DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-10-2020 08:01
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWz, Übergang zu TrW
Sehr mild und etwas windig. Heute im Südosten noch Regen, ab morgen wieder von
Nordwesten her. Im Südosten teils Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Am heutigen Samstag... ist im Geopotentialfeld ein schwacher Trog zu finden, der
über das östliche Mitteleuropa ostwärts schwenkt. Mit diesem im Zusammenhang
steht ein abgetropftes Höhentief, das sich von den Westalpen in die
Emilia-Romagna verlagert. Über Deutschland wölbt sich dagegen (auf der
Vorderseite eines nordatlantischen Zentraltiefs) ein Höhenrücken auf, dessen
Achse am Abend schon die Oder erreicht. Das Zentraltief mit Kerndruck von 955
hPa (heute Mittag erwartet) südlich von Island dominiert das bodennahe
Strömungsmuster. Ihm steht höherer Druck im südlichen Europa gegenüber. Das
resultiert über Deutschland in einem nach Nordwesten zunehmendem Gradienten, der
dort für mäßigen Südwestwind sorgt, der rund um die Nordsee und das westliche
Bergland auch mal stärker auffrischen kann und für einzelne steife Böen sorgt.
Deutlich stärkeren Wind gibt es auf dem Brocken, der in einer kräftigen
Südwestströmung liegt. Dort treten Sturmböen auf, im Tagesverlauf können es auch
zunehmend schwere Sturmböen werden. Im Süden weht der Wind dagegen nur schwach
aus West bis Südwest. Im Süden liegt auch noch die Kaltfront eines nach Osten
abgezogen Randtiefs und kommt aufgrund des Höhentiefs über Oberitalien nur
langsam ostwärts voran. Sie bringt heute vor allem in an den Alpen noch Regen,
wobei die simulierten Summen weit auseinandergehen. Während einige Modelle in
der Spitze kaum noch 5 l/qm bringen und Euro4 maximal 10 l/qm erreicht, zeigt
ICON-EU an den vordersten Ketten der Alpen (östlich der Isar) teils über 20
l/qm. Schnee ist allerdings kein großes Thema, die Schneefallgrenze liegt um
2000 m. Dies deutet schon an, dass die einfließende Luftmasse nicht allzu kühl
ist. So sind es in 850 hPa zwischen 2 Grad im Norden und 6 Grad im Südosten. Die
Luftmasse ist aber in den unteren Schichten sehr feucht, so dass heute oft tiefe
Bewölkung dominiert, auch wenn es regional auch größere Auflockerungen gibt, die
vor allem am Nachmittag in der Osthälfte mehr werden. Eine Inversion oder
zumindest stabile Schichtung im Bereich 700 bis 800 hPa hält die Feuchte
bodennah und sollte abgesehen von der Kaltfront im Südosten Regenfälle
weitgehend unterdrücken, wenngleich auch aus der tiefen Bewölkung hier und da
mal ein paar Tropfen fallen können. In den höheren Schichten sorgt leichtes
Absinken für eine Abtrocknung der Luftmasse. Am Nachmittag verdichtet sich aber
auf der Vorderseite der nahenden Kaltfront des Atlantiktiefs die Bewölkung schon
wieder von Nordwesten her. Dort ist vor allem Warmluftadvektion im Spiel. Zu
Regen reicht es dort aber noch nicht. Noch ein Satz zur Temperatur: Nach milder
Nacht und bei guter Durchmischung werden heute noch einmal für die Jahreszeit
hohe Werte erreicht mit meist 15 bis 18 Grad, nur ganz im Norden bleibt es etwas
kühler.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Höhentief weiter zur Adria und die Kaltfront
zieht endgültig nach Südosten ab. Dagegen nimmt das Zentraltief weite Teile
Nordwesteuropas ein, die Achse des zugehörigen Langwellentroges liegt aber noch
westlich von Frankreich. Der Tiefdruckkern liegt mit unter 960 hPa weiterhin
südlich von Island. An der Kaltfront zieht eine Welle über Südengland hinweg
nordostwärts über die Nordsee zur norwegischen Küste. Sie hält die Kaltfront
noch auf Distanz, so dass in der Nacht zwar vom Nordwesten bis zur Mitte des
Landes (im Prinzip mehr als die Hälfte des Landes) die hohen und mittelhohen
Wolkenfelder (teils halten sich auch noch tiefe Wolken) auf ihrer Vorderseite
dominieren, erster Regen zieht aber erst frühmorgens im Nordwesten auf, wenn
nach Abzug der Welle die Front wieder langsam Bewegung aufnimmt. Mit der Welle
nimmt im Westen - nach vorübergehender Abschwächung am Abend - auch der Gradient
wieder zu, was den Wind abermals aufleben lässt. In den westlichen
Mittelgebirgen kann es wieder steife Böen aus Süd geben, sowohl in den Höhen-
als auch in den Leelagen. An der Nordsee legt der Wind stärker zu und erreicht
in Böen allgemein 7 Bft, in etwas exponierten Lagen (für Südwind) sind es dann
auch stürmische Böen, was vor allem Helgoland und die Nordfriesischen Inseln
betrifft. Auch weiter nach Osten hin spürt man die Windzunahme auf den Bergen,
abgesehen vom Brocken sind aber wohl keine Warnungen nötig. Letzterer sollte
aber durchaus wiederholt schwere Sturmböen abbekommen. Recht ruhig ist die Lage
dagegen noch im Südosten. Dort kann sich bei klarem Himmel die Luft stark
abkühlen und in der Folge können sich in der nach wie vor bodennah feuchten
Luftmasse ausgedehnte Nebelfelder bilden. Bei etwas mehr Wind fällt die
Abkühlung im ebenso klaren Osten schwächer aus, so dass sich dort auch kaum
Nebel bilden sollte. Die Spanne der Frühtemperaturen ist recht groß und reicht
von 14 Grad im windig-bewölkten Nordwesten bis 1 Grad im windstill-klaren
Oberallgäu.


Am Sonntag... nähert sich der Trog von Nordwesten weiter an und Deutschland
gelangt in eine südwestliche Höhenströmung. Bodennah weht der Wind aus Süd,
schwächt sich aber im Tagesverlauf meist ab, weil der Gradient auffächert. Somit
sollten im westlichen Bergland im Tagesverlauf kaum noch steife Böen erreicht
werden, in der zweiten Tageshälfte auch zunehmend über der Nordsee nicht mehr.
Eine leichte Windzunahme ergibt sich lediglich im Osten, wo der südsüdöstliche
Wind in den entsprechend ausgerichteten Tälern des Erzgebirges und Lausitzer
Berglandes in Böen vielleicht an der Bft 7 kratzen könnte. Eine leichte
Windabnahme ergibt sich auch für den Brocken, dieser erreicht in der zweiten
Tageshälfte wahrscheinlich nur noch Bft 9 in Böen. Was macht die Kaltfront? Sie
kommt in der südwestlichen Strömung nur sehr langsam südostwärts voran, zudem
bildet sich über der Iberischen erneut eine Welle, die Richtung Frankreich
zieht. Damit dringen die Regenfälle bis zum Abend gerade mal bis zu einer Linie
Mecklenburg-Saarland vor. In Summe sind das meistens unter oder um 5 l/qm, in
den Staulagen des Bergischen Landes deuten die Modelle auch um 10 l/qm an.
Rückseitig kommt es am Abend ganz im Nordwesten bei allmählicher Labilisierung
der Luftmasse, aber auch leichter Abtrocknung, nur zu einzelnen Schauern. Im
restlichen Land dominieren nur die hohen und teils mittelhohen Wolken, vom Süden
bis in den Osten kann es sogar richtig sonnig werden, zumindest dort, wo kein
Nebel entstanden ist bzw. dieser sich auflöst. Das könnte aber insbesondere rund
um die untere Donau und den Bodensee durchaus etwas länger dauern. Auf der
Vorderseite der Kaltfront gelangt sogar noch etwas mildere Luft zu uns, im Süden
werden in 850 hPa wieder 8 bis 10 Grad erreicht. Damit dürfen landesweit
Höchstwerte zwischen 15 und 20 Grad erwarten werden, lediglich bei sehr zähem
Nebel können die Werte auch darunter bleiben.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Langwellentrog weiter nach Osten und weitet
sich stark nach Süden aus. Seine Achse erreicht bis zum Morgen eine Linie
Ostengland-Andalusien. Damit dreht die Höhenströmung auf Südsüdwest. In ihr
verlagert sich die Welle an der Kaltfront ohne weitere Entwicklung von
Frankreich in die Mitte Deutschlands. Die Kaltfront kommt dabei zunächst nicht
mehr nach Südosten voran und schwächt sich ab, wird aber in der zweiten
Nachthälfte wieder aktiviert und verlagert sich etwas weiter nach Südosten.
Somit erreicht der Regen am Morgen eine Linie Schwarzwald-Vorpommern. Vor allem
in einem Streifen vom Südwesten bis nach Mecklenburg sind wieder bis zu 5 l/qm
Regen zu erwarten, im Südwesten auch etwas mehr. Im Schwarzwald, Saarland und
Westerwald können es auch um 10 l/qm sein. Rückseitig ist es leicht labil,
Schauer bleiben aber die Ausnahme. Auf der Vorderseite ziehen in der Nacht zwar
zunehmend mehr Wolken auf, vor allem hohe und mittelhohe. Trotzdem kann sich vor
allem im weiterhin windschwachen Süden wieder Nebel bilden. Insgesamt spielt der
Wind weiterhin keine sehr große Rolle. Im Nordwesten wird der Gradient aufgrund
der Welle sogar noch auseinandergezogen. Meist weht der Wind weiterhin aus Süd
oder Südwest und in den ostsüdöstlich ausgerichteten Tälern in der Lausitz kann
es weiter Windböen geben. Ansonsten ist der Wind vor allem in den Bergen zu
spüren. Warnwürdig bleibt er mit 9er Böen auf dem Brocken, an den Alpen kommt
mit der zunehmenden Südströmung leichter Föhn auf. Das führt zumindest in den
höheren Berglagen zu Sturmböen. Föhndurchbruch bis in die Täler ist aber
unsicher und sollte sich dann auf 7er-Böen beschränken. Die Druckdifferenz
Bozen-Innsbruck soll auch nur um 5 hPa erreichen. Die Tiefstwerte liegen wieder
bei milden 10 bis 5 Grad, nur im Südosten kann es noch einmal kälter werden.

Am Montag... verkürzt sich die Wellenlänge des Troges immer mehr und er weitet
sich weiter nach Süden aus. Seine Achse kommt bis zu einer Linie
Nordsee-Balearen voran. Somit kommt die Höhenströmung immer noch steil aus
Südsüdwest. Bodennah dreht der Wind nach Abzug der Welle nach Nordosten
(passiert bis etwa Mittag) auf Südwest und erlaubt der Kaltfront wieder etwas
Raum nach Südosten gut zu machen. Da sich aber über dem Ligurischen Meer erneut
eine Welle bildet, wird sie insbesondere im Süden weiterhin etwas
zurückgehalten. Dennoch sollen bis zum Abend die Regenfälle die Oder
überschreiten und auch die Salzach erreichen. In einem Streifen von Mecklenburg
bis in den Südwesten sollen es wieder um oder etwas unter 5 l/qm werden. IFS und
GFS deuten in Teilen Schwabens auch über 10 l/qm an. Wirft man einen Blick auf
das Cosmo-LEPS, so erscheint auch das Überschreiten der Dauerregenwarnschwelle
(18-stündig von Sonntagabend bis Montagmittag) im Schwarzwald nicht ganz
ausgeschlossen. Der Föhn an den Alpen bricht im Tagesverlauf wieder zusammen.
Damit laufen die Sturmwarnungen in den Alpen wieder aus. Auch auf dem Brocken
schwächt sich der Wind ab, so dass im Tagesverlauf nur noch stürmische Böen
erreicht werden. Lediglich im Nordwesten soll es wieder eine leichte
Gradientzunahme geben. So kann es an der Nordsee wieder steife Böen aus Südwest
geben. Die rückseitig der Kaltfront einfließende Luftmasse weist in 850 hPa noch
um 2 Grad auf. Damit beginnt nach dem Zusammenbruch des Föhns in den Alpen auch
die Schneefallgrenze wieder deutlich zu sinken. Von Nordwesten her wird die
Luftmasse zunehmend labiler, da sie aber auch relativ trocken ist, reicht es
dort kaum zu Schauer. Dort lockern die Wolken im Tagesverlauf sogar auf, so dass
sich auch mal die Sonne zeigen kann. Lediglich über der Nordsee sollte es zu
verstärkter Schaueraktivität kommen, dort kann es auch für einzelne Gewitter
reichen. Im Vergleich zum Vortag geht die Temperatur erheblich zurück: Die
Höchstwerte liegen nur noch bei 10 bis 14 Grad, sollte es im Südwesten länger
regnen, bleiben es dort auch unter 10 Grad.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Trog vor allem im Süden weiter ostwärts
voran. Seine Achse erreicht eine Linie Benelux-Ligurisches Meer. Damit verbleibt
der östliche Teil Deutschlands noch in einer etwas stärkeren südlichen
Höhenströmung, während der Westen des Landes zunehmend in den zentralen Bereich
des Troges gerät. Das Bodentief zieht vom Ligurischen Meer bis zur oberen Adria
und löst vor allem an der Alpensüdseite kräftige Regenfälle aus, die auch bis an
den deutschen Alpenrand übergreifen. Dabei sind bis zu 20 l/qm Regen möglich,
die Schneefallgrenze sinkt allmählich von etwa 1500 m auf 1200 bis 1100 m. Somit
kann es in höheren Berglagen (den Niederschlag des Tages miteingeschlossen) auch
über 20 cm Neuschnee geben, unterhalb 1500 m sollte es aber rasch weniger
werden. 24-stündig kommen wir auch an die Grenze zu einer Dauerregenwarnung
(über 30 l/qm in 24 Stunden), was zumindest das Cosmo-LEPS andeutet. Richtung
Nordwesten dürfte es in der Nacht einige Wolkenauflockerungen geben und meist
trocken bleiben. Konvektion sollte sich auch die Nordsee beschränken. Die
nächtlichen Minima sind mit 9 bis 2 Grad auch weiterhin unkritisch.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptische Lage wird von den vorliegenden Modellen weitgehend
übereinstimmend simuliert. Auf leichte Unterschiede bei den
Niederschlagsprognosen wurde oben schon eingegangen. Diese beziehen sich eher
auf die Niederschlagssummen als auf die Lage der Fronten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann