DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-11-2019 08:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.11.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu SEz
An der Ostsee am Nachmittag noch stürmische Böen. Nachts im Westen Glätte durch
überfierende Nässe. An den Folgetagen ruhiges zu Nebel und Hochnebel neigendes
Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich das Vorhersagegebiet noch unter sich abschwächendem
Tiefdruckeinfluss. Beim Blick auf die Höhe lässt sich eine recht komplex
Struktur mit einem Haupttrog nordwestlich der Britischen Inseln erkennen. Weiter
östlich findet sich zudem ein Höhentief über dem Nordmeer und ein weiteres über
Südschweden. An letzteres ist Bodentief Ingmar gekoppelt, das in der Nacht dem
Westen/Nordwesten viel Regen bzw. Schnee (Eifel) gebracht hat. Ingmar zieht im
Laufe des Tages weiter nordwärts Richtung Skagerrak und verliert damit zunehmend
Einfluss. Am Vormittag zeigt sich die herumgewickelte Okklusion vor allem noch
über dem Norden des Landes und sorgt dort für etwas Regen. Die Warmluftschliere
lässt sich übrigens auch gut im Temperaturfeld erkennen, mit einem Maximum in
der (Feucht)temperatur über Niedersachsen.

Neben den leichten Niederschlägen im Norden lässt sich noch ein weiteres
Niederschlagsfeld über dem Westen erkennen. Diese schauerartig verstärkten
Regenfälle gehören zu einem weiteren kleinen Höhentief, dass von BeNeLux langsam
ostwärts zieht. Sonderlich labil ist die Schichtung nicht (Lapse Rates) und die
500 hPa Temperatur geht auch nur auf -24 Grad zurück. Zudem zeigen die
Prognosesoundings die Obergrenze der Sättigung bei 700 hPa. Schaut man auf
dieses Höhenniveau, dann sieht man auch, dass das Höhentief dort am besten
ausgebildet ist.

In Verbindung mit dem Höhentief ist also zu erwarten, dass es im Westen im
Tagesverlauf weitere Schauer gibt, wobei sich der Schwerpunkt langsam ostwärts
verlagert. Größere Mengen sind allerdings nicht zu erwarten und die
Schneefallgrenze liegt so hoch, dass ein paar Flocken nur in den Hochlagen vom
Sauer- und Siegerland zu erwarten sind. Warnungen sind dafür aller Voraussicht
nicht notwendig.

Darüber hinaus spielt heute noch der Wind eine Rolle. Mit dem abziehenden Tief
nimmt aber auch der Gradient im Tagesverlauf immer mehr ab, sodass dann der Wind
zum Nachmittag nachlässt. Am Vormittag muss aber im Osten und Nordosten noch mit
Windböen gerechnet werden, auf den Bergen im Osten kann es Sturmböen geben. Auch
an der Nordsee treten Windböen, exponiert stürmischen Böen auf. Zum Nachmittag
zieht sich der Wind dann in Richtung Ostsee zurück. Zum Abend sind keine
Warnungen mehr notwendig.
Sonnenanteile wird es heute im Tagesverlauf nur recht spärlich geben. Vor allem
im Osten (Elbtal bis zur Lausitz, nordöstlich vom Harz) sowie in höheren Lagen
im Südosten und Richtung Saarland sind die Chancen dafür am größten, während
sich sonst häufig die Grenzschichtfeuchte unterhalb einer sich entwickelnden
Absinkinversion hält. Die Prognosesoundings zeigen eine Obergrenze bei etwa 1000
bis 1500 m.

In der Nacht auf Mittwoch liegt das Zentrum des Höhentiefs etwa über der Mitte
und verlagert sich in weiterer Folge nordwärts. In den Advektionsfeldern lässt
sich an der Ostflanke des Höhentiefs etwas PVA und PSA erkennen. Insbesondere
die positive Schichtdickenadvektion ist verantwortlich für
Aufgleitniederschläge, die sich bereits in den Abendstunden ausgehend von
Nordbayern und Thüringen entwickeln und in der Nacht dann vor allem den Osten
(Sachsen bis MeckPomm) betreffen. Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht
häufig trocken. Auflockerungen gibt es vor allem im Südosten sowie vorübergehend
auch im Westen und Südwesten.

Nebel ist in den Nachtstunden vornehmlich im Westen und Nordwesten ein Thema,
wie man unter anderem WarnMOS oder Euro4 entnehmen kann. Dann rückt auch das
Thema Glätte wieder in den Fokus. So werden die Tiefstwerte in den Gebieten mit
Auflockerungen im Frostbereich vorhergesagt, mit dem Schnee sind in der Eifel
zum Teil auch Tiefstwerte unter -5 Grad zu erwarten. Zu Glätte kommt es dann vor
allem durch überfrierende Nässe, entweder aufgrund der Niederschläge vom Tage,
geschmolzenen Schnee oder durch Nebelnässe.
Gewisse Glättesignale gibt es auch im Südosten, dort dann durch Reif, wie die
Prognose der Differenz aus Belagstemperatur und 2m-Taupunkt zeigen (negativ).

Mittwoch... liegt das Höhentief immer noch über dem Norden des Landes und zieht
bis zum Abend zur dänischen Grenze. Daran gekoppelt sind auch immer noch
Hebungssignale, vornehmlich durch PSA. Im Bodenfeld lässt sich der Vorschub
potentiell wärmerer Luft auch in Form eine Warmfront markieren. Dementsprechend
regnet es tagsüber auch noch etwas, wobei der Niederschlag in den
Vormittagsstunden vor allem den Osten und Nordosten und am Nachmittag dann vor
allem den Norden betrifft.

Im Rest des Landes bleibt es zwar trocken, die Grenzschichtproblematik rückt
aber immer stärker in den Fokus. So wird der Bodengradient immer weiter
auseinandergezogen, sodass es allgemein nur noch windschwache Verhältnisse gibt,
die einen Austauschprozess zunehmend unterbinden. Schaut man auf die
Prognosesoundings dann zeigt sich, dass die Absinkinversion bei etwa 800 m zu
finden ist. Die Folge ist, dass vielerorts in tiefen Lagen neblig trübes Wetter
und hochnebelartige Bewölkung dominiert. Mit den östlichen bis südöstlichen
Winden in der unteren Troposphäre gibt es an den Nordwestflanken der westlichen
Mittelgebirge und natürlich allgemein in höheren Berglagen die größten
Sonnenchancen.

Die Höchstwerte sind entsprechend recht heterogen verteilt. Im Dauergrau kommt
man nur auf 2 bis 4 Grad (z.B. Thüringer Becken), während sonst bis 8 Grad
möglich sind. Abgesehen vom Nebel und der Glätte in den Morgenstunden sind
tagsüber keine Wetterwarnungen notwendig.

In der Nacht auf Donnerstag zieht das Höhentief endgültig nordwärts ab.
Entsprechend lassen die Niederschläge allgemein nach. Es bleibt aber mit der
vorhandenen Restfeuchte bei etwas Sprühregen im Osten und Nordosten.

Der Haupttrog etabliert sich derweil über Westeuropa und Deutschland liegt auf
seiner schwachgradientigen Vorderseite. Schaut man ins Detail, lässt sich ein
kurzwelliger Troganteil erkennen, der von Süd nach Nord zieht und wohl
verantwortlich dafür ist, dass in der zweiten Nachthälfte in Ostbayern, später
ausgreifend bis ins sächsische Bergland etwas Niederschlag aufkommt. Bei klar
positiven Werten in 850 hPa regnet es bis in die Hochlagen.

In der Südwesthälfte bleibt es trocken, aber häufig grau und teils neblig.
Gering bewölkt oder klar ist es in den Hochlagen der Berge und auch in NRW
deuten die Modell mit dem Südostwind einige Auflockerungen an. Bei bedecktem
Himmel bleibt es frostfrei, mit den Auflockerungen kann es leichten Frost geben.
Im Vergleich zur Vornacht ist allerdings allgemein nur noch lokale Reifglätte zu
erwarten. In der Eifel ist vereinzelt Glätte durch überfrierendes Schmelzwasser
im Bereich des Möglichen.


Donnerstag... liegt der Vorhersageraum auf der Vorderseite eines stark
amplifizierten Troges über Westeuropa in einer südlichen Grundströmung. Am Boden
stehen sich ein umfangreiches Tiefdruckgebiet bei den Britischen Inseln (992
hPa) und eine kräftiges Bodenhoch über Westrussland gegenüber (1050 hPa).
Deutschland liegt genau dazwischen, mitten im schwachgradientigen Niemandsland.
Um die Ursachen für den Niederschlag zu finden, der von den Modellen im
Tagesverlauf über dem Osten prognostiziert wird, muss man schon ins Detail
schauen. So ist in der Höhe weiterhin ein flacher kurzwelliger Höhentrog zu
finden. Gleichzeitig findet man auch am Boden ein schwaches Bodentief über dem
Südosten. Im Theta-Feld lässt sich ein Maximum im Theta-Feld finden, dass vom
Osten bis zur Mitte drückt.

Die Folge sind Aufgleitniederschläge, die die Osthälfte betreffen und dessen
Schwerpunkt sich in der Nacht auf Freitag in den Norden verlagern. Im Osten
fällt dann allgemein nur noch Sprühregen.

Im Westen und Südwesten bleibt es bei der Grenzschichtproblematik mit teils
Dauergrau im Tiefland und Sonne im Bergland. Möglich, dass es in NRW mit der
östlichen bis südöstlichen Grundströmung im Tagesverlauf stärker auflockert.
In der Nacht auf Freitag kann es in aufgelockerten Gebieten Tiefstwerte bis in
den Frostbereich geben, während es in den bedeckten Gebieten frostfrei bleibt,
im Osten gehen die Werte mit dem Warmlufteinschub nur auf 7 Grad zurück.

Warnungen werden abgesehen von schlechten Sichten und lokaler Reifglätte nicht
erwartet.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Vorhersagemodelle zeigen im kurzfristigen Vorhersagezeitraum
eine gute Übereinstimmung, sodass die Kurzfristvorhersage als sicher eingestuft
werden kann.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer