DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-05-2020 17:30
SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.05.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst keine markanten Wettererscheinungen. Am Mittwoch einzelne markante
Gewitter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt im Randbereich einer hochreichenden Antizyklone
mit Kern über Skandinavien in einer trockenen östlichen Strömung. Nur der
Südosten befindet sich anfangs in einem WLA-Gebiet, so dass es dort zunächst
stark bewölkt ist und noch ein paar Tropfen Regen fallen. Im Laufe der Nacht
zieht aber die Bewölkung südwestwärts ab und es klart wie schon im übrigen
Deutschland auf. Entsprechend liegen die Tiefstwerte meist im einstelligen
Bereich und nur ganz im Westen und teils an der See um 10 Grad.
Der Wind schwächt sich nicht nur tagesgangbedingt, sondern auch gradienbedingt
ab. Anfangs können im Raum Rügen noch einzelne 7er Böen nicht ausgeschlossen
werden.

Montag ... greift der Trog von Island kommend aufs westliche Nordmeer über.
Dabei reicht die Trogachse abends bis in das Seegebiet vor Irland.
Vorderseitiger Geopotentialverlust bewirkt die Umwandlung des einst
abgeschlossenen Höhenhochs in einen Keil mit Achse zum Tagesende über der
südlichen Nordsee. Auch das Bodenhoch beginnt sich abzuschwächen, wobei nach wie
vor eine Hochbrücke bestehen bleibt, die vom mittleren Nordatlantik über
Schottland und Skandinavien hinweg bis zum Weißen Meer reicht. An deren
Südflanke wird mit einer schwächeren nordöstlichen bodennahen Strömung (der Wind
sollte nicht mehr warnrelevant sein) weiterhin trockene Festlandsluft advehiert,
die sich zusehends durch Absinken erwärmt. Abgehen vom östlichen
Mittelgebirgsraum, wo sich flache Quellbewölkung bilden kann, lässt nahezu
ungehinderte Einstrahlung die Temperatur auf 23 bis 28 Grad ansteigen. Im Osten,
bei auflandigem Wind an der See und in höheren Mittelgebirgslagen sind 18 bis 22
Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Dienstag wird der über der Nordsee und Südskandinavien liegende
Keil zwischen einem stationären Trog über Osteuropa und dem über dem Nordmeer
weiter nach Osten vorrückenden Trog faktisch in die Zange genommen. Dabei setzt
auch über Skandinavien Druckfall ein. Auf den Westen und Nordwesten kann
Cirrus-Bewölkung übergreifen, da WLA in der oberen Troposphäre über den Keil
hinweg diese Region erfasst. Damit ist es mit Tiefstwerten um 11 Grad im
Nordwesten sowie an der See am mildesten, während es ansonsten mit 5 bis 9 Grad
abermals recht kühl ist.

Dienstag ... schwenkt das, was von dem bislang wetterbestimmenden Keil übrig
ist, nach Nordwestdeutschland und erreicht abends in 500 hPa die Mitte. Der
nachfolgende, auf die Nordsee übergreifende Trog lässt vorderseitigen Druckfall
in Gang kommen, was über Skandinavien zu einer flachen Tiefdruckrinne führt,
wobei auch die Aufheizung über Land ein Effekt darstellt. Über Deutschland
bildet sich ein flaches thermisches Tiefdruckgebiet, während sich im
Küstenbereich noch ein schwacher Keil des neuen Hochs südlich von Grönland hält.
Allerdings hält sich in der mittleren und oberen Troposphäre leichter
antizyklonaler Einfluss, so dass sich die Wirkung dieses Tiefdruckgebietes auf
nur lockere und dünne Wolken beschränkt. Die Einstrahlung wird damit kaum
gedämpft, so dass sich die Luftmasse weiter erwärmt. Zudem bricht die östliche
bodennahe Windkomponente zusammen. Hieraus ergibt sich ein weiterer
Temperaturanstieg auf 25 bis 30 Grad. Nur im Nordosten, Südosten und an der See
wird es mit 20 bis 24 Grad nicht ganz so warm.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Trog über der Nordsee nach Süden aus.
Zwischen diesem Trog und dem über Osteuropa liegenden Langwellentrog hält sich
ein schwacher Keil, dessen Achse weiterhin über Deutschland liegt. Mittlerweile
erfolgt über dem Nordatlantik erneut eine Blockierung mit einem bis zum Kap
Farvel reichenden Hoch und einem Tiefdrucksystem über dem Azorenraum. An der
Vorderseite des über der Nordsee liegenden Troges kann dann mittelhohe und hohe
Bewölkung auf weite Teile Deutschlands übergreifen. Niederschläge sind nicht in
Sicht. Dank der Bewölkung wird es nicht mehr so kühl: Es sind Tiefstwerte
zwischen 7 und 14 Grad angesagt mit den höchsten Werten im Rheinland.

Mittwoch ... Der über der der Nordsee liegende Höhentrog tropft im Tagesverlauf
zur Bretagne ab und knapp östlich bildet sich ein Bodentief. Auch über
Deutschland sinkt der Druck auf der Rückseite des zum östlichen Deutschland
schwenkenden Höhenkeiles und in der sehr warmen Luft weiter ab, so dass sich
eine Tiefdruckrinne vom Tief über Nordwestdeutschland bis zum französischen Tief
bildet. Die vorhandene meist transparente mittelhohe und hohe Bewölkung lässt
weiterhin Sommertemperaturen zwischen 25 und 30 Grad zu und nur an der See und
im höheren Bergland ist es mit 21 bis 24 Grad nicht ganz so warm. Insgesamt
feuchtet sich die Luftmasse mit der auf Südwest bis West drehenden Strömung an
auf PPWs um 20 mm, im Westen bis 26 mm, so dass die Luft weiter labilisiert
wird. Damit kann sich örtlich CapeML entwickeln mit 300 bis 600 J/Kg und die
Auslösetemperatur von 25 bis 28 Grad wird stellenweise erreicht. Zudem
entwickelt sich in der Tiefdruckrinne eine Luftmassengrenze respektive
Kaltfront, die kühle Nordseeluft über Holland und Nordbelgien von der sehr
warmen Luft über weiten Teilen Deutschlands trennt. So können sich abends an
dieser Grenze in Nordwestdeutschland, ansonsten bereits vorher einzelne Schauer
und Gewitter entwickeln. In der Fläche wird aber von den Modellen nur wenig
Niederschlag berechnet.
Die Nacht zum Donnerstag wird mit 9 bis 15 Grad deutlich milder als die Nächte
zuvor.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren bis Dienstag sehr ähnlich. Am Mittwoch gibt es noch
Differenzen, die sich auch in der Verteilung der konvektiven Regenfälle zeigen.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden