DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-06-2019 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.06.2019 um 10.30 UTC



Sommerlich warm. Anfangs und auch zu Beginn der neuen Woche gewittrig bis hin
zum Unwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 23.06.2019


Am Mittwoch liegt Deutschland unter der Vorderseite eines Troges, der vom Raum
Island in das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel reicht. Mit einer
südwestlichen Strömung wird Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum nach
Deutschland geführt. Ein darin nach Nordosten ablaufender, relativ breiter
Sekundärtrog dürfte dabei wieder für eine rege Gewittertätigkeit bis hin zum
Unwetter sorgen. Zuvor sind Höchsttemperaturen zwischen 29 und 35 Grad zu
erwarten. Mit dem Näherrücken des Troges konzentriert sich die Gewittertätigkeit
am Donnerstag mehr auf den Osten und Süden, wogegen sich von Nordwesten her,
zumindest was die Unwettergefahr betrifft, eine leichte Entspannung andeutet.
Am Freitag schwenkt der nördliche Teil dieses Troges in die Nordsee, wobei der
südliche Teil über Ostfrankreich zurückhängt. Folglich kann sich im Norden
trockenere und kühlere Luft nach Osten hin durchsetzen, wogegen vom östlichen
Mittelgebirgsraum bis zu den Alpen im Tagesverlauf erneut Gewitter bis hin zum
Unwetter möglich sind.
Am Samstag schwenkt der Trog nach Skandinavien, dessen südlicher Teil tropft
über den Alpen aus. Nachfolgend greift ein breiter Rücken auf die Britischen
Inseln über, durch welchen ein Bodenhoch über der Nordsee gestützt wird. Dieses
Hoch sorgt im Norden und in der Mitte für eine weitere Entspannung der Lage,
allerdings dürfte teils mehrschichtige Sc-Bewölkung die Temperatur teils unter
20 Grad halten. Nach Süden hin und vor allem in Alpennähe können sich erneut
einzelne Gewitter entwickeln, aber auch dort wird die Unwettergefahr zusehends
geringer.
Am Sonntag setzt sich an der Vorderseite eines neuen, auf das Seegebiet westlich
der Iberischen Halbinsel übergreifenden Troges über Mitteleuropa erneut eine
südwestliche Strömung durch, was von Südwesten her einen erneuten
Temperaturanstieg auf 25 bis 30 Grad mit sich bringt. Im Norden und in der Mitte
hält noch das Hoch dagegen, das sich mit einem Keil von der Nordsee her bis zur
polnischen Ostseeküste ausweitet. An dessen Südflanke gelangt in den größten
Teil Deutschlands mit einer östlichen bis nordöstlichen Strömung relativ
trockene Luft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verstärkt sich die
südwestliche Strömung, so dass ein weiterer Temperaturanstieg, im Süden
vielleicht auf teils über 35 Grad, die Folge ist. Dabei nimmt die
Gewitterneigung auch wieder zu. Am Dienstag weicht die Hochbrücke ein wenig nach
Norden zurück, über dem größten Teil Deutschlands stellt sich eine
schwachgradientige Lage ein, was Gewitter bis hin zum Unwetter wieder
wahrscheinlicher werden lässt. Dabei besteht die Gefahr von
Tropopausendurchbrüchen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Läufen noch relativ konsistent. Allerdings wird die Abkühlung im
Nordwesten und Norden vom aktuellen Lauf etwas ausgeprägter gezeigt als dies bei
den beiden gestrigen Modellläufen der Fall war. Demzufolge setzt der erneute
Temperaturanstieg am Sonntag auch mit einer leichten Verzögerung ein, was
durchaus auch der Hochbrücke, die von Nordpolen bis in das Seegebiet westlich
von Schottland reicht, geschuldet ist. Die beiden gestrigen Modellläufe hatten
am Sonntag wenig westlich von Schottland noch ein Tiefdrucksystem im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt der aktuellste Lauf in
Bezug auf den sich Westeuropa nähernden Trog eine Tendenz des Austropfens und
folglich über Mitteleuropa eine eher antizyklonal gekrümmte Strömung. Dabei wird
nach dem heutigen 00 UTC-Lauf die Erwärmung zu Wochenbeginn am kräftigsten
simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag sind keine prognoserelevanten Unterschiede bei den
Basisfeldern der verfügbaren Modelle erkennbar. Allenfalls beim Modell des
kanadischen Wetterdienstes kommt die Erwärmung am Wochenende etwas früher in
Gang als bei den anderen Modellen.
Größere Unterschiede ergeben sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. Den bei EZMW austropfenden Trog erwartet das kanadische
Modell weiter westlich, d.h. von der nördlichen Nordsee in das Seegebiet
westlich von Irland hineinreichend. GFS positioniert diesen Trog über der
Nordsee, so dass der Nordwesten Deutschlands in dessen Bereich gelangt. Der
experimentelle GFS-Lauf sieht diesen Trog sogar noch etwas weiter östlich. Somit
ist die oben beschriebene Entwicklung im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum als nicht allzu sicher anzusehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die Entwicklung des deterministischen Modells. Demnach
greift der Trog von der Nordsee auf Skandinavien über, wonach ein eher
wechselhafter und kühler Witterungsabschnitt die Folge wäre. Dies lässt sich,
wenngleich verbunden mit einem relativ hohen Spread, auch anhand der
Temperaturen im 850 hPa-Niveau ablesen.
Das EPS des EZMW will dem eigenen deterministischen Lauf nicht so recht folgen.
Während 30 Member des EPS die GFS-Variante stützen, lässt sich die Version des
Hauptlaufes nur bei 21 Membern wiederfinden. Bei den "Rauchfahnen" sind daher
die beiden ungestörten Läufe am warmen Rand der Verteilung zu finden, wobei auch
mit Niederschlagssignalen sehr sparsam umgegangen wird. Dieses Verhalten ist
umso ausgeprägter, je weiter der Süden betrachtet wird. Zudem hatten auch bei
weiter zurückliegenden Modellläufen sowohl der deterministische als auch der
Kontrolllauf die Tendenz, sich zum warmen Rand der Verteilung der Einzellösungen
hin abzusetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch muss vor allem im Nordwesten und Westen, über dem zentralen
Mittelgebirgsraum sowie in Alpennähe mit einzelnen und teils heftigen Gewittern
gerechnet werden; Unwettergefahr besteht vor allem durch größeren Hagel und
schwere Sturmböen. Ansonsten ist eine teils starke Wärmebelastung zu erwarten.
Am Donnerstag entwickeln sich erneut Gewitter, im Osten und Süden sind Unwetter
durch größeren Hagel, heftigen Starkregen und schwere Sturmböen nicht
ausgeschlossen. In diesen Gebieten besteht erneut eine starke Wärmebelastung.
Am Freitag können sich über dem östlichen Mittelgebirgsraum und an den Alpen im
Tagesverlauf noch einmal Gewitter entwickeln, Unwetter werden dann zusehends
weniger wahrscheinlich. Ansonsten setzt mit der einfließenden immer noch mäßig
warmen Luft bereits Entspannung ein. Am Samstag sind allenfalls ganz im Süden
einzelne Gewitter nicht auszuschließen. In den anderen Gebieten sind
wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann