DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-01-2021 09:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz

Zeitweise wechselhaft mit leichten Schneefällen, in Staulagen teils kräftig
ausfallend. Nacht zum Dienstag und Dienstag tagsüber Mitte und Süden böiger
Westwind, Bergland Sturmböen und Schneeverwehungen. Nächte frostig und
verbreitet Glätte.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... verbleibt Nord- und Mitteleuropa unter einem umfangreichen
Langwellentrog mit seiner Achse über Norwegen und Deutschland. Peripher um
diesen Trog geführt erfassen mehrere Kurzwellen bzw. eigenständige
Tiefdruckgebiete Teile von Deutschland. Dieser Trog verlagert sich die Kurzfrist
über nur gemächlich nach Osten und macht einem Keil über Westeuropa Platz, der
jedoch an Struktur (sprich: Amplitude) verliert und knapp westlich von uns
liegen bleibt.

Heute tagsüber bestimmt zunächst eine Mischung aus Durchschwenken der Trogachse
sowie einer über Ostfrankreich nach Italien ziehenden Kurzwelle mit (noch)
eigenständiger Bodenzirkulation (namens KASPER) das Wetter besonders über der
Mitte, im Südwesten und Süden. Dank üppiger Hebung wird recht flächig
Niederschlag generiert. Die so hervorgerufenen zumeist leichten, zeitweise auch
mäßigen Schneefälle stauen sich besonders im Schwarzwald sowie am Alpenrand an
und bringen dort die höchsten Niederschlagsmengen. Im Tiefland wird meist mit
1-5 cm Neuschnee gerechnet, entlang des Schwarzwaldes und des westlichen
Alpenrands mit 10 bis 20 cm und im Allgäu mit 20 bis 30 cm. Hervorgehoben werden
soll noch die Region im südlichen Schwaben und südwestlichen Oberbayern (grob
bis München), wo sich eine schwache aber beständige (Geschwindigkeits-)
Windkonvergenz aufbauen soll, die als Fokus für teils kräftigere Schneefälle
dienen sollte. Hier sind strichweise 4-8 cm Neuschnee möglich. Über dem Norden
und Osten sorgt die höhenkälteste Luftmasse der Trogachse für etwas Labilität,
sodass sich neben einzelnen schwachen Schauern sogar zeitweise die Sonne zeigen
kann und über den Tag gesehen bleibt es in den meisten Regionen auch trocken.

Der Westwind weht meist schwach, auf exponierten Alpengipfeln stürmisch aus
Nordwest (dort Schneeverwehungen) und frischt auch ab dem späten Nachmittag
unter Rückdrehen auf Südwest über der Deutschen Bucht leicht böig auf (Bft 6-7).


Nach einem vielerorts frischen Start in den Tag mit Frühwerten von +3 Grad auf
Helgoland und -9 Grad am Alpenrand und entlang des Bayerischen Waldes liegen die
Maxima im Norden und Osten bei +1 bis +4 Grad (Küstenumfeld) und verharren unter
dichter Bewölkung und schon gar im Schneefall bei -3 bis +1 Grad. Daher muss
besonders über der Mitte und dem Süden auch tagsüber mit Straßenglätte gerechnet
werden.

Im Verlauf des späten Abends und der Nacht zum Dienstag rutscht die Trogachse
des Langwellentroges nach Osten und besonders der Westen Deutschlands gelangt
stromab des Höhenkeils über der Biskaya in eine nordwestliche Höhenströmung. In
die eingelagert ist ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet, das aktuell (vormittags)
über der südlichen Nordsee liegt und sich in der Nacht zum Dienstag in der Höhe
zu einer Welle öffnend in den Westen von Deutschland verlagert, während das
Bodentief davon abgekoppelt und sich auffüllend in Richtung Niedersachsen zieht.


Die synoptisch-skalige Hebung ist überschaubar, reicht aber dennoch aus, um
einen Bereich mit länger anhaltendem Niederschlag hervorzurufen, der über den
Nordwesten bis in die Mitte Deutschlands zieht. Meist fällt der Niederschlag als
Schnee mit Mengen von 1 bis 5 cm, in Richtung Emsland-Cuxhaven kann sich anfangs
auch etwas Regen unter den Schnee mischen (Schneefallgrenze dort bei rund 200 m,
jedoch wird sie im Niederschlag durch entsprechende Abkühlung wohl wieder bis
ins Tiefland gedrückt). Bei diesen Lagen rückt besonders das Bergland von NRW in
den Fokus und auch dieses Mal sollte höhenkalte Luft (500 hPa rund -36 Grad) für
etwas Labilisierung und im Stau schauerartige Verstärkung sorgen. Zudem deutet
sich dort nicht nur orografisch induziertes Aufgleiten, sondern auch Hebung über
die recht kalte Grenzschicht an, denn dort liegen die Tiefstwerte bei um oder
unter -5 Grad. Summa summarum sind hier im Stau des Berglands strichweise 5 bis
10 cm, lokal auch noch mehr Neuschnee denkbar.

Am Alpenrand dauern die leichten bis mäßigen Schneefälle weiter an mit 12-std.
Neuschneemengen von 10 bis 15 cm, im Allgäu und Berchtesgadener Land teils auch
um 20 cm.
Auch im Nordosten driften im Verlauf der Nacht einige Schneeschauer in Richtung
Mecklenburg-Vorpommern und bringen strichweise etwas Neuschnee.

Alles in allem muss daher in der Nacht deutschlandweit mit Glätte durch
Neuschnee oder überfrierende Nässe gerechnet werden, denn die Tiefstwerte liegen
im frostigen Bereich zwischen 0 und -10 Grad, wobei es am Alpenrand und entlang
des Bayerischen Waldes am kältesten wird.

Erwähnt werden sollte noch der Westwind. Mit Annäherung des Tiefs baut sich über
dem Westen Deutschlands ein kräftigerer Luftdruckgradient auf dank eines sich
über Frankreich nordostwärts ausdehnenden Bodenhochs. Die Folge ist im gesamten
Westen ein kräftiger, teils auch böiger Westwind (Bft 6-7), auf exponierten
Berglagen sind auch einzelne stürmische Böen Bft 8 nicht ausgeschlossen und
werden im CD2 EPS entsprechend hervorgehoben. Daher sind auch markante
Schneeverwehungen besonders im Bergland von NRW zu erwarten. Ansonsten weht der
Südwestwind schwach und auf exponierten Alpengipfeln treten Sturmböen mit
Schneeverwehungen auf.

Dienstag... etabliert sich der umfangreiche Langwellentrog knapp östlich von
uns, sodass die nordwestliche Anströmung weiter andauert. Die Welle aus der
Nacht zieht weiter nach Ost/Südost und geht in dem umfangreichen Langwellentrog
auf. Die Hebung im Umfeld der Welle wird zunehmend diffus und entsprechend
"zerläuft" auch das bis dahin kompakte Niederschlags- bzw. Schneefallgebiet. Es
breitet sich tagsüber rasch über die Mitte und den Osten in den Südosten von
Deutschland aus. Dabei sind keine richtigen Niederschlagsschwerpunkte
auszumachen, die nun zunehmend von der Orografie bestimmt werden. Daher wird im
Tiefland zumeist nur mit weniger als 5 cm Neuschnee gerechnet, in Richtung
Vogtland und Alpenrand sind weitere 5-10 cm und im Bayerischen Wald 10-15 cm
Neuschnee zu erwarten. Im Nordwesten trifft durchmischte Nordseeluft ein und
zudem wir sukzessive etwas mildere Luft von Westen um den Keil advehiert. In
Verbindung mit nur schwachen Niederschlagsraten (in Form von Schauern) wechselt
die Phase hier zunehmend zu "flüssig".
Auch im Nordosten driften die Schneeschauer der Nacht im Umfeld der Oder nach
Süden, allerdings sollte es nur vorübergehend für einige Zentimeter Neuschnee
reichen (da tagsüber zunehmend zu mild).

Die Höchstwerte legen besonders entlang des Rheins und zwischen Emsland und
Deutscher Bucht zu mit +4 bis +6 Grad und liegen auch sonst im Norden verbreitet
im leicht positiven Bereich. Entlang der zentralen Mittelgebirge und in Bayern
bleibt es bei leichtem Dauerfrost und Glätte.

Der Luftdruckgradient bleibt am Südrand der sich abschwächenden Welle erhöht und
beeinflusst vor allem Süddeutschland. Dank der westlichen Komponente sollte auch
vorübergehend "geführte Winde" ein Thema werden. Die Luftmasse ist
niedertroposphärisch gut durchmischt, allerdings mit Anzeichen einer schwachen
Inversion in 950 hPa, die wohl mit entscheidet, wie verbreitet stürmische Böen
im Tiefland auftreten werden. Aus jetziger Sicht sollte im Alpenvorland der
Westwind in Böen recht verbreitet Bft 7-8 erreichen und sonst im gesamten Süden
eher mit Bft 6-7 wehen. Im Bergland treten Sturmböen auf, exponiert sind im
Bayerischen Wald und auf Alpengipfeln schwere Sturmböen zu erwarten. Gepaart mit
den Schneefallmengen könnten im Bayerischen Wald erhebliche Schneeverwehungen
auftreten (gebietsweise unwetterartig). Auch im Alpenvorland wird u.U. bis nach
München ausgreifend mit einer markanten Verwehungswarnung hantiert werden (mit
Blick auf den Berufsverkehr bereits mit einer frühen Ausgabezeit).


In der Nacht zum Mittwoch weitet sich in der Höhe der Keil von West- zunehmend
auch auf Mitteleuropa aus und sorgt deutschlandweit für eine vorübergehende
Wetterberuhigung. Die Schneeschauer bzw. Schneefälle vom Tag schwächen sich
weiter ab, einzig im Stau vom Alpenrand und Erzgebirge schneit es noch etwas
weiter mit wenigen Zentimetern Neuschnee (Berchtesgadener Land um 10 cm). Zudem
greift auf den Nordwesten eine schwach ausgeprägte Warmfront über, die etwas
Regen bringt, im Bergland von NRW etwas Neuschnee. Dabei steigt die
Schneefallgrenze im Nordwesten auf 400-800 m. Bei Tiefstwerten von +2 Grad im
Nordwesten und -9 Grad am Alpenrand/Bayerischen Wald muss vielerorts erneut mit
Straßenglätte gerechnet werden (ausgenommen Niederrhein bis Deutsche Bucht). Der
Westwind schwächt sich im Süden zwar ab, bleibt jedoch spürbar (Bft 5-6) und
über der Deutschen Bucht.

Mittwoch... erfasst eine neue Welle Deutschland (je nach Modell entweder mit
einer Warmfront, oder einer Warmfrontwelle), was Auswirkungen auf die
Niederschlagsmengen hat. Gemittelt deuten aber alle Modelle flächig 12-std.
Mengen von 1-5 l/qm, in Staulagen wie dem Harz um 10 l/qm an. Dabei pendelt die
Schneefallgrenze zwischen Nordost und Südwest zwischen 100 und 1100m, denn die
850 hPa Temperatur liegt abends im Nordosten um -7 Grad, im äußersten Westen
bereits bei +1 Grad. Somit fällt am Ostrand des Niederschlagsgebietes zunächst
noch Schnee, der dann von Westen bis in höhere Lagen in Regen übergeht. Dabei
spielen Niederschlagsintensität und synoptisch-skalige Hebung eine Rolle, wo der
meiste Schnee zu erwarten ist. Besonders im Harz sind jedoch 10-15 cm Neuschnee
möglich, sonst aus heutiger Sicht nur wenige Zentimeter Neuschnee. Der Westwind
weht schwach bis mäßig mit Sturmböen im Bergland. Die Höchstwerte liegen
zwischen -3 Grad im östlichen Bergland und +7 Grad im äußersten Westen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung während der Kurzfrist wird einheitlich gezeigt und selbst die
Kurzwellen werden regional und zeitlich gut erfasst. Die größte Diskrepanz gibt
es bei der Intensität des Bodenhochs am Dienstag im Südwesten, was sich ggf. auf
den Luftdruckgradienten und die Böenvorhersage auswirkt. GFS hat dabei den
höchsten Luftdruck im Vergleich zu den anderen Modellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy