DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-10-2019 17:01
SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.10.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Nordwesten in der Nacht zum Montag anfangs starke Gewitter möglich. An den
Küsten und im Bergland bis zum Montagabend windig. In der Mitte und im Süden
"Goldener Oktober".

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Mitteleuropa bzw. Deutschland auf der Vorderseite eines
Langwellentrogs bei den Britischen Inseln in einer südwestlichen Strömung. Um
den Langwellentrog herum laufen zwei Randtröge. Randtrog eins schwenkt von den
Britischen Inseln über die Nordsee nach Südskandinavien, Randtrog zwei westlich
der Britischen Inseln amplifiziert bei leichter Progression bis nahe zur
Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel. Am Boden zeigen sich unter beiden
Randtrögen Bodentiefs. Randtrog eins führt sein Tief bis zum Morgen mit nach
Südskandinavien. Randtrog zwei ist ausgangs der Nacht mit einem Tief knapp vor
der Südwestküste Irlands und einem weiteren in der Biskaya verbunden. Relevant
für unser Wetter ist zunächst vornehmlich Randtrog eins und zugehöriges
Bodentief. Die Warmfront dieses Tiefs ist am Abend knapp nördlich von
Deutschland zu finden, in der Nacht erreicht uns die Kaltfront, die sich quer
über den Norden Deutschlands legt. Aufgrund von Wellenbildung am Tief über der
Biskaya wird sie bereits rückläufig, geht in die Warmfront dieses Tiefs über und
kommt damit kaum noch nach Süden voran.
Im Bereich der Kaltfront gibt es gebietsweise schauerartigen Niederschlag. Dabei
werden insbesondere in der ersten Nachthälfte von einigen Modellen im Nordwesten
(etwa vom Rheinland bis zur Deutschen Bucht) stärkere Schauersignale und
Gewitter gebracht, Starkregen ist den Ensembles nach trotz hoher PPW's (25 bis
35 mm) aber nur gering wahrscheinlich. Beim Wind geben einige Modelle (Super-HD,
Arome) Hinweise auf Böen mit 70 bis 80 km/h (Bft 8 bis 9), wobei diese
insbesondere in linienhaft organisierter Konvektion auftreten sollen. Andere
Modelle wie beispielsweise das Cosmo-D2 folgen dieser Annahme nicht. Hintergrund
für mögliche Sturmböen dürfte sein, dass die Scherung hoch ist und einen guten
Input für Organisation liefern könnte. So werden zwischen 0 und 1 km 15 bis 20
m/s und zwischen 0 und 6 km zwischen 25 und 35 m/s gerechnet. In der zweiten
Nachthälfte schwächen sich die konvektiven Umlagerungen allgemein ab, da die
Kaltfront nun von KLA überlaufen wird. Zum Teil werden die Niederschläge sogar
komplett zurückgerechnet.
Neben dem konvektivem Geschehen nimmt der Gradient in der Nähe zum nach
Südskandinavien ziehenden Tief im Norden Deutschlands zu. So sind an den Küsten
stürmischen Böen oder Sturmböen zwischen 65 und 80 km/h (Bft 7 bis 8) aus
Südwest zu erwarten. Im Binnenland reicht der Gradient nur für starke bis
stürmische Böen auf den Bergen, exponiert für Sturmböen, auf dem Brocken auch
für schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10). In der zweiten Nachthälfte flaut der
Wind mit Abzug des Tiefs schon ein wenig ab.
In den anderen Teilen Deutschlands dominiert Hochdruckeinfluss, sodass es locker
bewölkt oder klar ist. Stellenweise kann sich Nebel bilden, bevorzugt in den
Flussniederungen Süddeutschlands.
Die Temperaturen sinken auf 16 bis 9 Grad, im Süden auf 13 bis 6 Grad, im
Bergland bis 4 Grad.

Montag ... verabschiedet sich der erste Randtrog unter Konturverlust nach
Nordwestrussland, der zweite Randtrog amplifiziert unter Verkürzung seiner
Wellenlänge bis nach Mittelspanien. Infolgedessen zieht das Bodentief über der
Biskaya zum Ärmelkanal weiter und die in die Warmfront übergangene Kaltfront
setzt sich wieder nach Norden in Bewegung. Niederschläge konzentrieren sich
weiterhin auf den Frontenbereich und behelligen somit hauptsächlich den
Nordwesten und Norden Deutschlands. Die Regenmengen betragen zwischen 1 und 6
l/qm. Gewitter sind nicht ausgeschlossen, bei schlechten Rahmenbedingungen
(geringe Labilität und kaum Energie) aber nur gering wahrscheinlich. Eventuell
kann auch das noch recht warme Meerwasser einen entscheidenden Impuls für die
Auslöse liefern.
Im Rest des Landes sorgt der Hochdruckeinfluss wieder für Sonnenschein und nur
lockere Wolken. Zwar ist die Luftmasse im Warmsektor potentiell instabil
geschichtet, allerdings ist durch Absinken auch der "Deckel drauf" (hohe
CIN-Werte von 100 bis 400 J/kg).
Der Wind ist nicht mehr so stark wie in der Nacht, da der Gradient nach Abzug
des Tiefs schwächer wird. Im Bergland kommen aber noch starke bis stürmische
Böen vor, auf exponierten Gipfeln reicht es vereinzelt noch für Sturmböen.
Die Temperaturen steigen bei weiterer Zufuhr warmer Subtropikluft aus dem
Südwesten auf 15 bis 22 Grad im Norden und auf 19 bis 26 Grad sonst.

In der Nacht zum Dienstag splittet sich der Trog westlich von uns auf und bildet
zwei Höhentiefs mit jeweils eigenem Drehzentrum aus. Das nördliche über dem
Süden England liegende Höhentief lässt das Bodentief über dem Ärmelkanal in die
Nordsee weiterziehen und dessen Warmfront weiter nach Norden. Das südliche
Höhentief steuert gen Pyrenäen. Beide Vorgänge bewirken eine leichte Progression
der Gebilde nach Osten, womit die wellende Kaltfront des Nordseetiefs im
äußersten Westen von Deutschland ankommt. Dort werden zum Morgen erste Schauer
simuliert. Sonst bleibt es weitgehend trocken, bei längerem Aufklaren bildet
sich außer im Nordosten gebietsweise Nebel.
Der Wind lässt größtenteils nach. In den Alpen allerdings setzt Föhn ein, der
stürmische Böen auf den Gipfeln, exponiert Sturmböen bringt.
Die Tiefsttemperaturen bewegen sich zwischen 17 und 10 Grad, im Osten und
Südosten zwischen 12 und 7 Grad, im Bergland bei bis zu 5 Grad.

Dienstag ... ziehen beide Höhentiefs fast parallel ein wenig nach Nordosten. So
findet sich Höhentief eins abends über dem Westen der Nordsee wieder, Höhentief
zwei über den Westalpen. Das Tief über der Nordsee gelangt dadurch in die
nördliche Nordsee, die wellende Kaltfront in die Mitte von Deutschland.
Regenfälle breiten sich bis zum Abend etwa bis zu einer Linie Deutsche Bucht -
Hessen - Baden-Württemberg aus. Der meiste Niederschlag ist im Süden zu
erwarten, da Höhentief eins dort Hebung (PVA) generiert. Die Niederschlagsmengen
erreichen 1 bis 5 l/qm, im Schwarzwald bis zu 10 l/qm.
Vereinzelt werden auch Gewitter am Vorderrand der Kaltfront gerechnet. CAPE und
Labilität sind passabel vorhanden, die Scherung ist eher schwach. PPW's bis 30
l/qm lassen Starkregen im Bereich des Möglichen Erscheinen. Starke Windböen sind
bei Oberwinden von bis zu 35 kn in 850 hPa denkbar, stürmische Böen eher nicht.
Ansonsten spielt der Wind außer an den Alpen - dort herrscht immer noch Föhn -
keine große Rolle.
Im Osten und Südosten scheint die Sonne meist länger.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 16 und 23 Grad in der Westhälfte und
zwischen 19 und 25 Grad sonst.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt Höhentief eins zum Skagerrak, Höhentief zwei
nach Süddeutschland. Das Bodentief über der Nordsee füllt sich auf, sein
ehemaliges Frontensystem schließt sich einem neuen Tief über der Ostsee an.
Dabei kommt es weiter nach Osten voran.
Der Regen verlagert sich daher ebenfalls langsam nach Osten. Die Regenmengen
betragen weiterhin 1 bis 5, in Staulagen bis zu 10 l/qm, im Norden regnet es
tendenziell weniger als im Süden. Von den Modellen werden noch größere
Diskrepanzen in Verlagerung und räumlicher Intensität gezeigt. So regnet es nach
GFS vor allem im Nordwesten und zum Teil bis an die Warnschwellen heran. Die
Mehrzahl der Modelle lässt es dort jedoch trocken und prognostiziert den meisten
Regen zwischen der Ostsee und Bayern. Davor und dahinter bliebe es meist trocken
mit Auflockerungen und stellenweise bildet sich Nebel.
Der Föhn an den Alpen lässt wieder nach.
Es kühlt sich auf 13 bis 7 Grad ab, im Westen bei längeren Auflockerungen bis 4
Grad.

Mittwoch ... verlagert sich Höhentief eins in den Bottnischen Meerbusen,
Höhentief zwei zum Erzgebirge. Das Frontensystem zieht damit in den Osten.
So ist im Osten und Südosten regnerisch mit Regenmengen von 1 bis 10 l/qm bis
zum Abend. Weiter nach Westen sorgt ein flacher Rücken für Zwischenhocheinfluss
mit zeitweiligem Sonnenschein. Am Abend nimmt im Westen die Bewölkung aber schon
wieder zu, da sich von Westen ein neues Tiefdruckgebiet ankündigt. Dieses steht
in Verbindung mit einem neuen umfangreichen Langwellentrog über dem
Nordostatlantik.
Hinter dem Frontensystem macht sich kühlere Meeresluft bemerkbar, sodass die
Höchstwerte nur noch zwischen 12 und 19 Grad erreichen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die unterschiedlichen Niederschlagsvorhersagen in der Nacht zum Mittwoch wurden
im obigen Text bereits angesprochen und setzen sich am Mittwoch in etwas
schwächerer Ausprägung noch fort. Ansonsten simulieren die Modelle die
Wetterlage ziemlich ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler