DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-09-2019 17:01
SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.09.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Unbeständig mit Regenfällen, dabei bis zum Montag gebietsweise markanter Stark-
oder Dauerregen. Zudem in der Nacht zum Montag im Süden vorübergehend windig.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... zeigt das Zirkulationsmuster in der Höhe immer noch ein Omega mit
einem weit nach Norden aufgewölbten Rücken. Dieser weist eine leicht negativ
geneigte Achse auf, die von der Adria über Deutschland bis ins Nordmeer reicht.
Dem gegenüber steht ein Langwellentrog über dem Nordostatlantik, aus dem ein
Randtrog zur Biskaya und bis zum westlichen Frankreich hinausgelaufen ist.
Am Boden korrespondiert der Langwellentrog mit einem steuernden Tief knapp
südwestlich von Island, während der Randtrog mit einem Randtief mit Zentrum über
den Britischen Inseln verbunden ist. Ein Ausläufer oder besser gesagt die
Kaltfront des Tiefs ist bis nach Frankreich vorgedrungen, wird auf dem weiteren
Weg nach Osten aber durch die blockierende Wirkung des Rückens, der zudem ein
Bodenhoch mit Zentrum über Skandinavien stützt, aufgrund der frontensenkrechten
Komponente ausgebremst. Dennoch haben erste Feuchtefelder den Südwesten erreicht
und für Bewölkungsaufzug mit ersten schwachen Schauern gesorgt.
Im Nachtverlauf kommt die Kaltfront mit schauerartigen Regenfällen zögerlich
nach Osten voran und erreicht bis zum Morgen etwa eine Linie Münsterland -
Sauerland - Rhön - Alpenrand. Aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit
der Kaltfront ist punktuell markanter mehrstündiger Starkregen möglich, PPW's
von 30 bis 40 mm zeigen, dass die Luftmasse ziemlich feucht ist. Ob es auch für
ein Gewitter reicht, darf bezweifelt werden. Eine diffluente Trogvorderseite
generiert im Prinzip zwar ausreichend Hebung, diese kann aber nicht abgeschöpft
werden, da die Labilität nicht ausreichend ist (Lapse Rates nur um 0,5
Kelvin/100 m) und auch der fehlende Tagesgang dagegen spricht. Die stärksten
Signale für Starkregen liegen im Schwarzwald vor, dort gibt es nach COSMO-D2
Wahrscheinlichkeiten bis 80 % für mehr als 20 mm in 6 Stunden. In den anderen
Gebieten werden Wahrscheinlichkeiten bis zu 40 % angeboten. Der deutschen
Modellkette zufolge können in 12 Stunden im Südschwarzwald sogar über 40 mm in
12 Stunden fallen, die anderen Modelle ziehen dabei aber nicht mit.
Hinter der Kaltfront setzt rascher Druckanstieg ein, was durch einen Rücken, der
einen Bodenhochkeil bis nach Südwestdeutschland schiebt, forciert wird. Die
daraus resultierende Druckanstiegswelle sorgt im Süden für eine Windzunahme, die
starke Böen Bft 7 bis ins Tiefland bringen könnte, auf den Bergen sind
stürmische Böen Bft 8 denkbar. Zur Mitte hin nimmt die Wahrscheinlichkeit für
Böen Bft 7 rasch ab.
Nordöstlich der Kaltfront bleibt es in der Nacht unter Hochdruckeinfluss trocken
und nordöstlich der Elbe teils auch klar oder gering bewölkt, während sich sonst
die Wolken langsam verdichten. Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 13 und 8
Grad unter Wolken und zwischen 11 und 4 Grad sonst.

Montag ... tropft aus dem Randtrog ein eigenständiges Höhentief ab, das abends
Oberitalien erreicht. Dieser Prozess sowie der negativ geneigte Höhenkeil
verhindern ein weiteres Vorankommen der Kaltfront, die in der Mitte von
Deutschland quasi zum Liegen kommt und durch Absinken immer mehr an Substanz
verliert. Zudem nimmt die Kaltfront nun Züge einer Okklusion an, die sich nur
noch durch eine Warmluftschliere auszeichnet. Das Abschwächen der Niederschläge
durch diesen Vorgang betrifft vor allem den Norden, dort fallen maximal wenige
Millimeter. Am stärksten und am längsten ist der Regen in Bayern mit in der
Fläche 5 bis 15 mm. Am Alpenrand können COSMO-D2 zufolge mit Regenmengen um 25
mm die Warnschwellen für mehrstündigen Starkregen oder 12-stündigen Dauerregen
erreicht werden.
Im Südwesten und Westen dagegen lassen die Regenfälle bei Druckanstieg wieder
nach und zeitweise zeigt sich die Sonne. Ebenso scheint im Nordosten häufig die
Sonne. Dort sind vor der Front mit 16 bis 23 Grad auch die höchsten Temperaturen
zu verzeichnen, im Westen und Südwesten werden immerhin 17 bis 21 Grad
prognostiziert. In den Regengebieten bleibt es mit 13 bis 18 Grad meist kühler.
Es sei noch erwähnt, dass an der Ostsee in Vorpommern bei leichter
Gradientverschärfung einzelne starke Windböen auftreten können, ebenso in den
Alpen. Inwieweit dies eine Warnung gerechtfertigt, bleibt abzuwarten.

In der Nacht zum Dienstag "versackt" die quer über Deutschland liegende
Okklusion, ohne noch wesentlich an Raum nach Osten hin zu gewinnen. Dafür sorgt
eine Regenerierung des Trogs über den Britischen Inseln, sodass der leicht
negativ geneigte Höhenrücken nahezu ortsfest bleiben kann.
In einem Streifen von der Deutschen Bucht bis zum Westerzgebirge fallen 1 bis 6
mm. Ansonsten bleibt es trocken, wobei es locker bewölkt ist, im Nordosten auch
klar. Westlich des Regengebietes bilden sich einige Nebelfelder, vor allem da,
wo es nachmittags bzw. abends noch geregnet hat. Die Temperaturen gehen auf 13
bis 6 Grad zurück.

Dienstag ... zieht ein neuer Randtrog vom Westausgang des Ärmelkanals in die
südwestliche Nordsee. Über Irland platziert sich derweil ein Höhentief, das mit
einem weiteren Bodentief gekoppelt ist, welches neue Ausläufer nach Deutschland
schickt. Gleichzeitig hängen an der Grenze zu Polen noch Reste der Okklusion.
Zwischen beiden Gebilden herrscht vorübergehender Hochdruckeinfluss.
Entsprechend ist eine Dreiteilung des Wetters zu erwarten: Ganz im Osten
leichter Regen (1 bis 4 mm), weiter nach Westen einige Wolken, aber auch mal
etwas Sonnenschein. Ganz im Westen am Nachmittag neuer Regen (ebenfalls wenige
Millimeter). Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 16 und 22 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch zieht ein weiterer Randtrog von den Britischen Inseln
nach Benelux und nimmt Kontakt auf mit dem ersten Randtrog. Das Bodentief wird
dadurch nach Schottland geführt, die Ausläufer des Tiefs erreichen eine Linie
Nordsee - Harz - Westerzgebirge. Die Regenmengen liegen mit 1 bis 10 mm
unterhalb jeglicher Warnschwellen, Gewitter sind unwahrscheinlich. Nordöstlich
dieses Regengebietes ist es vielerorts stark bewölkt, in Richtung Vorpommern
fällt letzter Regen der dort immer noch verharrenden und nicht gänzlich
aufgelösten Okklusion.
Die Temperatur sinkt auf 13 bis 7 Grad.

Mittwoch ... verschmelzen die beiden Randtröge und schwenken auf eine
nordöstliche Zugbahn. Zum Abend hin erreicht die Achse eine Linie Nordsee -
Erzgebirge - Tschechien. Das Bodentief über Schottland löst sich derweil auf,
die Ausläufer schließen sich dem steuernden Tief südwestlich von Island an.
Dabei gelangen sie bis zum Abend bis in den Osten und Nordosten Deutschlands.
Zeitweilige Regenfälle sind die Folge, die Regenmengen bleiben jedoch moderat
und erreichen nur selten zweistellige Werte. Zwar nehmen die Niederschläge
tagsüber zum Teil schauerartigen Charakter an, Gewitter werden von den Modellen
aber kaum angeboten und scheinen synoptisch gesehen nicht sehr wahrscheinlich
(kaum dynamische Impulse und Labilität).
Der Wind frischt im Westen und Südwesten am Nachmittag auf, Warnschwellen werden
aber voraussichtlich nur im exponierten Bergland überschritten. Mit 15 bis 20
Grad bleibt es mäßig-warm.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Lage im Allgemeinen sehr ähnlich. Diskrepanzen sind
in der Nacht zum Montag und am Montag beim Niederschlag zu finden, auf die im
Text bereits eingegangen wurde. Auch am Mittwoch gibt es Unterschiede in den
Niederschlagsverteilungen. Diese sind aber eher räumlicher als quantitativer
Natur, womit vor allem die zeitliche Exposition noch zu klären bleibt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler