DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-10-2019 07:30
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.10.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Wz
Sturmböen im Bergland und stürmische Böen im Tiefland im gesamten
Kurzfristzeitraum. Im süddeutschen Bergland teils markanter Dauerregen bis in
der Nacht auf Donnerstag. Am Donnerstag und Freitag einzelne Gewitter mit
stürmischen Böen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... beginnt die Höhenströmung zunehmend zu zonalisieren. Deutschland
gelangt dabei auf die Vorderseite eines breiten Langwellentroges, dessen
Hauptachse bei den Britischen Inseln liegt. In den Trog eingelagert lassen sich
mehrere kurzwellige Anteile ausmachen. Einer davon liegt am Abend über
Frankreich und wandert in der Nacht auf Mittwoch rasch über Deutschland hinweg.

Das steuernde Bodentief befindet sich achsensenkrecht zwischen Island und
Schottland und weist damit keiner weiteren Verstärkungstendenzen auf. Auf seiner
Vorderseite spaltet sich im Tagesverlauf ein Randtief ab, das über Jütland
weiter nach Südschweden zieht. Darin eingelagert ist ein stark okkludiertes
Frontensystem. Sein Nordteil zieht in der ersten Tageshälfte mit Regenfällen
rasch über die Nordhälfte Deutschlands hinweg. Zum Nachmittag zeigen sich dann
insbesondere vom Emsland bis nach Schleswig-Holstein einige sonnige
Auflockerungen. Daneben gibt es aber auch von der Nordsee ausgreifend Schauer
und zum Abend erste kurze Gewitter.

Der Südteil der Front richtet sich im Tagesverlauf immer stärker zonal aus und
gerät damit ins Schleifen. Ursächlich dafür ist der oben angesprochene
kurzwellige Anteil, der zu einer einsetzenden Wellentiefentwicklung führt.
Entsprechend können sich die Dauerniederschläge in der zweiten Tageshälfte über
der südlichen Mitte deutlich verstärken. Vor allem im Stau des Odenwaldes werden
von der deutschen Modellkette und dem EURO4 sowie auch im CD2 EPS Hinweise für
das Überschreiten von 12stündigen Dauerregenkriterien gegeben.

Im äußersten Süden, in Richtung Alpenrand, setzt im Tagesverlauf mit der
südlichen Windkomponente Föhn ein. Dementsprechend ist es dort noch längere Zeit
sonnig und die Höchstwerte steigen in der Spitze auf 19 Grad. Zudem setzt auf
den Bergen nachfolgend Föhnsturm ein.

Der Wind ist auch sonst ein Thema, insbesondere im Bergland und an der See, wo
verbreitet Windböen und an Nordsee und in höheren Lagen auch einzelne stürmische
Böen auftreten. Über den zentralen Landesteilen sind in für Südwind anfälligen
Lagen auch vorübergehend im Tiefland Windböen zu erwarten. Zum Nachmittag, wenn
die Wellenbildung in Gang kommt, wird der Gradient allerdings
auseinandergezogen, sodass dann der Wind dort entsprechend nachlässt. In den
Hochlagen der Berge kann es den Windgeschwindigkeiten in der mittleren
Troposphäre folgend auch zeitweise (schwere) Sturmböen geben.

In der Nacht auf Mittwoch wandert der kurzwellige Anteil rasch über Deutschland
hinweg, sodass sich dahinter ein ebenso kurzwelliger flacher Rücken bemerkbar
macht. Viel bewirkt dieser allerdings nicht. Die Entwicklung führt aber dazu,
dass sich der Schwerpunkt der Niederschläge in den Süden verschiebt. Da der Föhn
über die Nacht mit Sturm auf den Bergen anhält, ist der direkte Alpenrand wohl
noch nicht betroffen. EZ ist mit dem Vorankommen der Niederschläge weiterhin
etwas langsamer, als ICON. Demnach würde es im Berchtesgadener und Werdenfelser
Land bis zum Morgen noch trocken bleiben, während nach ICON dort bereits Regen
eingesetzt hat.

Die Niederschläge sind länger anhaltend und vor allem im Stau von Südschwarzwald
und Alpen zum Teil auch ergiebig. Dazu aber im nächsten Tagesblock etwas mehr.

Schauer, an der Nordsee auch kurze Gewitter, beschränken sich vornehmlich auf
die Küstennahen Abschnitte, wobei sich mit dem Rücken bei ICON in der zweiten
Tageshälfte vorübergehend eine schwache Abschwächungstendenz zeigt.

Der Wind weht in tiefen Lagen schwächer als am Tag und ist nicht mehr
warnwürdig. An der See und im Bergland bleibt es aber bei den üblichen starken,
exponiert stürmischen Böen und auf den Kuppen (schweren) Sturmböen. An den Alpen
herrscht weiter Föhnsturm und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch in den
Föhntälern der Wind mal mit Böen Bft 7 durchgreift.


Mittwoch... beginnt sich der Haupttrog über Frankreich stärker zu amplifizieren
und erreicht am Abend den Westen des Landes. Auf seiner Vorderseite kann sich
das über dem Alpenraum liegende Wellentief nochmal deutlich intensivieren. Damit
nimmt auch die Niederschlagsintensität insbesondere vom Bodensee bis zum
Bayerischen Wald erneut Fahrt auf. Der Schwarzwald ist dann nur noch am Rand
betroffen.

Nimmt man die Vornacht hinzu, so kommen bis in die erste Nachthälfte auf
Donnerstag recht verbreitet 10 bis 20 l/qm an Regen in etwa 24-36 h zusammen. In
den Staulagen kann dann durchaus auch die Warnschwelle für markanten Dauerregen
geknackt werden. Am stärksten und klarsten sind die Signale für das Allgäu, wo
über den gesamten Zeitraum bis 50 l/qm fallen können. Dort ist recht sicher eine
Warnung notwendig.

Eher knapp an den Schwellen sind zum einen der Südschwarzwald und zum anderen
der Bayerische Wald. Diese Regionen werden insbesondere von der deutschen
Modellkette und EURO4 recht klar betont.

Die Dauerniederschläge wandern schließlich im Laufe der Nacht auf Donnerstag
ostwärts ab. Grund dafür ist die Deutschland überquerende Trogachse, womit auch
das Randtief am Boden nach Osteuropa geschoben wird und die rückseitige
Kaltfront den Alpenraum überqueren kann.

Abseits der Dauerregengebiete breiten sich mit dem Höhentrag im Laufe des Tages
höhenkalte und labil geschichtete Luftmassen allmählich vom Nordwesten und
Westen über die zentralen Landesteile, und am Nachmittag auch in den Osten aus.
Zum späteren Nachmittag und Abend wird davon schließlich der Südwesten und in
der Nacht auch der Rest des Südens erreicht.

Damit kommt Schaueraktivität in Gang. Diese sind bis in die Nacht hinein auch
vereinzelt begleitet von Blitz und Donner. Mit den Schauern kommt es zu
Windböen, dort wo Gewitter auftreten sind bei 925 hPa Winden bis 35 kn,
vereinzelt auch stürmische Böen denkbar. Auf den Bergen und an der See bleibt es
bei Windböen, teils auch stürmischen Böen und auf den Berggipfeln kommt es zu
(schweren) Sturmböen.
Der Föhn an den Alpen bricht spätestens im Laufe der ersten Tageshälfte
zusammen. Bis dahin kann es auf den Bergen aber noch (schwere) Sturmböen und in
Föhntälern einzelne Windböen geben.

Je nachdem wie schnell die Entwicklung von Statten geht, kann es im
Berchtesgadener Land nochmal bis 18 Grad geben.

Mit dem rückseitig nachstoßenden Bodenhochkeil bleibt der kräftige Gradient über
Deutschland weiter erhalten. Entsprechend muss auch in den Nachtstunden vor
allem in der Mitte und im Süden mit Windböen, im Bergland stürmischen Böen und
auf den Kuppen Sturmböen und schweren Sturmböen, gerechnet werden. Vereinzelt
sind (zum Beispiel auf dem Feldberg im Schwarzwald) auch einzelne orkanartige
Böen denkbar.


Donnerstag... gelangt Deutschland auf die Trogrückseite in eine leicht
nordwestliche Höhenströmung. Damit hält die Zufuhr höhenkalter Luft polaren
Ursprungs an. Bei rasch wechselnder Bewölkung kommt es damit im Tagesverlauf
wiederholt zu Schauern und vereinzelt auch kurzen Gewittern.

In der zweiten Tageshälfte beginnt es von Südwesten bis zu den zentralen
Landesteilen ausgreifend durch Warmluftadvektion deutlich zu stabilisieren,
sodass die sich die Schaueraktivität in den Nordosten und die Küstenregionen
verlagert und allmählich abschwächt.

In den Leelagen östlich der Mittelgebirge (Winde in 850 und 925 hPa aus West)
sind sonnige Auflockerungen länger und häufiger und Schauer entsprechend
seltener. Mit der von Westen in der zweiten Tageshälfte übergreifenden kräftigen
WLA erreicht zunächst den Südwesten und zum Abend auch den Westen mehrschichtige
Bewölkung und es können erste Tropfen fallen. Dieses forsche Vorankommen zeigt
vor allem die deutsche Modellkette, während bei EZ noch nichts von
mehrschichtiger Bewölkung zu sehen ist. Entsprechend würde nach den Europäern
die Schauer und Gewitteraktivität noch länger und größerflächig auch am
Nachmittag anhalten.

Der Wind bleibt weiter lebhaft. In Leelagen, sowie mit Schauernähe sind Windböen
zu erwarten, im Bergland und vor allem an der Nordsee stürmische Böen. Auf den
Bergen weiterhin Sturmböen und vereinzelte schwere Sturmböen.

In der Nacht auf Freitag überquert nach ICON die Warmfront mit anhaltender WLA
Deutschland. Entsprechend breitet sich mehrschichtige Bewölkung auf große
Landesteile aus, einzig im Süden ist es noch vielfach gering bewölkt. Regen
fällt zeitweise vor allem von der Mitte bis in den Norden des Landes. Die
Europäer sind weiterhin etwas langsamer, aber auch nach diesem Modell erreichen
dichte Wolken große Landesteile. Der Regen würde danach aber auf den Norden
beschränkt bleiben. GFS ist noch weiter nördlich. Der Wind bleibt vornehmlich im
Bergland und an der See mit Bft 7-8, auf den Bergen bis Bft 10, aktiv.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die kurzfristige Entwicklung wird von den verschiedenen Modellen recht
einheitlich vorhergesagt. Zeitliche Unsicherheiten gibt es. bezüglich des
Vorankommens der Warmluftadvektion am Donnerstag des Übergreifens von Regen in
der Nacht auf Freitag. EZ und GFS sind da deutlich langsamer und beschränken die
Niederschläge vor allem auf den Norden des Landes während ICON forscher ist und
auch die zentralen Landesteile mit Regen versieht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer