DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-07-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.07.2019 um 10.30 UTC



Anfangs extrem heiß. Im Norden Trockenheit, im Süden teils kräftige Gewitter mit
Unwettergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 30.07.2019


Am Freitag bleibt die teils extrem heiße Luftmasse für Mitteleuropa respektive
Deutschland wetterbestimmend. Dabei schnürt sich der Höhenrücken über uns zu
einem eigenständigen blockierenden Hoch über Nordeuropa ab. Dieses wird
flankiert von einem Trog über Osteuropa und einem über Westeuropa, der über
Frankreich Boden nach Osten gut macht. In den Alpen und über dem Südschwarzwald
besteht eine geringe Gewitterneigung, sonst wird die durchaus vorhandene
Labilität nicht ausgelöst. Sollten sich irgendwo über dem Bergland Gewitter
bilden, können diese rasch auch stark ausfallen. Der heißeste Tag könnte zwar
der Donnerstag werden, der Freitag steht dem aber nicht viel nach und bei
anhaltendem Sonnenscheint sind im Westen lokal 39, vielleicht auch 40 Grad nicht
ausgeschlossen. Ansonsten liegen die Höchstwerte fast überall über 30 Grad.
Am Samstag zieht sich das blockierende Hoch nur wenig nach Norden zurück und der
Trog über Frankreich weitet sich eher Richtung Alpen aus und kommt nur wenig
nach Nordosten voran. Durch die starke Aufheizung kann sich unter seiner
Vorderseite aber eine Tiefdruckrinne in den Westen und Süden unseres Landes
vorarbeiten. Damit verbunden wird die Luft dort deutlich feuchter und es kommt
im Tagesverlauf im Südwesten zu teils starken Schauern und Gewittern mit
Unwetterpotential, vor allem durch heftigen Starkregen und größeren Hagel.
Während im Südwesten die große Hitze durch große Schwüle ersetzt wird, ändert
sich in den anderen Landesteilen am sonnigen und heißen Wetter nicht viel, wenn
auch die Temperaturen nicht mehr ganz so hoch steigen, wie am Freitag.
Am Sonntag tropft an der Südflanke des nach wie vor blockierenden
Skandinavienhochs der Trog nach Norditalien ab. Die Tiefdruckrinne im
Bodendruckfeld kommt bis etwa in die Landesmitte voran. Mit ihr breiten sich
teils starke Schauer und Gewitter, lokal auch wieder Unwetter, über die
Südwesthälfte aus, ansonsten behält die trockene Ostströmung die Oberhand.
Weiter liegen die Höchsttemperaturen in weiten Landesteilen, außer dem
Südwesten, oberhalb der 30 Grad-Marke.
Am Montag gliedert sich das Höhentief dem Trog über Osteuropa an, während auf
der Vorderseite des nächsten Troges westlich Irlands der Höhenrücken regeneriert
wird. Die Bodentiefdruckrinne füllt sich auf und in der zunächst feuchten
Luftmasse bilden sich über dem Süden, vielleicht auch über der Mitte Schauer und
teils starke Gewitter.
Am Dienstag liegt der Höhenrücken nach wie vor genau über Deutschland, womit das
blockierende Hoch über Nordeuropa weiter gestützt wird. In den Nordosten könnte
eine trockene, aber etwas weniger warme Luftmasse einsickern, ansonsten geht es
wohl meist trocken-heiß weiter. Nur im Süden und Westen sind noch Reste der
feucht labilen Warmluft vorhanden, die ein gewisses Gewitterpotential hergeben.
In der erweiterten Mittelfrist könnte sich eine südwestliche Strömung durch und
mit Tiefausläufern auch die Gewitterneigung von Westen her wieder zunehmen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz zu den Vorläufen kann als recht gut durchgehen. Die Frage wird
sein, wie weit die Bodenrinne und die Gewitter im Laufe des Wochenendes nach
Nordosten vorankommen. Aktuell ist IFS diesbezüglich auf dem Rückzug und zeigt
Gewitter noch vor allem im Süden. Dass die Hitze in großen Landesteilen
weitergeht, scheint dagegen klar, auch wenn die extremen Temperaturen von
Donnerstag und Freitag im weiteren Verlauf nicht mehr dabei sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Vergleich mit den anderen globalen Modellen stellen sich dieselben Fragen
wieder bei der Konsistenz. Die Hitze bleibt wohl meist. Was Gewitter und den
damit verbundenen Regen angeht, ist wohl vor allem der Süden und Westen
betroffen. Hier sind sich IFS, GFS und ICON einig.
Ob es über der Mitte mal für ein paar kräftigere Entwicklungen reicht, ist noch
unsicher, vor allem mit Hilfe der Orografie geht wohl etwas. Der Norden ist
dagegen nach aktuellem Stand der Dinge was den Niederschlag angeht raus; dort
geht die Trockenheit weiter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In groben Zügen stützen die Ensembles die Aussagen des Hauptlaufs. Zumindest was
den zeitlichen Verlauf angeht. Die Kurven der Ensembles folgen gut denen des
Haupt- und Kontrolllaufs. Bei genauerer Betrachtung sind aber schon ein paar
deutliche Unterschiede zu finden. So simuliert ein Großteil der Ensembles die
Tiefdruckrinne am Wochenende weiter nördlich als der Hauptlauf, was sich in
Niederschlagssignalen über der Mitte, teilweise bis nach Norddeutschland hinein
äußert und einem über der Mitte niedrigeren Temperaturniveau.
Die Clusterung liefert bis +168h jeweils 3 Cluster, die zunächst eine
Blockierung zeigen, dann in negative NAO eingeordnet werden, obwohl die
Strukturen über Europa sich nicht viel ändern. Im größten Cluster liegt die
Zugbahn des abtropfenden Troges relativ weit nördlich, was die
Niederschlagssignale im Norden erklärt.
In der erweiterten Mittelfrist wird die Lage unübersichtlich. 4 Cluster bieten
von weiterer Blockierung bis hin zu einer westlichen Strömung alles, wobei auch
die westlichen Varianten nur flau und teilweise auch antizyklonal gerechnet
werden.

Vor allem im Süden sinken die Temperaturen am Wochenende damit vorübergehend,
während der Norden weiter mit den hohen Temperaturen zu kämpfen hat. Was den
Regen angeht, heißt es weiter abwarten. Der Süden bekommt wohl teils heftige
Schauer und Gewitter, wie weit das nach Norden ausgreift, ist immer noch mit
großen Fragezeichen versehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Blickpunkt steht zunächst die extreme Hitze, die aber im Verlauf der
Mittelfrist nachlässt. Für den Süden stehen ab Samstag heftige Schauer und
Gewitter an mit Unwetterpotential durch Starkregen und Hagel. Der Wind rückt in
den Hintergrund. Im EFI gibt es auf die Hitze, nicht aber für die Gewitter
Hinweise. Weder CAPE noch CAPE Shear springt am Wochenende wirklich an. Also
seitens der Modellwelt bleiben nur die Niederschlagssignale, die aber - wie
schon beschrieben - durchaus vorhanden sind und die Annahme der Gewitter
stützen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner