DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-01-2021 08:01
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM, Übergang zu BM
Mäßig kalt, vor allem heute noch gebietsweise Schneefall, in einigen Staulagen
mit markanten Mengen. Nachts verbreitet, tagsüber nur oberhalb von etwa 400 m
leichter Frost, nachts Richtung Alpen teilweise strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... befindet sich Deutschland nach wie vor im Einflussbereich eines
umfangreichen, mit mehreren Drehzentren ausgestatteten, aber allmählich an
Kontur verlierenden Höhentiefkomplexes, von dem aus sich ein Trog über die
Biskaya südwestwärts bis ins Seegebiet nördlich der Kanarischen Inseln
erstreckt. Diesem steht ein markanter und breit angelegter Höhenrücken über dem
mittleren Nordatlantik gegenüber, der wiederum ein kräftiges Bodenhoch relativ
weit westlich von Irland stützt.
Das für uns relevante Drehzentrum innerhalb des Höhentiefkomplexes befindet sich
in etwa über der südlichen Ostsee und wird von mehreren kurzwelligen Randtrögen
umlaufen, von denen einer aktuell über dem Südwesten des Landes südostwärts
abzieht und ein weiterer im Tagesverlauf die Westhälfte südwärts überquert. In
deren Einflussbereich kann in erster Linie aufgrund von WLA etwas dynamische
Hebung generiert werden.
Im Bodenfeld erstreckt sich eine flache Tiefdruckrinne aus dem osteuropäischen
Raum westsüdwestwärts bis nach Westdeutschland und kommt im Tagesverlauf mit
ihrem Westteil etwas nach Süden voran, wobei sie sich beginnt, aufzufüllen. Vor
allem in deren Einflussbereich gibt es leichte Niederschläge - meist bis in
tiefe Lagen als Schnee - die insbesondere in den westlichen Mittelgebirgen auch
etwas kräftiger ausfallen können. Die advehierte maritime Polarluft (-6 bis -9
Grad in 850 hPa) weist bodennah nach wie vor aufgrund der relativ warmen Nord-
und Ostsee zu hohe Temperaturen für eine nachhaltige Neuschneeakkumulation in
tiefen Lagen auf (Tmax unterhalb von etwa 400 m meist zwischen 0 und +4 Grad).
Oberhalb von 200 bis 400 m können jedoch bis zum Abend 1 bis 5 cm fallen, in den
westlichen und in einigen südwestdeutschen Mittelgebirgen auch bis 10 cm, wobei
die höchsten Mengen seitens des ICON-EU und auch des GFS mit etwas mehr als 10
mm im südlichen Odenwald (GFS auch im Bereich Eifel) simuliert werden und dort
auch noch etwas höhere Mengen fallen können.
Kaum nennenswerte Niederschläge gibt es dagegen im Nordwesten sowie in Teilen
der Osthälfte. Auch im Süden/Südosten schneit es - abgesehen von einer
Schauerstraße, die sich aktuell vom Allgäu bis ins Seenland südlich von München
erstreckt - im Tagesverlauf kaum mehr. Vor allem an den Alpen und im südlichen
Alpenvorland kann auch mal die Sonne durchkommen, mit leichtem Westwind können
die Temperaturen dann in gut durchmischter Luftmasse auch in Lagen oberhalb von
500 m auf knapp über 0 Grad steigen.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich ein vom Höhenrücken über dem mittleren
Nordatlantik ausgehender Keil vom Seegebiet nördlich Schottlands allmählich nach
Süden und weitet sich nach Osten, Richtung nördliche Nordsee, aus. Dadurch wird
vor allem der westliche Teil des Höhentrogkomplexes über GB und Frankreich
allmählich auf und tropft vor der portugiesischen Küste ab. Das Höhentief über
der südlichen Ostsee verlagert seinen Schwerpunkt allmählich nach Süden, wobei
sich ein Dipol ausbildet mit Drehzentren in etwa über Weißrussland und
Brandenburg. Dadurch dreht die Höhenströmung über weiten Teilen Deutschlands auf
Nordwest und aufgrund schwacher KLA nimmt der dynamische Hebungsantrieb in der
Peripherie des Troges allmählich ab.
Auch die Tiefdruckrinne im Bodenfeld füllt sich von Westen her mehr und mehr auf
und von Benelux bzw. Frankreich her schiebt sich ein Hochkeil nach West- und
Süddeutschland. Somit kommt die Niederschlagstätigkeit im Westen des Landes im
Laufe der ersten Nachthälfte rasch zum Erliegen, während es am Rande des
Höhentiefs über der Osthälfte etwas häufiger, allerdings wenig ergiebig schneit.
Dabei kann es bis in tiefe Lagen etwas Neuschnee und/oder zumindest Glätte durch
Schnee bzw. Schneematsch geben. In den Staulagen des Harzes, des Erzgebirges und
der ostbayerischen Mittelgebirge können bis zu 5 cm Neuschnee fallen.
Südlich der Donau bleibt es - wie auch im Westen - weitgehend trocken und vor
allem Richtung Alpen zeigen sich auch mal größere Wolkenlücken. Sollte das der
Fall sein, gibt es dort recht verbreitet mäßigen, in einigen Alpentälern
eventuell sogar strengen Frost. Ansonsten reicht es fast überall für leichten
Frost, lediglich an den Küsten sowie entlang des Rheins bleibt es gebietsweise
frostfrei. Dabei ist mit Glätte durch überfrorene Nässe zu rechnen.

Samstag... kommt es über dem Nordmeer zu einer markanten Austrogung und auch im
Bodenfeld zu einer kräftigen Zyklogenese bei Jan Mayen bzw. östlich von Island.
Der Höhenkeil über der Nordsee wird dadurch nach Süden abgedrängt und weitet
sich bis zum Abend in den Norden Dänemarks aus, während sich das Höhentief über
Ostdeutschland etwas auffüllt, sich dennoch weiterhin eine Potenzialrinne von
Osten her bis dorthin erstreckt.
Gestützt durch den Höhenkeil, verstärkt sich der Bodenhochkeil über dem Westen
und Süden Deutschlands weiter und kommt mit seiner Achse etwas nach Norden, etwa
in die Mitte des Landes voran, während ein schwacher, sich in Auffüllung
befindlicher Bodentrog von Nordwesten her auf die Deutsche Bucht übergreift.
Dabei kann sich die nordwestliche Anströmung an das Erzgebirge vorübergehend
etwas verstärken und vor allem dort fällt noch ein wenig Schnee. Ansonsten
klingen die Niederschläge auch in der Osthälfte mehr und mehr ab und beschränken
sich am Nachmittag lediglich auf das Erzgebirge inklusive Vorland. Auch im
Bereich des Bodentroges über der Nordsee kann es vor allem entlang der
Ostfriesischen Küste gebietsweise etwas regnen oder schneien.
Ansonsten bleibt es aber weitestgehend trocken und bevorzugt im Westen bzw.
Südwesten, vor allem aber an den Alpen lockern die Wolken auch mal stärker auf.
Der Charakter der Luftmasse ändert sich kaum (-6 bis -9 Grad in 850 hPa),
tendenziell ist bei schwächerem Gradienten als am Vortag die Durchmischung nicht
mehr so gewährleistet, so dass die Höchstwerte gebietsweise etwas unter denen
des Vortages liegen, vor allem im Alpenvorland, wo der Wind mehr aus nördlichen
Richtungen kommt. Leichten Dauerfrost gibt es nach wie vor oberhalb von etwa 400
bis 500 m.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Höhentrog über dem Nordmeer nach
Mittel- und Südskandinavien aus, wodurch der Höhenkeil, gestützt durch WLA, bis
nach Norddeutschland abgedrängt wird. Die Potenzialrinne verlagert sich dadurch
südwärts nach Tschechien und Ostbayern.
Im Bodenfeld kann sich der Hochkeil über der Mitte Deutschlands verstärken und
weitet sich nach Osten aus, tendenziell kommt die sich dadurch etablierende
Hochdruckbrücke ein wenig nach Süden voran. An deren Südflanke verschärft sich
der Gradient etwas und orographisch getriggert kann es im Hochschwarzwald
steife, auf dem Feldberg eventuell auch stürmische Böen aus Ost geben. Ansonsten
lassen auch am Erzgebirge die leichten Schneefälle endgültig nach, dann bleibt
es im Vorhersagegebiet weitgehend trocken, lediglich im Bereich des von der
Deutschen Bucht noch etwas landeinwärts schwenkenden, aber nur noch im
hochaufgelösten Isobarenfeld erkennbaren Bodentroges kann es im Nordwesten
gebietsweise etwas schneien, gefrierender (Niesel)regen ist dort ebenfalls nicht
komplett ausgeschlossen, wobei aber lediglich ICON-EU schwache
Niederschlagssignale auf der Agenda hat.
Die Temperatur in 850 hPa geht vor allem im Bereich der Potenzialrinne über dem
Südosten Deutschlands noch etwas, auf etwa -10 Grad, zurück.
Im Laufe der Nacht greift das Frontensystem des Nordmeertiefs unter
fortschreitendem Okklusionsprozess auf Südskandinavien und die Nordsee über und
erreicht in den Frühstunden in etwa den Nordteil der Deutschen Bucht bzw.
Dänemark. Im Vorfeld dreht der Wind auf Südwest und frischt im Nordseeumfeld
etwas auf, es reicht aber wohl noch nicht für warnrelevante Böen. Allerdings
verdichten sich die Wolken und eventuell fällt in der Früh in Nordfriesland auch
etwas Regen oder Schnee, mit höherer Wahrscheinlichkeit bleibt es aber noch
trocken.
Ansonsten steht aber eine ruhige Nacht ins Haus. Verbreitet gibt es leichten,
bei aufgelockerter Bewölkung in der Südhälfte mäßigen, an den Alpen bei geringer
Bewölkung auch strengen Frost.

Sonntag... schwenkt der Höhenkeil südwärts bis zum Abend etwa in die Mitte des
Vorhersagegebietes. Der nordeuropäische Höhentrog weitet sich über Schweden zur
mittleren und südöstlichen Ostsee aus. Somit verstärkt sich bei diffluent
konturierter nordwestlichen Höhenströmung die WLA über Norddeutschland.
Im Bodenfeld erstreckt sich die zonal ausgerichtete Hochdruckbrücke nach wie vor
über die Mitte Deutschlands hinweg nach Osteuropa, wobei sich deren
Divergenzachse tendenziell ein wenig nach Süden verlagert. Nach wie vor weht an
der Südflanke der Brücke vor allem im Südwesten lebhafter Nordostwind, im
Hochschwarzwald kann es stürmische Böen, auf dem Feldberg eventuell auch
Sturmböen geben.
Nördlich der Brücke greift das Frontensystem im Tagesverlauf mit leichten
Niederschlägen - an den Küsten meist von Schnee in Regen übergehend, im
angrenzenden Binnenland dagegen überwiegend als Schnee - von der Nordsee und
Dänemark auf Norddeutschland über, wobei es aber mit Südverlagerung an
Wetterwirksamkeit verliert. Bis zum Abend werden wenige mm Niederschlag
simuliert, wobei es bei leicht positiven Temperaturen wohl meist nicht für eine
Schneedecke reicht, gebietsweise aber Glätte durch Schneematsch auftreten kann.
Vor allem präfrontal frischt der Südwestwind im Norden auf, an den Küsten gibt
es steife, exponiert eventuell auch stürmische Böen. Mit Frontpassage dreht er
am Nachmittag und Abend an den Küsten auf Nordwest und nimmt rasch wieder ab.
In der Mitte und im Süden steht unter Hochdruckeinfluss ein wettertechnisch
ruhiger Tag ins Haus. Der spürbare Nordostwind drückt eventuell hochnebelartige
Bewölkung gegen die Alpen, so dass es im Alpenvorland oft bedeckt bleibt und
gebietsweise auch etwas Schneegriesel geben kann. Ansonsten zeigt sich aber auch
mal die Sonne, am ehesten im Südwesten, Westen bis in die mittleren Landesteile
und auch direkt an den Alpen, zumindest in höheren Lagen. Im Süden und Südosten
sorgt der Nordostwind für niedrigere Temperaturen als an den Vortagen, im
Alpenvorland werden meist nur Höchstwerte zwischen -4 und -1 Grad erreicht.
Sonst liegen sie in den Niederungen zwischen-1 und +2 Grad, ganz im Norden, an
der Nordsee, auch bis +5 Grad. Oberhalb von etwa 200 bis 400 m gibt es weiterhin
Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag wird der Hochkeil nach Süddeutschland abgedrängt, die
Hochdruckbrücke im Bodenfeld verläuft dann über Süddeutschland hinweg ostwärts.
Das Frontensystem über Norddeutschland kommt nur noch wenig nach Süden voran,
die Kaltfront schleift über der Norddeutschen Tiefebene, geht nach Westen zu
über in die Warmfront einer nach Nordschottland ziehenden Frontalwelle und
schwächt sich ab. Die Niederschläge - überwiegend als Schnee, lediglich an den
Küsten und in Schleswig-Holstein wohl meist als Regen - kommen noch etwas nach
Süden voran (Teile Niedersachsens bis in den Norden Brandenburg), wobei aber
lediglich 1 bis 2 mm zusammenkommen, so dass es nur gebietsweise für Glätte
durch etwas Schneematsch reicht. Vor allem an den Küsten und auch etwas weiter
landeinwärts bleibt es frostfrei, erst ab der südlichen Norddeutschen Tiefebene
reicht es wohl noch für leichten Frost.
Der Wind weht im Norden weiterhin spürbar aus West bis Nordwest und dreht später
wieder auf Südwest zurück, für warnrelevante Böen reicht es im weiteren Verlauf
wohl auch an den Küsten nicht mehr.
In der Mitte und im Süden bleibt es dagegen trocken und teils hochnebelartig
bedeckt, teils aufgelockert bis gering bewölkt. Verbreitet gibt es dort leichten
bis mäßigen, bei geringer Bewölkung über Schnee in einigen Mittelgebirgs- und
Alpentälern auch für strengen Frost. Im Alpenvorland und im Südwesten weht
weiterhin spürbarer Nordostwind, tendenziell nimmt er aber mit leichter
Südverlagerung der Brücke und auffächerndem Gradienten allmählich ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle haben eine sehr ähnliche Wetterentwicklung auf der
Agenda, prognose- und warnrelevante Unterschiede lassen sich kaum ausmachen. Mit
Hilfe der hochauflösenden Modelle lassen sich die Schwerpunkte der
Niederschlagstätigkeit heute ganz gut herausarbeiten, was auch teilweise
markante Schneefallwarnungen nach sich gezogen hat.
Bzgl. der leichten Niederschläge in Norddeutschland am Sonntag und in der Nacht
zum Montag bestehen noch leichte Unsicherheiten, wobei es nach Lesart des GFS
zumindest im Binnenland noch weitgehend trocken bleiben soll.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff