DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-01-2020 09:30
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 31.01.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

In tiefen Lagen nur vereinzelt Böen Bft 8. An der See nur exponiert 8er Böen, in
der Nacht zum Sonntag aber verbreitet 8er und 9er Böen und Bft 10 nicht
ausgeschlossen. In Hochlagen Sturmböen, auf exponierten Bergen zeitweise
Orkanböen. Morgen im Westen und Südwesten in Staulagen Dauerregen gering
wahrscheinlich, ab Sonntag in Staulagen des Südwestens und Südens
wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... Deutschland liegt in einer kräftigen westlichen Strömung, wobei
heute in der oberen Troposphäre ein flacher Höhenrücken durchgeht. Damit
überqueren in rascher Folge Tiefausläufer vor allem die Nordhälfte Deutschlands.
Die nur schwach ausgeprägte Kaltfront eines von Südschweden nach Weißrussland
ziehenden Randtiefs hat den Nordrand der Mittelgebirge erreicht, wird aber bald
wieder rückläufig und geht über in die Warmfront eines Sturmtiefs westlich von
Schottland, die bis zum späten Abend den Norden überquert. Dahinter folgt erneut
eine schwache Kaltfront, die ihrem Namen keine Ehre beschert. Sie liegt um 24
UTC etwa über der Deutschen Bucht und ist eigentlich nur bei der potentiellen
Äquivalenttemperatur erkennbar, denn in 850 hPa sinkt die Temperatur lediglich
auf 3 Grad. Der Gradient ist kräftig ausgeprägt und so gibt es anfangs einzelne
7er Böen auch im Landesinneren. Im Tagesverlauf reicht es meist nur für 5er und
6er Böen. Meist überwiegt heute starke Bewölkung und gelegentlich regnet es
etwas, wobei meist unter 2 mm fallen. Etwas mehr Regen fällt im Küstenbereich,
wo 3 bis 10 mm über Tag simuliert werden. Wolkenlücken sind am ehesten im
Alpenraum und im Lee des Harzes zu erwarten. Es ist ungewöhnlich mild mit
Tageshöchstwerten zwischen 9 Grad an der Nordsee und örtlich 16 Grad im
Rheintal.

In der Nacht zum Samstag zieht die Warmfront ab, die nachfolgende Kaltfront
macht leicht schleifend Boden bis in die Landesmitte gut. Südlich des Mains
sollte allenfalls geringfügiger Sprühregen fallen und Auflockerungen sind ganz
im Süden möglich. Ansonsten fällt aus starker Bewölkung Regen, wobei keine
Warnrelevanz besteht. Mit Frontpassage frischt der Wind leicht auf und erreicht
erneut vereinzelt Bft 7, sonst werden die Warnschwellen eher knapp verfehlt. Im
Bergland sollten nach wie vor Sturmböen bis hin zu Bft 10 mit dabei sein und auf
dem Brocken kann es weiter 11er und 12er Böen geben. An der See nimmt der Wind
postfrontal etwas ab, so dass meist 7er Böen auftreten. An der Nordfriesischen
Küsten sind aber einzelne stürmische Böen auch in der 2. Nachthälfte nicht
ausgeschlossen. In Teilen des Westens und Nordwestens liegen die tiefsten
Temperaturen um +10 Grad und auch sonst ist es mit 5 bis 8 Grad sehr mild.

Samstag... entwickelt sich an der Kaltfront etwa bei Paris eine flache Welle,
die mittags etwa den Raum Westerwald erreicht (CD2) und abends den Westen
Polens. Die Kaltfront der Welle wird dann etwa an der Donau erwartet. Der
zugehörige Höhentrog wird mit seiner Achse um 18 UTC etwa über Benelux liegen
und eilt im Süden leicht voraus und erreicht das Elsass.
Von NRW bis Baden-Württemberg und ostwärts zur Lausitz regnet es verbreitet und
länger anhaltend. In der Regel kommen 5 bis 15 mm in 12 Stunden zusammen, lokal
in Staulagen sind an die 30 mm drin mit den höchsten Regensummen von Euro4 im
Sauerland (knapp über 35 mm). Dauerregen ist in einzelnen Staulagen gering
wahrscheinlich (s. u.)
Mit Annäherung des Troges labilisiert die Schichtung im Tagesverlauf und die
frontalen Niederschläge werden konvektiver bis hin zu einzelnen Gewittern, vor
allem im Südwesten. Eventuell könnte sich eine Linie mit kräftigen Schauern und
einzelnen Gewittern bilden, was 8er Böen verursachen würde im Südwesten.
Postfrontal sind lokal Schauer möglich.

Aber auch sonst ist der Wind - dank gut aufgestelltem Druckgradienten - wieder
kräftig unterwegs. Präfrontal und an den Küsten sind häufiger starke Böen
unterwegs, postfrontal geht der Gradient etwas auseinander und es sind dann
meist nur noch 6er Böen angesagt. Auf den Bergen bleibt es dagegen stürmisch mit
8er bis 10er Böen und auf exponierten Bergen auch mit 11er Böen.
Vor der Front halten sich im Südosten zunächst Auflockerungen, bevor der Regen
abends ankommt. Postfrontal lockert die Bewölkung ebenfalls wieder auf. Die
herangeführte Luftmasse ist insgesamt sehr mild und verdient auch hinter der
Kaltfront den Namen Kaltluft nicht.
Die Temperaturen liegen generell im zweistelligen Bereich, im Südosten mit etwas
Sonne bis 17 Grad.

In der Nacht zum Sonntag verschärft sich der Druckgradient über Deutschland, da
über den Norden nochmal ein Bodentrog hinwegschwenkt, während über
Süddeutschland vorderseitig eines Rückens über Westeuropa der Druck schon
ansteigt. Die Nacht dürfte damit sehr windig, im Norden auch mit einzelnen
stürmischen Böen verlaufen. Über dem äußersten Süden treten im Bereich der dort
anfangs schleifenden Kaltfront noch Schauer, anfangs auch einzelne Gewitter auf.
Im Norden ziehen ebenfalls Schauer durch. Dabei sind dann stürmische Böen bis
ganz runter wahrscheinlich, an den Küsten auch sind Sturmböen wahrscheinlich und
von Eiderstedt bis Sylt kann eine 10er Bö nicht ausgeschlossen werden. Auf
exponierten Bergen sind schwere Sturmböen und Orkanböen möglich.

Sonntag... folgt rasch das nächste Frontensystem ausgehend von einem Tief
westlich Schottlands. In der nunmehr wieder mehr westnordwestlichen
Höhenströmung kommt die Warmfront leicht schleifend nur langsam ostwärts voran.
Dabei kann von einer beginnenden Dauerregenlage für einige Staulagen im Süden
ausgegangen werden. Vor allem im Schwarzwald, im nördlichen Baden-Württemberg,
über Teilen der Fränkischen Alb, im Alpenraum und im südlichen Bayerischen Wald,
bedingt auch im Rothaargebirge, in der Rhön, im Thüringer Wald und im Erzgebirge
sind bis Dienstagfrüh im 48dtg. Zeitraum die Wahrscheinlichkeiten für
Regenmengen über 40 mm teils deutlich erhöht. Vor allem im Schwarzwald und im
Allgäu sind auch Unwettermengen nicht ausgeschlossen. Hier kommt zusätzlich auch
Tauwetter ins Spiel. Der Regen spart bis 18 UTC noch den Nordosten aus. In den
westlichen Mittelgebirgen könnte auch der Zeitraum Samstagfrüh bis Sonntagabend
interessant sein oder sogar der 72stg. Zeitraum.
Vor allem über dem Westen und Südhälfte hält, oder verstärkt sich noch leicht
der Gradient und sorgt dabei für teils stürmische Böen bis in tiefe Lagen. Im
Bergland sind verbreiteter schwere Sturmböen bis Orkanböen dabei. Nördlich davon
ist windtechnisch eine deutliche Beruhigung angesagt, nachdem der nächtliche
Trog mit seinen Sturmböen abgezogen ist.

Ganz im Norden ist es mit 8 bis 9 Grad etwas kühler. Ansonsten bleibt es bei 10
bis 15 Grad sehr mild.

Modellvergleich und -einschätzung
Die Regengebiete werden grob von allen Modellen ähnlich abgesteckt. Differenzen
gibt es lediglich bei einigen Staulagen bei der maximalen Regensumme.
CD2-EPS und CosmoLEPS zeigen morgen im 12stg. Zeitraum vor allem im Schwarzwald
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Dauerregenmengen über 25 mm und bedingt auch im
Vogelsberg, im Harz und im Rothaargebirge.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden