DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-11-2019 19:01
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Auf den Bergen vor allem Mittwoch und Donnerstag Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen. Auf dem Brocken vorübergehend 11er Böen. Am Mittwoch im Westen
exponiert auch in tiefen Lagen 8er Böen möglich.

In der Nacht zum Samstag im Alpenraum über 10 cm Neuschnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Ein flacher, kaum wetterwirksamer Höhenrücken schwenkt unter
Abschwächung langsam nach Osten. So greift die Vorderseite des kräftigen, zum
zentralen Frankreich ziehenden Troges des zur walisischen Küste sich
verlagerndes Zentraltiefs nebst Okklusion mit Regen auf den Westen Deutschlands
über. Die simulierten 12stg. Regenmengen belaufen sich dabei auf 1 bis 6 mm,
vereinzelt auf rund 10 mm (Euro4, CD2). Im Vorfeld bzw. an der Okklusion, die
den äußersten Westen erreicht, verstärkt sich der Wind und so muss ausgangs der
Nacht auf exponierten Bergen mit 8er und mit 9er Böen gerechnet werden. In der
Eifel und im Bergischen Land sind aber auch in tieferen Lagen 7er bis 8er Böen
möglich. Ansonsten gibt es in tiefen Lagen gebietsweise mäßigen, im Westen
örtlich frischen Wind. Vor der Front strömt abermals sehr milde Luft zu uns, so
dass die Tiefstwerte zwischen 4 Grad in Franken und 9 Grad im Rheinland erwartet
werden. In Südostbayern kann es bei Werten um 3 Grad im Bergland Bodenfrost
geben.

Mittwoch ... steuert das hochreichende Tief langsam die südwestliche Nordsee an,
wo es am Tagesende ankommt mit einem Kerndruck etwas unter 980 hPa. Die
zugehörige Okklusion schwenkt mit Regen über Deutschland hinweg nach Nordosten,
bringt aber nur sehr überschaubare Mengen von 0,5 bis 6 mm/12h, da leichte
Kaltluftadvektion die Hebung ausbremst. Nach einer postfrontalen Regenpause
kommt es insbesondere am Nachmittag im Westen und Nordwesten in etwas labilerer
subpolarer Meeresluft (T850 um +2°C, T500 um -24°C) zu Schauern oder
schauerartigen Regenfällen. Ein Gewitter ist dabei nicht ganz ausgeschlossen.
Dabei reicht es vor allem in Schauernähe für die eine oder andere steife Böe 7
Bft und exponiert vor allem in höheren Lagen auch für eine stürmische Böe, zumal
in 925 hPa 25 bis 30 kt prognostiziert werden.

In den Hochlagen der Mittelgebirge sowie der Alpen werden 8er bis 9er Böen,
exponiert schwere Sturmböen prognostiziert.
An den Nordrändern der Mittelgebirge (Leeeffekt) sind steife Windböen
wahrscheinlich.
In der gut durchmischten subpolaren Meeresluft erreicht die Temperatur 7 bis
13°C, am Oberrhein lokal um 15°C.

In der Nacht zum Donnerstag kommt es in der erwärmten Meereskaltluft zu
Schauern, die bis in die Hochlagen der Mittelgebirge als Regen fallen. In den
östlichen und südöstlichen Landesteilen sind aber nur ganz vereinzelt Schauer zu
erwarten. In Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen bleibt der auf Südwest
drehende Wind stürmisch mit 8er bis 9er Böen, vereinzelt mit 10er Böen. Auf dem
Brocken sind 11er Böen wahrscheinlich (Mosmix).
In tiefen Lagen reicht es wahrscheinlich im Bergland über der Mitte sowie nach
Südwesten und Westen hin für 7er Böen, im Saarland und RLP vielleicht auch mal
für eine stürmische Böen Bft 8.
Aufgrund des Windes und der vielen Wolken spielen Nebel und Frost keine Rolle.

Donnerstag ... schwenkt die Trogachse über Deutschland hinweg ostwärts, das
Drehzentrum des Höhentiefs und das Bodentief ziehen bis zum Abend nach
Südschweden. Von Norden her erreicht ein weiterer Randtrog abends die Deutsche
Bucht.
Das Bodentief füllt sich nur wenig auf, somit bleibt der Gradient über weiten
Teilen des Vorhersagegebietes scharf ausgeprägt, erst zum Abend hin beginnt er
mit Abzug des Tiefs allmählich aufzufächern. Die Modelle sind sich recht einig,
dass es abgesehen vom Südosten 7er Böen gibt und während eines kräftigen
Schauers ist auch eine 8er Bö nicht auszuschließen. Auf den Bergen gibt es
weiterhin Böen Bft 8 bis 10, orkanartige Böen auf exponierten Gipfeln (Brocken)
nicht ausgeschlossen.
An der höhenkalten Luftmasse ändert sich nur wenig, somit gibt es recht
verbreitet Schauer und auch einzelne kurze Graupelgewitter mit Böen Bft 7 bis 8.
Dabei werden Niederschlagsmengen zwischen 1 und 9 mm, vereinzelt auch knapp über
10 mm in 12 Stunden simuliert.
Die Sonne zeigt sich wohl nur sporadisch, am ehesten im Südosten sowie im Lee
einiger Mittelgebirge, im Einflussbereich der gut durchmischten subpolaren
Meeresluft wird es aber mit Höchstwerten zwischen 9 Grad im Bergland und 14 Grad
am Oberrhein wieder sehr mild.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der weiter oben angesprochene kurzwellige
Randtrog von der mittleren Nordsee nach Mecklenburg-Vorpommern. Dahinter dreht
die Strömung über der Nordsee zwischen dem nun ausgeprägten Langwellentrog über
Skandinavien und einem Höhenrücken bzw. einem Höhenhoch über dem Ostatlantik auf
Nord bis Nordwest. Damit ist der Weg frei für kältere maritime Polarluft, die
zunächst den Norden erfasst (T850 hPa zwischen -1 und -4 Grad). Die Abkühlung
ist gekoppelt an eine (herumgeholte) Kaltfrontokklusion.
Das Bodentief zieht weiter zur mittleren Ostsee bzw. nach Finnland.
Damit nimmt der Wind insgesamt ebenfalls ab, auf den Bergen muss aber weiterhin
mit stürmischen Böen, exponiert mit Sturmböen aus Südwest bis West gerechnet
werden. An der Küste muss mit 7er, exponiert mit 8er Böen gerechnet werden. Es
bleibt auch im Norden noch überwiegend frostfrei.

Freitag ... zieht die Kaltfront bis zum Abend zum Alpenrand und rückseitig liegt
Deutschland zwischen dem Höhentrog über Osteuropa und dem nach Großbritannien
wandernden Höhenrücken. Im Bodenniveau erkennt man beim Druck ein ähnliches
Muster. So strömt von Nordwesten polare Meeresluft nach Deutschland mit
850-hPa-temperaturen zwischen -3 Grad an der Donau und -7 Grad im Nordosten.
Während es im Süden noch längere Zeit regnet bzw. oberhalb von 500 bis 1000 m
schneit, gibt es in der Mitte und im Norden in der trockeneren Polarluft nur
einzelne Regen- oder Graupelschauer, in höheren Lagen Schneeschauer.
Zwischendurch gibt es auch Platz für einige Aufheiterungen. Am Nachmittag und
Abend ziehen sich die Niederschläge in die Alpen zurück. Bis Samstagfrüh sind in
Staulagen der Alpen dabei 10 bis 20 cm Neuschnee möglich. Die Temperaturen sind
meist einstellig und liegen zwischen 5 Grad im mittleren Bergland und 9 Grad in
der Lausitz. Am Oberrhein sind nochmals 10 Grad möglich.
Der Nordwestwind ist über Land meist nicht mehr warnwürdig. An der Ostsee sind
aber 7er und 8er Böen wahrscheinlich, an der Nordsee wenn überhaupt 7er Böen. Im
Alpenvorland treten durch den Leitplankeneffekt 7er und vereinzelt 8er Böen auf.
Auf exponierten Alpengipfeln kann es schwere Sturmböen geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden