DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-07-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.07.2020 um 10.30 UTC



Im Osten und Südosten anfangs wechselhaft, von Westen leichter Druckanstieg und
Wetterberuhigung, wieder Erwärmung. Ab Montag wieder wechselhafter, Gewitter im
Süden.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.07.2020


Am Freitag befindet sich der Osten Deutschlands nach wie vor im Einflussbereich
des Troges über Osteuropa und dem östlichen Mitteleuropa. Der darin eingelagerte
Kaltlufttropfen befindet sich über Südpolen bzw. Osttschechien. Die daran
gekoppelten Hebungsprozesse inklusive Warmluftadvektion sorgen im Osten und
Südosten demnach für teils schauerartige Niederschläge. Auf den Westen greift
allmählich ein Keil über, im Bodenniveau steigt der Druck, etwaige Schauer
klingen ab und die Bewölkung lockert zunehmend auf. Das Temperaturniveau ist mit
8 bis 10 Grad in 850 hPa noch gedämpft.

Am Samstag schwenkt die Trogachse des Osteuropatroges zwar allmählich ostwärts
durch, so dass der Keil über Westeuropa im Prinzip etwas ostwärts vorankommt,
allerdings verbleibt der Kaltlufttropfen relativ ortsfest über dem südlichen
Polen/östlichem Tschechien und kann demnach die östlichen Landesteile noch
weiter mit stärkerer Bewölkung und zeitweiligen Niederschlägen versorgen.
Insgesamt regnet es somit zum einen in Ostsachsen zum anderen in Südostbayern
voraussichtlich teils länger, dass dabei vielleicht auch insgesamt seit Freitag
Warnschwellen überschritten werden, scheint derzeit nur gering wahrscheinlich,
am ehesten gefährdet ist vielleicht der östliche Alpenrand/das Berchtesgadener
Land. Im Westen dominiert antizyklonales Wettergeschehen, von Westen sickert
allmählich wieder etwas wärmere Luft mit 850 hPa-Temperaturen um 10/11 Grad ein.


Am Sonntag liegt Deutschland unter dem recht flachen Keil, der osteuropäische
Trog schwenkt im Südteil weiter ostwärts, der eingelagerte Kaltlufttropfen
verlagert sich unter allmählicher Abschwächung leicht nordwärts und beeinflusst
den Osten zumindest noch mit Wolkenfeldern. Das Regenrisiko ist recht gering. Am
Boden herrschen schwache Luftdruckgegensätze und vom äußersten Osten abgesehen
überwiegend freundliches Wetter. Die Temperatur der einfließenden Luftmasse
steigt weiter etwas an (850 hPa- Temperatur meist zwischen 10 Grad im Norden und
15 Grad im Südwesten).

Am Montag verlagert sich der Keil ostwärts und von Westen greift der
nachfolgende Trog auf den Norden und Nordwesten Deutschlands über. Das
korrespondierende, steuernde Tief befindet sich im Bereich des Nordmeeres und
den Norden erreicht im Tagesverlauf das dazu gehörende Frontensystem in Form
einer Kaltfront. Die Höhenkaltluft hält sich in Grenzen, Schauer sowie einzelne
kurze Gewitter im Nordseeumfeld sind aber im Tageverlauf denkbar. Ansonsten
liegt Deutschland am Rande des Azorenhochs in einer recht gradientschwachen
Umgebung. Die Temperaturen in 850 hPa gehen im Nordwesten auf Werte um 7/8 Grad
zurück, im Süden ist die Luftmasse mit 15 bis 18 Grad deutlich wärmer,
orografisch ausgelöst sind auch hier Gewitter möglich. Diese können in
Anbetracht geringer Verlagerung lokal auch Starkregen im Gepäck haben.

Am Dienstag schwenkt zwar der am Montag erwähnte, dann doch recht flache Trog
ostwärts durch, Deutschland befindet sich dann von der Höhe her allerdings in
einer mäandrierenden West-/Nordwestströmung wieder. Am Boden liegen wir zwar
nach wie vor im Randbereich des Azorenhochkeils, in 500 hPa wird aber
ersichtlich, dass eher kurzwellige Randtröge zwischenzeitlich für Hebung sorgen
können. Insbesondere in der Südhälfte können so in der wärmeren Luftmasse
(Temperatur in 850 hPa zwischen 10 und 16 Grad) meist vom Bergland ausgehend,
teils kräftige (am ehesten in punkto Starkregen) Schauer und Gewitter auftreten.


Trend:
Für den weiteren Wochenverlauf deutet sich die Fortsetzung des typisch
mitteleuropäischen Sommers an: Mittwoch/Donnerstag wieder zunehmender
Hochdruckeinfluss mit auch im Norden wieder sommerlicheren Temperaturen, Freitag
erneut wechselhafter mit nächstem Tiefausläufer von Nordwesten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die vorliegenden IFS-Läufe zeigen allesamt die gleichen Grundstrukturen und von
daher kann die Konsistenz als recht gut bezeichnet werden.
Im Detail deutet sich allerdings im aktuellsten IFS-Lauf von 00 UTC eine leichte
Verschiebung der Schwerpunkte der Druckzentren nach West/Nordwest an. Die
ohnehin immer schwierige Detailprognose des beteiligten Kaltlufttropfens am
Freitag und Samstag über dem östlichen Mitteleuropa macht dies nicht einfacher
und hat aller Voraussicht nach dann auch prognoserelevante Auswirkungen für den
Osten und Südosten Deutschlands, wo das unbeständige Wetter noch etwas länger
andauern könnte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Vom Tenor her simulieren sowohl GFS als auch ICON die Grundstrukturen des
Wetters in der Mittelfrist zunächst ähnlich, im Detail zeigen sich natürlich
Unterschiede: ICON simuliert den Kaltlufttropfen am Freitag und Samstag z. B.
noch etwas weiter westlich, womit der Osten und Südosten noch
deutlicher/andauernder von den Niederschlagsprozessen im Umfeld des
Kaltlufttropfens beeinflusst werden würde. Das zeigt sich auch im Vergleich der
deterministischen Regenvorhersage. Am Montag simulieren sowohl ICON als auch GFS
einen etwas markanteren Trog inklusiver wetteraktiverer Kaltfront auf den
Nordwesten Deutschlands übergreifen.
Ab Dienstag vergrößern sich dann die Unterschiede: Während im ICON ein rascher
Druckanstieg und deutliche Wetterberuhigung erfolgt, bleibt es nach Lesart des
IFS (wie oben beschrieben) von der Höhe her leicht zyklonal geprägt. GFS hat
dann eine deutlich zyklonal geprägte Variante mit Höhentief/Kaltlufttropfen über
Südskandinavien bzw. der westlichen Ostsee im Programm.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Vorhersagezeitraum von Freitag
und Samstag (+72 bis +96 h) ebenfalls die Unsicherheiten in der Behandlung des
Kaltlufttropfens und bietet 3 Cluster an (23/19/9 Member, Haupt- und
Kontrolllauf im 1. Cluster). Im Folgezeitraum von Sonntag bis Dienstag (+120 bis
+168 h) wird nur 1 Cluster zusammengestellt, so dass der grobe Ablauf mit dem
Abzug des Kaltlufttropfens, nachfolgender Beruhigung unterm Keil und dem aber
rasch folgenden Übergreifen deines neuen Troges recht klar zu sein scheint. Auch
den weiteren Verlauf (+192 bis +240 h, Mittwoch bis Freitag) mit der
wahrscheinlichen Einstellung der mäandrierenden West- bis Nordwestströmung
würdigt das IFS-Ensemble nur mit einem Cluster.
Der Spread von Temperatur und Geopotential der IFS-Rauchfahne (am Bsp.
Offenbach) ist bis einschließlich Sonntag relativ gering, nachfolgend fächert er
auf. Allerdings folgt die Mehrzahl der Member dem Auf und Ab des Hauptlaufes bei
Temperatur und Geopotenzial - somit kann der deterministische Lauf als
repräsentativ angesehen werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag und Samstag liefern sowohl der EFI als auch die EPS-Verfahren geringe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen am östlichen Alpenrand und hier vor allem im
Berchtesgadener Land Mengen um 30 l/qm innerhalb 24 Stunden.

Am Montag im Nordseeumfeld sowie im Süden über dem Bergland ausgelöste einzelne
kurze, im Süden lokal markante Gewitter. Auch am Dienstag Gewitterrisiko
inklusive Starkregen, vor allem vom südlichen Bergland ausgehend.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZ, IFS, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger