DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-06-2019 07:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.06.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu SWa
Heute Gewitter mit Starkregen über der Mitte. Montag hochdruckdominiert.
Dienstag im Nordwesten und im Süden wieder Gewitter. Zunehmend heiß-

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... befindet sich ein abgeschlossenes Höhentief bei den Britischen
Inseln. Deutschland liegt auf seiner Vorderseite in einer südwestlichen
Höhenströmung. Dabei lässt sich im Isohypsenfeld eine Trogachse erkennen, die
langsam nordostwärts vorankommt. Dahinter nimmt die Höhenströmung dann eine
leicht antizyklonalen Verlauf an. Damit steigt auch am Boden der Luftdruck im
Laufe des Tages langsam an.

Aktuell befinden sich noch Reste des nächtlichen MCS über dem Osten Deutschland.
Dieses hatte von der Schweiz her auf Deutschland übergegriffen und sich
anschließend über Bayern nordwärts bewegt. Gekoppelt an die Höhenströmung bewegt
sich das Gebiet mit eingelagerten Starkniederschläge langsam nordwärts über
Westsachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Dabei soll es sich im Laufe
des Vormittags in der Intensität deutlich abschwächen, wie alle
Vorhersagemodelle zeigen. Entsprechend sind dann keine Starkregenwarnungen mehr
von Nöten.

Auch über dem Westen sind noch gebietsweise Niederschläge unterwegs, die aber
insgesamt eher schwach ausgeprägt sind.

Während man im Norden und im äußersten Westen schon von dem steigenden
Hochdruckeinfluss profitieren kann, dominieren unter dem Einfluss des
Höhentroges von den zentralen Landesteilen bis in den Süden die Wolken.

Warntechnisch relevant werden am heutigen Nachmittag die Gewitter. So zeigen die
hochaufgelösten Modelle die Ausbildung einer Bodenkonvergenz ausgehend von
Nordbayern über Thüringen, bis ins westliche Sachsen-Anhalt und nach
Südniedersachsen. Schaut man auf die aktuellen Winde, so deutet sich dies
bereits jetzt an. Bedingt durch den zurückgelassenen Cold-Pool des
Starkregenclusters über Westsachsen, zeigen sich westlich davon Ostwinde
(Ausfluss), während weiter nach Westen eher westliche Wind dominieren. Auch im
Feld der Tendenz der spezifischen Feuchte lässt sich im besagten Gebiet ein
deutlicher Anstieg der Feuchtewerte im Tagesverlauf erkennen, vornehmlich
bedingt durch die Konvergenzeffekte. Selbiges Signal findet sich auch im
Feuchteflussdivergenzfeld wieder.
Die Labilität ist gleichfalls nicht überbordend hoch. Die Lapse Rates liegen in
der Spitze nur bei 0.6 K/100 m. Dennoch dürfte dies ausreichen, um einige wenige
Hundert J/K an CAPE zu produzieren. Nimmt man sich das 00 UTC Sounding von
Meiningen, dann wird klar, warum die Lapse Rates auf den ersten Blick so schwach
sind. So findet sich zwischen 2 und 4 km eine kleine eingelagerte Inversion. Die
stärksten Lapse Rates sind eher zwischen 1 und 2.5 km zu finden und können
entsprechend mit dem Modellfeld 2-4 km nicht erfasst werden. Nimmt man sich aber
nun den 00 UTC Aufstieg und passt Temperatur und Taupunkt an die in etwa zu
erwartenden Nachmittagswerte an, so ergibt sich eine hochreichend, wenn auch
schmale CAPE Fläche von um 500 J/kg.

Ein wenig unsicher ist noch, wo genau die stärkste Feuchteflusskonvergenz zu
erwarten ist, weil dies eben auch an den sich abschwächenden Starkregencluster
gekoppelt ist. Die eher östliche Variante, die eher das westliche Sachsen-Anhalt
und weniger Südniedersachsen im Fokus hat, erscheint aber nach aktuellem Stand
nicht unplausibel.

Da in Sachen Scherung und Höhenwinden nicht viel zu holen ist, dürften sowohl
Wind, als auch Hagel eher eine untergeordnete Rolle spielen. Stattdessen steht
der Starkregen im Fokus. Die prognostizierte Zellzuggeschwindigkeit liegt meist
nur um 5 kn. Bei ppw-Werten von 25 bis 30 mm, muss entsprechend auf jeden Fall
mit Starkregen im markanten Bereich gerechnet werden ... und leider lassen sich
auch Mengen bis in den Unwetterbereich heute nicht ganz ausschließen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch im Süden (vornehmlich
Bayerischer Wald) und im Nordwesten (vornehmlich erweitertes Nordseeumfeld)
passende Zutaten für einzelne Gewitter gibt. Dort fallen dieser aber schwächer
aus und dürften vornehmlich im gelben Bereich ablaufen.

In der Nacht auf Montag zieht die Trogachse unter Abflachung ostwärts ab und
Deutschland gelangt in eine eher zonalisierte und indifferent bis leicht
antizyklonal verlaufende Höhenströmung. Der Bodenhochdruckeinfluss verstärkt
sich und die Gewitter vom Tage lassen rasch nach. In weiterer Folge klart es
verbreitet auf. Vor allem über der Mitte, wo es tagsüber Niederschlag gab, sind
die Signale für warnwürdigen Nebel aufgrund der Gradientschwäche recht hoch.
Aber auch andernorts ist das ein oder andere Nebelfeld nicht ausgeschlossen.

Darüber hinaus verläuft die Nacht ruhig und eignet sich bei Minima zwischen 14
und 8 Grad gut zum Durchlüften.


Montag... hat sich Höhentief etwas weiter nach Norden in das Seegebiet zwischen
England und Island verlagert. Damit bekommt die Höhenströmung über Deutschland
einen stärkeren südwestlichen Anstrich, sodass auch wieder wärmere Luftmassen
herangeführt werden. So steigen die 850 hPa Werte auf 10 bis 15 Grad. Über dem
Norden lässt sich in der mittleren Troposphäre ein Maximum im Feuchtefeld
erkennen, das am ehesten mit dem schwachen Warmluftadvektionsfeld in Verbindung
zu bringen ist, dass sich bei ICON findet. Entsprechend können sich im
Tagesverlauf gebietsweise auch mal einige mittelhohe Wolkenfelder zeigen.
Vornehmlich über den Bergen werden am Nachmittag dichtere Quellwolken simuliert.


Ganz im Süden kommt im Laufe des Tages etwas Labilität mit ins Spiel. Gut
möglich, dass sich über den Alpen vereinzelte Gewitter entwickeln, wie einzelne
Lokalmodelle andeuten. Sonst sollte der Tag aber störungsfrei verlaufen und die
Maxima steigen wieder in den sommerlichen Bereich zwischen 24 und 29 Grad.

In der Nacht auf Dienstag gibt es lokal Signale für Nebelfelder. Diese sollten
in der Verbreitung aber deutlich geringer ausfallen, als noch in der Vornacht.
Sonst gibt es bei weiter antizyklonalem Einfluss nichts Erwähnenswertes. Die
Minima liegen aber schon wieder deutlich höher zwischen 17 und 10 Grad.

Dienstag... lässt sich am Südrand des Höhentiefs, das sich mittlerweile in
Richtung Nordmeer verlagert hat, ein markanter Kurzwellentrog erkennen. Dieser
resultiert auch einem ehemaliges kleine Höhentief, dass in den Haupttrog
eingelagert wurde. Damit verstärkt sich die südliche Erstreckung des
Gesamttroges und als Konsequenz bekommt die südwestliche Höhenströmung einen
immer stärkeren südlichen Touch. Damit nimmt auch die Warmluftzufuhr zu und die
850 hPa Temperatur steigt in der Südhälfte auf über 15 Grad.

In den Prognosesoundings findet man bei etwa 700 hPa eine Inversion, an der sich
im Tagesverlauf einige mittelhohe Wolkenfelder ausbilden können.

Vornehmlich im Norden und Nordwesten können diese zeitweise auch mal dichter
sein. Dort ist auch die WLA am stärksten. Gleichzeit nimmt die Labilität im
angesprochenen Gebiet zu. Im Bodenfeld lässt sich ein konvergentes Windfeld
ausmachen (wahrscheinlich gekoppelt an die Land-See-Wind Zirkulation), was sich
auch gleichzeitig im Feuchtflussdivergenzfeld als Maximum zeigt. Die CAPE-Werte
sollen ICON folgend sogar Werte bis 1500 J/kg erreichen. Externe Modelle sind
hingegen deutlich weniger stark ausgeprägt. Dennoch besteht das Potential für
Gewitter, die bei hochreichenden Scherwerten bis 15 m/s auch durchaus
organisierter ausfallen können. Für Details ist es aber aufgrund der noch
bestehenden recht großen Unsicherheiten zu früh.

Auch über den westlichen Landesteilen sind einzelne Schauer und Gewitter nicht
ausgeschlossen, wahrscheinlich ist es nach jetzigem Stand aber noch zu trocken.
Anders schaut es im Süden aus, wo die spezifische Feuchte deutlich erhöht ist,
sodass auch dort CAPE im Bereich um 1000 J/kg realistisch erscheinen. Dort
stellt sich mangels synoptikskaligem Antrieb aber die Frage der Auslöse. Am
wahrscheinlichsten sind einzelne orographisch getriggerte Gewitter. Bei 500 hPa
Winden zwischen 5 und 10 kn, aber so gut wie keiner hochreichenden Scherung
steht dort vornehmlich der Starkregen im Fokus.

In der Nacht auf Mittwoch lassen die Gewitter im Süden rasch nach. Auf den
Westen und Nordwesten greift hingegen ein Kurzwellentrog über. Die Frage
besteht, ob daran gekoppelt Gewitter von Frankreich und BeNeLux kommend auf den
Vorhersageraum übergreifen. Nach derzeitigem Stand wird aber von den Modellen
kaum etwas in Sachen Gewitter simuliert.

Im Rest des Landes verläuft die Nacht aufgelockert bewölkt oder klar und bei
Tiefstwerten zwischen 19 und 13 Grad recht mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind sich im kurzfristigen Vorhersagezeitraum weitgehend einig.
Unsicher ist noch, wie die Gewitterausprägung am Dienstag im Nordwesten ist und
ob vielleicht mit dem Kurzwellentrog in der Nacht auf Mittwoch Gewitter zu
erwarten sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer