DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-12-2020 18:30
SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen und in den südöstlichen Mittelgebirgen Sturmböen, auf Alpengipfel
Bft 10 bis 11. Am Samstag vorübergehend Windabnahme und am Sonntag in den
Ostalpen und im Raum Erzgebirge wieder Windzunahme und erneut Sturmböen.
In höheren Lagen zeit- und Gebietsweise meist leichter Schneefall. Nur im
Alpenraum markante Schneemengen über 5 cm in 6 Stunden möglich.
Nachts streckenweise Glätte durch überfrierende Nässe oder Reif.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Kommende Nacht läuft an der Vorderseite des über den Britischen
Inseln liegenden Zentraltiefs ein Kurzwellentrog über die Alpen hinweg nach
Norden ab. Hierdurch kommt an der schleifenden Kaltfront eine schwache
Zyklogenese zustande, das resultierende Tief löst sich von den Alpen, wird bis
in die Mitte Deutschlands gesteuert und wird Samstag um 06 UTC im Raum Hannover
erwartet. Die Kaltfront kommt dadurch in der 2. Nachthälfte zum westlichen
Bayern voran. Präfrontal gibt es eine Gradientzunahme, so dass an der Ostsee
einzelne starke Windböen aufkommen und der "Böhmische Wind" legt zu mit
Sturmböen Bft 8/9 bis ins Westerzgebirge hinein und Wind- bzw. stürmischen Böen
bis in die hierfür anfälligen Täler. An den Alpen wird von Westen der Föhn
langsam schwächer.
Das zur Front gehörende Niederschlagsband reicht von der Deutschen Bucht bis
nach Baden-Württemberg. Während in tieferen Lagen meist Regen fällt, kommen
oberhalb von 400 bis 800 m einige Zentimeter Schnee zusammen. Vorübergehend ist
in Württemberg und im äußersten Westen Bayerns auch mal gefrierender Regen
möglich. Glätte ist vor allem im Süden auch durch Reif oder gefrierende
Nebelnässen möglich.

Samstag ... verlagert sich das o.g. Zentraltief zur Bretagne, so dass sich
hinsichtlich der Strömungsverhältnisse keine Änderung ergibt. Mit der
Verlagerung des Wellentiefs zur mittleren Nordsee und der nachlassenden Dynamik
weicht auch weiter im Osten der Gradient auf. Bis zum frühen Nachmittag treten
daher in der Lausitz und auch am östlichen Alpenrand noch Wind- und stürmische
Böen Bft 7/8 auf, danach wird auch dort der Wind zusehends schwächer und ist
dann abgesehen von der Nordfriesischen Küste nicht mehr warnrelevant. Hinter dem
nach Norden abziehenden Randtrog schwächt sich auch das Niederschlagsband ab. In
der 2. Tageshälfte setzt von den Alpen her erneut Niederschlag (etwas weiter
östlich über Bayern) ein.
Ursache ist eine erneute Zyklogenese, diesmal über Südbayern. Dabei fällt im
Westen Bayerns anfangs bis in tiefe Lagen Schnee, am Abend zunehmend Regen, da
mit der hebungsauslösenden WLA auch in 850 hPa eine Erwärmung über 0 Grad
einhergeht.
Tagsüber ist die Gefahr von gefrierendem Regen nur gering, da nachmittags die
Strahlung für meist positive Straßentemperaturen sorgt. Abends nimmt dann die
Glatteisgefahr im Nordosten Bayerns und in Thüringen zu. Meist dürfte allerdings
die markante Warnung ausreichend sein.
Auflockerungen sind auf den äußersten Westen und Südwesten sowie auf die Gebiete
vom Erzgebirge bis nach Vorpommern beschränkt. In diesen Gebieten sind
Temperaturmaxima zwischen 6 und 9 Grad möglich. Ansonsten bleibt die Wolkendecke
dicht, so dass nicht mehr als 0 bis 5 Grad zu erwarten sind. Geringer Dauerfrost
beschränkt sich auf wenige Tallagen des Südens.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das über Westfrankreich liegende
Zentraltief ein wenig nach Süden, so dass über Mitteleuropa die südliche
Strömung bestehen bleibt. Dabei greift ein weiterer Kurzwellentrog auf
Oberitalien über. Vorderseitige Hebung führt zu einer Intensivierung des
Niederschlagsbandes in seinem südlichen Teil, das sich leicht nach Westen
verlagert und vom Hochrhein und Allgäu über die Mitte Deutschlands hinweg bis
nach Mecklenburg und Ostholstein reicht. Gegen Morgen verlagert sich der
Niederschlag zum westlichen Niedersachsen, nach NRW, Rheinland-Pfalz und Baden,
wobei Sonntagfrüh das kleine Wellentief über Franken liegen soll. In den
Niederungen fällt meist Regen oder Schneeregen, oberhalb 300 bis 700 m meist
Schnee. Glatteis ist nur in einzelnen kalten Tallagen möglich.
Bedingt durch die Niederschlagsabkühlung ist die feste Phase vorübergehend auch
mal bis in tiefere Lagen möglich. Nebel ist in Auflockerungsgebieten möglich und
streckenweise kann es auch abseits des Niederschlagsgebietes Glätte geben, denn
es gibt örtlich leichten Frost.
Im Erzgebirgsraum und im Bayerischen Wald sind starke bis stürmische Böen
möglich.

Sonntag ... schwenkt ein Teiltrog des sich abschwächenden Höhentiefs über
Frankreich nach Süddeutschland und vorderseitig zieht das flache Wellentief zum
Emsland. Auf der Südseite des Tiefs schwenkt die Kaltfront wieder langsam nach
Osten und erreicht Ostbayern und Thüringen. Entsprechend dehnen sich die
leichten Regenfälle nach Westthüringen und Ostbayern aus und beeinflussen weiter
auch Hessen, die Pfalz, NRW und Westniedersachsen. Oberhalb von etwa 400 bis
800 m sollten diese Niederschläge in Schnee übergehen, wobei markante
Neuschneemengen über 5 cm in 6 Stunden eher unwahrscheinlich sind. Unterhalb
davon können bis in den Vormittag hinein Niederschläge in gefrierender Phase mit
örtlicher Glatteisbildung nicht ganz ausgeschlossen werden. Dies betrifft vor
allem Tallagen mit Temperaturen um 0 Grad.
Hinsichtlich der Windentwicklung ergibt sich bis Mittag keine wesentliche
Änderung. Nach wie vor sind im Raum Erzgebirge/Bayerischen Wald steife Böen und
stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen möglich. In der 2. Tageshälfte
schwächt sich der Wind ab.
Die Temperaturen gleichen sich etwas an und es wird eine Spanne zwischen 2 und 6
Grad erwartet. Nur im Osten ist es mit 7 bis 11 Grad milder.

In der Nacht zum Montag zieht die Frontalwelle erneut zur mittleren Nordsee und
seine Kaltfront erreicht die Oder. Postfrontal sinken die 850-hPa-Temperaturen
im Osten auf knapp 0 Grad und im Westen liegen sie weiter im leicht negativen
Bereich. Dabei kommt es im Norden und Osten sowie im Südosten zu leichten
Niederschlägen, meist als Regen und im höheren Bergland als Schnee. Nur
vereinzelt ist gefrierender Regen möglich.
GFS und EZMW haben eine langsamere Entwicklung (s. u.) Nach Südwesten hin ist es
dagegen meist trocken und vor allem hier kann sich örtlich Nebel bilden. Die
Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt und nur im Nordosten und Osten ist es
frostfrei.

Montag ... Das Wellentief über der Nordsee hat sich so weit entwickelt, dass
sich ein Höhentief daran gekoppelt hat und die entstandene hochreichende Zyklone
zieht zur nördlichen Ostsee. Über Frankreich verbleibt noch ein Höhentrog, in
den von Westen her ein neues Tief vom Atlantik zieht, das sich abends auch in
der Höhe abzeichnet. Die o. e. Kaltfront kommt über Westpolen zum Stillstand und
fängt dort an zu schleifen. Am Boden herrscht im Randbereich des Hochs über
Osteuropa eine recht flaue Südostströmung und Zwischenhocheinfluss sorgt für
meist trockenes Wetter, zumindest nach ICON (Vergleich mit anderen Modellen: s.
u.). Lediglich an der Oder ist anfangs noch etwas Regen möglich. So gibt es
abermals einen Tag, an dem die feuchte Grundschicht eine große Rolle spielt. Die
SC-Bewölkung sollte am ehesten am Nordrand der Mittelgebirge und der Alpen
auflockern. Ansonsten dürften die tiefen Wolken überwiegen.
Bei ähnlichen Temperaturen wie am Vortag ist der Wind meist nur schwach. Die
Ausnahme bildet die Nordseeküste, wo anfangs steife Windböen möglich sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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IFS und GFS haben am Sonntag und Montag eine langsamere Entwicklung der
Frontalwelle. Das Zentrum des Tiefs liegt in diesen Simulationen am Sonntagabend
noch über Südbayern und Montagmittag bei IFS nördlich von Holland und bei GFS an
der Emsmündung. Entsprechend sollen über Tag am Montag im Westen und Nordwesten
noch stärkere Niederschläge fallen, im Raum Eifel und Rheinland-Pfalz bis in
tiefere Lagen vorübergehend als Schnee. Das Temperaturniveau ist aber ähnlich
wie bei ICON.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden