DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-10-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.10.2019 um 10.30 UTC



Nach Kaltfronpassage am Sonntag deutlich kühler als jetzt. An den Küsten
zeitweise stürmisch.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.10.2019


Am Samstag, zu Beginn der Mittelfrist befindet sich Mitteleuropa auf der
Vorderseite eines ausgeprägten Langwellentroges, der sich von Skandinavien bis
nach Irland bzw. sogar etwas weiter in den Atlantik erstreckt. Dabei werden mit
einer südwestlichen Anströmung weiterhin feuchte und milde Luftmassen nach
Deutschland geführt. Eingelagert in diese Südwestströmung ist eine zu wellen
neigende Frontalzone, in der immer wieder Zyklogeneseprozesse in Gang gesetzt
werden und somit ein Tief nach dem anderen vom Atlantik über die Britischen
Inseln - Nordsee nach Finnland verlagern. Entlang der Frontalzone ist in 300 hPa
auch ein ausgeprägter Jet zu erkennen.
In Norddeutschland bleibt es in der Nähe der Frontalzone dabei oft bewölkt und
es kommt wiederholt zu leichten bis mäßigen Regenfällen. Weiterhin werden mit
einem stärkeren Druckgradienten an der Küste Sturmböen und im angrenzenden
Binnenland Windböen erwartet. Nach Süden hin ist es deutlich freundlicher mit
850 hPa Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad. In höheren Lagen muss aber bis in
die Mittelgebirge mit Wind- oder auch stürmische Böen gerechnet werden.
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag verlagert sich der Langwellentrog
allmählich nach Süden. Die Kaltfront greift auf Deutschland über, wobei eine
Neuentwicklung westlich der iberischen Halbinsel ein rasches Vordringen nach
Süden verhindert. Über dem Atlantik hat sich derweil ein ausgeprägtes
hochreichendes und kaltes Hoch etabliert. Dieses verbindet sich mit dem hohen
Potenzial über Südeuropa und sorgt vor allem über Südwest Europa für Absinken.
Nach Nordosten hin ist die Kaltfront etwas wetterwirksamer, schwächt sich aber
auch dort im Laufe des Sonntags ab.
Die Neuentwicklung westlich von Portugal kommt gegen das kräftige Hoch über dem
Atlantik nicht an und füllt sich etwas auf. Bleibt aber quasi stationär bis in
die kommende Woche erhalten.

In der Nacht zu Montag und auch am Montag bleibt die Kaltfront an den Alpen
hängen. Postfrontal hat sich eine kühle Nordwestliche bis westliche Anströmung
eingestellt. In 850 hPa gehen die Temperaturen verbreitet auf 0 Grad zurück.
Aber auch im Süden liegen die 850 hPa Temperaturen nur noch zwischen 5 und 10
Grad.
Der Langwellentrog verlagert sich im Laufe des Montags mit deutlich verkürzter
Amplitude über den Nordosten langsam ostwärts. In der Nacht zu Dienstag fließen
an der Westflanke des Troges bzw. an der Ostflanke des Hochs weiter kühle
Luftmassen vor allen in den Nordosten Deutschlands. Über Rügen ist sogar die -5
Grad Isotherme in 850 hPa zu erkennen. Nur noch im äußersten Süden sind 850 hPa
Temperaturen im leichten positiven Bereich zu finden. Dabei steigt in der Nacht
zu Dienstag verbreitet das Risiko vor leichtem Luftfrost und Bodenfrost an.
Unter leichten Hochdruckeinfluss könnte sich eine strahlungsreiche Situation
einstellen. Bei den feuchten und warmen Böden und den schwachen Druckgradienten
nimmt aber gleichermaßen die Nebelneigung zu.

Am Dienstag soll sich der Hochdruckeinfluss halten, nur im äußersten Südwesten
befindet sich noch die Frontalzone, die sich zum Mittwoch hin an der Vorderseite
eines schwachen Tiefs westlich des Ärmelkanals langsam retrograd wieder nach
Norden verlagert. Auf der Westflanke diesen Tiefs gelangen kühle Luftmassen aus
Grönland, was den thermischen Gradienten verstärkt und kräftige Zyklogenese in
Gang setzt. Dieses Tief soll sich im Laufe des Mittwochs weiter intensivieren
und allmählich in Richtung Norddeutschland verlagern. Dabei kommt es zu einer
kräftigen WLA. In der Nacht zu Donnerstag soll das Tief mit einem Kerndruck von
995 hPa über Belgien befinden. Bei diesen kräftigen Gradienten könnte es
verbreitet zu stürmischen Böen oder gar Sturmböen kommen.

Nachfolgend fließen wieder kühlere und wechselhaftere Luftmassen nach
Deutschland. Das Tief verlagert sich aber nur sehr langsam nach Osten.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ergeben sich kaum Unterschiede mit den Vorläufen des
IFS. Am Dienstag jedoch soll der Trog, der vom aktuellen IFS nun mit verkürzter
Amplitude aber größerer Wellenlänge simuliert wird, schneller nach Osten
abziehen und nachfolgen sich ein schwacher antizyklonaler Einfluss bemerkbar
machen. Die an den Alpen schleifende Kaltfront wird aber auch im neuen Lauf
simuliert. Derweil setzt über dem Ostatlantik eine kräftige Zyklogenese ein, die
in der Nacht zu Donnerstag bzw. auch für Donnerstag für eine Sturmlage über DE
sorgen könnte. Die Vorläufe simulierten zwar auch eine Zyklogenese über dem
Ostatlantik, jedoch deutlich schwächer, langsamer und weiter südlicher. Diese
Entwicklung (Sturmtief) scheint aktuell noch sehr unsicher zu sein.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Kaltfrontpassage am Sonntag wird von ICON etwas progressiver gesehen als
IFS, GFS kommt dagegen der Lösung von IFS recht nahe. Die Sturmtiefentwicklung
über dem östlich Nordatlantik simuliert nur IFS. ICON hat eine solche
Entwicklung gar nicht und GFS etwas später bzw. in der Nacht zu Freitag im
Programm.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den IFS Plumes gibt es ab Sonntag größere Unsicherheiten, die meisten Member
gehen aber hinter der Kaltfront von einer ordentlichen Abkühlung aus. Der genaue
zeitliche Ablauf ist aber noch ungewiss. Auch die "kleine" Sturmtiefentwicklung
am Reformationstag ist noch mehr als unsicher.

Es gibt 5 verschiedene Cluster in der Clusteranalyse des IFS. Die Cluster weisen
alle zwar ein ähnliches grobes Bild mit Trögen und Keilen auf, jedoch sind die
einzelnen Ausprägungen teils deutlich verschieden. Insgesamt spricht dies für
eine recht unsichere Vorhersage ab Dienstag/Mittwoch.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende an den Küsten und auf höheren Lagen der Mittelgebirge Sturmböen
aus Südwest.

Am Reformationstag geringes Risiko vor einer deutschlandweiten Sturmlage.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher