DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-10-2020 09:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W
An der Nordsee heute und am Dienstag stürmische Böen.
Auf exponierten Bergen Sturmböen, im Alpenraum kommende Nacht vorübergehend
föhnig.
In den Alpen ab morgen Abend oberhalb 1000 bis 1200 m Schneefall.
Morgen im Südschwarzwald Dauerregen nicht ganz ausgeschlossen.
Heute sehr mild, am Montag Temperaturen im Bereich der Normalwerte.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein vom westlichen Mittelmeer ausgehender Höhenkeil reicht über die
Alpen hinweg nach Nordosten und bildet eine Potentialbrücke zum Höhenrücken, der
vom Schwarzen Meer zum Baltikum reicht. Dabei wird eine Bodenhochdruckbrücke
gestützt, die von Oberitalien bis nach Osteuropa reicht und südlich dieser
Brücke befindet sich noch ein flaches Cut-Off-Tief am westlichen Balkan. Die
Hochdruckzone bestimmt heute anfangs das Wetter im Osten und Süden Deutschlands
und sorgt für Sonnenschein, aber auch für anfänglichem Nebel vor allem in Teilen
Bayerns. Im Tagesverlauf nimmt aber zunächst die hohe Bewölkung, nach Westen hin
auch die mittelhohe Bewölkung zu. Auf die Nordwesthälfte Deutschlands greift
nämlich der Ausläufer eines Tiefs südlich von Island über, das zu den Hebriden
zieht. Dabei kommt von Rheinland-Pfalz bis zur westlichen Ostsee Regen auf, der
aber mit Mengen von 1 bis 9 mm innerhalb von 12 Stunden nicht warnwürdig ist. In
einigen Staulagen der westlichen Mittelgebirge kann es auch mehr als 10 mm Regen
geben.
Im Vorfeld der Front ist der Wind recht kräftig und es kommt zu einzelnen
steifen Windböen in exponierten Lagen des Westens und Nordwestens sowie im Raum
Harz. An der Nordsee sind stürmische Böen wahrscheinlich. Am Nachmittag und
Abend nimmt der Wind auch in den östlichen Gebieten zu mit Böen Bft 8 auf
exponierten Gipfeln und vereinzelt steifen Böen in der Oberlausitz. Mit der
Kaltfront gelangt etwas frischere Meeresluft in den Westen mit
850-hPa-Temperaturen von 3 bis 5 Grad. Präfrontal kommt ein Schwall sehr milde
Luft zu uns mit 6 bis 12 Grad in diesem Höhenniveau.
Das reicht heute für Höchstwerte zwischen 14 Grad in der Eifel und 20 Grad am
Oberrhein sowie örtlich im Osten.

In der Nacht zieht das hochreichende Tief nach Nordschottland und Montagfrüh
verläuft die Hauptachse des Troges über England nach Frankreich, was für uns
weiterhin Vorderseite und südwestliche Höhenströmung bedeutet. Dabei bildet sich
an der Front über Ostfrankreich eine flache Wellenstörung, die Montagfrüh etwa
im Bereich Thüringen erwartet wird. Damit kommt die Front nebst Regenband nur
wenige ostwärts voran, erfasst aber große Teile Baden-Württembergs und
Thüringens sowie Mecklenburg-Vorpommern. Präfrontal ist es von Ostbrandenburg
bis nach Südbayern noch trocken und vor allem in Niederbayern kann sich Nebel
bilden. Am meisten Regen simulieren die Modelle auf der Rückseite der Welle im
Südwesten, genau genommen im Schwarzwald, am Oberrhein und in der Südpfalz, wo
durchaus 10 bis 15 l/qm, vereinzelt bis zu 20 l/qm innerhalb von 12 h
zusammenkommen können. Nach Euro4 und Icon-Nest wären sogar punktuell rund 25 mm
möglich. Obwohl die postfrontal in den Nordwesten einfließende subpolare
Meeresluft (T850 um 3°C) leicht labil geschichtet ist, sind nur einzelne Schauer
zu erwarten und Gewitter sind im Raum Helgoland/Sylt nicht ganz auszuschließen.
Windtechnisch ist der in den Alpen aufkommende Föhn zu erwähnen, der
wahrscheinlich aber noch nicht in die Täler durchbricht. Ansonsten stehen
weiterhin exponierte Hochlagen (Brocken bis 9 Bft) sowie einzelne Täler in
Ostsachsen (6-7 Bft) auf der Karte.


Montag... Verlagert sich in der südwestlichen Höhenströmung ein Troganteil
nach Norddeutschland und der Höhentrog regeneriert sich über Frankreich und
seine Trogspitze reicht abends bis zum Löwengolf. Insgesamt bleibt über den
Alpen die Anströmung SSW, was auf der Alpensüdseite kräftige Stauniederschläge
zur Folge hat.
Derweil zieht die flache Welle nur langsam zur Ostsee und erreicht abends die
Südspitze Schwedens. Die Kaltfront kommt damit vormittags kaum nach Osten voran,
am Nachmittag aber zieht sie auf der Südseite der Frontalwelle über den Osten
ins Odergebiet und zur Neiße. Auch im Südosten geht sie durch, wird aber über
den Alpen stationär, da sich im Raum Genua ein flaches Tief bildet. Weil im
Süden niedertroposphärisch der Wind auf West bis Nordwest dreht, sinkt in 850
hPa die Temperatur am Nachmittag unter 5 Grad und der Föhn bricht zusammen.
Im Süden verlagert sich das Regengebiet von Baden-Württemberg nach Bayern und
zum Abend verstärken sich im Süden die Regensignale. Gebietsweise fallen 10 bis
15 l/qm in 12 h, im Weststau des Allgäus auch etwas mehr. Mit Hilfe der
Niederschlagsabkühlung sinkt die 850-hPa-Temperatur abends nahe 0°C, wodurch die
Schneefallgrenze in den Alpen auf 1400 bis 1300 m sinkt.
Windmäßig ist selbst an Nordsee ist nicht mehr allzu viel los, nur auf Helgoland
sind 7er Böen und auf einigen exponierten Bergen stürmische Böen möglich. CD2
simuliert ganz im Süden eine bis zum frühen Nachmittag durchlaufende Druckwelle
mit 6er bis 7er Böen, die aber von den anderen Modellen nicht in dem Maße
simuliert wird.
In der frisch einfließenden subpolaren Meeresluft (T850 um 2°C) liegen die
Temperaturen niedriger als an den Vortagen. Es werden Höchstwerte zwischen 10
und 15°C, bei Dauerregen im Süden nur rund 8 Grad erwartet.

In der Nacht zum Dienstag deutet sich südlich der Alpen ein Abtropfen des
Höhentroges an, die wahrscheinlich aber erst tagsüber zur Vollendung kommt. Das
flache Tief südlich der Alpen zieht etwas weiter nach Osten, wobei die
Hebungsprozesse über die Alpen hinweg bis zu uns übergreifen. So kommt es im
Süden und Südosten, schwerpunktmäßig in Südbayern, zu weiteren
Dauerniederschlägen mit der stärksten Intensität direkt am Alpenrand sowie im
südlichen Vorland. Modellübergreifend werden dort 10 bis 20, teils um oder sogar
über 25 l/qm (IFS) innerhalb von 12 h simuliert, so dass man ganz vorsichtig
sogar über eine Dauerregenwarnung nachdenken könnte. Dagegen spricht derzeit
allerdings, dass nur wenige Staulagen die Schwelle überschreiten sowie die
Tatsache, dass die Schneefallgrenze mit 1200 bis 900 m (je nach Intensität)
recht niedrig liegt. Oberhalb von 1400 bis 1500 m könnte es 20 bis 25 cm
Neuschnee geben.
Im Norden und Westen sowie in großen Teilen der Mitte reißt die Wolkendecke
teilweise auf und es bleibt im Großen und Ganzen trocken. Etwas Konvektion ist
am ehesten über den Seegebieten und dort vor allem über der Nordsee zu erwarten,
wo der anlandende Höhentrog für Abkühlung in der Höhe (T500 um -27°C) und
entsprechende Labilisierung sorgt.


Dienstag... überquert der mittlerweile ziemlich scharf konturierte Trog bzw.
das, was von ihm noch übrig ist, Deutschland ostwärts. Während dessen taucht
über dem Ostatlantik eine "neue Schallplatte" auf, in der auch der ehemalige
Hurrikan "EPSILON" integriert ist. Das führt auf jeden Fall zu einem immensen
Orkantief, das von ICON einen Kerndruck von gut 940 hPa süd-südwestlich von
Island (um 12 UTC) bekommt! Der Trog sorgt anfangs ganz im Südosten noch für
Niederschläge, die aber vormittags nachlassen. Dann gibt es bei schwachem
Zwischenhocheinfluss nur gebietsweise stärker aufgelockerte Bewölkung und es
bleibt abgesehen von anfänglichen Schauern an der Nordsee trocken.
Somit zeigt bei uns Ex-EPSILON, oder wie immer das Tief auch heißen wird,
tagsüber somit noch keine große Wirkung. Das alte Tief füllt sich vor
Südnorwegen über der Nordsee auf, führt aber anfangs noch zu Böen 7, vereinzelt
8 Bft an der Deutschen Bucht. In der eingeströmten subpolare Meeresluft steigen
die Temperaturen auf Nachmittagswerte zwischen 9 Grad in Südostbayern und 14
Grad im Rheinland.
Abends und in der Nacht zum Mittwoch greift das teilokkludierte Frontensystem
des mächtigen Tiefs, das sich beginnt etwas abzuschwächen, mit Regen auf den
Westen und Nordwesten über. Dabei frischt der Wind im Nordwesten auf und bringt
einzelne 7er Böen, an der Nordsee 8er bis 9er Böen. Auf dem Brocken sind später
zumindest schwere Sturmböen zu erwarten. Im Südosten ist der Himmel klar und
örtlich kann es zumindest in Bodennähe Frost geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich.

CosmoLEPS deutet morgen im Schwarzwald, in der Nacht zum Dienstag auch in den
Alpen Dauerregenmengen an mit Wahrscheinlichkeiten zwischen 20 und 35 Prozent.
Bei ICON-EPS und IFS-EPS sind die Wahrscheinlichkeiten deutlich geringer.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden