DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-11-2019 17:30
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag im Südwesten und Süden im Bergland etwas Schnee und Glätte. Auf den
Alpengipfeln Föhnsturm. Am Samstag und dann auch wieder am Montag keine
markanten Wetterwarnungen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich der Vorhersageraum rückseitig eines Troges mit Achse
über Osteuropa in einer nordwestlichen Höhenströmung. Damit gelangt ein Schwall
maritim geprägter Kaltluft polaren Ursprungs nach Deutschland.
Das zugehörige Bodentief ist ebenfalls weiter zum Baltikum gezogen. Seine
Kaltfront mit den skaligen Niederschlägen hat den Alpenrand erreicht.

Insgesamt nimmt die Niederschlagsaktivität damit ab, sodass im Schwarzwald keine
Warnungen mehr notwendig sind. Einzig am Alpenrand fällt staubedingt noch
längere Zeit Niederschlag (nordwestliche Höhenströmung). Allerdings sinkt mit
der Kaltluft die Schneefallgrenze deutlich ab. Direkt an den Alpen können im
Laufe der ersten Nachthälfte noch 1 bis 5 cm, in Staulagen lokal bis 10 cm
Neuschnee fallen.

Der tagsüber aktive Wind lässt ebenfalls deutlich nach. Anfänglich sind im
Nordosten noch Windböen, an der See stürmische Böen möglich. Im Laufe der ersten
Nachthälfte sollte der Wind dann aber soweit nachgelassen haben, dass die Böen
nicht mehr warnwürdig sind.

Warntechnisch im Vordergrund stehen in den Nachtstunden Frost und Glätte. Mit
der eingeflossenen Polarluft und dem nachlassenden Wind sind gute Voraussetzung
für Frost gegeben. Zudem lockert die Wolkendecke gebietsweise stärker auf. Bei
Taupunkten, die abgesehen vom Süden um oder nur wenig über 0 Grad liegen,
dürften die Werte sobald es auflockert recht flott in Richtung Nullgradmarke
absinken. Vor allem Bodenfrost ist als wahrscheinlich einzustufen.

Was das Thema Glätte betrifft sind verschiedene Regionen hervorzuheben, wo die
Glättegefahr erhöht ist. Da wäre zum einen der Süden des Landes, wo es noch am
längsten geregnet hat und die Straßen entsprechend feucht sind. Mit den
postfrontalen Auflockerungen ist die Glättegefahr deutlich erhöht.
Eine zweite Region ist etwa über der Mitte zu finden und betrifft die zentralen
und östlichen Mittelgebirgsregionen. Dort sorgt ein kurzwelliger Troganteil (zu
erkennen in einem Maximum im IPV-Feld) für weitere Schauer. Diese fallen im
Bergland durchweg als Schnee. Allerdings sind die Mengen nur gering. Immerhin
sollte dies für Glätte reichen. Bei anschließendem Aufklaren kann es
streckenweise in tiefen Lagen überfrierende Nässe geben.
Ein latentes Glätterisiko gibt es noch in Richtung Vorpommern, wo es mit der
rückhängenden Okklusion noch am längsten geregnet hat und es nun rasch
auflockert.
Zu guter Letzt sei noch der Norden ausgehend von Schleswig-Holstein über Hamburg
bis ins östliche Niedersachsen genannt. Dort soll der SWIS-Vorhersage folgend
die Belagstemperatur unter den Taupunkt sinken, sodass bei klarem Himmel
Reifglätte häufiger und verbreiteter auftreten kann. Zudem nimmt im Laufe der
Nacht die bodennahe spezifische Feuchte zu, sodass auch damit das Reifpotential
erhöht ist.

Samstag ... gelangt der Vorhersageraum unter Zwischenhocheinfluss. Die Achse des
Höhenrückens verschiebt sich ostwärts und Deutschland liegt dann auf seiner
Vorderseite. Damit hält die nordwestliche Höhenströmung aber zunächst noch an.
Auch am Boden setzt sich Druckanstieg durch, wobei ein Zentrum des Hochs über
dem Süden des Landes zu finden ist.

Wetter- und warntechnisch verläuft der Samstag recht unspektakulär. Dichte
Bewölkung ist vor allem im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum aktiv, im
Bayerischen Wald und an den Alpen gibt es auch noch ein paar eher schwache
Schauer. Auch im Nordosten, wo man am nächsten am Trog liegt, können sich am
Nachmittag ein paar dichtere Quellwolken bilden.

Schauer kann es direkt an der See, insbesondere der Nordsee geben. Mit der
nordwestlichen Strömung können sich diese Schauer im östlichen Niedersachsen
auch etwas landeinwärts verlagern.

Nach Glätte und Frost zu Tagesbeginn verläuft der restliche Tag dann weitgehend
warnfrei. Die Maxima liegen deutlich niedriger als an den Vortagen, in der
Spitze mit 7 Grad am Niederrhein.

In der Nacht auf Sonntag verlagert sich die Achse des Höhenrückens nach
Deutschland, sodass das Zentrum des Bodentiefs ostwärts abwandert. Interessant
ist zudem die Entwicklung weiter stromaufwärts mit einem Höhentief zwischen
Biskaya und Ärmelkanal. Die davon ausgehend WLA greift im Laufe der Nacht von
Südwesten kommend auf Deutschland über und breitet sich bis zum Morgen etwa bis
zur Mitte des Landes aus. Niederschlag fällt aber noch nicht.

Im Norden und Nordosten halten sich gebietsweise dichtere Wolken. Schaut man
sich die Prognosen an, so liegt die Absinkinversion bei etwa 800 hPa, sodass die
Bewölkung klaren Hochnebelcharakter aufweist.
Niederschlag fällt, wenn überhaupt, am ehesten an der Nordseeküste (Schauer).

Im Rest des Landes kann die Wolkendecke teils stärker auflockern. Abgesehen vom
Rheintal sowie Ost- und Nordsee geht die Temperatur verbreitet in den
Frostbereich zurück. Streckenweise ist sicherlich auch wieder Reifglätte
möglich. Sonst verläuft die Nacht warnfrei.

Sonntag ... zieht der Höhenrücken ostwärts ab. Das Höhentief verbindet sich mit
dem Haupttrog über Nordeuropa und weitet sich gleichzeitig bis zu Iberischen
Halbinsel aus, sodass sich eine stark positive Achsenneigung ergibt.

Damit dreht die Höhenströmung auf südwestliche Richtungen. Gleichzeitig kommt
der Wind bodennah aus Nordost. Damit ergibt sich eine klassische
Aufgleitsituation, bei der wärmere Luftmassen in der Höhe auf die vorgelagerte
Bodenkaltluft aufgleiten.

Neben dichteren Wolken greifen in der zweiten Tageshälfte auch Niederschläge auf
den Südwesten über. Während es für die tiefsten Lagen wohl weitgehend bei der
flüssigen Phase bleiben dürfte, erscheint beim Blick auf die Prognosesoundings
die Schneephase in Lagen ab etwa 300 m durchaus realistisch. Den aktuellen
Prognosen von ICON und SNOW4 folgend könnten dort durchaus 1 bis 5 cm an
Neuschnee fallen.

Allerdings gilt diesbezüglich noch: Abwarten! Andere Modelle wie das ECMWF sind
deutlich zurückhaltender, was das Übergreifen der Niederschläge betrifft. Vieles
hängt dabei wohl auch daran, wie sich Höhentief und Trog miteinander kombinieren
und sich damit die Hebungsprozesse entwickeln. Auch ist fraglich, wie feucht die
untere Troposphäre überhaupt ist und entsprechend, wie viel Niederschlag unten
ankommt.
An den Alpen wird es mit der südlichen Windkomponente leicht föhnig, sodass auf
den Bergen Sturmböen auftreten können.

Dabei bleibt es recht kühl mit nur 1 bis 5 Grad, im höheren Bergland um 0 Grad.

In der Nacht auf Montag verlagert sich der Haupttrog nach Deutschland, wobei
dessen Achse bis zum Morgen in die östlichen Landesteile vorankommt. Damit dreht
die Höhenströmung von Westen her wieder auf nordwestliche Richtungen.

Häufig bleibt es stärker bewölkt, gebietsweise kann es aber auch mal stärker
auflockern. Niederschlag fällt vor allem noch im Süden mit Regen in den
Tieflagen und Schnee im Bergland. Entsprechend kann es streckenweise glatt
werden. Allerdings bleiben die Modellunterschiede bei der
Niederschlagsverteilung bestehen.

Der Föhn an den Alpen bricht zusammen. Die Tiefstwerte sinken bei zumeist
schwachwindigen Verhältnissen häufig in den Frostbereich.

Montag ... befindet sich Deutschland trogrückseitig in einer nördlichen Strömung
wobei der Gradient der Isohypsen im Laufe des Tages immer weiter auffächert. Das
Bodenhoch liegt mit Zentrum über England und erstreckt sich zonal bis nach
Süddeutschland.

Niederschlag ist am wahrscheinlichsten direkt am Alpenrand (staubedingt) und im
Norden des Landes (Schauer durch Höhenkaltluft). Größere Mengen sind aber
allgemein nicht zu erwarten.

Im Rest des Landes bleibt es häufig trocken. Infolge der schwachgradientigen
Lage und der Absinkinversion gibt es oft hochnebelartige Bewölkung. Gelegentlich
kann auch etwas Sprühregen fallen.

Die größten Sonnenchancen gibt es im Norden und Nordwesten, wo der Wind tagsüber
auch mal mäßig unterwegs ist. Auf der See kann es zudem einzelne Windböen geben.
Dort wird es auch am wärmsten mit Werten um 6 Grad. Sonst liegt man meist
zwischen 0 und 4 Grad. Damit kann es vereinzelt auch dauerfrostig bleiben.

Darüber hinaus verläuft der Tag recht unspektakulär und weitgehend warnfrei.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellunterschiede im Kurzfristbereich betreffen vor allen Dingen die
Niederschläge am Sonntag und in der Nacht auf Montag. Diese wurden bereits im
Haupttext thematisiert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer