DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-12-2020 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.12.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mäßig kalt, nachts häufig Frost. Im Bergland etwas Schnee, lokal
Gefahr von gefrierendem Regen, an den Alpen am Wochenende teils länger
anhaltender Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 09.12.2020


Aufgrund der eher dürftigen Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe erfolgt die
Beschreibung der mittelfristigen Wetterentwicklung anhand des aktuellsten
Modelllaufes von 00 UTC und mit weitgehendem Verzicht auf zu detaillierte
Beschreibungen...

Am Samstag befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines langgestreckten,
weit nach Süden reichenden Höhentroges über Westeuropa. Dieser Trog beginnt gen
Südfrankreich/westliches Mittelmeer abzutropfen. Damit verbunden ist ein
Bodentief südlich der Alpen, das sich im Zuge des Abtropfprozesses verstärkt und
feuchte Luftmassen von Süden gegen die Alpen führt. Südlich des Alpenhauptkammes
können dabei durchaus markante Niederschlags- respektive Schneemengen erwartet
werden. Durch Aufgleitprozesse können die entsprechenden Niederschläge auch den
bayerischen/schwäbischen Alpen- und Voralpenraum erreichen und fallen in
mittleren und höheren Lagen dann auch als Schnee. Insgesamt befindet sich
Deutschland im Bereich eines umfangreichen Bodentiefs in dem auch ein
Niederschlagsband in Form einer Okklusion meridional über Deutschland liegt.
Hier regnet es gebietsweise, in Hochlagen fällt Schnee, vor allem in den
Frühstunden kann in Tal- und Muldenlagen auch gefrierender Regen auftreten.
Sonne ist Mangelware und die Temperaturen liegen tagsüber im leicht positiven
Bereich, nachts gibt es mit Ausnahme der östlichen Landesteile meist leichten
Frost.

Am Sonntag rückt der Haupttrog etwas weiter nach Osten vor, vor allem schwenkt
aber der abgetropfte Südteil noch weiter ostwärts Richtung Italien. Das
korrespondierende Bodentief mit Zentrum über Mittelitalien/Tyrrhenischem Meer
intensiviert sich noch etwas und die Südstaulage an den Alpen mit
Aufgleitprozessen bis ins südliche Deutschland dauert an. Am Alpenrand und im
Alpenvorland werden also weitere Niederschläge (häufig Schnee) erwartet. Der
Rest Deutschlands liegt nach wie vor unter Tiefdruckeinfluss und auch das
Niederschlagsband vom Samstag sorgt über Teilen Deutschlands weiterhin für etwas
Regen, in Hochlagen Schnee. Es bleibt meist mäßig kalt (tagsüber leicht positiv,
nachts häufig leichter Frost).

Am Montag kommt es zu einer neuen Austrogung auf dem nahen Ostatlantik, die dem
Höhentief über Italien das Wasser abgräbt. Dieses verlagert sich unter
Abschwächung nordostwärts in Richtung Balkan, dem auch das korrespondierende
Italientief folgt. Die Anstauung der Alpen von Süden her lässt also nach, so
dass auch die Niederschläge am deutschen Alpenraum bzw. im Alpenraum allmählich
abklingen. Die Rolle eines steuernden Tiefs übernimmt ein Tief, das sich im
Bereich der neuen Austrogung am Westausgang des Kanals bildet und intensiviert.
Noch zeigt sich dabei kein Einfluss auf das Wetter in Deutschland, welches sich
im Bereich zwar schwacher Luftdurckgegensätze, aber eindeutig unter
Tiefdruckeinfluss befindet. Insgesamt feuchte Luftmassen sorgen für sehr viel
Bewölkung und kurzwellige Troganteile bzw. Reste der Okklusion können zeit- und
gebietsweise für leichte Niederschläge sorgen. Das Temperaturniveau ändert sich
nicht.

Am Dienstag liegt Deutschland im Bereich des umfangreichen, wieder weit nach
Süden reichenden Höhentroges, dessen Zentrum sich als Höhentief über Frankreich
befindet. Der korrespondierende Bodentiefkomplex umfasst weite Teile Europas.
Darin eingelagerte Tiefzentren befinden sich auf der Alpensüdseite, mit einer
südlichen Strömung kommt es dort erneut zu Stauniederschlägen, und im Südwesten
Frankreichs (Aquitanien). Beide haben auf unser Wetter wenig Einfluss, insgesamt
herrscht aber auch bei uns weiter zyklonales Wettergeschehen mi kaum
Sonnenchancen, dichter Bewölkung gelegentlichen Niederschlägen vor.

Am Mittwoch verlagert sich der Höhentrog unter leichter Abschwächung ostwärts
und liegt dann meridional orientiert über Deutschland. Dabei verlagern sic hauch
die Schwerpunkte der Bodentiefs, über dem Norden Deutschlands soll nach Lesart
des heutigen Modelllaufes ein neues Tiefzentrum entstehe. Insgesamt sind dabei
aber keine markanten Wetteränderungen zu erkennen, so dass es wohl einen
weiteren Tag geben wird, an dem dichte Bewölkung vorherrscht und es gebietsweise
zu leichten Niederschlägen (im Bergland Schnee) kommt.

Auch in der erweiterten Mittelfrist setzt sich die zyklonal geprägte Witterung,
aus jetziger Sicht aber ohne markante Wetterereignisse, mit dem erwähnten, mäßig
kalten Temperaturniveau fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Wochenende kann die Konsistenz
der vorliegenden IFS-Läufe höchstens als okay bezeichnet werden. Denn auch hier
zeigen sich schon die ersten Unterschiede in der genauen Positionierung der
Druckzentren mit Auswirkungen auf die zu erwartenden Niederschlagsschwerpunkte.
Am Anfang der kommenden Woche werden diese Unterschiede immer größer, so dass
die Konsistenz der Vorhersagen nur als schlecht beschrieben werden kann.
Allen Modelllösungen gemein ist zwar der zyklonale Grundcharakter der Wetterlage
mit einem umfangreichen Höhentrog über großen Teilen Europas, die Ausgestaltung
der Druckzentren inklusive der korrespondieren Bodentiefs und
Niederschlagsgebiete ist aber sehr unterschiedlich. Letztlich zeigen sich auch
beim Temperaturniveau der beteiligten Luftmassen Unterschiede, die 850
hPa-Temperaturen liegen allerdings dann doch meist im groben Bereich um 0 Grad.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie das IFS in sich, also im Vergleich der aktuellen IFS-Läufe
untereinander, zeigen sich auch gegenüber ICON und GFS deutliche Unterschiede.
Vom Grundtenor einer über den gesamten Mittelfristzeitraum zyklonal gepägten
Witterung zeigen auch die anderen Globalmodelle, allerdings enden hier auch
schon die Gemeinsamkeiten. Die Lösungen sind im Detail doch sehr
unterschiedlich.
Um nur einen Punkt herauszugreifen, hier mal ein kurzer Blick auf die Behandlung
des Südanstaus der Alpen am kommenden Wochenende. Dieser wird nämlich vom
aktuellen IFS-Lauf mit Abstand am deutlichsten und anhaltendsten prognostiziert.
Sowohl ICON als auch GFS lassen das Italientief kaum entwickeln, so dass
Staueffekt kaum oder nur vorübergehend greifen und die Luftmassengrenze mehr
oder weniger ungehindert ostwärts durchschwenkt. Damit wären die
Dauerniederschläge, die sich ach auf den deutschen Alpenrand mit anhaltenden
Schneefällen auswirken würden vom Tisch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den ersten Vorhersagezeitraum (+72 bis
+96 h) zwar ganze 4 Cluster, die sich allerdings vor allem in der Ausprägung des
Rückens über dem zentralen Atlantik unterschieden. Damit lassen sich keine
prognoserelevanten Aspekte für unser Wettergeschehen ableiten. Im Folgezeitraum
(Montag bis Mittwoch, +120 bis +168 h) werden nun 5 Cluster berechnet. Wie in
der Betrachtung der letzten 3 deterministischen Modellläufe zeigen sich auch
hier unterschiedliche Ausprägungen und Ausrichtungen des Höhentroges über West-
und Mitteleuropa. Dass es diesen Höhentrog aber in einer für das Wetter in
Deutschland relevanten Art und Weise gibt, scheint klar. Markante Unterschiede
zeigen sich dann eher in Bereichen, die für uns eher uninteressant sind. Für die
erweiterte Mittelfrist ab nächsten Donnerstag zeigt sich in 4 Clustern die
Fortsetzung des überwiegend zyklonalen Witterungscharakters, allerdings werden
hier teils unterschiedliche Strömungsregime (teils Ost, teils West) und damit
Auswirkungen auf das vorherrschende Temperaturniveau sichtbar.

Auch die Rauchfahnen einer Auswahl deutscher Stationen spiegeln die
Unsicherheiten des Wetterablaufs im Detail wieder. Sowohl der Spread der
Temperaturkurve in 850 hPa als auch beim Geopotenzial in 500 hPa sind ab Beginn
der Mittelfrist recht groß. Und auch die Niederschlagsverteilung ist recht
unruhig. Was vielleicht noch zu sehen ist: Haupt- und Kontrolllauf bewegen sic
überwiegend im Mittelfeld der ganzen Schar, stellen als keine Ausreißer nach
oben oder unten dar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Samstag und zum Sonntag hin abnehmend liefern die EPS-Verfahren und auch der
EFI noch Signale für warnrelevante Böen auf den Alpengipfeln und in Ostsachsen
durch den Böhmischen Wind. Dabei werden zeitweise noch Sturmböen Bft 8 bis 9
erwartet, in der Nacht zum Sonntag dann bereits weiter nachlassend nd Sonntag
voraussichtlich nicht mehr warnrelevant.

SCHNEE/GLÄTTE/GLATTEIS:
Am Samstag und Sonntag kommt es aufgrund der Südstaulagen auch bis in die
deutschen Alpengebiet bzw. nähere Alpenvorland zu Schneefällen voraussichtlich
bis in die Täler. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt sicher südlich des
Alpenhauptkammes bzw. im Stau dessen, aber sowohl EFI als auch das IFS-EPS
liefern Signale für leichten bis mäßigen Schneefall mit 24-stündigen
Neuschneemengen um 10 bis 20 cm, in einigen Täler kann es staubedingt sicher
auch noch etwas mehr sein. Im Laufe der Naht zum Montag klingen diese
Niederschläge allmählich ab.

In den restlichen Landesteilen kommt es nur zeit- und gebietsweise zu
Niederschlägen, die dann im Bergland auch in Form von Schnee fallen können.
Lokal besteht allerdings auch die Gefahr von gefrierendem Regen oder Sprühregen
mit entsprechender Glättegefahr (Glatteis). Diese lokale Glatteisgefahr besteht
auch zu Beginn der kommenden Woche.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, IFS, MOSMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger