DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-07-2019 19:30
SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.07.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag vor allem in der Nordhälfte teils starke Gewitter. Vereinzelt
unwetterartige Entwicklungen mit schweren Sturmböen, heftigem Starkregen und
Hagel.
Am Sonntag in Südbayern und ganz im Nordosten noch einzelne Gewitter.
Am Montag sommerlich warm und keine Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Ein flacher Randtrog nebst schwacher Kaltfront hat den Nordosten
erreicht und zieht nordostwärts ab. Dahinter schwenkt ein Höhenkeil unter
leichter Amplifizierung nach Deutschland und das zugehörige Bodenhoch verstärkt
sich vorübergehend über den Alpen. Damit beruhigt sich das Wetter bei und bei
wolkigem, teils gering bewölktem Himmel ist es ab dem späteren Abend meist
trocken. Warnungen sind dann meist nicht mehr nötig.

Samstag ... wandert der Höhenkeil rasch nach Osten ab. Dahinter greift ein
Randtrog auf den Westen über und überquert Deutschland in der Nacht zum Sonntag
in Richtung Nordosten. Am Boden zieht das Randtief des Zentraltiefs südlich von
Island von Schottland zur Südspitze Norwegens. Seine Warmfront überquert weite
Teile des Nordens bis zum Mittag und die Kaltfront erreicht am Nachmittag den
Westen. In deren Vorfeld wird von Südwesten und Süden sehr warme und feuchte
Luft zu uns geführt. Die T850 steigt an und erreicht abends Werte zwischen 11
Grad im Norden und 19 Grad im Süden Deutschlands. Bei PPW-Werte von in der
Nordhälfte teils über 35 mm bauen sich CAPE-ML Werte zwischen 400 und örtlich
1000 J/kg auf. Bei von Westen her zunehmender Höhenströmung baut sich zusätzlich
noch mäßige Scherung auf. Damit sind die Zutaten für kräftige Gewitter mit
Starkregen, Hagel und Sturmböen gegeben. Unwetter sind vor allem durch schwere
Sturmböen möglich. Aufgrund der Scherung ist auch eine Organisierung in Form
einer Konvergenz wahrscheinlich. Jedenfalls liefert C-D2 von heute 15 UTC an
einer der Kaltfront vorlaufenden Konvergenz Böen 8 bis 9 und vereinzelt auch 10
Bft. Da sich die stärksten Entwicklungen erst ab 14 UTC zeigen, dürfte die
Vorabinformation Unwetter Samstagfrüh reichen.
Ein weiterer Gewitterschwerpunkt ist im Alpenraum zu erkennen, wobei dort vor
allem der Starkregen im Fokus steht. Dazwischen, in etwa zwischen Taunus sowie
Thüringischem Schiefergebirge bis zum nördlichen Alpenvorland, bleibt es
trocken.
Die Höchsttemperaturen steigen in der Südosthälfte Deutschlands auf über 30
Grad, sonst auf 27 bis 30 Grad und nur an den Küsten bleibt es etwas kühler.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Trog über den Norden hinweg in Richtung
Nordosten. Die Kaltfront liegt am Morgen über dem Süden und dem Osten des
Landes. Die Schauer- und Gewittertätigkeit schwächt sich ab, über dem Nordosten
und im Süden kann sie aber die ganze Nacht über andauern. Hinter der Kaltfront
stabilisiert die Schichtung im Westen zusehends und die Wolken lockern teilweise
auf. Hinter der Kaltfront fließt etwas frischere Luft in den Westen. Die
Temperaturen gehen auf 18 bis 15 Grad zurück.


Sonntag ... Hinter dem nach Nordosten abgewanderten Trog stellte sich eine
westliche Höhenströmung ein, in der sich über den Britischen Inseln ein flacher
Keil aufbaut. Das stützt den Druckanstieg im Westen. Die Kaltfront überquert den
Südosten Deutschlands, wird allerdings an den Alpen zurückgehalten. Dadurch gibt
es vom Alpenraum bis zum Erzgebirge sowie durch den anfangs im Nordosten noch
wirksamen Trog örtlich Schauer und einzelne Gewitter, die angesichts der im
Südosten noch vorhandenen Luftmasse mit hoher Feuchte, Labilität und CAPEs bis
1000 J/kg auch recht kräftig mit Starkregen und Hagel ausfallen können. Auch
unwetterartige Entwicklungen sind nicht auszuschließen. Im restlichen Land
dagegen setzt sich kurzfristig etwas frischere Luft durch und die
Tageshöchstwerte steigen noch auf 25 bis 28 Grad. Lediglich im Südwesten sind
Höchstwerte zwischen 29 und 31 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Montag schiebt sich der durch kräftige WLA sich verstärkende
Höhenrücken von den Britischen Inseln weiter ostwärts und dadurch steigt der
Bodendruck bei uns noch etwas an. In der Folge lassen auch im Alpenraum die
Schauer und Gewitter nach. Es bleibt aber vielerorts bedeckt.
Wolkenauflockerungen sind vor allem im Süden und Nordosten zu erwarten. Die
Tiefstwerte liegen bei 15 bis 12 Grad.

Montag ... wandert der Höhenrücken unter weiterer Verstärkung weiter nach Osten
und erreicht mit seiner Hauptachse zum Tagesende Benelux, wobei sich ein
Höhenhochzentrum über den Westalpen entwickelt. Der Schwerpunkt des Bodenhochs
verlagert sich dabei nach Südbayern. An seiner Westflanke setzt von
Südfrankreich her die Zufuhr heißer Luft nach Südwestdeutschland ein. Auf der
Vorderseite des Höhenkeiles herrscht über Mitteleuropa Absinken, so dass nicht
mit der Entwicklung von Gewittern zu rechnen ist. Durch die WLA ziehen aber hohe
und mittelhohe Wolkenfelder durch, die auch mal dichter sein können. Lediglich
im Küstenbereich kann es vereinzelt etwas regnen (vor allem von ICON gezeigt).
Die Höchsttemperaturen liegen im Süden bei 30 bis 33 Grad mit den höchsten
Werten am Oberrhein. In der Nordhälfte werden sommerliche 25 bis 29 Grad
erreicht. Nur im Küstenbereich ist es mit 20 bis 24 Grad nicht so warm. Der Wind
frischt an der Nordsee vorübergehend etwas auf, weht aber allenfalls mit 5er bis
6er Böen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Großräumig simulieren die Modelle im Kurzfristzeitraum sehr ähnlich.
Was die Bildung einer Gewitterlinie angeht so haben die Feinmaschigen Modelle
das am Nachmittag und Abend im Programm.
Dabei simuliert CosmoD2 und SuperHD meist aber nur 8er und 9er Böen und nur
vereinzelt 10er Böen.
AROME zeigt aber vom mittleren Niedersachsen bis nach Schlesw.-H. eine Linie mit
10er Böen (ab etwa 16 bis 17 Uhr), die sich nach Mecklenburg und Sachsen-A.
verlagert.
CosmoD2-EPS zeigt allerdings in dieser Region meist nur Wahrscheinlichkeiten von
unter 10 Prozent für 10er Böen.
Die Modelle sind sich dahingehend einig, dass erst ab etwa 16 Uhr mit relativ
verbreiteten Unwettern zu rechnen ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden