DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-06-2019 17:01
SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.06.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Hochsommerlich warm und bis zum Dienstag meist sonnig und nur vereinzelt
Gewittergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges in
einer südwestlichen Höhenströmung, wobei derzeit ein Kurzwellentrog über unser
Land nordostwärts gesteuert wird. Bodennah bestimmt eine Hochdruckzelle das
Wetter, deren Schwerpunkt am Abend über dem östlichen Bergland erwartet wird.
Die Luftmasse, die in unser Land geflossen ist, ist warm (zwischen 7 und 10 Grad
in 850 hPa) und derzeit noch recht feucht. Diese Feuchte ist es auch, die
zusammen mit leichter PVA auf der Vorderseite des Kurzwellentroges noch für
etwas konvektive Umlagerungen in recht schwach labiler Luftmasse sorgt. Diese
fokussieren sich auf die Region mit der meisten Feuchte in einem breiten
Streifen vom Nordwesten bis zum Südwesten des Landes. Auch wenn es nur selten
blitzt, aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeiten ist Starkregen noch ein
Thema.

In der Nacht zum Montag zieht der Kurzwellentrog nach Nordosten ab und
nachfolgend stellt sich eine indifferente und recht schwache westsüdwestliche
Höhenströmung ein. Die Hochdruckzelle verstärkt sich noch ein wenig, ohne ihren
Schwerpunkt wesentlich zu verlagern. Allmählich nachlassende Hebungsprozesse und
der Tagesgang sorgen für rasch nachlassende Konvektion und allmählich sich
auflösende Wolken. In der vor allem nach Regenfällen feuchten Luft kann sich
gebietsweise Nebel bilden, durchaus in warnwürdiger Ausdehnung, zumal weite
Teile des Landes unter dem Hoch in einer sehr schwachwindigen Region liegen.
Etwas stärker ist der Wind nur ganz im Südwesten und im Nordwesten, wo somit
auch die Nebelneigung etwas geringer sein sollte.

Am Montag ... steilt die Höhenströmung aufgrund eines auf dem Atlantik
heranschwenkenden Troges etwas auf, allerdings nur im Nordwesten mit spürbarer
Höhenströmung. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt zur Ostsee, so dass
meist schwache bis mäßige Winde überall aus östlichen Richtungen kommen. Mit der
Einstrahlung löst sich der Nebel rasch auf, allerdings bildet sich in der immer
noch etwas feuchten Luftmasse hochbasige Quellbewölkung, nur ganz im Norden
können die Basen unter 800 hPa liegen. Diese Bewölkung wird aber durch eine
Inversion bei etwa 750 bis 700 hPa am Wachsen gehindert, so dass sie zum sich
ausbreiten tendiert. Damit könnte in den Nachmittagsstunden der Himmel durchaus
wolkigen Charakter annehmen und die MOS-Sonnenscheindauern zwischen 70 und 90 %
etwas zu optimistisch sein. Für Gewitter reicht es allenfalls inneralpin, wo
keine deutliche Inversion zu finden ist, also wahrscheinlich nur in unseren
südlichen Nachbarländern. Sollte es doch über Deutschland mal reichen, können
sich bei kaum vorhandener Scherung allenfalls kurzlebige Gewitter bilden, die
aber aufgrund langsamer Zuggeschwindigkeit lokal Starkregen bringen können. Von
Süden und Südwesten gelangt wieder eine etwas wärmere Luftmasse ins Land, so
dass in 850 hPa am Nachmittag 8 bis 12 Grad erreicht werden. Damit gibt es
abgesehen von höheren Lagen und ganz im Norden wieder vielfach einen Sommertag.


In der Nacht zum Dienstag stehen keine großen Änderungen an. Die Hochdruckzelle
wandert zum Baltikum und die Wolken sollten sich rasch wieder auflösen, so dass
die Nacht vielfach klar wird. Nur über den Nordwesten zieht etwas hohe und
mittelhohe Bewölkung, weil ein Tief nördlich von Schottland dort für
Warmluftadvektion sorgt. Da die Luftmasse bodennah im Vergleich zur Nacht etwas
trockener ist und der meist südöstliche Wind etwas stärker als in der Nacht
zuvor, ist die Nebelneigung deutlich geringer als in der Nacht zu zuvor.

Am Dienstag ... steilt die Strömung noch etwas auf und wir gelangen auch wieder
etwas mehr in den Einflussbereich der Höhenströmung, während die
schwachgradientige Region sich etwas nach Osten verabschiedet. Dem Bodenhoch
geht über dem Baltikum langsam etwas die Luft aus, während sich über der Biskaya
ein Tiefdrucksumpf bildet. Somit liegen wir weiterhin in einer recht schwachen
östlichen Bodenströmung. Aus der Seewind-Zirkulation an der Nordsee und am
Ärmelkanal soll sich eine Küstenkonvergenz bilden, die sich zum Abend zunehmend
in den Nordwesten verlagert. Dort kommt es dann zu Feuchteflusskonvergenz, was
dort bei recht starkem vertikalem Temperaturgradienten für den Aufbau von
Labilität sorgt. ICON und IFS zeigen aber aktuell nur sehr geringe
Schauersignale, möglicherweise ist die Konvergenz als Auslösemechanismus doch
noch nicht stark genug. Auch in den äußersten Süden und Südwesten gelangt wieder
etwas mehr Feuchte, was auch dort ML-CAPE-Werte teils um 1000 J/kg zur Folge
hat. Die Berge, vor allem Schwarzwald und die Alpen können dort aus Auslöser für
Konvektion dienen. Bei vereinzelten Gewittern besteht dann aufgrund langsamer
Zuggeschwindigkeiten Starkregengefahr, wobei sehr kleinräumig auch mal das
Unwetterkriterium gerissen werden könnte. Deswegen wird am Dienstag aber niemand
vor die Kamera geschickt, eher schon wegen der Temperaturen, die mittels
Einstrahlung und weiterer Warmluftadvektion wieder gebietsweise um 30 Grad
erreichen, mit etwas niedrigeren Werten im Norden und im Bergland. Die
Entstehung von Quellbewölkung sollte dann - abgesehen von den schon genannten
Regionen - wesentlich schwächer ausfallen als am Vortag, da die Luft etwas
trockener (relative Feuchte) ist. Die leichte Inversion um 700 hPa ist in vielen
Regionen des Landes weiterhin zu finden. Auch oberhalb der Grenzschicht kann es
im Nordwesten des Landes nach wie vor Wolkenfelder geben, die in Folge der in
der Nacht schon erwähnten Warmluftadvektion entstehen.

In der Nacht zum Mittwoch kommt wieder etwas Bewegung ins Wetter: Der
atlantische Trog rückt allmählich näher und über Südengland bildet sich ein
Bodentief. Zudem bohrt sich vom Langwellentrog ein kurzwelliger Anteil nach
Deutschland. Dieser hält zumindest etwaige Konvektion in den Alpen weiter
aufrecht, während sich im Nordwesten die Konvergenz wieder abschwächt und somit
auch die etwaige Konvektion nachlässt. Ansonsten ist zwar im Westen und Süden
des Landes durchaus etwas Labilitätsenergie vorhanden, die Hebung durch den
Kurzwellentrog scheint aber nicht auszureichen, um den in der Nacht doch recht
starken Deckel zu sprengen. Ob es sich dann vielleicht doch noch etwas anders
entwickeln wird, als ICON und IFS derzeit anzeigen, wird dann Gegenstand
nachfolgender synoptischer Übersichten sein. Ziemlich sicher werden aber von
Westen einige höhere Wolkenfelder aufziehen und es stellt sich eine laue
Sommernacht ein mit Tiefstwerten gebietsweise über 15 Grad.

Am Mittwoch ... liegen wir weiterhin auf der zyklonal geprägten Vorderseite des
westeuropäischen Langwellentroges. Zudem gewinnt das Tief über Südengland, das
sich zur Nordsee verlagert, an Einfluss. Damit nimmt auch der Wind etwas zu und
dreht auf Süd bis Südwest. Die einfließende Luftmasse ist noch etwas wärmer als
zuvor und erreicht in 850 hPa zwischen 12 Grad über Usedom und 18 Grad in den
Alpen. Sie weist zudem in der unteren Troposphäre Temperaturgradienten um
-0,8K/100 m auf und ist damit sehr labil, und auch die Feuchte nimmt von Westen
her zu. Abgesehen vom Nordosten werden dann am Nachmittag gebietsweise über 1000
J/kg ML-CAPE simuliert, wobei auch das KKN im Westen deutlich absinkt, nach
Osten hin sind dagegen die Wolkenbasen extrem hoch. Somit sind zumindest im
Westen im Tagesverlauf Gewitterentwicklungen zu erwarten, wandernde zyklonale
Strukturen in der Höhe können für leichte Hebung und damit Labilisierung sorgen
und die Orographie dient als Auslöser. Vorstellbar ist auch, dass von Westen
eine Konvergenz übergreift. Die Scherung ist nur mäßig, so dass sich eher
Einzelzellen oder Multizellen bilden, wobei letztere sicherlich auch bezüglich
des Starkregens und Hagels lokal Unwetterkriterien erreichen können. Zuvor
stellt sich aber in den meisten Regionen noch einmal ein sonniger Tag ein und
vielerorts werden um oder über 30 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis zum Dienstag sind sich die Modelle auf synoptischer Skala einig, zum
Mittwoch hin werden die Details etwas diffuser, sprich: genaue Kontur von
Kurzwellentrögen bzw. bodennahes Druckfeld.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann