Thema des Tages

19-11-2019 09:20

(Un)Wetterwarnungen des DWD - Teil 1: Weshalb sind sie notwendig?

Die Ausgabe von Wetter- und Unwetterwarnungen ist eine der
Kernaufgaben des DWD. Aber wer braucht überhaupt diese Warnungen und
welche Warnstufen gibt es?

Sicher haben Sie schon oft im Radio oder am Ende der TV-Nachrichten
Sätze wie "Es bestehen aktuelle Unwetterwarnungen des Deutschen
Wetterdienstes vor schweren Gewittern in Teilen von
Nordrhein-Westfalen" oder "Der Deutsche Wetterdienst warnt vor
ergiebigem Dauerregen an den Alpen" gehört. Die Rede ist dabei von
Unwetterwarnungen, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) ausgegeben
hat. Die Information und Warnung der Bevölkerung vor Wettergefahren
jeglicher Art ist eine der wichtigsten hoheitlichen Aufgaben im
Geschäftsbereich "Wettervorhersage" des DWD. Es wird vor Wind/Sturm,
Gewitter (inklusive Begleiterscheinungen), Stark- und Dauerregen,
Nebel, Schneefall, Schneeverwehungen, Glätte/Glatteis und starkem
Tauwetter gewarnt (siehe Warnkriterien, u.s. Link).


Doch wer braucht überhaupt diese Warnungen? Natürlich hängt dies
stark vom Wetterereignis ab. Von großer Bedeutung sind Wetter- und
Unwetterwarnungen für Organisatoren von Freiluftveranstaltungen.
Nähert sich zum Beispiel dem Festivalgelände von "Rock am Ring" ein
Gewitter, sind Warnungen des DWD ein wichtiger Bestandteil bei der
Entscheidung, ob evakuiert werden muss oder ob weiterhin gefahrenlos
der Rockband zugehört werden kann. Bei den bevorstehenden
Weihnachtsmärkten kann insbesondere Sturm zum Problem werden. Durch
eine rechtzeitige Warnung und darauffolgende Schutzmaßnahmen kann
verhindert werden, dass Stehzelte oder gar die Dächer von
Glühweinbuden weggeweht werden und dadurch Besucher in Gefahr
gebracht werden. Doch nicht nur Großveranstalter sind auf präzise
Wetterwarnungen angewiesen. Diese helfen auch der Feuerwehr bei der
Einsatzplanung. Die Hochwasserschutzzentralen der Länder nutzen
Warnungen vor ergiebigem Dauerregen oder starkem Tauwetter zur
Einschätzung und Prognose möglicher Hochwasserereignisse. Im
Winterhalbjahr geben Schnee- und Glättewarnungen Hinweise, wo
Straßenmeistereien mit ihren Räum- und Streufahrzeugen ausrücken
müssen.


Wetter- und Unwetterwarnungen sind zudem für jeden Bundesbürger
wichtig, im Beruf wie in der Freizeit. Weiß Förster Helmut Goldlaub
(Namen fiktiv) zum Beispiel, dass es am Nachmittag stürmisch wird,
wird er sicherheitshalber Waldarbeiten verschieben. Gleichzeitig muss
das Wild nicht vor Jäger Klaus Rehschreck auf der Hut sein, da dieser
sicherlich seine Jagd vertagt, um nicht selbst durch einen
umstürzenden Baum das Zeitliche zu segnen. Auch für Gertrud Wetter,
die ihren runden Geburtstag mit einer rauschenden Gartenparty feiern
möchte, könnten Wetterwarnungen nicht uninteressant sein. Drohen
Gewitter mit Sturmböen, verzichtet sie vielleicht auf das Aufstellen
eines Gartenzeltes und räumt zur Vorsorge die Garage aus, um im
Notfall die Grillparty dorthin verlegen zu können. Wird gar ein Orkan
erwartet, kann Sigmund Sturm rechtzeitig lose Gegenstände von seinem
Eigenheim in Sicherheit bringen. Wie Sie sehen, sind
(Un)Wetterwarnungen für unterschiedlichste Zielgruppen relevant - von
Behörden über Großveranstalter bis hin zur Privatperson.


Die Warnmeteorologen der regionalen Außenstellen und der Vorhersage-
und Beratungszentrale im DWD geben Wetterwarnungen in farblich
unterschiedlichen Warnstufen aus. Gelbe Warnungen sind eher als
Wetterhinweis anzusehen. Mit größeren Schäden ist dann noch nicht zu
rechnen. Dennoch bewahren sie uns vor wetterbedingten Überraschungen.
So können beispielsweise Erdbeerbauern im Frühjahr bei einer
(Boden)Frostwarnung ihre zarten Erdbeerpflanzen vor Frostschäden
schützen und der Hobbygärtner weiß, wann er empfindliche Pflanzen ins
warme Haus stellen sollte. Auch wenn die Auswirkungen bei gelben
Warnungen meist gering sind, ahnen Pendler, die in manche Metropolen
an Rhein und Main fahren möchten, dass ihnen bei einer Warnung vor
leichtem Schneefall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
ein Verkehrschaos blüht ;-)


Besteht für Ihre Region eine orangefarbene Warnung (Warnung vor
markantem Wetter), kann es bereits zu Schäden und mehr oder weniger
großen Auswirkungen kommen. Durch Sturmböen können Äste abbrechen und
Gegenstände umherfliegen und durch Stark- oder Dauerregen können
Bäche über die Ufer treten oder Straßen überschwemmt werden.


Geht es wettermäßig so richtig zur Sache, zieht der Warnmeteorologe -
anders als beim Fußball - bereits VOR dem Ereignis die "rote Karte",
sprich: es wird eine Unwetterwarnung ausgegeben. Nun ist mit größeren
Schäden an der Infrastruktur und Beeinträchtigen im öffentlichen
Leben zu rechnen. Bei Gewittern sind diese meist nur räumlich sehr
eng begrenzt, bei Durchzug eines Orkantiefs sind hingegen großflächig
erhebliche Schäden wahrscheinlich. Erscheint sogar die Farbe
dunkelrot auf der Warnkarte, wird ein extremes und sehr
schadensträchtiges Unwetter erwartet. Dies ist aber Gott sei Dank nur
selten der Fall.


Im 2. Teil erfahren Sie mehr über den Weg vom ersten Hinweis auf ein
gefährliches Wetterereignis bis hin zur konkreten Gemeinde-genauen
Warnung.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.11.2019

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