DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-04-2020 07:01
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Hoch Mitteleuropa
Ruhiges Hochdruckwetter, im Nordosten Temperaturrückgang mit Frostgefahr ab der
Nacht zum Freitag. Morgen in der Mitte einzelne Schauer.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Am heutigen Mittwoch... wird das Wetter maßgeblich von einem über Mitteleuropa
liegenden Höhenhoch bestimmt. Das zugehörige Bodenhoch ist umfangreich und hat
seinen Schwerpunkt östlich unseres Landes, während nach Westen hin der Druck
weiter schwach abfällt, so dass schwache südliche bis östliche Winde in
Deutschland vorherrschen. In der recht trockenen Luftmasse stellt sich wieder
verbreitet sonniges Wetter ein. In etwa über der Landesmitte hat eine aufgelöste
Kaltfront etwas Feuchtigkeit hinterlassen, was sich in Nebelbildung in der
vergangenen Nacht im Thüringer Becken gezeigt hat. In der Mitte ist heute dann
auch die Neigung zu Quellwolken etwas höher als in den übrigen Gebieten. Von
einem im Nordmeer ostwärts ziehenden Tief geht auch ein Höhentrog aus, der den
Norden Deutschlands beeinflusst. Dort kommt es zu schwacher PVA und auch etwas
WLA, so dass dort immer wieder mittelhohe und auch hohe Wolkenfelder
durchziehen. Rückseitig des Troges steigt über den Britischen Inseln der Druck,
so dass sich dort ein neuer Hochschwerpunkt entsteht. Damit dreht im Nordwesten
der Wind auf West bis Nordwest, während er im Südwesten im barischen
Niemandsland fast vollständig einschläft. In den Nordwesten gelangt dann im
Tagesverlauf auch wieder etwas feuchtere Luft von der Nordsee her, was auch dort
einige Quellwolken ermöglicht. Das Temperaturniveau ist weiter hoch mit Werten
in 850 hPa zwischen 4 Grad im Norden und 10 Grad an den Alpen am Mittag. Dies
lässt die Höchstwerte wieder verbreitet 20 bis 24 Grad erreichen, am Rhein bis
26 Grad. Kühler ist es nur ganz im Norden und vor allem auf den Inseln mit dort
nur um 12 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog weiter über Skandinavien
südostwärts und auf seiner Rückseite entsteht ein zweiter Höhenhochschwerpunkt
über den Britischen Inseln. Dies stärkt auch das dortige Bodenhoch, das
zunehmend dominiert, so dass der weiterhin schwache Wind allgemein auf West bis
Nord dreht, vor allem aber im Süden weiterhin extrem schwach ist. Mit der
Winddrehung gelangt von Norden her eine Kaltfront nach Deutschland, die in den
Frühstunden in etwa Hamburg erreicht. Mit ihr gelangt noch etwas kühlere Luft in
den äußersten Norden. Zudem ziehen in der zweiten Nachthälfte im Norden dichtere
Wolken auf, mittelhohe Wolkenfelder können in den Nachtstunden auch in den
übrigen Landesteilen durchziehen. Dass aus der dichteren Bewölkung im Norden
auch mal ein paar Tropfen fallen, kann zumindest nicht ausgeschlossen werden.
Nebel bildet sich - wenn überhaupt - am ehesten Richtung Nordwesten, wo die Luft
etwas feuchter ist. Die Tiefstwerte dürften wieder eine weite Bandbreite
einnehmen zwischen teils über 10 Grad im Westen und um 0 Grad in ungünstigen
Lagen im Südosten. Bodenfrost tritt in der Südosthälfte sowie generell in den
Tälern der Bergländer etwas verbreiteter auf.

Am Donnerstag... verlagert sich der Trog über dem Norden Europas weiter ostwärts
und macht dem östlichen Höhenhochschwerpunkt den Garaus. Unser Land liegt dann
an der Ostflanke des westlichen Höhenhochs, dessen Schwerpunkt über Südengland
erwartet wird. Über dem Nordosten des Deutschlands befindet sich dabei eine
etwas stärkere nordwestliche Höhenströmung. Bodennah dominiert das Hoch mit
Schwerpunkt über der Nordsee. An seiner Ostflanke frischt der aus nördlichen
Richtungen kommende Wind in der Nordhälfte etwas auf. Die Kaltfront und mit ihr
die stärkere Bewölkung kommt in etwa bis zur Landesmitte voran. In ihrem Bereich
kann es leicht regnen, im Tagesverlauf auch zunehmend Schauer geben, auch in
ihrem Vorfeld. Das genaue Gebiet mit den Schauern wird von Modell zu Modell noch
recht uneinheitlich simuliert, könnte aber am ehesten irgendwo im Bereich der
östlichen Mitte liegen. Da die Kaltluft recht flach einfließt, werden zwischen
700 und 600 hPa recht geringe vertikale Temperaturgradienten, teils auch
Inversionen simuliert, was die Schauertätigkeit mit Tops um -10 Grad sowieso
stark limitieren sollte. Nördlich des Frontbereichs kommt wieder trockenere Luft
ins Land, in der die Wolken auflockern. Auch im Süden gibt es abgesehen von
weiter durchziehenden mittelhohen Wolkenfeldern kaum Bewölkung. Dort hält sich
in 850 hPa eine Temperatur von +10 Grad, während in dieser Höhe über dem Norden
die Werte auf 0 bis -2 Grad zurückgehen. Dementsprechend erreichen die
Höchstwerte im Norden nur noch 13 bis 17 Grad, an der See noch etwas weniger
(jetzt haben wir vielfach auflandigen Wind!) Im Süden bleibt es dagegen mit 22
bis 25 Grad weiterhin warm, die (nördliche) Mitte liegt bei Werten um 20 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Bodenhoch in den Norden
Deutschlands, was dort zu Windabnahme führt, im Süden und Westen dreht der Wind
wieder auf Ost. Die Kaltfront kommt im Osten noch etwas südwärts voran, im
Westen nicht mehr. Die Schauer lassen in der Nacht nach und die Wolken an der
Kaltfront sollten sich allmählich auflösen, da der Frontbereich auch stark unter
Absinken gerät. Allerdings bleibt noch etwas Feuchte übrig, die in einem Bereich
von Nordbayern bis zum Rheinland einige Nebelfelder entstehen lassen kann.
Ansonsten bleibt der Himmel von hohen Wolkenfeldern abgesehen meist klar. Der
Temperaturrückgang fällt wieder recht uneinheitlich aus. Tiefstwerte zwischen 10
und 5 Grad im Westen, zwischen 6 und 2 Grad im Süden, rückseitig der Front im
Nordosten dagegen 4 bis -2 Grad mit verbreitetem Bodenfrost, so dass dort wieder
über eine Frostwarnung nachgedacht werden muss.


Am Karfreitag... verlagert sich der Höhenhochschwerpunkt nach Süddeutschland,
das Bodenhoch umfasst unter leichter Abschwächung große Teile Mitteleuropas und
des Ostseeraums. Der schwache Wind weht anfangs im nordöstlichen Deutschland
noch aus Nordwest, dreht dann aber überall auf östliche Richtungen. Mit der über
dem nordöstlichen Deutschland weiterhin bestehenden nordwestlichen Höhenströmung
gelangen hohe Wolkenfelder vor allem über den Nordosten Deutschlands. Ansonsten
steht wieder ein sonniger Tag ins Haus, etwas Quellbewölkung bildet sich
gebietsweise über dem Bergland. Verbreitet bleibt es trocken. Im thermischen
Feld bildet sich die einstige Kaltfront immer noch ab, so werden in 850 hPa im
Süden bis zu 10 Grad erreicht, in Vorpommern weiterhin nur 0 Grad. So wird es
allgemein im Südwesten wieder 20 bis 24 Grad mild, am Kaiserstuhl auch bis 25
Grad. Gleichzeitig sind es nordöstlich der Elbe und an den Küsten meist nur 10
bis 15 Grad.

In der Nacht zum Samstag liegt der Schwerpunkt des Bodenhochs über Polen und
insgesamt verstärkt sich das Hoch sogar wieder etwas. Allgemein bleibt es
schwachwindig aus östlichen Richtungen. Abgesehen von den weiter vor allem über
den Nordosten hinweg ziehenden Cirren bleibt der Himmel klar. Damit kann in der
Nordosthälfte die Temperatur wieder recht weit zurück gehen auf Tiefstwerte
zwischen +3 und -2 Grad, gebietsweise wird eine Frostwarnung nötig. Bodenfrost
gibt es in der gesamten Nordosthälfte, im Süden und in den Mittelgebirgen.
Ansonsten liegen in der Südwesthälfte die Tiefstwerte allgemein bei 8 bis 2
Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Auf die Unsicherheit bei der Schauerprognose morgen wurde oben im Text schon
eingegangen. Für Gewitter reicht es eh nicht. Ansonsten sind keine
prognoserelevanten Unterschiede zwischen den Modellen zu entdecken. Wie schon
seit Jahren gilt: Konvektive Niederschläge des GFS sind im Sommerhalbjahr nicht
ernst zu nehmen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Peter Hartmann