DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-04-2020 18:01
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.04.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vereinzelt Gewitter im äußersten Süden. Ab Dienstag von SW wechselhafter mit
einzelnen Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... bestimmen geringe Luftdruckgegensätze in Verbindung mit der
eingeflossenen, trockenen Festlandsluft unser Wetter. In der mittleren
Troposphäre liegen wir am Rand eines flachen Höhenrückens über Westeuropa in
einer schwachen antizyklonalen westnordwestlichen Strömung.
Der Rücken wird in die Zange genommen von zwei sich nähernden Trögen. Ein erster
über die Nordsee, der nächste liegt vor der Biskaya. Zunächst spielen diese
Tröge für uns aber noch keine Rolle.

Vielmehr löst sich unter leichtem Absinken die Restbewölkung über dem Norden und
Nordosten weitgehend auf.
Nur ganz im Süden lagert etwas feuchtere Luft, in der durch einen kurzwelligen
Trog Wolken und etwas Regen ausgelöst werden. Gewitter bleiben auf den Alpenraum
beschränkt und sollten höchstens den Grenzbereich zur Schweiz und Österreich
tangieren.
Dem Nordwesten nähert sich im Laufe der Nacht die Kaltfront eines nach
Südnorwegen ziehenden Tiefs mit stärkerer Bewölkung über der Nordsee und nahe
Dänemark.
Die Temperatur sinkt in einigen Mittelgebirgstälern, gebietsweise aber auch im
Norden (z.B. in der Lüneburger Heide) auf 0°C oder etwas darunter. Frost in
Bodennähe sollte außer im Süden und Südwesten häufiger zu verzeichnen sein, da
die Luft sehr trocken ist mit Taupunkten unter 0 Grad.

Montag ... liegen wir unter dem breiten flachen Höhenrücken, allerdings sind die
antizyklonal dominierten Tage damit erstmal gezählt. Der Trog über der Nordsee
nähert sich weiter an, dessen zugehöriges Bodentief über Südnorwegen eine
Kaltfront in die südliche Nordsee schickt und mit Wolken und (eventuell) etwas
Regen auf die deutschen Nordseeinseln und die nahen Küstenbereiche übergreift.
Der Trog über der Biskaya ist leicht progressiv, hat aber zunächst noch keinen
direkten Zugriff auf das Wettergeschehen bei uns. Vielmehr führt
Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite dazu, dass sich der Rücken im Südwesten
vorübergehend wieder etwas besser abbildet.

Der Bodendruck fällt zwar weiter und es bildet sich ein Tiefdrucksumpf
über Mitteleuropa, der aber kaum nennenswerte Hebung produziert. Es
findet darüber hinaus auch kein Luftmassenwechsel statt und in der
trockenen Luft scheint nach wie vor meist die Sonne.

Lediglich hohe und mittelhohe Wolken sind die Folgen der Warmluftadvektion und
Feuchtezunahme in der mittleren Troposphäre. Nur ganz im Süden besteht ein
leichtes Schauer- und Gewitterrisiko in feuchterer und leicht instabiler Luft,
deren Hauptteil aber im Alpenraum verbleibt.
Dafür geht es mit den Temperaturen etwas aufwärts. Die Maxima liegen
häufig zwischen 20 und 26°C mit den höchsten Werten im Oberrheingraben. Nur ganz
weit im Norden wird die 20°C-Marke nicht erreicht.

In der Nacht zum Dienstag kommen wir auf die Vorderseite des nach wie vor leicht
progressiven Troges über Westeuropa. Damit dringt in den Südwesten
deutlich feuchtere Luft ein und in der unteren Troposphäre ist eine kurze Welle
erkennbar, die sich von Westen her nähert. Sie dürfte an den Hebungsprozessen
beteiligt sein, die die schauerartigen Regenfälle und einzelnen Gewitter im
Südwesten auslösen. Auch ganz im Nordwesten wird es feuchter und die nahe
Kaltfront löst dort viele Wolken und etwas Regen aus.

Ansonsten bleibt es locker bewölkt und niederschlagsfrei. Frost sollte es kaum
geben, da hohe Wolken auch im Osten etwas abschirmen und selbst Bodenfrost tritt
im Bergland nur noch örtlich auf.

Dienstag ... kommt der Trog über Frankreich nach Osten voran und auf
seiner Vorderseite bildet sich eine Tiefdruckrinne, die über Norddeutschland
nach Osten verläuft. Nördlich davon hält sich die
Zufuhr stabil geschichteter Luft an, während ansonsten die Luft feuchter und
instabiler wird.
Zudem greift von Südwesten eine Kaltfront mit schauerartigem Regen über. Im
Tagesverlauf ist dieser konvektiv durchsetzt und breitet sich nach Nordosten hin
aus. Abends könnte in etwa die Elbe überschritten werden.
Somit steht endlich mal wieder Regen an, wenn auch mit deutlichen regionalen
Unterschieden bezüglich der Niederschlagsmengen. Im Nordosten passiert
regentechnisch noch fast nichts, sonst fallen gebietsweise 2 bis 10 mm, im
Südwesten auch um 15 mm und bei Gewittern vereinzelt noch mehr.
Der Wassergehalt steigt im Süden auf 25mm PPW und Cape auf teilweise mehr als
500 J/kg. Einzelne kräftige Gewitter (Starkregen, kleiner Hagel und Sturmböen)
sind somit durchaus möglich, allerdings wahrscheinlich wenig organisiert, da die
Scherung fehlt. Für Details ist es freilich noch zu früh.

Am längsten scheint die Sonne nach Osten hin, während vor allem im Westen starke
Bewölkung überwiegt, die gerade im Südwesten tagsüber meist auch dicht bleibt.
Von den Bewölkungs- und Sonnenanteilen hängt maßgeblich die konvektive Aktivität
ab, die entsprechend im SW limitiert erscheint, falls es tagsüber tatsächlich
nicht einstrahlt.
Die Temperaturen liegen im Osten am Nachmittag bei längerem Sonnenschein
gebietsweise über 25 Grad, im Südwesten, Westen und teilweise im Norden werden
keine 20 Grad erreicht.
Der Wind frischt an der Südflanke der Rinne aus südwestlicher Richtung auf mit
steifen bis stürmischen Böen im höheren Bergland, sonst ist der Wind abseits der
Gewitter nicht warnrelevant.

In der Nacht zum Mittwoch regnet es im Norden im Bereich der Tiefdruckrinne und
an der über dem Osten und Südosten schleifenden Kaltfront zum Teil für längere
Zeit und besonders im Südosten teils auch recht kräftig und anfangs auch
gewittrig. Mehrstündiger Starkregen ist nicht ausgeschlossen. Ansonsten lockern
die Wolken von Südwesten her bedingt auch durch Kaltluftluftadvektion auf und es
kommt nur noch zu einzelnen Schauern. Auf einigen höheren Bergen sind steife bis
stürmische Böen, exponiert Sturmböen aus Südwest möglich, ansonsten erlangt der
Wind keine Warnrelevanz.

Mittwoch ... zieht die Tiefdruckrinne im Norden nur zögernd gen Küsten weiter
und in ihrem Bereich regnet es aus starker Bewölkung gebietsweise. Das gleiche
gilt zunächst für den Südosten, wo es postfrontal noch längere Zeit Regen geben
kann. In den anderen Gebieten wird der unter Abschwächung über uns nach
Nordosten schwenkende Trog wirksam und löst in recht kühler (T850 +1 bis +6°C),
feuchter und leicht instabil geschichteter Meeresluft einzelne Schauer und im
Tagesverlauf auch das ein oder andere Gewitter aus.

Die Temperaturen liegen nachmittags meist zwischen 15 Grad im Norden, wo die
Sonne kaum durchkommt, und ca. 20 Grad im Osten bei zeitweiligem Sonnenschein.
Der Gradient gibt meist nicht viel her. An der Nordflanke der Rinne frischt er
aus östlicher bis nordöstlicher Richtung zeitweise auf mit Bft 5 bis 6, an der
Ostsee exponiert Bft 7. Diese Böen sind über der Mitte und dem Süden eher dem
Bergland vorbehalten, wo es ebenfalls für Bft 7, exponiert Bft 8 aus Südwest
reichen kann. Darüber hinaus sind bei Schauern und Gewitter stärkere Böen nicht
ausgeschlossen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ohne gravierende Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner