DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-01-2021 18:30
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis in den Montag hinein an den Alpen und im Schwarzwald starke Schneefälle, vom
Allgäu bis zum Werdenfelser Land UNWETTER.

Am Montag an der Nordsee stürmische Böen möglich, auf Brocken und Fichtelberg
einzelne Sturmböen.

Am Dienstag auffrischender Südwestwind und zunächst im westlichen Bergland, im
Tagesverlauf auch an der Nordsee und in den Kamm- und Gipfellagen der anderen
Mittelgebirge aufkommend Sturmböen Bft 8/9, Brocken Bft 10. In den Staulagen der
nördlichen und zentralen Mittelgebirge tagsüber 5 bis 10 cm nasser Neuschnee.
Anschließend in einigen Mittelgebirgen aufkommendes Tauwetter!
Auch am Mittwoch in den Mittelgebirgen Tauwetter und ähnliche Windbedingungen.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Kommende Nacht schwenkt ein erster Höhenkeil Richtung Alpen und
rückseitig baut sich ein weiterer flacher Keil auf, der Nordwestdeutschland
erreicht. Damit wird die Höhenströmung vorübergehend wieder leicht zyklonal. Mit
der Annäherung des Bodenhochs, das morgens über Westfrankreich erwartet wird,
wird auch die Okklusion weiter nach Osten gedrückt und erreicht um 06 UTC etwa
eine Position Lübeck-Passau.
Die Niederschlagstätigkeit bleibt nach wie vor gering, mehr als 5 cm Neuschnee
zeichnen sich nur im Harz, in der Rhön und eventuell im Spessart und auf der Alb
ab. Im Schwarzwald und an den Alpen kommen dagegen nach den aktuellen
Simulationen weitere 10 bis über 20 cm Neuschnee hinzu. Im äußersten Osten und
Nordosten und wahrscheinlich auch im Emsland ist es
weitgehend niederschlagsfrei. Während es in tieferen Lagen Westdeutschlands
bereits meist frostfrei bleibt, ist ansonsten leichter bis mäßiger, in Oder- und
Neißenähe bei Aufklaren strenger Frost zu erwarten.

Montag ... schwenkt, ausgehend von einem zum südlichen Nordmeer ziehenden
Zentraltief, ein Trog nach Südnorwegen und die Südspitze des Troges erreicht
abends das Küstengebiet. Außerdem schwenkt der 2. Höhenkeil nach Süddeutschland.
Dies bewirkt ein weiteres leichtes Rückdrehen der Strömung, das in unteren
Troposphärenschichten ausgeprägter ist als in höheren Niveaus. Im Vorfeld einer
sich von Westen nähernden Warmfront greift von Nordwesten her kräftige
Warmluftadvektion auf Deutschland über, wodurch im Norden und Nordwesten
Niederschlag einsetzt. Von Vorpommern bis in den Erzgebirgsraum hinein fallen
diese noch als Schnee, nachfolgend im Nordosten auch als gefrierender Sprühregen
oder Regen, wodurch örtlich Glatteis auftreten kann. Im Erzgebirge sowie im
Bayerischen Wald können nochmals um 5 cm Schnee hinzukommen. Am östlichen
Alpenrand sind nochmals um 10 cm Neuschnee möglich. Mit dem Übergreifen des zum
Höhentrog gehörenden Bodentroges legt der Gradient vor allem im Norden zu, was
den Wind aus Südwest auffrischen lässt. Im Bergland und an der Nordsee sind dann
Wind- und stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln Sturmböen möglich.
In Oder- und Neißenähe, in den östlichen Mittelgebirgen sowie im Alpenraum hält
sich wahrscheinlich noch leichter Dauerfrost. Ansonsten steigt die Temperatur
auf +1 bis +6 Grad.

In der Nacht zum Dienstag greift der bislang über dem nahen Ostatlantik liegende
markante Rücken auf Westeuropa über.
In Verbindung mit der auf die Nordsee übergreifenden Warmfront setzt im Westen
und Nordwesten Deutschlands erneut Regen ein. Anfangs können die Niederschläge
in den nördlichen und westlichen Mittelgebirgen noch in Form von nassem Schnee
fallen, der aber später in der Eifel in Regen übergeht. Zudem frischt der Wind
auf, so dass im Bergland Wind- und stürmische Böen und auf höheren Gipfeln
Sturmböen auftreten. Im Westen können dann auch in tieferen Lagen Windböen nicht
ausgeschlossen werden.
Während größtenteils im Süden und im Mittelgebirgsraum sowie im äußersten Osten
nochmals mit leichtem Frost zu rechnen ist, bleibt es in den anderen Gebieten
mit 4 bis 0 Grad frostfrei.

Dienstag ... schwenkt der oben beschriebene Höhenrücken mit seiner Achse zum
östlichen Deutschland. An der Südflanke eines auf die Nordsee übergreifenden
Tiefdruckkomplexes setzt sich in der unteren Troposphäre eine westsüdwestliche
Strömung über die Oder hinweg ostwärts durch. Mit der darin eingelagerten
Warmfront gehen auch die Niederschläge in den östlichen Landesteilen und im
Bergland in die flüssige Phase über. Anfangs kann gefrierender Niederschlag und
somit örtliches Glatteis nicht ganz ausgeschlossen werden. Bis Mittag sind im
Harz sowie in den Staulagen der zentralen und östlichen Mittelgebirge 5 bis 10
cm nasser Schnee möglich, bevor mit einem Anstieg der Schneefallgrenze weit über
1000 m auch dort die Niederschläge in Regen übergehen. Damit wird auch das Thema
Tauwetter aktuell. Es ist aber fraglich, ob die Abflussmengen über 30 mm am Tag
ansteigen. In Teilen von Niederbayern sowie in einigen Mittelgebirgstälern, wo
sich noch Reste der bisherigen Kaltluft halten, ist ebenfalls örtlich die
gefrierende Phase vorstellbar.
Im Bereich eines breiten Warmsektors legt der Gradient weiter zu, so dass im
Nordwesten, Westen und in Teilen der Mitte (dort vor allem in den Leegebieten
der Mittelgebirge) Windböen auftreten. Im Bergland sind Sturmböen Bft 8/9, auf
höheren Berggipfeln schwere Sturmböen zu erwarten. Relativ windschwach bleibt es
in den Niederungen Süddeutschlands, wo sich noch eine relative kühle
Grundschicht abkoppeln kann. Schwacher antizyklonaler Einfluss lässt dort die
Wolken örtlich auflockern. Ansonsten hält sich mehrschichtige und meist
geschlossene Bewölkung. Die Temperatur steigt bis zum Spätnachmittag auf 2 bis 8
Grad. Werte um 0 Grad gibt es nur noch in den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Rücken nach Polen. Nachfolgend stellt
sich eine südwestliche Strömung ein, die nach Südosten hin leicht antizyklonal
geprägt ist. Das Niederschlagsgeschehen (durchweg als Regen) konzentriert sich
dann auf die nördlichen Landesteile. Der Gradient bleibt kräftig, so dass sich
an der Windsituation gegenüber Dienstag nicht allzu viel ändert. Lediglich an
der Ostseeküste sind dann auch vermehrt Windböen zu erwarten. Ganz im Süden
sowie im Südosten sind die Luftdruckgegensätze gering, so dass sich dort
leichter Frost einstellt. Im weitaus größten Teil Deutschlands bleibt es mit 7
bis 1 Grad frostfrei.

Mittwoch ... wandert der Höhenrücken über Polen nur langsam weiter ostwärts und
von Westen nähert sich ein Trog vom Atlantik, dessen Achse zum Tagesende in
Großbritannien und Westfrankreich anlangt. Die zugehörige Kaltfront des sich bei
Schottland bildenden Zentraltiefs erreicht dann eine Linie südwestliche
Nordsee/Loire-Mündung. In der sich etwas aufsteilenden Südwest- bis Südströmung
ist es im Warmsektor in weiten Teilen Deutschlands weitgehend trocken und einige
Wolkenlücken erreichen von Süden her den Nordrand der Mittelgebirge und ganz im
Süden gibt es häufiger sonnige Abschnitte und am Alpenrand ist es dazu leicht
föhnig.
Im äußersten Norden regnet es in der Nähe der Frontalzone gelegentlich.
Der Gradient ist vor allem in der Mitte und im Norden recht kräftig mit weiteren
stürmischen Böen und Sturmböen an der Nordsee und auf exponierten Bergen. In
einigen bevorzugten Lagen der Niederungen kann es steife Windböen geben (Raum
Eifel, Harz und Nordwestdeutschland.
Die Milderung macht weitere Fortschritte: Die Temperaturspanne reicht von 5 Grad
in Teilen Württtembergs bis 12 Grad am Nordrand des Haarstranges. In einigen
Tälern Süddeutschlands könnten sich Nebelfelder länger halten mit Höchstwerten
nur um +3 Grad. Damit taut es in den Mittelgebirgen weiter und lokal könnte eine
Warnung davor nötig sein.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden