DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-03-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.03.2019 um 10.30 UTC



Zunächst meist freundliches und sehr mildes Frühlingswetter. Ab Samstag wieder
etwas kälter aber nur wenig Niederschlag.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.03.2019


zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am kommenden Donnerstag,
liegt Deutschland im Einflussbereich eines kräftigen Rückens, der sich vom
Ostatlantik über Frankreich und die Britischen Inseln hinweg bis in den Westen
Polens erstreckt. Über dem westlichen Mittelmeer hat sich Abschnürungsprozess
des Langwellentroges über Osteuropa vollzogen, sodass sich über dem westlichen
Mittelmeer sowie Nordafrika ein Cut-Off Höhentief bildet, dessen Kern an der
Küste Algeriens liegt. Am Boden korreliert der Höhenrücken mit einer
Bodenhochdruckzone, die sich vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer erstreckt mit
einem Zentrum an der Westküste Frankreichs und einem über Westdeutschland. In
der 850-hPa Druckfläche wird etwas mildere Luft herantransportiert, die in
unserem Raum bei etwa 5 Grad pendelt. Der äußerste Norden Deutschlands kann noch
von durchschwenkenden Tiefausläufern in Form von Wolkenfeldern und leichten
Niederschlägen erfasst werden, nach Süden zu ist es dagegen trocken und
weitgehend sonnig.

Auch am Freitag ändert sich an dieser Konstellation nichts. Hochdruckeinfluss
verbunden mit einer milden Luftmasse bestimmt das Wettergeschehen.

Am Samstag schwächelt der Rücken auf seiner Nord- bzw. Nordostflanke. Während er
seinen Einflussbereich über nahezu das gesamte Südwesteuropa ausdehnen kann,
können ausgehend von einem Höhentief über dem Nordmeer kurzwellige Anteile mit
einer westlichen Höhenströmung auch über Deutschland hinwegschwenken. Das
Bodenhoch zieht sich entsprechend der Höhenprozesse ebenfalls aus Mitteleuropa
zurück und ist mit Zentrum auf dem Ostatlantik zu finden. Der Kurzwellentrog
korreliert am Boden mit einem Frontensystem, das Deutschland südostwärts
überquert. Rückseitig der Kaltfront wird demnach Polarluft nach Deutschland
geführt, die den Norden und besonders den Nordosten flutet. Die Temperaturen in
der 850 hPa Fläche liegen zwischen +5 am Alpenrand und -4 Grad im Norden.

Am Sonntag bleibt das Hochdruckzentrum noch über dem Ostatlantik liegen, und die
Polarluft erreicht mit Werten um 0 Grad in 850-hPa auch den Südwesten. Zum
Montag verlagert sich das Hoch wieder ostwärts Richtung Frankreich, so dass die
Polarluft wieder nach Nordosten zurückgedrängt wird. Die Spanne reicht dann von
-2 Grad an der Ostssee und +5 Grad am Rhein. Insgesamt stellt sich als
Großwetterklassifikation eine antizyklonal geprägte Nordwestlage ein. Vor allem
nach Norden zu muss daher mit leichten Schauen gerechnet werden. Im Südwesten
dominiert eher der antizyklonale Einfluss.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZ ist als hoch einzuschätzen, denn die
vorangegangenen Läufe haben die Umstellung von Hochdruckbrücke Mitteleuropa (BM)
auf eine antizyklonal geprägte Nordwestlage (NWa) mit Kaltfrontpassage zum
kommenden Wochenende bereits mit den gestrigen Läufen des operationellen EZ auf
der Agenda.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle wie ICON, GFS, GEM und UKMO zeigen bis
einschließlich Freitag im Wesentlichen ähnliche Strukturen wie das EZ auf. Alle
simulieren zunächst eine Langestreckte Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. Diese
hält sich bei GFS, GEM und UKMO länger als bei EZ und ICON, aber letztlich
schwenken alle Modelle dann mehr oder weniger auf die Wetterlage Nordwest
antizyklonal bzw. Hoch Britische Inseln um.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Auswertung der Rauchfahnen verschiedener Städte zeigt, dass abgesehen von
einzelnen Ausreißern die Mehrheit der Member bis Freitag einen ähnlichen
Temperatur- und Geopotentialverlauf aufweist. Entsprechend kann von einer recht
hohen Vorhersagegüte ausgegangen werden, wobei die Unsicherheiten im Norden
etwas größer ausfallen als nach Süden zu. Ab Samstag nimmt der Spread der 850
hPa Temperatur, sowie auch vom 500 hPa Geopotentials signifikant zu. Alle
Modellläufe simulieren zwar einen Übergang zu tieferem Geopotential mit
gleichzeitigem Temperaturrückgang, was wiederum zu den Interpretationen passt,
wo Deutschland auf die Vorderseite des Hochs in eine nordwestliche Strömung
gelangt. Abweichungen zwischen den Membern bestehen vor allem beim Timing.
Insgesamt gibt es eine Variabilität von bis zu zwei Tagen von Freitag bis
Sonntag. Ab Montag erfolgt wieder ein allmählicher Anstieg beim Gepotential und
Temperatur verbunden allerdings mit einem noch weiter ansteigenden Spread.

Die Clusteranalyse beschreibt die Variabilität der Geopotential- und
Luftdruckmuster im Zeitraum +72 bis +96h mit fünf Cluster. Während die Cluster
1, 3, 4 und 5 im gesamten Zeitraum ein Blocking zeigen, entsprechen die
Strukturen der Clusters 2 eher einer positiven NAO. Die großskaligen
Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden allerdings von allen
Interpretationen vergleichbar dargestellt. Der Cluster 2 beschreiben dabei eine
besonders stark ausgeprägte zonale Strömung, die im Verlauf vom Atlantik teils
bis nach Mitteleuropa reicht. Die Unterschiede zwischen den Clustern 1, 3 4 und
5 beziehen sich überwiegend auf die Lage und die Ausprägung des Troges über
Osteuropa bzw. des Cut-Offs über dem westlichen Mittelmeer.

In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h repräsentieren
fünf Cluster die Abweichungen der Member bei der Geopotential- und
Luftdruckverteilung. Die überwiegende Mehrheit der ENS-Lösungen (33 Member der
Cluster 1-3) präferiert mit hohem Geopotential über den Britischen Inseln eine
Nordwestlage, bei der kalte Polarluft über Osteuropa weit nach Süden vordringen
würde. In Cluster 5, mit 7 Membern besetzt, zonalisiert die Strömung wieder. In
Cluster 4 würde uns erneut ein kräftiges Frühlingshoch in Haus stehen, diese
Variante wird immerhin von 9 Membern gestützt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vom EFI werden bezüglich der Modellklimatologie keine warnwürdigen
Witterungsbedingungen erwartet. Geringe Hinweise für markante Böen gibt es im
Küsten Umfeld von Nord- und Ostsee durch das C-Leps am Freitag und Samstag, und
vom EZ-EPS am Samstag mit Werten zwischen 10 und 20%. Am Sonntag werden vom
EZ-EPS im gesamten Norden und Osten geringe Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 10%
für Böen der Stärke 8 bis 9 gezeigt. Am Sonntag gibt es zudem am Alpenrand ein
Signal für Schneefall, der im Stau auch markant ausfallen könnte. Gestützt wird
dies auch vom EZ-EPS mit geringen Wahrscheinlichkeiten von etwa 10%.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZ-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer