DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-02-2019 09:30
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.02.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang auf NWz
In der Mitte und im Süden im Tagesverlauf stürmische Böen und einzelne
Sturmböen, auf exponierten Bergen schwere Sturmböen und Orkanböen.
Am Montag vor allem im Norden und Osten einzelne stürmische Böen, auf den Bergen
Sturmböen und schwere Sturmböen.
Heute Abend in den westlichen Mittelgebirgen oberhalb 600 m, ab der Nacht auch
im übrigen Bergland oberhalb 400 bis 600 m Schneefall. In Staulagen über 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden, in den Alpen bis Dienstag 40 bis 60 cm
Neuschnee. In Lagen oberhalb 600 m Schneeverwehungen, die oberhalb 800 m auch
unwetterartig sein können.
Heute in Staulagen der westlichen Mittelgebirge Dauerregen, in den zentralen
Mittelgebirgen Tauwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein Sturmtief zieht heute vom Ärmelkanal über den äußersten
Nordwesten Deutschlands hinweg nach Nordosten und erreicht zum Tagesende die
Südostspitze Schwedens. Auf seiner Vorderseite sorgt zunächst Warmluftadvektion
für kräftige Hebung und somit auch für länger andauernde Regenfälle. Mittags
erreicht die Kaltfront des Tiefs den Westen Deutschlands und überquert uns bis
zum Abend ostwärts. Die ´herumgeholte Okklusion´ des Tiefs folgt am späteren
Abend in Form eines Bodentroges von Nordwestdeutschland her nach. Dabei strömt
zunächst erwärmte Polarluft nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen nur leicht
im negativen Bereich, ehe nachts die Temperatur in diesem Niveau auf -6 Grad im
Süden und -3 Grad im Norden absinkt. Die Tiefentwicklung wird durch einen
Höhentrog getriggert, dessen Achse abends den Westen erreicht und nachts weiter
ostwärts zieht. Dabei sinkt zunächst im Westen, im Laufe der Nacht auch im Osten
die Temperatur in 500 hPa knapp unter -30 Grad. Entsprechend sind vor allem
gegen Abend im Westen und Südwesten mit der Labilisierung einzelne Gewitter
möglich, die man auch an der Kaltfront nicht ganz ausschließen kann. Bereits im
Warmsektor, aber vor allem an der Kaltfront und mit dem nachfolgenden Bodentrog
geht eine Sturmentwicklung einher, in deren Verlauf in der Mitte und im Süden
verbreitet mit stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen gerechnet werden muss.
Bei Entwicklung von Gewittern sind durchaus schwere Sturmböen denkbar, da in 850
hPa 50 kt und mehr simuliert werden. Die EPS Ergebnisse von ComoDe deuten
allerdings die Gefahr von Böen Bft 10 lediglich im Bodenseegebiet und im
Alpenvorland an sowie im höheren Bergland an. ICON simuliert im Süden meist nur
stürmische Böen und nur vereinzelt Böen Bft 9, EZMW zeigt etwas verbreiteter die
Sturmböen. Im Gegensatz zu den gestrigen Modellergebnissen werden nun auch im
Norden nach Durchgang des Tiefs 7er und einzelne 8er Böen berechnet, was aber
nur ein kurzes Ereignis ist.
Auf exponierten Bergen sind schwere Sturmböen oder gar Orkanböen zu erwarten.
Die Schneefallgrenze sinkt gegen Abend zunächst im Westen, später auch im Osten
auf 600 bis 700 m. In der Nacht ist mit einem weiteren Absinken der
Schneefallgrenze zu rechnen auf etwa 400 m. Dabei fallen meist 2 bis 5 cm
Neuschnee und in Staulagen 5 bis 10 cm Neuschnee innerhalb von 6 Stunden. In der
Eifel hat die deutsche Modellkette gar über 10 cm im Programm (1. Nachthälfte,
s. unten). Prädestiniert für markanten Neuschnee sind zunächst vor allem das
Rothaargebirge sowie die Eifel und in der 2. Nachthälfte der Schwarzwald, die
Alb und die Staulagen der östlichen Mittelgebirge.
Der Wind schwächt sich in der Nacht nur langsam ab und im Osten sind bis zum
Morgen noch stürmische Böen möglich. Auf den Bergen kann es weiter Sturmböen bis
Bft 10 und exponiert auch 11er Böen geben.
Damit wird auch das Thema Schneeverwehungen virulent. Verbreitet muss in Lagen
oberhalb von 600 bis 700 m damit gerechnet werden und oberhalb von 800 m sind
gar unwetterartige Bedingungen möglich.


Montag... verlagert sich der Trog über Mitteleuropa hinweg ostwärts und weitet
sich dabei nach Süden aus. Stromaufwärts wölbt sich ein breiter Höhenkeil auf,
der sich von der Iberischen Halbinsel bis nach Ostgrönland erstreckt. Das
korrespondierende Bodenhoch weitet sich von der Biskaya nach Westfrankreich aus
und schiebt sich mit einem Keil bis Großbritannien vor. Zwischen diesem Keil und
dem o. g. Trog ergibt sich eine steile nordwestliche bis nördliche Strömung, mit
der über die Nordsee hinweg leicht erwärmte Polarluft in das Vorhersagegebiet
gelangt. Da Deutschland zunächst noch im Bereich des nach Osten abziehenden
Troges verbleibt, ist eine rege Schauertätigkeit zu erwarten. Mit dem
zunehmenden antizyklonalen Einfluss beschränken sich die Schauer zusehends auf
die Nordseiten der östlichen und süddeutschen Mittelgebirge sowie auf den
Alpenrand. Im Schwarzwald können in Staulagen erneut um 10 cm, im Allgäu und an
den Alpen um 15 cm Neuschnee hinzukommen, ansonsten sollte es an den Nordseiten
der Mittelgebirge nur für bis zu 5 cm Neuschnee innerhalb von 6 Stunden reichen.
Die Schneefallgrenze dürfte dann deutschlandweit bei etwa 400 m liegen. Im
Norden und Westen und dort vor allem an den Leeseiten der Gebirge sind dann
vermehrt Auflockerungen zu erwarten; bedingt durch Skandinavienföhn kann es ganz
im Norden auch längere sonnige Abschnitte geben.
Der Wind wird nur allmählich schwächer. Bis weit in den Tag hinein sind im
Norden und Osten sowie in Teilen der Mitte Wind- und in freien Lagen stürmische
Böen zu erwarten. Im höheren Bergland und an einigen Küstenabschnitten gibt es
Sturmböen, auf exponierten Berggipfeln schwere Sturmböen. Hierdurch ist im
Bergland die Gefahr von Verwehungen gegeben. Erst zum Abend hin flaut der Wind
soweit ab, so dass dann warnrelevante Böen auf höhere Berglagen und die Küste
beschränkt sind.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 3 und 8 Grad wird es nicht mehr so mild wie
bisher. Oberhalb von 700 m stellt sich leichter Dauerfrost ein.
In der Nacht zum Dienstag rückt der Höhenkeil etwas nach Osten vor, wodurch die
nördliche Strömung antizyklonal deformiert wird. Hierdurch kräftigt sich der von
dem Hoch über Frankreich ausgehende Keil, der in den Südwesten von Deutschland
vorstößt. Mit der zunehmenden Antizyklonalität sollte die Schauertätigkeit
nachlassen. Eine Ausnahme stellt aber noch der östliche Mittelgebirgsraum und
der Alpenrand dar. An den Alpen können noch einmal um 10 cm Neuschnee
hinzukommen, ansonsten sind in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge mehr
als 5 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden nicht sehr wahrscheinlich.
Mit dem weiter vorrückenden Keil beginnt von Westen und Südwesten her der
Gradient abzuflachen. Warnrelevante Böen sollten daher auf die Küste und höhere
Berglagen beschränkt bleiben. In den Hochlagen besteht anfangs noch die Gefahr
von Verwehungen. Vor allem im Süden, wo die Luftmasse zusehends zur Ruhe kommt
sowie im Bergland ist leichter Luftfrost zu erwarten. Im Norden und Westen
besteht aber ebenfalls durch Bodenfrost Glättegefahr.

Dienstag... schiebt sich der Höhenrücken nach Mitteleuropa vor.
Warmluftadvektion, die relativ weit nördlich ansetzt, bewirkt eine Ausweitung
dieses Rückens nach Skandinavien. An dessen Vorderseite bleibt aber die steile
nordwestliche Strömung noch bestehen. In abgeschwächter Form greift dabei
Warmluftadvektion auch auf den Norden und Osten Deutschlands über, was dort
mehrschichtige Bewölkung aufziehen lässt, wodurch in den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen weitere leichte Schneefälle auftreten können.
Allerdings kommen nur noch wenige Zentimeter Neuschnee zusammen.
Im Westen und Südwesten sorgt Absinken im Bereich des korrespondierenden
Bodenhochs zusehends für Auflockerungen. Aber auch ganz im Nordosten macht sich
leichter Skandinavienföhn mit größeren Wolkenlücken bemerkbar.
Abgesehen vom Osten, von einigen Küstenabschnitten und von höheren Berglagen vor
allem der östlichen Mittelgebirge sollte der Wind keine Warnschwellen mehr
erreichen. Auf exponierten Berggipfeln können in den östlichen Mittelgebirgen
stürmische Böen auftreten. Die Temperaturen ändern sich gegenüber Montag kaum.


Modellvergleich und -einschätzung
Die oben beschriebene Entwicklung wird von den externen Modellen gestützt und es
lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten.

Was den Neuschnee angeht so fällt auf, dass bei CosmoD2-EPS in der Eifel
lediglich im grenznahen Bereichen die Wahrscheinlichkeit für Neuschnee über 10
cm (Unwetter) erhöht ist. Nach ComoLEPS ist der Schneeschwerpunkt im
Rothaargebirge und nicht in der Eifel. Unwettergefahr besteht danach in der
Eifel nicht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden