DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-06-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.06.2019 um 10.30 UTC



Sommerlich warm, immer wieder erhöhtes Potenzial für kräftige Gewitter. Ab
Freitag etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.06.2019




Am Dienstag zu Beginn der Mittelfristzeit befindet sich Deutschland an der
Südwestflanke eins hochreichenden Hochs mit Kern über Osteuropa. Weiterhin
erstreckt sich ausgehend von Grönland über Island bis zu den Britischen Inseln
ein ausgedehnter Langwellentrog mit mehreren Tiefkernen (In der Höhe und am
Boden). In 850 hPa befindet sich ein Temperaturniveau zwischen 10 und 15 Grad.
Am Dienstag sollte sich also eher ruhiges Hochdruckwetter einstellen, wobei sich
in der Südhälfte bei eher geringen CIN und leicht erhöhten CAPE Werten auch ein
gewisses Schauer- bzw. Gewitterrisiko einstellt.
Vorderseitig des Troges werden allmählich aber auch feuchtwarme und potenziell
instabile Luftmassen aus dem Südwesten nach Deutschland geführt.

Am Mittwoch könnte aus Südwesten im Vorfeld einer Kaltfront eine Konvergenz auf
Deutschland übergreifen und für kräftige Gewitter sorgen. Das Potenzial für
schwere Gewitter ist dabei durchaus gegeben. Andere Modelle sehen aktuell den
Schwerpunkt eher über Frankreich. Ein Signal für eine mögliche
Schwergewitterlage ist es auf alle Fälle.

Am Donnerstag verstärkt sich der Trog über den Britischen Inseln noch etwas, so
dass die Trogachse auf Westeuropa übergreifen kann (größere Unsicherheiten).
Eine vorgelagerte Kaltfront soll dabei ebenfalls auf Deutschland übergreifen und
sorgt postfrontal für eine leichte Abkühlung. In der Nacht zu Freitag zieht die
Kaltfront ostwärts ab.
Liegen die Tagesmaxima bis Mittwoch zwischen 24 und 31 Grad, befinden Sie sich
ab Freitag bei etwas angenehmeren 22 bis 26 Grad. Der Trog bleibt aber vorerst
mit verkürzter Amplitude etwa über den Färöer-Inseln bestehen und wird erst mit
dem sich verstärkenden Hochdruckeinfluss am Wochenende nach Nordosten verdrängt.


Am Freitag nach Abzug der Trogachse nach Nordosten, verstärkt sich ausgehend der
Region westlich der Iberischen Halbinsel ein Bodenhoch. In der Höhe ist dies nur
anhand einer Auffächerung des Gradienten mit leichter antizyklonaler Krümmung zu
erkennen. Freitag 18 UTC ist über Westeuropa ein abgeschlossenes Bodenhoch zu
erkennen. Über Deutschland kann sich erst mal etwas "kühlere" Luft aus
nördlichen Regionen ausbreiten. Es soll allgemein zu einer Wetterberuhigung
kommen, wobei am Alpenrand am längsten die feuchtwarme und potenziell instabile
Luft halten soll. Dort sind weiterhin Gewitter möglich.

Am Samstag greift das Bodenhoch nun auch auf Mitteleuropa über.
Interessanterweise simuliert IFS ein kleines Höhentief über der potenziell
instabilen Luft im Alpenraum. Im Berchtesgadener Land simuliert IFS in 24 h 70
mm. Wobei in 6 h bereits 45 mm fallen sollen. In den Wahrscheinlichkeitsfeldern
gibt es dafür aber kein aussagekräftiges Signal.

In der erweiterten Mittelfrist gelangt Deutschland wieder an die Südwestflanke
des nun kräftigen und hochreichenden Hochs. Dabei sollen wieder sehr warme
Luftmassen nach Deutschland geführt werden. Anfang der darauffolgenden Woche
könnte sogar die +20 Grad in 850 hPa in den Südwesten gelangen. Allerdings baut
sich wieder ein Langwellentrog über dem östlichen Nordatlantik auf.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Erst am Mittwoch ergeben sich bereits gewisse Unterschiede bei dem Tief über den
Britischen Inseln und dem Übergreifen des dazugehörigen Frontensystems auf
Deutschland. Der aktuelle Lauf simuliert eine Konvergenz die auf Westdeutschland
übergreifen soll. In dem Bereich sind noch Unsicherheiten zu vermuten.
Nachfolgend wird der Trog etwas flacher simuliert und auch der Hochdruckeinfluss
über Westeuropa soll sich im aktuellen Lauf etwas schneller aufbauen und
anschließend auf Deutschland übergreifen. Somit wird auch etwas weniger
Niederschlag (als der gestrige 00 UTC Lauf) für weite Teile von Deutschland
simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen



Im Wesentlichen ähneln sich die Aussagen der verschiedenen Globalmodelle.
Unterschiede ergeben sich im vor allem am Mittwoch. Wie und in welcher Abfolge
das Frontensystem auf Deutschland übergreifen soll, simuliert jedes Modell etwas
anders. Nach GFS hätte Frankreich eine Schwergewitterlage und Deutschland bliebe
eher davon verschont. Auch gibt es Unterschiede, wann die Kaltfront Deutschland
wieder nach Osten verlässt. Und ob sich nachfolgend so schnell der
Hochdruckeinfluss über Deutschland wieder einstellt, ist auch noch unsicher. GFS
und ICON simulieren diesen zwar auch, aber etwas später.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im IFS Plume von Offenbach ist ein recht enger Spread bis Mittwoch im 850 hPa,
sowie im 500 hPa Potenzialfeld zu erkennen. Nachfolgend öffnetet sich zwar der
Spread, im Gro spiegelt das Ensemble aber auch den Hauptlauf wieder. Die
normalen Unsicherheiten im zeitlichen Verlauf, kälter - wärmer gibt es
natürlich. Aber der Verlauf ist im Ensemble gut wiederzuerkennen.

Im Ensemble des GFS, ist es ähnlich, wobei in der erweiterten Mittelfrist der
Spread sehr weit auseinandergeht.

Was in den Plumes zu erahnen ist, spiegelt sich auch in der Clusteranalyse
wieder. Im Zeitbereich 120-168 h und 192-240 h gibt es jeweils nur ein Cluster.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In EFI des ECMWFs gibt es nur Hinweise auf eine deutlich zu warme Witterung
(Dienstag/Mittwoch).

Ansonsten ist das Risiko vor starken, bzw. auch für schwere Gewitter nahezu an
allen Tagen gegeben. Mittwoch ist dabei hervorzuheben, aber ebenfalls noch sehr
unsicher.

Im EPS gibt es ansonsten keine Hinweise auf ein starkes Niederschlags- oder
Windereignis. In der Nacht zu Sonntag simuliert der Hauptlauf von IFS 70 mm in
24 h bzw. 45 mm in 6 h im Berchtesgadener Land. Dies stellt aber ein absoluter
Ausreißer dar und konnte nirgends wiedergefunden werden. Ein Hinweis auf eine
mögliche Unwetterlage (Gewitter) ist es aber dennoch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher