DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-10-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.10.2019 um 10.30 UTC



Ruhiges Herbstwetter, kaum Niederschlag. Vielfach neblig-trüb. Erst mit
Wochenbeginn wahrscheinlich wieder wechselhaft und Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.10.2019


Am Donnerstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines langgestreckten Troges,
der zum westlichen Mittelmeer austropft. Der Resttrog überquert in der Nacht zum
Freitag den Norden Deutschlands. Geopotentialgewinn lässt dann eine Brücke hohen
Geopotentials entstehen, die sich über das südliche Mitteleuropa hinweg nach
Osten erstreckt und die sich in ein abgeschlossenes Höhenhoch umwandelt.
Die Frontalzone verläuft über Schottland, Südskandinavien und die Baltischen
Staaten hinweg nach Karelien, so dass der Norden Deutschlands von
mehrschichtiger Bewölkung, die aus Frontenresten resultiert, gestreift wird.
Nennenswerte Niederschläge sind nicht zu erwarten. In den anderen Gebieten sorgt
ein ausgedehntes Bodenhoch für ruhiges Herbstwetter, wobei sich Nebel und
Hochnebel sehr zäh und zum Teil ganztägig halten.
Am Samstag greift auf den nahen Ostatlantik ein Trog über. Vorderseitig sorgt
Warmluftadvektion für Geopotentialgewinn, so dass sich über der Nordsee ein
flacher Rücken aufwölbt. Dieser überquert bis Sonntagmittag das
Vorhersagegebiet, nachfolgend stellt sich eine südwestliche Strömung ein. Der
über dem Ostatlantik liegende Trog tropft über die Azoren hinweg nach Süden ab,
der Resttrog streift Schottland und wird in der Nacht zum Montag in die
Zirkulation des über Nordwestrussland liegenden Troges einbezogen. Dieser kann
dann die über Nordosteuropa liegende hochreichende Kaltluft anzapfen, was die
Bildung eines markanten Troges zur Folge hat, der bis Montagmittag in die
Nordsee schwenkt. Über dem Ostatlantik entwickelt sich dann ein Höhenkeil, durch
den ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt wird, das von Island bis in das
Seegebiet westlich von Irland reicht. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck
über Nordosteuropa kommt eine nordwestliche Strömung in Gang. Dies geht mit
einem Auffrischen des Windes (bis hin zu Sturmböen an der Nordsee) und mit einem
einsetzenden Temperaturrückgang einher.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum entwickelt sich ein
blockierendes Hoch mit Schwerpunkt südwestlich von Island. An dessen Ostflanke
wird der Weg frei für arktische Polarluft, die dann mit einer zusehends auf Nord
drehenden Strömung nach Mitteleuropa gelangt und zu einem markanten
Temperaturrückgang führt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den gestrigen
Modellläufen relativ konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten.
Am Sonntag wurde vom 00 UTC-Lauf des Vortages über dem östlichen Mitteleuropa
eine Trogpassage simuliert. Der gestrige 12 UTC-Lauf folgt dagegen der oben
beschriebenen Version.
Von Konsistenz kann zu Beginn der neuen Wochen dagegen kaum noch die Rede sein.
Anstelle des oben beschriebenen markanten Troges hatte der 00 UTC-Lauf des
Vortages ein über Westeuropa liegendes blockierendes Hoch im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich zum 00 UTC-Lauf
des Vortages Ähnlichkeiten, was die Blockierungslage südlich von Island und den
Langwellentrog über Nordosteuropa betrifft. Der dann einsetzende
Temperaturrückgang wird jedoch vom aktuellsten Modelllauf am ausgeprägtesten
gezeigt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag ergeben sich bei den verfügbaren Modellen keine
prognoserelevanten Unterschiede.
Am Sonntag lässt GFS bereits eine markante Kaltfront auf Deutschland
übergreifen, was dem ruhigen Herbstwetter ein Ende bereitet. Hierbei ergeben
sich Parallelen zum gestrigen 12 UTC-Lauf des EZMW. Die Trogpassage am Montag
zeichnet sich (mit leichten Unterschieden) bei allen Modellen ab; lediglich das
Modell des kanadischen Wetterdienstes lässt die Hochdrucklage dann noch
andauern. Nach diesem Modell erfolgt das Übergreifen dieses Troges von Norden
her und der hieraus folgende Temperaturrückgang erst mit einer Verzögerung von
ca. 48 Stunden, d.h. erst weit zur Wochenmitte hin, aber dann mit ähnlicher
Intensität wie beim EZMW. Das GFS beschränkt dann den Temperaturrückgang auf den
Nordosten. Während EZMW und das kanadische Modell zur Wochenmitte hin ein
ähnliches Szenario zeigen, kann beim GFS von einer Blockierung nicht die Rede
sein. Demnach greift ein abflachender Keil auf die Nordsee über, gefolgt von
einer erneuten Zonalisierung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS zeigt im Gegensatz zum hauseigenen deterministischen Lauf eine
Blockierung, die nicht wie bei EZMW und später auch beim kanadischen Modell
südlich von Island, sondern über der Norwegischen See und Skandinavien ansetzt.
Der Temperaturrückgang dürfte demnach nur den Nordosten erfassen, die Version
des EZMW und auch des Modells des kanadischen Wetterdienstes wird gerade mal
beim aktuellsten Lauf von Einzellösungen gestützt. Zudem ist ab dem 6. Folgetag
im Nordosten bzgl. der Temperaturen im 850 hPa-Niveau ein rasch wachsender
Spread erkennbar, d.h. der Temperaturrückgang ist noch als unsicher anzusehen.
Nach Südwesten hin divergieren erst zum Monatswechsel hin die Einzellösungen
signifikant. Dann sind auch wieder vermehrt Niederschlagssignale erkennbar.
Das EPS des EZMW stützt die Version des Hauptlaufes; zwei Drittel der Member
sowie die beiden ungestörten Läufe setzen auch auf eine Blockierung, die südlich
von Island ansetzt. Das restliche Drittel folgt dagegen der Version des GFS. Ab
dem Wochenende divergieren die Einzellösungen deutlich, wobei von einzelnen
Membern, nach Nordosten hin etwa von einem Drittel der Lösungen, bereits ab dem
Wochenende ein markanter Temperaturrückgang für möglich gehalten wird. Die
übergroße Mehrzahl der EPS-Member lässt aber in Verbindung mit dem ruhigen
Hochdruckwetter die milden Temperaturen noch andauern. Der Trend zu einem
signifikant tieferen Temperaturniveau mit Temperaturmaxima tagsüber kaum noch 10
Grad und in den Nächten mit verbreitet leichtem Frost zeichnet sich jedoch
spätestens zur Wochenmitte hin deutschlandweit ab.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag und Freitag sind an einigen Küstenabschnitten der Nordsee sowie
auf exponierten Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge (Brocken) einzelne
stürmische Böen oder Sturmböen Bft 9 nicht auszuschließen. Sonst sind aufgrund
der ruhigen Hochdrucklage keine markanten Wettergefahren zu erwarten.
Auch am Wochenende muss mit geringer Wahrscheinlichkeit an exponierten
Küstenabschnitten der Nordsee mit einzelnen stürmischen Böen gerechnet werden.
Ansonsten sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW), bzgl. der Temperaturvorhersage Berücksichtigung der
fortschreitenden Alterung der Luftmasse.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann