Thema des Tages

25-06-2019 09:20

Wenn die Luft "ausgeht"...

Die Hitze hat nahezu ganz Deutschland in Beschlag genommen. Das
bedeutet dicke Luft - vor allem in den Ballungsräumen. Doch wohin
entfliehen? An die See oder doch lieber in die Berge? Bei letzterem
Ziel kann die Luft allerdings schnell dünn werden...zu dünn!


Spricht man derzeit über das Wetter, so gibt es meist nur ein Thema:
Hitze! Mit dem heutigen Dienstag hat sie nun fast das gesamte Land im
Griff und wird am morgigen Mittwoch ihren Höhepunkt erreichen.
Besonders in den Großstädten ist dabei "dicke Luft" vorprogrammiert:
Tagsüber heizen sich diese auf, nachts bleibt die ersehnte
Erfrischung bei Tiefsttemperaturen von oftmals über 20 Grad quasi
aus. Da möchte manch einer sicher nur noch flüchten, raus aus den
stickigen Ballungsräumen, hin zur kühleren See oder noch besser: in
die Berge! Je höher, desto besser, wobei?übertreiben sollte man dabei
lieber nicht, denn irgendwann wird die Luft gefährlich dünn.

Die Luft ist nämlich ein Gasgemisch, das zu etwa 21 % aus dem für uns
lebenswichtigen Sauerstoff besteht. Auf die Luftmoleküle wirkt -
genauso wie auf uns Menschen - die Schwerkraft. Daher sind in den
bodennahen Luftschichten die meisten Luftmoleküle zu finden. Je
weiter man in die Höhe steigt, desto weniger Moleküle sind in der
Luft vorhanden und dementsprechend geringer ist auch der Luftdruck.
Die prozentuale Zusammensetzung der Luft ist zwar in der Höhe nahezu
unverändert, die Anzahl ihrer Moleküle (und damit auch der
Sauerstoffgehalt) aber geringer.

Der Sauerstoffmangel wirkt sich ab etwa 2500 m (Angaben stets ü. NN.)
spürbar auf den menschlichen Körper aus. In dieser Höhe kann vor
allem bei nicht genügend akklimatisierten Personen bereits die
sogenannte akute Höhenkrankheit auftreten. Diese äußert sich
beispielsweise durch Kopfweh, Übelkeit und/oder Schwindelgefühle.
Oberhalb von etwa 3000 m kann es dann ohne vernünftige
Akklimatisierung schon richtig gefährlich werden. Die
Wahrscheinlichkeit an der Höhenkrankheit zu erkranken steigt rapide
an. Auch die Bildung von Ödemen in Lunge oder Gehirn sind möglich,
was im allerschlimmsten Fall sogar tödlich ausgehen kann. Dabei ist
die körpereigene Fitness übrigens nicht ausschlaggebend. Entscheidend
sind Aufstiegsgeschwindigkeit (je langsamer, desto besser), erreichte
Höhe (v.a. die Übernachtungshöhe) und die eigene Empfindlichkeit.

In diesen Höhen ist es also immens wichtig, seinem Körper die nötige
Zeit zu geben, sich der dünneren Luft anzupassen. Für die
kurzfristige Anpassung beschleunigt der Körper zunächst nur die
Atmung, um dem eigenen Sauerstoffbedarf gerecht zu werden. Erst bei
mehrtägigem Aufenthalt in großen Höhen beginnt er mit der Produktion
roter Blutkörperchen, um mehr Sauerstoff pro Zeit in den Blutbahnen
transportieren zu können.

Oberhalb von etwa 7000 m würde dann aber selbst die beste
Akklimatisierung nichts mehr nützen, denn ab dieser Höhe kann der
Körper den eigenen Sauerstoffbedarf kaum mehr decken, sodass er
unweigerlich abbaut. Das hätte letztendlich für die meisten Menschen
den sicheren Tod zur Folge, weshalb man in diesem Höhenbereich auch
von der sogenannten Todeszone spricht.

Zu dünne Luft kann also sehr schädlich sein, zu dicke ist aber auch
nicht wirklich förderlich. Ein Kompromiss wäre vielleicht der
Aufenthalt auf einer Almhütte auf z. B. 1500 m? Da ist die Luft weder
zu dick, noch zu dünn und ins Schwitzen kommt man höchsten beim Auf-
und Abstieg ;-)

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2019

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