DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-12-2019 17:30
SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.12.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs an der See und auf exponierten Bergen noch Sturmböen bis Bft 10. In den
Alpen ab dem Abend einsetzender Föhnsturm, am Montag mit orkanartigen Böen und
einzelnen Orkanböen auf exponierten Alpengipfeln. In Alpentälern örtlich steife
bis stürmische Böen.
Ansonsten Wetterberuhigung und sehr mild.
Am Mittwoch in der ersten Tageshälfte ganz im Norden vorübergehend stürmische
Böen, exponiert Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... erreicht das kleinräumige Orkantief die Kattegatküste Schwedens.
Sein Sturmfeld beeinflusst dabei anfangs noch die Nordfriesische Küste und vor
allem die Ostseeküste. Orkanartige Böen beschränken sich wohl nur noch auf die
freie Ostsee westlich von Bornholm und auf das südliche Kattegat. Rückseitig des
über die Ostsee nach Nordosten abziehenden Kurzwellentroges herrscht bei uns
eine kräftige Südwest- bis Westströmung und in der Nordhälfte Deutschlands macht
sich ein flacher Bodenhochkeil bemerkbar durch aufgelockerte Bewölkung, anfangs
auch durch teils klaren Himmel.
In der Nacht dehnt sich der Trog über dem nahen Nordostatlantik weiter nach
Süden aus und im Gegenzug wölbt sich bei uns ein Höhenrücken auf, der durch
Warmluftadvektion gestützt wird. Der o. e. Bodenkeil wandert nach Tschechien und
auf seiner Westseite wird die ehemalige Kaltfront rückläufig und erreicht als
Warmfront Montagfrüh etwa die Pfalz und das zentrale Bayern. Entsprechend
greifen leichte Regenfälle von Süden auf die Pfalz, Südhessen und Nordbayern
über. Im Süden Bayerns und Baden-Württembergs lässt der Regen dagegen nach und
die Wolken lockern sich Richtung Alpen auf. Auch die Schauer über Nordfriesland
ziehen Richtung Dänemark ab.
Nebelbildung in einzelnen Alpentälern ist nicht ganz ausgeschlossen. Der
Bodenkeil wirkt sich bis zur Küste dahingehend aus, dass der Gradient auffächert
und der Wind deutlich schwächer wird. So gibt es anfangs an der Küste, am
längsten noch an der Ostsee im Raum Rügen, stürmische Böen. In den Alpen setzt
im Laufe der Nacht Föhn ein mit Sturmböen und exponiert mit schweren Sturmböen.
Auch auf exponierten Gipfeln einiger Mittelgebirge treten zunächst noch Böen Bft
9 bis 10 auf.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 7 und 1 Grad, am Alpenrand bei längerem
Aufklaren örtlich im leichten Frostbereich. Im Osten und im nördlichen sowie
östlichen Mittelgebirgsraum ist Bodenfrost möglich. Glätte ist bei zuvor
durchgezogen Schauern nicht ganz ausgeschlossen.

Montag ... wölbt sich stromab des sich über Südwesteuropa immer weiter nach
Süden hin ausdehnenden Troges der Rücken über Mitteleuropa weiter auf. So kommt
es, dass sich die über der Mitte des Landes befindliche Warmfront unter
verstärktes Absinken gerät, damit weiter an Wetteraktivität einbüßt und
sukzessive nordwärts verfrachtet wird. Sie trennt erwärmte subpolare Meeresluft
im Norden mit 850 hPa Temperaturen um den Gefrierpunkt von milder und
kontinental geprägter Subtropikluft mit 850 hPa-Temperaturen über 5 Grad,
südlich der Donau sogar von 10 Grad. Von den zentralen Mittelgebirgen bis ins
südliche Norddeutschland fällt damit vorübergehend leichter Regen mit
Regensummen zwischen 0,5 und 5 mm mit den höchsten Werten im westlichen NRW. Im
Süden, nachmittags auch in Teilen von Sachsen, setzt sich im Tagesverlauf immer
mehr die Sonne durch. Ganz im Norden und Nordosten gibt es anfangs noch
Wolkenlücken. Ansonsten ist es in der Nordhälfte häufig stark bewölkt.
Der Wind ist anfangs an der See noch kräftig mit steifen Böen. Auf exponierten
Bergen gibt es noch Sturmböen. Auf den Alpengipfeln herrscht Föhnsturm mit Böen
Bft 11 bis 12. Die Druckdifferenz zwischen Bozen und Innsbruck steigt auf gut 8
hPa an, so dass ein Durchbruch in die Täler deutlich wahrscheinlicher ist mit
Wind- exponiert stürmischen Böen. Auf den Gipfeln treten Orkanböen auf.
Föhnbedingt steigen die Temperaturen im Alpenvorland auf Werte um 14 Grad an und
auch sonst ist es mild bei 7 Grad in Vorpommern und 12 Grad in der Pfalz.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Trogachse Portugal. Auf dessen
Vorderseite bildet sich eine flache Welle, die Dienstagfrüh laut ICON über der
Normandie liegen soll. Damit gelangt auch der Norden nach Durchzug der Warmfront
mit leichten Regenfällen (<4 l/qm binnen 12 Stunden) vollends in den breit
angelegten Warmsektor. Die Nacht verläuft mit 8 bis 3 Grad vielerorts ruhig und
mild. Geringe Frostgefahr beschränkt sich auf exponierte Tal- und Muldenlagen
des Bayerischen Waldes und nach Abheben des Föhns auch in den Alpentälern.

Dienstag ... tropft der Trog über der südlichen Iberischen Halbinsel nach
Westalgerien ab. Von Benelux über Südfrankreich bis nach Algerien etabliert sich
dabei eine Bodentiefdruckrinne mit mehreren Kernen. Die Warmfront kommt über dem
Deutschen Küstengebiet noch etwas nach Norden voran. Ausgehend vom
Haupttiefkern, der zur Deutschen Bucht zieht, kommt die Kaltfront des Tiefs bis
fast zur Ems voran. Dort und im nördlichen Schleswig-Holstein kann es etwas
regnen. Weiter im Binnenland wechseln sich Wolken und zeitweiliger Sonnenschein
ab, hier und da hält sich länger Nebel oder Hochnebel.
An den Alpen hält der Föhn weiter an, ist nach dem Höhepunkt in der Nacht zum
Dienstag aber langsam auf dem absteigenden Ast. Dennoch sind weitere Böen Bft 7
bis 8 bis in die Täler denkbar, oben treten Sturmböen Bft 9 bis Orkanartige Böen
auf.
Mit dem Föhn sind die höchsten Temperaturen zu erwarten, im Alpenvorland kann es
bis zu 18 Grad warm werden. Auch sonst ist es mit 8 Grad auf Hiddensee und bis
16 Grad im Rheinland viel zu mild für die Jahreszeit.

In der Nacht zum Mittwoch zieht ein Kurzwellentrog von England zum Kattegat und
die Frontalwelle zieht von der Deutschen Bucht zur Südostküste Schwedens. Seine
Kaltfront überquert bis zum Morgen den Norden Deutschlands. Im Bereich der Front
und kurz dahinter frischt der Wind auf und bringt wahrscheinlich 7er, nach ICON
sogar 8er Böen ganz im Norden. In der Mitte und im Südwesten bleibt es stark
bewölkt mit etwas Regen und im Südosten ist es noch leicht föhnig mit
Auflockerungen und Temperaturen um 2 Grad und Bodenfrost. Auch im Nordwesten
lockert sich die Bewölkung auf, hier ist aber Bodenfrost bei 4 Grad kaum zu
erwarten. In den bewölkten gebieten ist es mit 5 bis 8 Grad milder.

Mittwoch ... Nach Abzug des Höhentroges im Norden schwenkt erneut ein Höhenkeil
von Frankreich kommend zum westlichen Deutschland. Dabei verstärkt sich ein
breiter, von Südosteuropa ausgehender Bodenhochkeil bei uns, der nach
Norddeutschland schwenkt. Erneut kommt die Luftmassengrenze als Warmfront zum
südlichen Norddeutschland voran, wobei dort aber nur wenig Regen fällt (ähnlich
wie im Westen und Südwesten). Die Warmfront nimmt in der Nacht zum Donnerstag
Kontakt auf zu einem neuen Frontensystem bei den Britischen Inseln (s. TKB
Donnerstag 12 UTC). Die Chancen für Sonnenschein sind im Südosten und bedingt
auch im küstennahen Bereichen am größten. Die Temperaturen sind etwas niedriger
als am Vortag mit Werten zwischen 8 Grad in weiten Teilen Nordwestdeutschlands
und örtlich 13 Grad im Süden.

Im Bereich des Hochkeils schwächt sich der Wind wieder ab. Anfangs gibt es noch
im Raum Rügen im Zusammenhang mit der Frontalwelle 7er und 8er Böen. Ab dem
Nachmittag ist der Wind wahrscheinlich nicht mehr warnwürdig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die geringen Modellunterschiede sind heute meist nicht warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden