DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-06-2019 17:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.06.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Extreme Hitze. Ansonsten vorerst keine markanten Wetterereignisse. Erst am
Donnerstagnachmittag und -abend am Alpenrand Gewitter mit Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der vom westlichen
Mittelmeer ausgehend mit seiner Achse bis in die Ostsee reicht. Ein
nachfolgender Trog unmittelbar vor Westeuropa, der sich bis zu den Kanaren
erstreckt, lenkt trocken-heiße Luft nordafrikanischen Ursprungs nach
Mitteleuropa. Die Frontalzone verläuft von Südgrönland über Island und
Mittelskandinavien hinweg nach Nordwestrussland. Großräumiges Absinken
unterbindet über Mitteleuropa nahezu jegliche Wolkenbildung, so dass sich die
Luftmasse aufheizt. Ein paar Wolkenfelder im Ci-Niveau können da nur wenig
gegenhalten. Die Aufheizung führt zu Druckfall, wobei sich die Entwicklung eines
flachen Hitzetiefs andeutet.
Die Luftmasse ist zwar vor allem im Westen und Süden relativ labil und weist
auch in Bodennähe eine hohe Feuchte auf, in diesen Gebieten liegt die
Taupunkttemperatur bei 15 bis 20 Grad. Die Labilität ist jedoch gedeckelt, was
Konvektion unterbindet.
In der Nacht zum Mittwoch greift ein flacher, in die Frontalzone eingelagerter
Trog auf die Nordsee über. Dieser hält das Hitzetief, das sich heute im
Tagesverlauf über dem Westen Deutschlands bilden konnte, am Leben, ohne dass
auch nur ansatzweise so etwas wie Konvektion auftritt. Verbreitet, also nicht
nur in größeren Städten, ist eine Tropennacht mit Temperaturminima über 20 Grad
zu erwarten.

Mittwoch ... wird der Höhenrücken durch den sich nach Südskandinavien
verlagernden Kurzwellentrog etwas zusammengedrückt, wodurch dann auch der
äußerste Norden Deutschlands etwas mehr in die Nähe der Frontalzone gelangt. Das
ehemalige Hitzetief wird über Südschweden hinweg ostwärts gesteuert und nimmt
den Charakter eines außertropischen Tiefs mit Warm- und Kaltfront an. Letztere
greift, deutlich im thermischen Feld ausgeprägt, bis zum Abend auf den Norden
und Nordwesten Deutschlands über, gelangt aber unter Absinken, das im
Wesentlichen aus Kaltluftadvektion resultiert, so dass sich die
Wetterwirksamkeit dieser Front auf Wolkenfelder ohne nennenswerte Niederschläge
sowie eine Winddrehung auf Nordwest bis Nord beschränkt. Im Norden und Nordosten
können mit Frontpassage und auch in der einfließenden, mäßig warmen Luft,
gestützt durch den Tagesgang, Windböen auftreten.
Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung sind im Osten, in der Mitte und im Süden
Temperaturmaxima zwischen 34 und 39 Grad zu erwarten; 40 Grad sind in den
tieferen Lagen Südwestdeutschlands nicht auszuschließen. Im Norden und
Nordwesten macht sich die postfrontal einfließende Luft bemerkbar, so dass es
dort mit 27 bis 33 Grad nicht ganz so heiß wird. An der Nordsee bewegen sich die
Temperaturen nur um 20 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag greift der Trog auf das östliche Mitteleuropa über,
wobei Kaltluftadvektion auch auf die trogvorderseitigen Bereiche übergreift.
Somit sollte sich die Wetterwirksamkeit dieses Troges auf ein paar Wolkenfelder
über dem Norden und der Mitte beschränken. Die weiterhin wettertechnisch
inaktive Kaltfront gelangt bis in den Mittelgebirgsraum. Während sich die
postfrontal einfließende Luftmasse im Norden und in Teilen der Mitte mit
Tiefsttemperaturen zwischen 17 und 12 Grad bemerkbar macht, kann im Süden bei
Temperaturminima zwischen 23 und 18 Grad von einer Abkühlung nicht die Rede
sein.

Donnerstag ... verlagert sich der Trog unter leichter Intensivierung über Polen
hinweg ostwärts. Da sich über die Britischen Inseln hinweg erneut ein Keil in
Richtung Island aufwölbt, stellt sich eine aufsteilende nordwestliche Strömung
ein. Mit dieser wird die Kaltfront nach Süden gedrückt und erreicht bis zum
Abend das Alpenvorland. Vorderseitig erfolgt Hebung, die bisher gefehlt hat. Mit
dem Ergebnis, das in der feuchtlabilen Luft, die an den Alpen zusammengeschoben
wird, sich heftige konvektive Umlagerungen entwickeln können, die das gesamte
Spektrum, was sommerliche Gewitter bieten können, umfassen. Die
Auslösetemperatur von 29 bis 35 Grad sollte erreichbar sein; zudem kommt noch
Scherung ins Spiel (sowohl mittel- als auch niedertroposphärisch), so dass vor
allem zum östlichen Alpenrand hin die Gefahr organisierter Strukturen
hochreichender Konvektion gegeben ist. Neben heftigem Starkregen ist auch
größerer Hagel vorstellbar.
In den anderen Gebieten sorgt der in den Nordwesten Deutschlands gerichtete
Keil, der von dem Hoch über Schottland ausgeht, für Absinken. Sc-Felder können
dann von der Nordsee hereindriften. Zudem frischt der Wind auf, antizyklonales
Ausfließen kann, verstärkt durch den Tagesgang, im Norden und Nordosten zu
Windböen führen, an einigen exponierten, bei Nordwestwind anfälligen
Küstenabschnitten sind stürmische Böen möglich.
In Verbindung mit der postfrontal einfließenden mäßig warmen Luftmasse werden im
Nordwesten und Norden 20 bis 25, in Nordseenähe nur Werte um 18 Grad erreicht.
Ansonsten steigt die Temperatur erneut auf 26 bis 32, in den tieferen Lagen
Südwest- und Süddeutschlands auf 33 bis 37 Grad.
In der Nacht zum Freitag wölbt sich der wetterbestimmende Keil unter Verkürzung
der Wellenlänge noch etwas nach Norden aus. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch
über der Nordsee gestützt, dessen Keil sich bis zu den Alpen ausweitet. Das
resultierende Absinken lässt die Konvektion auch am östlichen Alpenrand alsbald
in sich zusammenfallen.
Im Norden, Osten und in den mittleren Gebieten führt die postfrontal
eingeflossene merklich kühlere Luft zu einem Temperaturrückgang auf 14 bis 9
Grad. Im Südwesten und ganz im Süden kann sich diese Luftmasse noch nicht so
recht durchsetzen, so dass dort Temperaturminima zwischen 20 Grad (in größeren
Städten) und 19 bis 15 Grad (abseits davon) zu erwarten sind.

Freitag ... schwenkt die Achse des wetterbestimmenden Höhenkeils unter leichter
Ausweitung nach Norden in die Nordsee. Das korrespondierende Bodenhoch beginnt
sich abzuschwächen, ohne aber seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen zu
verlieren. Im Bereich des Hochs lassen geringe Luftdruckgegensätze den Wind
nicht mehr warnrelevant werden. Großräumiges Absinken lässt erneut keine Bildung
von Konvektionsbewölkung zu. Allenfalls der Norden und Nordosten wird im
Tagesverlauf von Sc-Feldern gestreift, die im Tagesverlauf sich weitgehend
auflösen.
In Verbindung mit der eingeflossenen, etwas gemäßigteren Luftmasse sind im
Norden und Osten Temperaturmaxima zwischen 24 und 29, in Küstennähe 19 bis 23
Grad zu erwarten. Im Süden und Westen steigt die Temperatur dagegen erneut auf
29 bis 34 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Problematisch ist noch die Abschätzung der Gewittertätigkeit am Donnerstag in
Alpennähe. Bemerkenswert ist hier, dass sich mittlerweile EZMW und auch ICON der
Prognose des GFS angenähert haben. Hier zeigen hochauflösende Modelle immerhin
Signale für 6-std. Niederschläge bis über 20 mm. Dabei ist das Potential für
deutlich höhere Niederschlagssummen durchaus gegeben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann