Thema des Tages

13-11-2019 10:20

Schirokkosturm

Eine besonders stark ausgeprägte Tiefdruckaktivität im Mittelmeerraum
sorgt zurzeit für "Unruhe" in Teilen Südeuropas. Die Wetterlage
bleibt dort in den nächsten Tagen weiterhin angespannt.


Durch eine besonders stark ausgeprägte Tiefdruckaktivität im
zentralen Mittelmeerraum kommen die betroffenen Regionen wie Italien,
Albanien, Kroatien, Tunesien und Algerien zurzeit nicht zu Ruhe.
Starkniederschläge, Sturm und hoher Seegang sorgen für große
Beeinträchtigungen im Land- und Luftverkehr sowie in der Schifffahrt.


In dieser Jahreszeit ist es quasi normal, dass im Mittelmeer durch
das noch relativ warme Wasser Tiefdruckgebiete "gute Nahrung" finden
um sich zu verstärken und viel Feuchtigkeit anzusammeln.

Seit drei Tagen tobt Tief "Detlef" über dem zentralen Mittelmeerraum.
Sein Kern lag am gestrigen Dienstag im Meeresgebiet zwischen
Sizilien, Sardinien und Tunesien. Es ist inzwischen nach Nordosten
gezogen, liegt aktuell über dem Adriatischen Meer und hat sich dabei
etwas abgeschwächt.

Als Tief "Detlef" am gestrigen Dienstagabend seinen Höhepunkt
erreicht hatte, wehte der Schirokko, ein Süd- bis südöstlicher Wind,
über Ostsizilien, Kalabrien, Apulien und über dem Ionischen sowie
Adriatischen Meer besonders heftig. Schwere Sturm- bis Orkanböen
sorgten für erhebliche Schäden. Bei Schirokko sind die Regionen wie
die Straße von Messina und die Lagune von Venedig besonders
betroffen.

In der Straße von Messina erreicht der Schirokko durch den
Kanaleffekt oft Sturmstärke. Etliche Bäume wurden durch das Ereignis
in den Städten Messina und Reggio Calabria entwurzelt und die
Fährverbindung zum Festland war durch den hohen Seegang stark
beeinträchtigt.

Die Lagune von Venedig hingegen bekommt bei Schirokko erhöhte
Wasserstände, denn das Meer wird durch den anhaltenden stürmischen
Wind in die Lagune gedrückt und kann schlecht abfließen, ähnlich wie
bei einer Sturmflut in Hamburg. Am Dienstagabend erreichte dadurch
der Wasserstand am San Marco Platz in Venedig 188 cm über dem
Normalpegel, der zweithöchste Wert seit 1966, als der Wasserstand bei
+194 cm lag. Der Bürgermeister von Venedig hat dementsprechend den
Notstand aufgerufen.

Ein Teil der Feuchtigkeit vom Tief "Detlef" schwappt am heutigen
Mittwoch mit einer südlichen Strömung über die Alpen und sorgt in
Südostdeutschland für anhaltende Niederschläge, die oberhalb von 600
bis 800 m als Schnee fallen, das erste nennenswerte Schneeereignis
der neuen Wintersaison. Bis heute früh sind in den Alpen und im
Bayerischen Wald 5 bis 15 cm Neuschnee gemessen worden, und es kommen
bis heute Abend nochmals 5 bis 10 cm Neuschnee dazu.

In den nächsten Tagen bleibt es im westlichen und zentralen
Mittelmeerraum weiterhin sehr wechselhaft und es droht am kommenden
Wochenende das nächste Sturmtiefereignis mit zum Teil ergiebigen
Niederschlägen in Teilen Italiens, in Südfrankreich und an der Adria,
starken Schneefällen in den Südalpen und Schirokkosturm in Italien.
Die Lage bleibt also weiter angespannt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.11.2019

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