DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-08-2019 08:30
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.08.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW
Heute im Nordseeküstenbereich stürmische Böen.
Ab heute Abend im Südwesten und Süden aufkommende Gewitter. Am Montag teils
gewittriger Starkregen. Heftiger Starkregen über 35 mm in 6 Stunden nicht
ausgeschlossen. Teils auch Dauerregenmengen über 25/40 mm innerhalb von 12 bis
36 Stunden, Unwettermengen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein kräftiger Langwellentrog hat mit seiner Achse Irland und die
westliche Biskaya erreicht und schwenkt heute nur langsam nach Osten, so dass er
bis Tagesende Großbritannien und die Bretagne erreicht. Zuvor schwenkt ein
Höhenrücken unter leichter Verstärkung über Deutschland hinweg zum Baltikum und
nach Ostpolen. Damit steilt sich die Südwestströmung auf, so dass die
feuchtwarme, potentiell instabile Luft aus dem Alpenraum wieder nach Norden in
die Gebiete etwa südlich der Donau geführt wird. Zunächst ist aber schwacher
Hochdruckeinfluss wirksam und so wechseln zunächst längere sonnige Abschnitte
und dichtere Wolkenfelder einander ab. Im Laufe des Nachmittags verdichten sich
vor allem im Südwesten die Wolken auf der Rückseite des Höhenrückens und
nachfolgend kommt von Südwesten Regen auf, der bis 18 UTC etwa die Mitte
erreicht. Ursache ist neben der Hebung hinter dem Höhenrücken auch
vorübergehende Frontogenese, die von Frankreich her auf uns übergreift.
Zusätzlich entwickelt sich am Hochrhein ein kleines Tief, das nachmittags im
Alpenvorland ostwärts zieht. Damit nimmt im Donaugebiet und vor allem im
Alpenvorland die Labilität zu mit Cape-MU Werten von rund 400 im Donaugebiet und
zwischen 500 und gut 1500 weiter im Süden. So entwickeln sich wahrscheinlich
erst abends etwa südlich der Donau teils kräftige Gewitter. Die
Deep-Layer-Scherung ist nämlich mäßig ausgeprägt bis 25 m/s, so dass sich
stärkere Entwicklungen ergeben können. Auch PPWs über 35 mm sprechen für
zumindest markante Gewitter. Die Temperaturen erreichen heute nochmals
sommerliche Werte zwischen 25 und 29 Grad mit den höchsten Werten im Südosten.
Nur im Westen, Nordwesten und an der See ist es mit 20 bis 24 Grad etwas
frischer.
Vom Tief, das von der Nordsee nach Mittelskandinavien zieht, reicht ein Trog zur
mittleren Nordsee. An der Südflanke des Troges herrscht ein kräftiger Gradient,
der an der Nordsee und in Nordfriesland für stürmische Böen sorgt.

Nachts entwickelt sich auf der Nordseite der schleifenden Kaltfront ein
zumindest anfangs konvektiv durchsetztes Regengebiet, das in der 2. Nachthälfte
einen Bereich vom Hochrhein bis zum Bayerischen Wald erfasst. In diesem Streifen
ist auch 6-stündiger Starkregen oder 12-stündiger Dauerregen über 25 mm möglich.

In der Nordwesthälfte Deutschlands ist es dagegen meist trocken, wenn man einmal
von einzelnen Schauern an der Nordsee absieht.
Der Wind erreicht an der Nordsee nur noch Bft 7 und auf exponierten Alpengipfeln
kommen Böen bft 8 bis 9 auf.

Montag... erreicht der Höhentrog Frankreich und die westliche Nordsee, während
das nördliche Drehzentrum nach Island zieht und sich ein weiteres Höhentief
bildet, das nach Südnorwegen zieht. Trogvorderseitig wird die anfangs ganz im
Süden schleifende Kaltfront mit nordwestlichen Winden nur langsam weiter nach
Südosten geführt. Dadurch entsteh im Süden eine Gegenstromsituation mit
kräftigem Südwestwind in der Höhe (oberhalb von etwa 750 hPa). Die anfangs im
Südosten noch liegende 15-Grad-Isotherme wird durch die Kaltfront nach Südosten
abgedrängt, so dass abends in 850 hPa nur noch Temperaturen zwischen 7 Grad im
Nordwesten und 12 Grad im Südwesten herrschen.
An der Front bzw. auf der "kalten" Seite kommt es in einem von SW nach NO
orientierten Korridor zu länger andauernden, schauerartig verstärkten
Regenfällen, die gebietsweise bis zu 25 l/qm, lokal über 30 l/qm innerhalb von
12 Stunden bringen können. Dabei simulieren die Mehrzahl der Modelle ein Maximum
zwischen Bodensee und Schwaben, Euro4 bis in den Raum nordöstlich von München,
wobei sogar örtlich Unwettermengen dabei sind. Unklar ist auch noch, ob evtl.
einzelne Gewitter eingelagert sind. Das könnte am ehesten in Südostbayern
passieren, wo MU-CAPE noch bei 200 bis 500 J/Kg liegt und somit durch abgehobene
Konvektion ein Gewitter entstehen kann.
Während im Nordosten und Osten zeitweise die Sonne scheint und meist kein Regen
fällt, gelangen der Westen und Nordwesten im Tagesverlauf in den Wirkungsbereich
des o. e. Bodentroges. Eingebettet in den Trog ist sogar eine Kaltfront, deren
Baroklinität zwar schwach ist, die aber die vorderseitige Mischluft von kühlerer
Meeresluft aus dem NW trennt und abends den Nordwesten erreicht. Im Westen und
Nordwesten können sich mit zunehmender Labilisierung der Luftmasse (DeltaT
850-500 hPa etwa 25 bis 27 Grad) örtlich Schauer und später kurze Gewitter
entwickeln, die mit Böen 7-8 Bft und Starkregen von 15 bis 20 l/qm (PPW 20 bis
25 mm) einhergehen können. Der westliche Wind frischt im äußersten Norden, wo
der Trog den schärfsten Gradienten aufweist, zeitweise stark böig auf mit
steifen Böen über 50 km/h.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen rund 18 Grad in den Regengebieten
und bis 24°C im Rheinland. Nur im Nordosten werden bei Sonne 1-2 Grad mehr
erwartet.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich die konvektive Zone aus dem W/NW weiter
nach Osten aus, da der Höhentrog nach Deutschland zieht.
Davon abgesetzt bleibt die Gegenstromsituation im Süden und Südosten bestehen,
was dort weitere, allerdings etwas schwächere Regenfälle zur Folge hat. Dabei
verlagert sich der stärkste Regen nach Südostbayern. Die Dauerregensituation
kann damit im äußersten Süden örtlich noch weitergehen.

Dienstag... Der Höhentrog schwenkt von Deutschland unter Abschwächung nach
Polen. Es folgt aber von Westen noch ein weiterer Troganteil nach, der im Laufe
des Abends den Westen erreicht. Die Kaltluftadvektion dauert dabei über weiten
Teilen Deutschlands an, es fließt schließlich vom Nordostatlantik frische
Meeresluft nach Deutschland. So verstärkt sich der über dem Süden liegende
schwache Azorenhochkeil etwas und weitet sich zum südöstlichen Mitteleuropa hin
aus. Das sorgt im Süden doch für leichte Stabilisierung, so dass in der
Südhälfte nur einzelne Schauer auftreten dürften. Anders im Norden: Hier sind
Schauer häufiger und anfangs kann es vor allem im Nordosten auch ein kurzes
Kaltluftgewitter geben. Abends nimmt die Gewittergefahr im Umfeld der Nordsee
durch den neuen Trog wieder zu.
Bei wechselnder, mitunter starker Bewölkung steigen die Temperaturen nur noch
auf Werte zwischen 18 Grad auf Helgoland und 23, vielleicht 24 Grad in der
Lausitz. Steife bis vereinzelt stürmische Böen kann es in der Nordhälfte
allenfalls bei Schauern oder Gewittern geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Großräumig simulieren die Modelle recht ähnlich.

Was die Dauerregengefahr angeht so zeigt CD2-EPS morgen in der ersten
Tageshälfte vom Hochrhein bis in den Großraum Regensburg erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 25 mm(im Allgäu bis in den
Unwetterbereich). Von 12 bis 24 UTC verlagern sich die hohen
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen nach Südostbayern.

Nach CosmoLEPS/EZMW-EPS/ICON-EPS ist sogar 24-stündiger Dauerregen bis hin zu
Unwetter möglich. Ein Teil des Dauerregens dürfte aber auch in Form von
Starkregen fallen, also in kürzeren Zeitabschnitten ist mit kräftigem Regen zu
rechnen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden