DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-01-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.01.2019 um 10.30 UTC



Allmählicher Übergang zu leicht winterlichem Wetter, ab Wochenmitte in Teilen
Süd- und Mitteldeutschlands auch tagsüber frostig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.01.2019


Am Montag gelangt Deutschland in den Bereich eines Keils. Dieser ist eingelagert
in eine nordwestliche Strömung und wird mit dieser unter Verkürzung der
Wellenlänge südostwärts gesteuert. Durch diesen Keil wird in Bodennähe ein
Zwischenhochkeil gestützt, in dessen Bereich die Niederschläge, abgesehen vom
östlichen Mittelgebirgsraum und vom Südosten Deutschlands, weitgehend
nachlassen. Der nachfolgende Trog erreicht bereits die Nordsee. Das diesem Trog
vorgelagerte Frontensystem greift in der Nacht zum Dienstag rasch auf
Deutschland über und kommt dann bereits bis in den Osten und Süden voran. Schnee
fällt dabei nur in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge. Dabei frischt
der Wind auf und erreicht an der See sowie auf höheren Berggipfeln in Böen
Sturmstärke.
Am Dienstag weitet sich der o.g. Trog über Deutschland nach Süden aus, das darin
eingelagerte kräftige Bodentief gelangt in den Kattegat. An dessen Südflanke
sind von Nordwesten bis in die Mitte ausgreifend in freien Lagen stürmische Böen
zu erwarten. An der See und im Bergland treten Sturmböen, auf Nordseeinseln
sowie höheren Berggipfeln schwere Sturmböen auf. Dabei kommt es zu
schauerartigen Niederschlägen, die oberhalb von 600 m in Schnee übergehen. In
der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Tief nur wenig südostwärts, so dass
sich an der Windlage und auch bzgl. der Niederschläge nicht allzu viel ändert.
Dabei dürfte die Schneefallgrenze bis in Lagen um 400 m absinken. Wahrscheinlich
bleibt es nur im Nordosten vergleichsweise windschwach.
Im Laufe des Mittwochs verlagert sich das Tief, das mittlerweile eine senkrechte
Achse aufweist, unter beginnender Auffüllung nach Südwestpolen. Sturmböen sind
dann wahrscheinlich auf einige Küstenabschnitte an der Nordsee sowie auf höhere
Berggipfel beschränkt. Mit der auf nördliche Richtungen drehenden Strömung
stellt sich eine ausgewachsene Staulage mit teils ergiebigen Schneefällen an den
Nordseiten der Gebirge sowie der Alpen ein. Die Schneefallgrenze dürfte bei etwa
400 m liegen. Zudem drohen Verwehungen, die durchaus Unwettercharakter annehmen
können. In der Nacht zum Donnerstag schiebt sich, ausgehend von einem Hoch über
den Britischen Inseln, ein Keil nach Südskandinavien. In dessen Randbereich
können im Nordwesten und Westen die Wolken auflockern. Ansonsten dauern die
Schneefälle an den Nordseiten der Gebirge an, wobei die Schneefallgrenze eher
noch etwas absinkt.
Am Donnerstag sorgt der auf den Norden und Nordwesten übergreifende Keil für
eine Wetterberuhigung. Aber auch in den anderen Gebieten fächert der Gradient
zusehends auf. Während an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge die
Schneefälle allmählich schwächer werden, schneit es an den Alpen unvermindert
weiter. In weiten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands dürfte sich dann auch
tagsüber leichter Frost einstellen.
In der Nacht zum Freitag läuft in die Flanke des Keils ein schwaches
Frontensystem herein, wodurch in Nordseenähe Niederschläge aufkommen können.
Deren Phase ist noch unsicher, aber gefrierender Regen oder Sprühregen mit
entsprechender Glättebildung kann nicht ausgeschlossen werden. Diese greifen im
Laufe des Freitags wahrscheinlich auf den Nordwesten und Westen Deutschlands
über. Allerdings ist die Phase der Niederschläge noch unsicher. Mit gefrierendem
Niederschlag muss jedoch weiterhin gerechnet werden. In diesen Gebieten kommt
zwar eine leichte Gradientzunahme in Gang. Eine hinreichende Durchmischung bzw.
ein Luftmassenwechsel sind jedoch unwahrscheinlich.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift auf Mitteleuropa ein
Höhenkeil über, der den Gradienten auch beim Bodendruckfeld bereits wieder
auffächern lässt. Über dem Süden hält sich zunächst noch eine schwache
Hochbrücke. Dennoch können geringe Niederschläge (mit unsicherer Phase) auch auf
die Gebiete südlich der Mittelgebirge übergreifen. Am Montag erreicht der
nachfolgende Trog Westeuropa und weitet sich dort nach Süden aus. Vorderseitig
stellt sich über Mitteleuropa eine südliche Strömung ein, sehr wahrscheinlich,
ohne dass ein Luftmassenwechsel abzusehen ist. Diese Entwicklung ist jedoch noch
sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellläufen relativ konsistent. Das Frontensystem, das in der Nacht
zum Freitag mit Niederschlägen auf die nordseenahen Gebiete übergreifen soll,
wird nach dem aktuellen Lauf etwas rascher als vom gestrigen 12 UTC-Lauf
simuliert. Der 00 UTC-Lauf des Vortages ist hingegen dem aktuellen Modelllauf
ähnlich. Analog hierzu war der im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
auf Westeuropa übergreifende Trog bereits beim 00 UTC-Lauf des Vortages
vorhanden, wogegen der 12 UTC-Lauf anstelle dieses Troges einen flachen Rücken
zeigte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten.
Am Freitag greift das Frontensystem nach ICON rascher auf den Nordwesten und
Norden Deutschlands über als nach EZMW. Der deutlich kräftigere Gradient würde
nach ICON zu einer hinreichenden Durchmischung sowie zu einem Luftmassenwechsel
führen. Nach GFS geht dieser Prozess deutlich langsamer vonstatten und wird
sogar gegenüber EZMW noch verzögert. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
ist eher mit ICON vergleichbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt keines der verfügbaren
Modelle einen derartig ausgeprägten Trog über Westeuropa wie EZMW. GFS zeigt
eine zyklonale, das kanadische Modell eine eher antizyklonal geprägte west bis
nordwestliche Strömung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei in der zweiten
Wochenhälfte der kommenden Woche der Spread deutlich zunimmt. Dabei wird eine
Blockierung über Skandinavien und dem Nordmeer favorisiert. Hinsichtlich der ab
Freitag von Nordwesten her übergreifenden Niederschläge bestehen noch größere
Unsicherheiten.
Das EPS des EZMW lässt diese Blockierung deutlich weiter westlich ansetzen und
signalisiert diese eher über dem zentralen und zum Teil sogar über dem
westlichen Nordatlantik, so dass sich über Europa eher eine Troglage ergibt. Mit
geringer Wahrscheinlichkeit (beim mit 5 Membern am schwächsten besetzen Cluster)
kann dieser Trog austropfen, wodurch sich eine Blockierungslage über Westeuropa
und dem nahen Ostatlantik entwickeln könnte. Das wahrscheinlichste Szenario ist
demnach eine Troglage, wobei der Trog ggf. etwas weiter östlich liegen kann.
Dies hätte einen eher winterlichen Wettercharakter zur Folge, wobei es in
tieferen Lagen eher nasskalt bleibt. Ob sich, wie vom deterministischen Lauf
prognostiziert, eine trogvorderseitige Lage einstellt, ist nur wenig
wahrscheinlich. Unsicher ist auch, inwieweit frontale Prozesse im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum das Wettergeschehen beeinflussen. Im Süden
ist hierdurch ein Luftmassenwechsel am wenigsten wahrscheinlich. Dort ist die
Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sich tagsüber bis in tiefere Lagen leichter
Dauerfrost einstellt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag kommt es an den Alpen und dort vor allem nach Osten hin noch zu teils
kräftigen Schneefällen. Während an den Alpen zum bereits gefallenen Schnee noch
weitere 10 bis 20 cm innerhalb von 12 Stunden hinzukommen können, sind am
Nordrand des Erzgebirges mehr als 10 cm Neuschneezuwachs eher unwahrscheinlich.
In der Nacht zum Dienstag frischt der Wind auf. Zunächst sind an der Nordsee und
im höheren Bergland Sturmböen zu erwarten, am Dienstag treten dann auch im
nordwestlichen Binnenland und in Teilen der Mitte stürmische Böen bis Bft 8 auf.
An der Nordsee sowie auf höheren Berggipfeln muss dann mit schweren Sturmböen
bis Bft 10 gerechnet werden, orkanartige Böen können nicht ausgeschlossen
werden. Vergleichsweise windschwach bleibt es dagegen im Nordosten.
Am Dienstag gibt es bis ins Binnenland Nordwestdeutschlands und auf Teile der
Mitte übergreifend in freien Lagen wahrscheinlich stürmische Böen, an der
Nordsee sowie auf höheren Berggipfeln muss mit Sturm- und schweren Sturmböen bis
Bft 10 gerechnet werden, exponiert sind orkanartige Böen nicht auszuschließen.
Die Schneefallgrenze bei etwa 800 m, oberhalb davon fallen 10 bis 20 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden.
Am Mittwoch und Donnerstag gibt es weitere, teils kräftige Schneefälle, in
Staulagen kommen jeweils 10 bis 15, an den Alpen auch mehr als 20 cm Schnee
innerhalb von 12 Stunden hinzu. Die Schneefallgrenze sinkt dabei bis auf Lagen
zwischen 200 und 400 m ab. Außerdem drohen bis in den Mittwoch hinein in freien
Lagen Verwehungen, hierdurch besteht zumindest an den Alpen Unwettergefahr.
Am Mittwoch gibt es im Bergland und an der Küste Böen bis Sturmstärke, am
Donnerstag wird der Wind wahrscheinlich abflauen.
Ab Donnerstag stellt sich in weiten Teilen Süddeutschlands sowie in einigen
Regionen der Mitte auch tagsüber leichter Dauerfrost ein. In den Nächten stellt
sich bei Aufklaren über Schnee sehr wahrscheinlich strenger Frost unter -10 Grad
ein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS, weniger der deterministische Lauf
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann