DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-08-2019 17:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.08.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Schwülwarm bis heiß und gewittrig, dabei Unwettergefahr vor allem durch heftigen
Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der sich vom östlichen
Mitteleuropa bis nach Karelien aufwölbt. Kräftige Warmluftadvektion an dessen
Westflanke bewirkt eine Regenerierung des Rückens über der Norwegischen See.
Durch diesen Rücken wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, das einen
Schwerpunkt über Westrussland aufweist und von welchem ein breiter Keil ausgeht,
der über Südskandinavien in die Nordsee gerichtet ist. Absinken im Randbereich
dieses Hochs ließ bislang über ca. 98 Prozent des Vorhersagegebietes keine
nennenswerte Konvektion zu.
Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit. Über der nördlichen Adria liegt ein
Höhentief, von welchem ein Trog über die Alpen hinweg bis in die Mitte
Deutschlands reicht und der allmählich westwärts schwenkt. Wenngleich diese
Strukturen nur mittels hoch aufgelöster Isohypsendarstellung erkennbar ist und
nur schwache dynamische Hebung erfolgt, so ist diese für die Auslösung von
einzelnen Gewittern hinreichend gewesen. Die restlichen Zutaten waren ja
vorhanden als da wären: CAPE zwischen 1000 und 2000 J/kg und ein Gehalt an
niederschlagbarem Wasser bis 40 mm. Somit konnten sich bevorzugt durch die
Orografie begünstigt Einzel- oder Multizellengewitter entwickeln, die aufgrund
einer kaum vorhandenen Verlagerung zu Starkregen bis in den Unwetterbereich
hinein führten.
In der Nacht zum Montag klingt infolge der nachlassenden Wirkung des Tagesganges
die Konvektion und somit auch die Gewittertätigkeit alsbald ab. Abgesehen davon
sind in der zweiten Nachthälfte bedingt durch das sekundäre Maximum des
Tagesganges einzelne Gewitter nicht ganz auszuschließen, wenngleich die
Wahrscheinlichkeit hierfür nicht allzu hoch ist.
Im Süden und Südwesten sowie in Teilen der Mitte, wo der Gradient am schwächsten
ausgeprägt ist, können sich flache Nebelfelder bilden, die am wahrscheinlichsten
dort auftreten, wo in der Grundschicht das Feuchtedargebot am größten ist.

Montag ... verlagert sich das o.g. Höhentief etwas nah Norden, d.h. in den
östlichen Alpenraum. Der von diesem Höhentief ausgehende, und nach
Nordwestdeutschland gerichtete Trog vertieft sich noch leicht. An dessen
Ostflanke kann sich die feuchtlabile Luft weiter nach Westen und auch nach
Norden ausweiten, so dass, abgesehen vom Küstenbereich und vom Nordosten bis
etwa zur Linie Prignitz-Oderbruch, erneut Gewitter zu erwarten sind. Dabei
handelt es sich wie heute um unorganisierte Einzel- oder Multizellen, die
Scherung ist nicht erwähnenswert. Am wahrscheinlichsten sind derartige
Entwicklungen über dem zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum. Dabei geht
erneut Unwettergefahr von allem von heftigen Starkregen aus; punktuell sind auch
extreme Niederschlagssummen vorstellbar - und 2 km abseits fällt kein Tropfen -
wie in mehr als 98 Prozent des übrigen Vorhersagegebietes. Abgesehen vom
zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum und einigen Regionen Süddeutschlands
ist das Absinken noch so kräftig, so dass längere sonnige Abschnitte zu erwarten
sind und die ohnehin labil geschichtete Luftmasse sich weiter aufheizt, wobei
die Schwüle zunimmt. Am Nachmittag werden 27 bis 33, an Küstenabschnitten mit
Seewind sowie im höheren Bergland Werte um 24 Grad erreicht.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich die Achse des Höhenrückens unter
Verkürzung der Wellenlänge etwas nach Osten. Der von dem Höhentief über den
Alpen ausgehende und über Deutschland liegende Trog ändert seine Lage nur wenig.
Tagesgangsbedingt sollte mangels Dynamik die Konvektion alsbald in sich
zusammenfallen. Dort, wo es zuvor viel geregnet hatte, können sich erneut flache
Nebelfelder bilden.

Dienstag ... greift auf den nahen Ostatlantik ein lang gestreckter Trog über.
Zwischen diesem Trog und dem nunmehr nach Lappland reichenden Höhenkeil kommt
eine süd-südwestliche Strömung zustande, die den in den Nordwesten reichenden
Trog des nach wie vor über dem östlichen Alpenraum liegenden Höhentiefs
"einfängt". Hierdurch dürfte die labil geschichtete Luftmasse mit den weiter
oben beschriebenen Parametern auch den Nordosten Deutschlands erfassen, d.h. die
Gebiete, die bisher von der Konvektion verschont geblieben sind. Der Südwesten
wird dagegen auf die Rückseite des schwachen Troges gelangen, so dass sich dort
die Situation entspannen sollte. Dieser Trend wird anhand eines auf mehr als
1500 m Höhe steigenden Kondensationsniveaus und eines Flüssigwassergehalts, der
"nur noch" um 20 mm liegt, deutlich.
Mit der süd-südwestlichen Strömung wird Luft aus dem südfranzösischen Raum
advehiert. Abgesehen von den Gebieten, wo die Einstrahlung durch alsbald
einsetzende Konvektion alsbald gedämpft wird, kommt keine nennenswerte
Quellbewölkung zustande, so dass sich gegenüber Montag keine wesentliche
Temperaturänderung ergibt.
In der Nacht zum Mittwoch folgt der diagonal über Deutschland liegende schwache
Trog der süd-südwestlichen Strömung und kommt etwas nach Nordosten voran. Somit
kann sich die weniger labile Luft, die tagsüber den Südwesten Deutschlands
erfasst hatte, sich etwas mehr in Richtung Mitteldeutschland ausweiten. Daher
kommt alsbald in den mittleren Teilen Deutschlands und in der zweiten
Nachthälfte dann auch ganz im Norden die Konvektion zum Erliegen bzw.
verabschiedet sich in Richtung Ostsee. Erneut muss örtlich mit flachen
Nebelfeldern gerechnet werden.

Mittwoch ... kommt der Trog vom nahen Ostatlantik bis nach Irland voran, wogegen
der bis nach Lappland reichende Keil seine Lage kaum ändert. Durch diesen wird
nach wie vor ein ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt über Westrussland
gestützt. Mit der Annäherung des Troges setzt sich überall eine süd-südwestliche
Strömung durch, was die labil geschichtete Luft mit den weiter oben
beschriebenen Parametern, die sich bis dahin nicht signifikant ändern, in den
Norden und Nordosten Deutschlands abdrängt. Auch wenn etwas Strömung aufkommt,
so bleibt die Scherung dermaßen schwach, so dass organisiertere Strukturen
hochreichender Konvektion unwahrscheinlich sind. Dennoch sind Gewitter (wie
bisher mit Unwettergefahr durch heftigen Starkregen) im Norden und Nordosten am
wahrscheinlichsten, aber auch in und unmittelbar an den Alpen können sich
einzelne, wenn auch schwächere Gewitter entwickeln. Die Temperaturen ändern sich
daher gegenüber den Vortagen nur unwesentlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Erst am Mittwoch ergeben sich Modellunterschiede. Nach GFS wird mit
der süd-südwestlichen Strömung in den Westen und Südwesten feuchtere Luft
eingesteuert, was dort die Gewittertätigkeit aufleben lässt. Dieses Szenario
sollte durchaus weiterverfolgt werden. Auch bei den verfügbaren hochauflösenden
Modellen lassen sich keine Besonderheiten finden, die von dem weiter oben
beschriebenen Szenario signifikant abweichen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann