlichen Mittelgebirgen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit mehr als 10 cm
Neuschnee, an den Alpen 10 bis exponiert über 25 cm Neuschnee, anfangs mit
Verwehungsgefahr. Von Westen her Schneefallgrenze rasch auf mehr als 1000 m und
am Donnerstag bis auf 1500 m ansteigend. Im Schwarzwald, im Allgäu, in den Alpen
sowie im Alpenvorland Tauwetter.

FROST/GLÄTTE:
In der Nacht zum Dienstag und bis in den Dienstagvormittag hinein im Bayerischen
Wald und Alpenrand teils strenger Frost um -10 Grad nicht ausgeschlossen.

WIND/STURM:
In der Nacht zum Dienstag exponiert im westlichen Bergland und auf Gipfeln der
zentralen Mittelgebirge stürmische Böen aus Nordwest (Bft 8).
Am Dienstag vor allem im Alpenvorland wiederholt mit stürmischen Böen (Bft 8).
Im süddeutschen Bergland Sturmböen, exponiert (vor allem Alpengipfel) schwere
Sturmböen bis Bft 10.
Am Mittwoch nur in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge sowie auf
Alpengipfeln Sturmböen Bft 8/9. In der Nacht zum Donnerstag derartige Böen nur
auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge sowie der Alpen und vielleicht noch
im Hochschwarzwald. Am Donnerstag Sturmböen Bft 8/9 auf die westlichen und
südwestdeutschen Mittelgebirge sowie den Alpenrand und das alpennahe Vorland
ausweitend, auf höheren Gipfeln schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Langwellentrog, der sich von
Ostgrönland über Südnorwegen und Mitteleuropa hinweg bis in den zentralen
Mittelmeerraum hinein erstreckt. Dieser Trog wird von einem Höhenkeil flankiert,
der sich den Britischen Inseln nähert. In der hieraus resultierenden steilen
nordwestlichen Strömung laufen Kurzwellentröge nach Südosten ab, die den
wetterbestimmenden Trog regenerieren. Einer dieser Kurzwellentröge hat eine
schwache Zyklogenese induziert. Das hierdurch entstandene Tief wird von der
mittleren Nordsee südostwärts gesteuert, greift gegen Mitternacht auf
Westfriesland über, passiert das Weser-Ems-Gebiet und ist ausgangs der Nacht
bereits über dem südlichen Niedersachsen zu finden. Vorderseitige Hebung, die
aus einem Zusammenspiel von Warmluftadvektion und schwacher positiver
Vorticityadvektion resultiert, lässt von Nordwesten her schauerartig verstärkte
Schneefälle auf Deutschland übergreifen, die sich bis Dienstagfrüh bis auf die
mittleren Gebiete und etwas über die Mainlinie hinweg südwärts ausweiten. Auch
einzelne kurze eingelagerte Gewitter können nicht ganz ausgeschlossen werden.
Die Differenz zwischen der Temperatur im 850- und 500 hPa-Niveau übersteigt 30
K, die entsprechende Labilität ist somit vorhanden. Im Nordwesten gehen diese
Niederschläge rasch in Regen über, ansonsten fällt meist Schnee. In tieferen
Lagen reicht es jedoch nur für wenige Zentimeter, oft auch nur für Schneematsch,
im Bergland sind mehr als 5, im West- und Oberharz und im Hochsauerland auch um
10 cm Schnee möglich. Zudem dauern an den Alpen die Schneefälle an, die zu
weiteren 10 bis über 20 cm Neuschnee führen können. Diese sind auf die nach wie
vor andauernde Stausituation zurückzuführen.
An der Südwestflanke des Tiefs frischt der Wind auf, im Westen kommen daher in
freien Lagen Windböen bis Bft 7 auf, in höheren Berglagen können stürmische Böen
auftreten, die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen Bft 9 und darüber ist, da dieses
Tief in Auffüllung begriffen ist, jedoch gering. In Hochlagen oberhalb von 600 m
sind Verwehungen nicht ganz auszuschließen.
Abgesehen vom Niederrhein ist flächendeckend leichter, im östlichen und
süddeutschen Bergland sowie an den Alpen mäßiger Frost zu erwarten. Verbreitet
besteht Glättegefahr durch Neuschnee, Schneematsch und in Gebieten ohne
Schneefall durch überfrorene Nässe.

Dienstag ... wird das o.g. Tief unter weiterer rascher Auffüllung südostwärts
gesteuert und wandelt sich rasch in einen Bodentrog um, der bis zum Abend
Niederösterreich und die Westbeskiden erreicht. Nachfolgend schiebt sich von
Frankreich her ein Hochkeil nach Südwestdeutschland. Mit der Verlagerung dieses
Tiefs greifen die Niederschläge, die oberhalb von 200 bis 400 m durchweg als
Schnee fallen, auf den östlichen Mittelgebirgsraum sowie auf Südostdeutschland
über. In Staulagen (Thüringer Wald, Westerz- und Fichtelgebirge, Oberpfälzer
Wald) kommen mehr als 10, am östlichen Alpenrand und im Bayerischen Wald 10 bis
über 20 cm Neuschnee zusammen. In tieferen Lagen reicht es meist nur für wenige
Zentimeter Neuschnee oder Schneematsch.
An der Südwestflanke des südostwärts ziehenden Tiefs (oder was davon
übrigbleibt) legt auch im Süden und Südosten Deutschlands der Gradient zu, wobei
der nachstoßende Bodenhochkeil gradientverstärkend wirkt. Zudem kommt im
Alpenvorland der Leitplankeneffekt zum Tragen. Hierdurch sind im Süden Wind- und
verbreitet stürmische Böen, im südlichen Alpenvorland auch einzelne Sturmböen zu
erwarten. In höheren Berglagen muss mit Sturm- und schweren Sturmböen gerechnet
werden. In Verbindung mit dem trockenen Schnee, der in diesen Gebieten fällt,
besteht Verwehungsgefahr. Im Bayerischen Wald, wo am meisten Neuschnee fällt,
können unwetterartige Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden. Abgesehen davon
sind nur im westlichen und zentralen Bergland Windböen und auf den Gipfeln
dieser Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten. Da dort kaum noch Schnee
fällt, ist die Verwehungsgefahr gering.
Auflockerungen kommen am ehesten im Nordwesten und mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch im Westen und Südwesten zustande. Ansonsten hält sich
mehrschichtige und weitgehend geschlossene Bewölkung. Die Temperatur steigt
tagsüber auf 0 bis 4, an Ems und Rhein bis 6 Grad. Oberhalb von 400 (im
Südosten) und 600 m (im Westen und im zentralen Bergland) hält sich meist
leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster ein
wenig nach Osten. In der nach wie vor bestehenden steilen nordwestlichen
Strömung läuft eine Warmfrontwelle in die Nordsee hinein. Vorderseitige kräftige
Warmluftadvektion lässt im äußersten Nordwesten und Westen erneut Niederschläge
aufkommen, die aber von geringer Intensität sind und oberhalb 400 m durchweg als
Schnee fallen. Zwar legt mit der Annäherung der Warmfront der Gradient wieder
etwas zu, aber selbst auf exponierten Gipfeln (Brocken) oder in der Nordeifel
sind warnrelevante Böen nur wenig wahrscheinlich.
Bis Mittwochfrüh lassen auch die staubedingen Schneefälle am Alpenrand
allmählich nach. Am östlichen Alpenrand können aber noch einmal um 10 cm
Neuschnee hinzukommen.
Während es im Nordwesten und am Niederrhein weitgehend frostfrei bleibt, ist
ansonsten nahezu flächendeckend leichter, im östlichen und im süddeutschen
Bergland mäßiger Frost zu erwarten. Dabei muss weiterhin mit Glätte durch
Schnee, gefrorenen Schneematsch oder überfrorene Nässe gerechnet werden.

Mittwoch ... wird die o.g. Warmfrontwelle in den Nordwesten Deutschlands
gesteuert und verlagert sich nördlich am Harz vorbei in Richtung Niederlausitz.
Kräftige Warmluftadvektion lässt Niederschläge auf den Westen und Süden und in
der zweiten Tageshälfte dann vermehrt, aber unter Abschwächung auch auf die
östlichen Landesteile übergreifen. Zuvor können im Lee der östlichen
Mittelgebirge noch ein paar Auflockerungen zustande kommen. Bis Mittag erfolgt
im Westen und Südwesten ein Anstieg der Schneefallgrenze auf 800 bis über 1000
m, so dass nur noch in den Hochlagen des Schwarzwaldes Schnee fällt. Bis zum
Abend ist dies auch in den zentralen Mittelgebirgen sowie im Alpenvorland der
Fall. Unterhalb davon schmilzt die Schneedecke zusammen, für warnrelevantes
Tauwetter sind die nachfolgenden Regenmengen zunächst noch zu gering. In den
östlichen Mittelgebirgen kommen noch einmal um 5 cm Neuschnee hinzu, am
östlichen Alpenrand sind auch mehr als 10 cm Neuschnee möglich. Da der Schnee
zusehends nasser wird, ist die Gefahr von Verwehungen gering.
An der Südflanke der Warmfrontwelle legt der Gradient zu. Da dies nicht so
ausgeprägt ist wie bei dem Tief, das am Vortag das Vorhersagegebiet überquert,
sind warnrelevante Böen auf höhere Berglagen (auf Gipfeln Sturmböen Bft 8/9)
beschränkt.
Die Temperatur steigt, je nachdem, wie und ob die Durchmischung in Gang kommt,
auf 1 bis 6 Grad. Leichter Dauerfrost ist dann auf die Hochlagen der östlichen
und süddeutschen Mittelgebirge beschränkt.

In der Nacht zum Donnerstag läuft in den nunmehr von Südschweden nach
Südosteuropa reichenden Trog ein weiterer Kurzwellentrog hinein. Dieser stößt
jedoch weiter östlich nach Süden vor. Da sich gleichzeitig ein breiter
Höhenrücken etwas nach Osten vorarbeitet, verstärkt sich die nordwestliche
Strömung. In diese liegt die Warmfront eines kräftigen Tiefs nordwestlich von
Irland. Diese Front befindet sich in einer annähernd strömungsparallelen Lage,
was im Westen, Südwesten und wahrscheinlich auch am gesamten Alpenrand länger
andauernde Niederschläge aufkommen lässt. In den westlichen und südwestdeutschen
Mittelgebirgen sowie im Allgäu bis etwa 1000 m hinauf fällt Regen, so dass für
diese Lagen Tauwetter zu erwarten ist und eine entsprechende Warnung auszugeben
ist. Oberhalb davon, am östlichen Alpenrand auch bis in die Täler, kommen 10 bis
über 20 cm nasser Schnee zusammen. In den zentralen und östlichen Mittelgebirgen
sind die Neuschneemengen auf wenige Zentimeter beschränkt.
An der Ostflanke des Bodenhochs ist der Gradient zunächst noch einigermaßen
ausgeprägt, so dass an einigen Küstenabschnitten Windböen, in den Kamm- und
Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge stürmische Böen auftreten. Später flaut
der Wind in diesen Gebieten ab, wogegen ausgangs der Nacht auf Schwarzwald- und
Alpengipfeln wieder Sturmböen bis Bft 9 aufkommen können. Abgesehen von tieferen
Lagen West- und Südwestdeutschlands ist leichter, im Bayerischen Wald und am
östlichen Alpenrand auch mäßiger Frost zu erwarten.

Donnerstag ... stellt sich, wenn auch mit leicht mäandrierender Frontalzone,
über dem Nordatlantik Zonalisierung ein, wogegen über Mitteleuropa am Rande des
mit seinem Südteil weiter ostwärts schwenkenden Troges die nordwestliche
Strömung bestehen bleibt. In dieser liegt annähernd strömungsparallel die
wellende Warmfront. Wie weit sich diese Front nach Osten vorarbeitet, ist noch
unsicher. Nach ICON dürfte diese Warmfront bis zum Abend eine Linie
Eifel-Berchtesgadener Alpen erreichen. Nach EZMW wäre dies vom Schwarzwald bis
zu den Bayerischen Alpen der Fall. Und nach GFS wäre am Abend die Warmfront
bereits etwa auf Linie der Elbe zu finden. Diese Front stellt eine markante
Luftmassengrenze dar. Präfrontal schneit es bis in tiefe Lagen, postfrontal
liegt die Schneefallgrenze oberhalb von 1500 m, dazwischen sind alle möglichen
Niederschlagsphasen bis hin zu gefrierendem Regen vorstellbar. In der Warmluft,
d.h. zumindest in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und im Allgäu,
wahrscheinlich aber auch am gesamten Alpenrand, dauert das Tauwetter an. Aber
auch in den westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen sowie im
Alpenvorland, wo nicht die für eine Tauwetterwarnung erforderlichen
Niederschlagsmengen zusammenkommen, bleibt von der Schneedecke nicht mehr viel
übrig. Zudem frischt postfrontal der Wind auf, im Alpenvorland sind Wind- und
stürmische Böen, in den Hochlagen der südwestdeutschen Mittelgebirge Sturmböen
Bft 8/9 und exponiert sowie auf Alpengipfeln schwere Sturmböen zu erwarten.
Ein paar Auflockerungen zeichnen sich allenfalls im Norden und dort vor allem in
Küstennähe ab. Ansonsten hält sich meist geschlossene Bewölkung. Sollte sich das
vom EZMW favorisierte Szenario durchsetzen, ändern sich die Temperaturen
gegenüber Mittwoch nur unwesentlich. Trifft aber die Version des ICON ein,
steigt die Temperatur in tieferen Lagen Südwestdeutschlands und im äußersten
Westen auf 6 bis 10 Grad. Nach GFS würde sich die Milderung weiter bis etwa zur
Elbe durchsetzen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Mittwoch stützen die verfügbaren Modelle weitgehend die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten. Die sich am Donnerstag ergebenden Unsicherheiten sind bereits
weiter oben beschrieben worden, wobei die hier genannten Modelle nur eine
Auswahl darstellen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann