DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-12-2020 18:01
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht und morgens sowie in der Nacht zum Freitag in den Mittelgebirgen
oberhalb 200 bis 400 m örtlich gefrierender Sprühregen.
Am Freitag an der Nordsee und im höheren Bergland noch Böen Bft 8/9, im
Tagesverlauf von Westen schwächer werdend. Am Alpenrand einsetzender Föhn mit
Sturm- und schweren Sturmböen, Böen bis Bft 8 bis in die Täler.
Am Samstag meist keine markanten Wettererscheinungen, im Allgäu und in
Südwürttemberg aber Neuschnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt im Einflussbereich der nach Westen und Südwesten
hin eingeströmten feuchten und kühlen Mischluft unterhalb einer Absinkinversion.
Im Osten ist dagegen trockenere Luft wirksam und hier ist es häufig gering
bewölkt. Entsprechend geht hier die Temperatur ähnlich wie im Südosten und
höheren Lagen oberhalb von 200 bis 400 m in den leichten Frostbereich zurück. Im
Westen und Südwesten bleibt es darunter bei bedecktem Himmel bei Temperaturen um
+2 Grad. Bei Wolkenlücken sind aber auch negative Werte möglich. Am Boden liegen
wir dabei im Bereich einer flachen Hochdruckzone zwischen dem Hoch im Osten und
dem nordatlantischen Hoch. In der Höhe greift von Westen her ein Höhentrog auf
Nordwestdeutschland über und fängt dabei das Höhentief über Oberitalien ein.
Damit liegt der Südosten noch in einer südlichen Höhenströmung, mit der feuchte
und relativ milde Luft in der Höhe aufgleitet. So werden im äußersten Südosten
von Bayern leichte Schneefälle ausgelöst, die aber meist nur Mengen zwischen 0,5
und 3 cm bringen.
Auf den äußersten Westen und Nordwesten greift das Frontensystem des
Nordmeertiefs über und bringt etwas Regen. Auch im Vorfeld der Front sorgt
leichte Hebung dafür, dass aus der niedrigen Schichtbewölkung leichter
Sprühregen fallen kann, der oberhalb von 200 bis 500 m gefrieren kann. Eventuell
ist auch etwas Schneegriesel möglich.
Im Nordseeküstenbereich frischt der Wind präfrontal auf und bringt
Donnerstagfrüh steife Böen. Im Erzgebirge sind in Kammlagen anfangs stürmische
Böen möglich.

Donnerstag ... weitet sich der mit seiner Achse etwa über der Irischen See
liegende breite Trog bis zur Iberischen Halbinsel aus. Das über Italien liegende
Höhentief wird durch den Trog vollständig eingefangen, dessen Reste werden als
Sekundärtrog über den Südosten Deutschlands hinweg nordostwärts gesteuert.
Bedingt durch die Ausweitung des Troges nach Süden steilt über Mitteleuropa die
Strömung auf und dreht unter weiterer leichter Zunahme auf Süd-Südwest. Das
darin eingelagerte okkludierte Frontensystem schleift über dem Nordwesten und
dem äußersten Westen und sorgt dort für geringe Niederschläge, die in Hochlagen
wahrscheinlich in fester Phase fallen. Der Gradient legt im Nordwesten und
Westen noch etwas zu, so dass in Hochlagen der Mittelgebirge sowie an der
Nordsee steife Böen und exponiert stürmische Böen zustande kommen. Bedingt durch
diese Gradientzunahme sind dann in den Leegebieten der Mittelgebirge
Wolkenlücken möglich. Die Temperaturen ändern sich gegenüber heute kaum.

In der Nacht zum Freitag tropft der Trog über den Britischen Inseln aus. Eine
offene Welle, die an die Südflanke dieses Troges gelangt, entwickelt sich unter
diffluenter Strömung zu einem Sturmtief, das zur ostenglischen Küste gesteuert
wird. Wenngleich das Sturmfeld dieses Tiefs noch über der Nordsee verbleibt, so
dürfte der Gradient im Nordwesten, Westen und in Teilen der Mitte noch etwas
zulegen, so dass neben der Nordseeküste bis in die nördlichen und zentralen
Mittelgebirge hinein Wind- und stürmische Böen auftreten. Zudem kommt an den
Alpen Föhn, ebenfalls mit Sturmböen Bft 8/9, auf. Ansonsten ist das
Wettergeschehen im Süden und Südosten abseits der Alpen nach wie vor durch
Grundschichtprozesse geprägt.
Mit dem etwa bis auf die mittleren Landesteile übergreifenden Frontensystem
weiten sich die Niederschläge weiter nach Osten aus. Im zentralen
Mittelgebirgsraum ist vor allem oberhalb 200 bis 300 m weiter die gefrierende
Phase möglich.
Im Nordwesten und Westen bleibt es abgesehen von den Hochlagen der Mittelgebirge
frostfrei. Ansonsten stellt sich erneut leichter, im östlichen Bergland und an
den Alpen mäßiger Frost ein.

Freitag ... verbleibt das Cut-Off-Tief über den Britischen Inseln, der hiervon
ausgehende Trog weitet sich nach Süden bis zum Atlasgebirge aus. Vorderseitig
legt die süd-südwestliche Höhenströmung bei uns noch etwas zu. Ein darin
ablaufender Kurzwellentrog führt zu einer Verstärkung der Föhnsituation an und
in den Alpen, so dass in den Hochlagen Sturm- und schwere Sturmböen bis Bft 10
vorstellbar sind und der Föhn mit stürmischen Böen bis in die Täler durchbrechen
kann. Weiter nach Norden hin weicht der Gradient etwas auf, so dass Wind- und
stürmische Böen auf höhere Berglagen bzw. die Nordseeküste beschränkt sind.
Durch den nach Nord-Nordost ablaufenden Kurzwellentrog wird die über dem Westen
schleifende okkludierte Front aktiviert, so dass dort 2 bis 5 mm, im westlichen
Bergland in Staulagen um 10 mm Regen innerhalb von 12 Stunden zustande kommen
können (im Zeitraum 00 bis 12 UTC) und anfangs ist in den Hochlagen Schnee
möglich. Danach wird die Front von diesem Kurzwellentrog überlaufen, so dass im
Tagesverlauf die Niederschläge bereits wieder schwächer werden.
Mit dem Vorrücken der sich dann in ihrer Wetterwirksamkeit abschwächenden Front
bricht der Föhn vom Allgäu her zusammen. Sturmböen bis Bft 8/9 sind dann aber
noch in den Hochlagen von den Bayerischen Alpen aus ostwärts sowie in den
östlichen Mittelgebirgen zu erwarten.
Auflockerungen sind im Nordwesten und ganz im Westen (bedingt durch die
Durchmischung), im Lee der östlichen Mittelgebirge und föhnbedingt auch ganz im
Südosten am wahrscheinlichsten. Ansonsten hält sich meist geschlossene
Bewölkung.
Leichter Frost sollte auf die Kamm- und Gipfellagen der höheren Mittelgebirge
beschränkt sein. Ansonsten erfolgt ein leichter Temperaturanstieg auf 3 bis 9
Grad mit den höchsten Werten am Niederrhein.

In der Nacht zum Samstag schwenkt ein Kurzwellentrog, der das über den
Britischen Inseln liegende Höhentief umläuft, ins westliche Mittelmeer, so dass
über dem Golf von Genua eine Zyklogenese erfolgt. Dauerniederschläge bis über
100 mm innerhalb von 12 Stunden erfassen die Alpensüdseite. Die schleifend nach
wie vor von der Nordsee bis zum Schwarzwald verlaufende Front wird nur wenig
aktiviert, so dass nur 1 bis 5, im Schwarzwald auch mehr als 5 mm Niederschlag
innerhalb von 12 Stunden zu erwarten sind. Schnee sollte auf Hochlagen oberhalb
von 1000 m sowie auf den Alpenrand beschränkt bleiben.
Mit der ein wenig weiter ostwärts vorankommenden Front dürfte dann auch der Föhn
am östlichen Alpenrand zusammenbrechen. Warnrelevante Böen (Wind- und stürmische
Böen, exponiert Sturmböen bis Bft 9) sind dann auf die östlichen Mittelgebirge
sowie durch Böhmischen Wind auch auf Teile der Lausitz beschränkt. Abgesehen
hiervon stellt sich wieder eine schwachgradientige Lage ein, so dass das
Wettergeschehen durch Grundschichtprozesse dominiert wird. Vereinzelt fällt
etwas Sprühregen oder Schneegriesel, so dass vor allem in Lagen ab 300 m
Glättegefahr besteht.

Samstag ... Der Randtrog des Höhentiefkomplexes über England und Nordfrankreich
schwenkt zu den Seealpen und auf seiner Vorderseite zieht das Wellentief vom
Raum Genua zu den zentralen Alpen. Damit dauern in den Südalpen die
Niederschläge an. Die Schneefallgrenze liegt dabei meist zwischen 500 und 1000m.
Von den zentralen Alpen bis zur westlichen Ostsee erstreckt sich die
quasistationäre Kaltfront, auf deren Westseite die Luft in 850 hPa leicht
negativ temperiert ist und auf deren Ostseite die Temperaturen zwischen 2 und 8
Grad liegen. Überwiegend auf der kalten Seite der Front fällt etwas Regen, in
höheren Lagen auch Schnee, wobei die Schneephase vor allem im Süden eine Rolle
spielt. Auf der Alb und im Allgäu sind örtlich 5 bis 10 cm Neuschnee möglich.
Weiter nördlich sind die Niederschlagsmengen geringer und bewegen sich meist
zwischen 0,5 und 5 mm.
Von Ostbayern bis nach Vorpommern und ganz im Westen ist es nach ICON meist
trocken. Gebietsweise wird es wieder etwas frischer und es ergibt sich eine
Temperaturspanne zwischen 2 Grad in Südwürttemberg und 8 Grad am Niederrhein. In
Lagen oberhalb von 700 m liegen die Werte bei 0 Grad. Abgesehen von steifen Böen
aus Südost in der Lausitz und einzelnen Sturmböen auf Gipfeln der Ostalpen ist
der Wind nur schwach bis mäßig unterwegs.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Frontlage wird am Samstagmittag von GFS weiter westlich positioniert, etwa
auf eine Linie Emsland-Bodensee. Erst in der 2. Tageshälfte soll sie die
Elbmündung und den Raum München erreichen. Die Schneefälle sollen sich dabei von
Süddeutschland in einem schmalen Streifen bis zum Abend zum südöstlichen
Niedersachsen ausweiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden