Thema des Tages

17-11-2019 10:50

Die Nacht der 1000 Sternschnuppen?


Im Thema des Tages vom 11.11.2019 "Himmelsspektakel im November" ging
es unter anderem bereits um den relativ schwachen Meteorstrom der
Leoniden. Doch nun sorgt ein relativ unbekannter Meteorstrom namens
Alpha-Monocerotiden für Aufsehen. Dieser könnte in den frühen
Morgenstunden des 22. Novembers einen regelrechten Meteorsturm mit
bis zu 1000 Sternschnuppen erzeugen.


Der Meteorstrom der Alpha-Monocerotiden ist mit nur 5 Sternschnuppen
in der Stunde bei optimalen Bedingungen sehr schwach und
vergleichsweise unspektakulär. Er ist nach seinem scheinbaren
Ursprung am Nachthimmel (Radiant), dem Sternbild Einhorn (lat.
Monoceros) benannt. Aufgrund seiner schwachen Aktivität war er bisher
nur wenigen Fachleuten bzw. Hobbybeobachtern geläufig. Nicht einmal
der Komet ist bekannt, von dem die Staubteilchen stammen, die beim
Eintritt in die Atmosphäre die Sternschnuppen erzeugen. Doch in der
Vergangenheit führte dieser Strom 1925, 1935, 1985 und 1995 bereits
4-mal zu spektakulären Ausbrüche. Der Ausbruch 1995 wurde von
Astronomen bereits gut vorhergesagt und brachte eine Stundenzählrate
(Anzahl der beobachtbaren Sternschnuppen in einer Stunde bei
optimalen Bedingungen) von 400 Sternschnuppen.

Ursache für diese starken Ausbrüche ist, dass das Staubband, das der
erzeugende Komet im All hinterlassen hat, im Fall der
Alpha-Monocerotiden nur sehr schmal ist. Dementsprechend hoch ist die
Staubkonzentration. Die Position dieses Staubbandes wird relativ zur
Erde durch Bahnstörungen der Planeten verändert, sodass in
unregelmäßigen Abständen von mehreren Jahrzehnten die Erde diesen
dichten Staubbereich durchquert. Nach den neusten Berechnungen der
Astronomen könnte dies in den Morgenstunden des 22. Novembers der
Fall sein. Sollte die Erde das Staubband treffen, dann kann es bei
angenommenen optimalen Bedingungen bis zu 1000 Sternschnuppen in der
Stunde geben. Doch wie sicher ist diese Vorhersage? Solche
Berechnungen sind sehr kompliziert und die Unsicherheit ist unter
anderem aufgrund der geringen Breite des Staubbandes ziemlich groß.
Durchaus vergleichbar ist die Vorhersageunsicherheit mit derer von
Gewittern in der Meteorologie. Es könnte also mehrere 100 oder sogar
bis zu 1000 Sternschnuppen geben, oder aber auch gar keine. Alles ist
möglich.

Sollte es zu einem Meteorsturm kommen, so ist dieser aber nur von
kurzer Dauer. Anders als bei den bekannten Meteorströmen, die sich
oft über mehrere Tage hinziehen, dauert das Maximum nur 15 bis 45
Minuten. Die stärkste Aktivität wird etwa um 5:50 Uhr lokaler Zeit
erwartet. Dieses Mal stört das Licht des Mondes, der dann nur noch
als schmale Sichel zu sehen ist, die Beobachtung kaum. Allerdings
beeinträchtigt die einsetzende Dämmerung etwas die Sicht auf die
Sternschnuppen, da der Radiant relativ tief Richtung Horizont steht.
Will man die Alpha-Monoceriten beobachten, dann sollte man seinen
Blick nach Südosten wenden. Das Sternbild Einhorn besteht nur aus
sehr schwachen Sternen und lässt sich schwer erkennen. Zu
Orientierung sollte man das bekannte Sternbild Orion suchen und
seinen Blick von dort aus nach Osten richten, bis man auf einen
helleren Stern (Prokyon) trifft. Eine spezielle Ausrüstung zur
Beobachtung braucht man nicht. Allerdings sollte man sich warm
anziehen. Bei Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt wird es
schnell kalt.

Das Wetter könnte allerdings einen Strich durch die Rechnung machen.
Zwar birgt die Wetterprognose für Freitagfrüh noch gewisse
Unsicherheiten, doch der Trend zeigt eine eher trübe Nebel- und
Hochnebellage. Die besten Chancen auf einen klaren Himmel hat man im
höheren Bergland, am Nordrand der Mittelgebirge oder am Alpenrand.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2019

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