DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-11-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.11.2019 um 10.30 UTC



Am Wochenende wechselhaft, nächste Woche Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 20.11.2019


Eingangs der Mittelfrist am kommenden Samstag liegt ein großer Trog über
Westeuropa mit Drehzentrum über Frankreich. In der bei uns südlichen
Höhenströmung schwenkt ein markanter Randtrog nordwärts und stützt schon in der
Nacht zum Samstag im Lee der Alpen eine Zyklogenese über Österreich. Dieses Tief
soll dann im Tagesverlauf vom Nordosten unseres Landes nach Dänemark ziehen, wo
es sich noch mal deutlich vertiefen kann. Vor allem an der West- und
Südwestflanke des Tief fällt verbreitet Regen und insbesondere an der Nordsee
kann der Wind im Tagesverlauf spürbar zulegen.
Am Sonntag nähert sich der Trog etwas an, wobei das Zentrum über
Südostfrankreich zu liegen kommt und die Höhenströmung nach SE dreht. Erneut,
etwa 36h nach der ersten Entwicklung, soll sich über Österreich ein Leetief
bilden und über Tschechien und Nordostdeutschland Richtung Dänemark unterwegs
sein. Die Gegenstromlage wird durch Frontogenese gestützt, da kräftige
Warmluftadvektion die Temperaturen in 850hPa nahe Oder und Neiße bis an die +10
Grad steigen lässt, während über dem Westen niedertroposphärisch kalte Luft mit
-4 Grad in 850 hPa einströmt. Die Entwicklung ist sehr unsicher, da Zugbahn und
Intensität beider Entwicklungen weder konsistent noch von den Modellen
einheitlich simuliert werden.
Am Montag zieht das Höhentief nach Norden und während das Tief im Bodendruckfeld
über der Nordsee zu liegen kommt, schwenken Randtröge von Südwesten nach
Deutschland herein. Die sehr milde Luftmasse wird aus dem Osten rasch wieder
verdrängt und es setzt sich mäßig kalte Meeresluft durch, in der es zu
schauerartigen Regenfällen kommt, im höheren Bergland fällt Schnee.
Am Dienstag wird der Trog über Westeuropa durch einen Kaltluftausbruch von
Grönland her regeneriert, allerdings ein gutes Stück (an die 1000 km) weiter
westlich als zuvor und liegt damit mit seiner Achse knapp westlich des
Kontinents. Warmluftadvektion davon lässt bei uns das Geopotential steigen und
der Einfluss des Hochs über Osteuropa weitet sich zu uns hin aus. In der
südlichen Strömung steigen die Temperaturen niedertroposphärisch zwar an,
bodennah dreht der Wind aber zusehends auf östliche Richtungen, was gegen
steigende Temperaturen spricht. Die Niederschlagsneigung ist dann aber nur noch
gering.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt der Trog über Westeuropa und die südliche
Strömung bei uns erhalten. Leicht wechselhaft ist es am ehesten im Westen und
Nordwesten, sonst setzt sich das ruhige und niederschlagsfreie Wetter fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist recht gut, da die großräumigen Strukturen in den
letzten Läufen übereinstimmend simuliert wurden. Dennoch ist die Entwicklung am
kommenden Wochenende unsicher. Zwei aufeinanderfolgende Vb ähnliche Lagen werden
dabei einigermaßen divergent berechnet, ehe sich die Läufe zum Wochenbeginn,
wenn das Tief über der Nordsee liegen soll, wieder einpendeln. Die
darauffolgende Entwicklung passt dann wieder besser.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Modellvergleich zeigt ähnliche Schwierigkeiten wie die
Konsistenzbetrachtung. Zugbahn und Timing der Tiefs am Wochenende sind noch sehr
unsicher, und werden es wohl auch bis zum Ende bleiben, so denn die Entwicklung
tatsächlich so kommt. GFS ist mit dem Tief am Samstag am schnellsten und lässt
es stärker entwickeln, als die anderen Modelle. Das Tief am Sonntag hat bei ICON
und GFS eine nach Westen verschobene Zugbahn, im ICON sogar soweit, dass es in
weiten Landesteilen trocken bleibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte die
Aussagen des operationellen Laufs, wenigstens in groben Zügen. Für das
Wochenende sind landesweit Niederschlagssignale vorhanden, wobei sich auch die
Peaks abbilden, die der Hauptlauf mit Passage der Tiefs setzt. Geopotential und
T850 steigen im Laufe der nächsten Wochen langsam wieder an. Die Kurven von
Haupt- und Kontrolllauf liegen oder schwanken meist nahe dem Median der
Ensemblekurven. Der Spread beginnt ab dem Wochenende vor allem für die östlichen
Landesteile zu steigen, was in den Unsicherheiten bezüglich der Zugbahn der
Tiefs begründet liegt.
Mittelfristig bekommen wir es mit einer Blockierungslage zu tun, wie die
Clusterung eindrucksvoll zeigt. Alle Cluster zeigen bis +240 h eine markante
positive Geopotentialanomalie über Nord- und Osteuropa. Unsicher ist, unter
anderem darauf gründet sich wohl die Vielzahl der Cluster, die Lage und
Geometrie des Troges über West- und Südeuropa. Bei südlicher bis südöstlicher
Strömung sollte bei uns aber antizyklonaler Einfluss überwiegen. Hinter dem
leichten Anstieg der 2m Temperaturen in der nächsten Woche, die auch in den
Ensembles gebracht werden, darf man ein Fragezeichen setzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Hinweise auf signifikantes Wetter sind mittelfristig nur sehr spärlich gesät. Am
Wochenende sind in Staulagen etwas größere Niederschlagsmengen möglich, ohne
dass wahrscheinlich sonderlich viel fällt. Gegen Dauerregen spricht auch, dass
die Schneefallgrenze an der Westflanke der Tiefs sinkt und in höheren,
vielleicht auch mittleren Lagen der Mittelgebirge und an/in den Alpen eher
Schnee fällt. Am Wochenende stellt sich in den Alpen zeitweise Föhn ein und der
Wind frischt in Hochlagen zeitweise stürmisch auf. Zu Wochenbeginn ist dann eher
die Nordsee dran mit zeitweise starken bis stürmischen Böen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner