DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-05-2019 18:30
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.05.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ganz allmählich nachlassende Regen- und Gewitteraktivität, von Westen her
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... regnet es zwar immer noch in Teilen des Landes, vornehmlich im Süden
und Südwesten, gleichwohl lässt sich sowohl an den Radarauswertungen als auch an
den Bodenmessungen (Stichwort Stundensummen) eine allmähliche Intensitätsabnahme
der Niederschläge erkennen. Der Grund dafür liegt hauptsächlich an der
Verlagerung bzw. der Abschwächung des tonangebenden Höhentiefs gen östliches
Mitteleuropa, wo das korrespondierende Bodentief AXEL bereits angekommen ist
(Polen). Zwar dreht der Wind mit der Höhe noch immer von Nordwest über Nord auf
Nordost bis Ost, was den Tatbestand der WLA erfüllt, allerdings wird diese immer
schwächer respektive verlagert sich mehr und mehr ost-südostwärts.
So verwundert es nicht, dass auch der resultierende Hebungsantrieb schwächer
wird und sich die Regenfälle bis Mittwochfrüh mehr und mehr in die Regionen
südlich der Donau zurückziehen. Bis dahin können dort gebietsweise aber noch mal
10 bis 30 mm, in Staulagen lokal auch etwas mehr innert 12-14 h zusammenkommen,
was aber durch die laufenden (Unwetter)Warnungen abgedeckt ist. Ansonsten sind
insbesondere in der Osthälfte anfangs noch einzelne, teils kräftige Gewitter am
Start (vereinzelte Unwetter durch Starkregen), die in den nächsten Stunden aber
zusehends dem Tagesgang zum Opfer fallen. Die sonst noch meist in Schauerform
auftretenden Regenfälle sind kaum der Erwähnung wert, außer im hohen Norden,
sprich in SH, wo sich ein kleines mesoskaliges Regengebiet eingenistet hat, das
in einigen Stunden durchaus 20-30 mm, vereinzelt vielleicht noch mehr bringen
kann (mehrstündige Starkregenwarnung). Nach wie vor unsicher ist immer noch, ob
die in den Remote-Sensing-Produkten gut erkennbare, auf der Nordflanke des
erwähnten Höhentiefs induzierte konvektive Schliere über Polen nach Mitternacht
noch mal den äußersten Osten um Oder und Neiße herum mit einzelnen Gewittern
oder Schauern trifft.
Blieben noch ein paar Worte zum Wind und zum Nebel. Letzterer dürfte besonders
in Ostseenähe auftreten sowie in den Hochlagen einiger Mittelgebirge. Der
Nordwestwind lässt im größten Teil des Landes nach, so dass sich warnwürdige
Böen 7-8 Bft nur noch auf exponierte Hochlagen konzentrieren - mit einer
Ausnahme: an der Nordseeküste nimmt der Wind eher etwas zu, was unter dem Strich
die eine oder andere steife Böe 7 Bft auf den Plan ruft.

Mittwoch ... setzt sich die bereits eingeleitete Wetterberuhigung fort. Von
Westen her schiebt sich ein schwacher, aber nicht zu schwacher Höhenrücken immer
dichter an den Vorhersageraum heran. Er sorgt für weiteren Druckanstieg und die
Bildung einer eigenständigen (Zwischen)Hochparzelle namens OPHELIA, deren
Schwerpunkt morgen Mittag aber noch westlich von uns platziert ist
(wahrscheinlich über Nordfrankreich).
Somit gelangt Deutschland in den zunehmend antizyklonal geprägten
Übergangsbereich zwischen dem o.e. Hoch und dem über dem östlichen Mitteleuropa
sich auffüllenden Tief AXEL. Die von der Nordsee einfließende, nicht wirklich
kühle, aber auch nicht gerade mollig warme Luft (T850 3 bis 6°C) zeichnet sich
durch einen markanten Feuchterückgang (PPW auf unter 20 mm, teils unter 15 mm,
spez. Feuchte gebietsweise auf rund 4 g/kg und letztlich Taupunkte im
einstelligen Bereich) sowie durch eine merkliche Stabilisierung der Schichtung
aus. Das macht sich vor allem in der Westhälfte bemerkbar, wo die Wolkendecke
auflockert und sich im Tagesverlauf zunehmend die Sonne in Szene setzen kann.
Nach Osten und Südosten zu sieht es sonnenmäßig morgen eher mau aus. Im
Schlepptau des Höhen- bzw. Bodentiefs überwiegt starke Bewölkung, aus der es
besonders im südöstlichen Bayern sowie nördlich des Erzgebirges auch noch
regnet. Am meisten Regen fällt am östlichen Alpenrand sowie im Stau von
Zittauer- und Osterzgebirge, warnwürdig sind die Mengen aber nicht mehr.
So steht rein warnperspektivisch lediglich der Parameter "Wind" auf der Karte,
wobei noch nicht ganz sicher ist, ob tatsächlich die gelbe Karte (kleine
Windwarnung) tatsächlich gezogen wird. Fakt ist, dass in einem etwa von der
Nordsee und SH bis nach Sachsen verlaufenden Korridor noch ein leidlicher
Druckgradient vorhanden ist, der mit Hilfe des Tagesgangs die eine oder andere
steife Böe 7 Bft generiert. Ausbreitung und Frequenz besagter Böen sind
wahrscheinlich aber nicht überbordend ausgeprägt, so dass über eine mögliche
Warnung in der Frühkonferenz entschieden werden sollte.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 13 bis 19°C, im Westen wird mit
Sonnenunterstützung stellenweise auch mal die 20°C-Marke erreicht bzw. knapp
überschritten.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der Höhenrücken noch etwas weiter nach
Osten aus. Entsprechend verlagert sich auch das Bodenhoch ostwärts, was den
Zwischenhocheinfluss bei uns verstärkt. Absinken sorgt für weitere
Wolkenauflockerungen respektive gesamttroposphärisches Abtrocknen der Luftmasse.
Letzte Regenfälle im äußersten Osten sowie am (östlichen) Alpenrand werden immer
schwächer bzw. hören ganz auf. Örtlich bildet sich Nebel, eine überregionale
Nebellage zeichnet sich aber nicht ab.

Donnerstag ... steht voll und ganz im Zeichen leichten Hochdruckeinfluss´. Zwar
ist der Absolutluftdruck mit - reduziert - nicht mal 1020 hPa alles andere als
üppig, der überlagerte Rücken entpuppt sich aber als robust genug, etwaige
zyklonale Störenfriede von der deutschen Bühne fernzuhalten. Die eingeflossene
mäßig warme Luftmasse (T850 3 bis 7°C) ist stabil und relativ trocken, was einen
vielfach sonnigen oder heiteren Donnerstag zur Folge hat. Daran ändert auch die
Tatsache nicht viel, dass sich unterhalb einer zwischen 800 und 700 hPa
befindlichen Absinkinversion einige Quellungen bilden, die zumindest zeit- und
gebietsweise auch mal einen wolkigen Wettercharakter hervorrufen. Für Schauer
dürfte es aber kaum reichen, da es an der Wolkenobergrenze zu warm ist (minimal
-5°C). Abgesehen von höheren Lagen sowie Küstenabschnitten mit auflandigem Wind
(vor allem Nordfriesland und Teile der vorpommerschen Ostseeküste) steigt die
Temperatur auf 17 bis 21°C in der Ost- und 19 bis 23°C in der Westhälfte, wobei
die höchsten Werte im Rheintal zu erwarten sind.

In der Nacht zum Freitag ändert sich wenig bis nix an der Wetterlage. Meist wird
es gering bewölkt oder klar, vereinzelt bildet sich Nebel. Im Süden und in den
Mittelgebirgen sowie in der Lausitz geht die Lufttemperatur so weit zurück, dass
lokal leichter Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen ist.

Freitag ... wandert der Höhenrücken ein kleines Stück nach Osten, was uns auf
die gradientschwache Vorderseite eines positiv geneigten Troges bringt. Dieser
stellt den südwestlichen Fortsatz eines ausgeprägten Höhentiefs da, das gestern
von den 00-UTC-Läufen von ICON und IFS noch über der Nordsee simuliert wurde,
nun aber nach Südnorwegen "gepackt" wird, von wo aus es langsam gen Schweden
zieht. Korrespondierend zum Höhentief findet man über Südskandinavien ein
flaches Bodentief, von dem aus sich ein Trog bis nach Norddeutschland erstreckt
(12 UTC). Er kommt von der Nordsee und schwenkt mit gemächlichem Tempo
ost-südoswärts. Zwar strömt rückseitig von der Nordsee pseudopotenziell etwas
kältere Luft in den Nordwesten ein, der Rückgang ist aber weniger fühlbar (T850
bleibt gleich) als latent (zurückgehende Feuchtigkeit) bedingt, so dass in den
Vorhersagekarten - bisher zumindest - auf die Einführung einer vom Druckfeld
sich durchaus anbietenden Kaltfront verzichtet wurde.
Wie auch immer, auf der Südflanke des Bodentroges kommt es zu einer
Feuchteakkumulation, die sich in einem von Westdeutschland über Teile
Niedersachsens bis in den Osten reichenden Streifen mit PPWs von 20 bis 24 mm
und einer spez. Feuchte von 8-9 g/kg widerspiegelt. In Verbindung mit einer
leichten Labilisierung der Luftmasse werden wenige hundert J/kg CAPE generiert,
die im genannten Areal für Schauer und einzelne Gewitter gut sind.
Abgesetzt von diesem Streifen passiert nicht viel, häufig scheint die Sonne.
Temperaturmäßig geht es hoch auf 18 bis 24°C, im äußersten Nordwesten etwas
darunter.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die grobe Linie steht, die Wetterberuhigung kommt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann