DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-10-2020 08:01
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Heute NWa, ab Dienstag SWz

Heute meist ruhiges und eher kühles Herbstwetter. Ab Dienstag deutlich milder
und auf Berggipfeln Sturmböen. In den Alpen Föhn und ab der Nacht zum Mittwoch
exponiert schwere Sturmböen.
Am Mittwoch auch an der Nordsee Böen bft 8, exponiert 9.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Hinter der Kaltfront eines von Karelien langsam ostwärts ziehenden
Tiefs ist in den Norden polare Meeresluft eingeströmt. In der Mitte und im Süden
hat sich die Grundschicht ausgekühlt und eine Absinkinversion sinkt im
Tagesverlauf von 800 auf unter 850 hPa. Frontreste am Nordrand der Mittelgebirge
mit anfänglichem Regen lösen sich im Tagesverlauf auf. Ursache hierfür ist ein
Höhenrücken, der sich über Westeuropa vor einem kräftigen atlantischen Trog
aufwölbt und dessen Achse um 18 UTC Benelux erreicht. Vorderseitig wandert das
korrespondierende Hoch von den Alpen zum nordwestlichen Balkan. Damit dreht
niedertroposphärisch die Strömung auf Süd bis Südwest und in den äußersten
Südwesten dringt bereits mildere Luft ein. Im übrigen Deutschland sind es eher
Absinkprozesse, die die Luft leicht erwärmen, so dass die 850-hPa Temperatur von
Werten knapp unter null Grad auf 6 Grad im Südwesten und 0 Grad im Nordosten
ansteigt.
Mit dem Absinken der Inversion dürfte sich auch die niedrige Schichtbewölkung
von Südwesten her zögernd auflockern., während nach Norden hin bereits
vormittags örtlich die Sonne rauskommt.
Damit steigen die Temperaturen heute auf Höchstwerte zwischen 12 Grad im
Nordosten und 15 Grad am Oberrhein. Nur dort, wo sich die SC-Bewölkung länger
hält, z. B. in Nordbayern, dürfte es mit Werten um 10 Grad etwas kühler bleiben.

Der Wind weht meist nur schwach und dreht von Südwest auf Süd.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Höhenrücken in 300 hPa nach Deutschland
und das zugehörige Bodenhoch wandert unter Verstärkung nach Rumänien (Kerndruck
über 1030 hPa). Der atlantische Trog verlagert sich nur noch geringfügig
ostwärts und tropft ins Seegebiet dicht westlich von Irland ab. Dort gliedert
sich bis zum Morgen auch das Bodentief an, dessen Kerndruck auf fast 980 hPa
fällt. Seine Kaltfront erreicht England und das zentrale Frankreich. Präfrontal
greift ein kräftiger Gradient auf die westlichen Teile Deutschlands sowie auf
die West- und Zentralalpen über. So kann gegen Morgen bereits in den Höhenlagen
der Wind auffrischen, so dass auf dem Feldberg, dem Brocken und auf exponierten
Gipfeln der Alpen bereits stürmische Böen auftreten können. Auf der freien
Nordsee werden 7er Böen simuliert (Mosmix, CD2). Im Südosten ist der Gradient
noch schwach, so dass sich hier Nebel bilden kann.

Dienstag... verstärkt sich die südwestliche Höhenströmung zwischen dem nach
Osteuropa wandernden Rücken und dem Trog im Westen, wobei sich das Höhentief
splittet und der Südteil des Tiefs zum Seegebiet westlich der Biskaya zieht und
der Nordteil zu den Shetlandinseln. Auch das Bodentief spaltet sich entsprechend
auf. Die Kaltfront des nördlichen Tiefs erreicht abends Nordwestdeutschland,
wird aber vor einer Frontalwelle über der Biskaya wieder rückläufig. Etwa ab
Mittag beginnt es zunächst am Niederrhein und im Emsland zu regnen. Bis zum
Abend breitet sich der Regen in den Westen und Norden bis etwa auf eine Linie
Eifel - Sauerland - Wendland - Usedom aus. Die Regenmengen bleiben mit 1 bis 6,
lokal mit gut 10 l/qm (Euro4, Sauerland) in 12 Stunden überschaubar.
Weiter nach Südosten überwiegt noch der Hochdruckeinfluss. So werden die Wolken
nach Südosten hin weniger, am meisten Sonnenschein ist in Südostbayern zu
erwarten, denn hier ist es föhnig.
Auf Alpengipfeln gibt es stürmische Böen oder Sturmböen. Auch in den höheren
Mittelgebirgen treten mit dem zunehmenden Gradienten starke bis stürmische Böen
Bft 7 bis 8 auf, exponiert 9 bis 10 (Brocken). In den Niederrungen weht der Süd-
bis Südwestwind meist mäßig und in Böen vereinzelt frisch und auf der Nordsee
kann es 7er Böen geben.
Durch die Südwestströmung wird sehr milde Subtropikluft herangeführt, die
Temperatur in 850 hPa steigt auf 6 bis 13 Grad. Am Boden gibt es einen
Temperaturanstieg auf 12 Grad Nordfriesland und bis 19 Grad am Oberrhein. Am
Alpenrand kann es bei Föhn bis 21 Grad warm werden.

In der Nacht zum Mittwoch nähert sich das südliche Höhentief nur geringfügig der
Iberischen Halbinseln an. Das nördliche Residuum wird durch einen vom Nordmeer
herannahenden Trog eingefangen, während das Bodentief ins Seegebiet vor
Südnorwegen zieht. Die o. e. Frontalwelle bewegt sich von der Biskaya zum
westlichen Ärmelkanal und die Warmfront dieses Tiefs zieht langsam über den
Norden hinweg nach Dänemark. So fängt es im Norden und Nordwesten erneut an zu
regnen, wobei die Regenmengen mit 1 bis 9 l/qm meist gering sind, im Sauerland
kann es erneut gut 10 l/qm geben (Euro 4, GFS).
Im Südosten bleibt es dagegen meist trocken mit Auflockerungen am ehesten in
Südostbayern. Vereinzelt gibt es dort auch wieder Nebel, an den Alpen herrscht
erneut Föhn mit Sturmböen Bft 9 oder schweren Sturmböen Bft 10.
Ansonsten weht der Wind vor allem im Westen mäßig und vereinzelt in Böen frisch,
auf den Bergen kann es weiterhin starke bis stürmische Böen Bft 7 bis 8, auf dem
Brocken 9er bis 10er Böen geben.
Die Temperaturen gehen auf 12 bis 8 Grad unter den Wolken und auf 7 bis 1 Grad
im Südosten zurück mit Bodenfrostgefahr.

Mittwoch... Zieht das Cut-Off Tief über Südwesteuropa nur wenig weiter nach
Osten zum Seegebiet westlich Galiziens. Ein Randtrog der gesamten Trogformation
wandert von der Bretagne zur Nordsee. Die korrespondierende Frontalwelle zieht
zur mittleren Nordsee und Deutschland kommt in den breiten Warmsektor des Tiefs.
Die Kaltfront des Tiefs erreicht nachmittags den Westen und Nordwesten
Deutschlands. Allerdings schwächt sich die Front ab, da sie von
Kaltluftadvektion überlaufen wird. So wird der Regen in Nordwestdeutschland
schwächer und nachmittags und abends gibt es allenfalls ein paar Spritzer Regen.
Erneut fallen innerhalb von 12 Stunden meist weniger als 5 mm Regen. Nach
Südosten hin setzt sich mehr und mehr die Sonne durch.
Vor der Front gelangt noch etwas wärmere Luft nach Deutschland mit
850hPa-Temperaturen zwischen 16 Grad im Südosten und 9 Grad im Nordwesten und
bei kräftiger Durchmischung werden im Norden Höchstwerte zwischen 13 und 17 Grad
erwartet und in der Mitte und im Süden Werte zwischen 18 und 22 Grad. Bei Föhn
kann es am Alpenrand auch noch etwas wärmer werden.
An der Südostflanke der kräftigen Frontalwelle und vor der Kaltfront frischt der
Wind erneut auf. Im Westen und Nordwesten sind daher einzelne steife Böen bis
ins Tiefland möglich, auf den Bergen bleibt es stürmisch. Im
Nordseeküstenbereich und eventuell im nördlichen Schleswig-Holstein sind
stürmische Böen möglich, unmittelbar an der See eventuell auch 9er Böen. Der
Süd- bis Südwestföhn an den Alpen bringt dort weitere Sturmböen oder schwere
Sturmböen, ein Durchgreifen des Föhns bis in die Täler ist nur vereinzelt zu
erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag wird die Front am Nordrand der Mittelgebirge vor
einer neuen Frontalwelle über Frankreich erneut rückläufig. Allerdings wird an
der Front kaum Regen simuliert. Im bewölkten Norden sowie in der Mitte ist es
mit 10 bis 14 Grad sehr mild. Im Südosten kühlt es bei aufgelockerter Bewölkung
auf 9 bis 1 Grad ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Kleine Unterschiede bei den externen Modellen sind im Kurzfristzeitraum nicht
warnrelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden