DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.12.2018 um 10.30 UTC



Zunehmend antizyklonal geprägte Großwetterlage. Im Südwesten oft neblig-trübe
Inversionswetterlage, nach Nordosten häufig schwache Störungen. An Heiligabend
am Alpenrand markante Schneefälle nicht ausgeschlossen. Im Anschluss keine
markanten Wettergefahren mehr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.12.2018


Am Montag ... liegt ein breiter Trog über Osteuropa. Demgegenüber steht ein
stark amplifizierter Höhenkeil, dessen Achse von der Iberischen Halbinsel bis
nach Island reicht. Deutschland befindet sich entsprechend in einer
nordwestlichen Höhenströmung, wobei ein Kurzwellentrog rückseitig des
Haupttroges gerade den Alpenrand erreicht hat.

Das Bodentief liegt weit östlich über Westrussland. Die dazu gehörende Kaltfront
hängt noch am Alpenrand fest. Ein weiteres Vorankommen wird durch ein westlich
des Höhenkeils liegendes neues Bodentief ausgebremst. Rückseitig der Kaltfront
verstärkt sich ausgehend von Frankreich der Hochdruckeinfluss über Deutschland.


Die nördliche Höhenströmung sorgt für die Zufuhr höhenkalter Luft polaren
Ursprungs, wobei die -5 Grad in 850 hPa nur im äußersten Osten unterschritten
wird. Insgesamt ist die einfließende Luftmasse relativ trocken, sodass Schauer
nur schwach ausfallen und vornehmlich auf das Mittelgebirgsumfeld beschränkt
bleiben sollten.

Anders schaut es am Alpenrand aus, wo staubedingt noch längere Zeit Niederschlag
fällt, der erst in der Nacht auf Dienstag deutlich nachlässt. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze rasch auf 600 bis 800 m. Am Alpenrand sind damit in höheren
Lagen auch markante Neuschneemengen denkbar. Bei Aufklaren ist in der Südhälfte
leichter Nachtfrost zu erwarten.

Am Dienstag ... verbleibt Deutschland in einer nordwestlichen Höhenströmung,
wobei der Höhenkeil sich ganz allmählich annähert. Damit verstärkt sich auch der
Hochdruckeinfluss am Boden. Im Südwesten steigt der Luftdruck bereits auf über
1032 hPa.

Am Ostrand des Hochdruckgebietes lässt sich in den Advektionsfeldern ein in die
nördliche Höhenströmung eingelagertes Gebiet mit kräftiger Warmluftadvektion
finden. Das Resultat sind Aufgleitniederschläge in den östlichen Landesteilen,
die aufgrund der steigenden 850 hPa Temperatur in tiefen Lagen als Regen fallen,
im höheren Mittelgebirgslagen der östlichen Mittelgebirge aber durchaus ein
wenig Neuschnee bringen können.

Im Rest des Landes schaut es sehr nach einer Inversionslage aus, sodass Sonne am
ehesten im Bergland zu erwarten ist, während es sonst oft neblig trüb ist. In
der Nacht auf Mittwoch ist in der Südhälfte leichter, in den Mittelgebirgen auch
mäßiger Nachtfrost zu erwarten.

Am Mittwoch gelangt der Vorhersageraum immer stärker in den Einflussbereich des
Höhenrückens über Westeuropa, der zunehmend breiter konturiert ist. Das
korrespondierende Bodenhoch hat mittlerweile große Teile von West- und
Zentraleuropa im Griff.

Bei weiter steigenden Werten in 850 hPa ist vor allem in den östlichen
Landesteilen WLA aktiv, die im Osten und Norden für weitere
Aufgleitniederschläge sorgt. In der Südwesthälfte verstärkt sich die Inversion.
Während die 850 hPa Temperatur auf 0 bis +5 Grad ansteigt, sinken die
Höchstwerte im Vergleich zum Vortag weiter ab (unterer einstelliger Bereich).
Neblig-trübes Wetter in den Tälern und Sonne auf den Bergen ist häufig die
Folge.

Am Donnerstag und Freitag bleibt hoher Luftdruck dominant. Am Nordostrand können
aber immer wieder kleinere Störungen ablaufen. Dies können im Norden und Osten
hin und wieder für geringe Niederschläge sorgen. Sonst ist es oft trocken, aber
im Tiefland häufig auch neblig-trüb. Die Höchstwerte bleiben in der Nordhälfte
oft über 5 Grad und nachts bleibt es frostfrei, in der Südhälfte liegen die
Maxima hingegen meist unter 5 Grad mit Nachtfrösten.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich nach eine Störung am Samstag, eine
erneute Verstärkung des Hochdruckeinfluss am Boden und in der Höhe an. Derzeit
deuten also die Anzeichen verstärkt in Richtung eines antizyklonal geprägten
Jahreswechsels. __________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die mittelfristige Entwicklung wird von den verschiedenen EZMWF-Modellläufen
prinzipiell ähnlich vorhergesagt. Unterschiede ergeben sich aber im Detail. So
wird der Kurzwellentrog am Heiligabend deutlich rascher südwärts vorankommend
vorhergesagt, als noch im gestrigen 00 UTC Lauf.

Unsicherheiten gibt es nachfolgend bei dem Warmluftadvektionsfeld und die
Aufgleitniederschläge am 1ten und 2ten Weihnachtsfeiertag. Im gestrigen 00 UTC
Lauf sollten diese noch deutlich weiter westwärts ausgreifen, im 12 UTC Lauf
wäre nur der äußerste Osten betroffen. Der jüngste Modelllauf stellt da eine
Mittellösung dar. Gekoppelt ist die Frage an die genaue Lage der über Westeuropa
befindlichen Keilachse.

Diese Frage begleitet dann auch die weitere Entwicklung der Mittelfrist. Je
nachdem wo die Keilachse liegt, werden eben mehr oder weniger große Gebiete von
Störungen am Nordostrand betroffen. Im gestrigen 00 UTC Lauf, war der Höhenkeil
noch deutlich stabiler vorhergesagt, während mit den jüngsten Läufen die
Anfälligkeit für Störungen zugenommen hat.

Die erneut Verstärkung der Antizyklonalität zum Ende der Mittelfrist wird
allerdings dann wieder einheitlich gebracht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Gleich zu Beginn der Mittelfrist ergeben sich Unterschiede in der Vorhersage.
Während ICON an Heiligabend dem ECMWF sehr ähnlich sieht, gibt es beim GFS im 00
UTC Lauf doch erhebliche Unterschiede. Die Amerikaner zeigen ein Wellentief über
den Westen Deutschland, das ein Vorankommen der Front zu den Alpen unterbindet.
Damit können auch die polaren Luftmassen nicht nach Süden vorankommen und die
Schneefallgrenze bleibt hoch.
Beim Blick auch auf andere Globalmodelle, erscheint GFS als klare
Außenseiterlösung.

Zu den Weihnachtsfeiertagen berechnet ICON im Vergleich zum ECMWF einen deutlich
stärker amplifizierten Keil bei den Britischen Inseln, damit käme auch stromab
die Strömung über Deutschland stärker aus nördlicher Richtung. Als Folge würden
Feuchtfelder der von Nord nach Süd ablaufenden Störung auch weiter nach Westen
ausgreifen. Dem GFS folgend wird die Keilachse weiter östlich prognostiziert,
sodass das Bodenhochzentrum über der Mitte des Landes vorhergesagt wird.

Im weiteren Verlauf zeigt sich bei den verschiedenen Globalmodellen Einigkeit
darüber, dass die Antizyklonalität dominiert. Gleichwohl wird in allen Modellen
eine gewisse Anfälligkeit für kleinere Störungen vorhergesagt. Wo, wann und in
welcher Intensität diese auftreten ist aber noch mit größerer Unsicherheit
behaftet. So zeigt GFS beispielsweise zum Ende der Woche einen (schwachen)
Kaltlufttropfen direkt über Deutschland. Das Temperaturniveau bleibt in allen
Modellen (höhen)mild.

In der erweiterten Mittelfrist gibt es auch von GFS dann das Signal für eine
deutliche Verstärkung der Antizyklonalität.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMWF demonstrieren im Mittelfristbereich eine ziemlich gute
Einigkeit, sowohl für die Temperatur in 850 hPa, als auch für das Geopotential.
Haupt- und Kontrolllauf bewegen sich eng beieinander und verlaufen im Bereich
des Medians des Ensembles. Dabei ist die Streubreite verhältnismäßig gering.
Erst zum letzten Wochenende des Jahres zeigt sich noch eine größere
Schwankungsbreite. Der Median zeigt aber eine Fortdauer bzw. eine Verstärkung
der Antizyklonalität. Das Temperaturniveau verbleibt dabei verhältnismäßig hoch,
wenngleich es im Vergleich zur Mitte der Woche etwas weniger höhenmild ist
(Rückgang Median von +6 auf -2 Grad).

Das Clustering des ECMWF vom 00 UTC Lauf lag leider bis zum Senden des Berichtes
nicht vor.


Das Ensemble des GFS zeigt für die Südhälfte noch nennenswerte Niederschläge.
Allerdings sind die Peaks der einzelnen Modellläufe zeitlich deutlich
verschoben. In jedem Fall steht der Hauptlauf mit der Randtiefentwicklung an
Heiligabend nicht allein da.
Das Ensemble zeigt zudem, dass das Temperaturniveau insgesamt hoch bleibt und
kaum noch Niederschlagssignale zu finden sind.

Fazit: Der Trend ist relativ klar. Nachdem es an Heiligabend noch eine gewisse
Unsicherheit gibt (siehe GFS), dominiert im Nachgang die Antizyklonalität. Die
in der Nordosthälfte durch Störungen aber immer wieder unterlaufen wird. Vor
allem nach Südwesten dominiert eine neblig-trübe Inversionswetterlage.
Eigentlich eine klassische Wetterlage für Industrieschneefall. Derzeit wird das
Temperaturniveau allerdings noch etwas zu mild vorhergesagt. In der erweiterten
Mittelfrist deutet alles auf eine Fortdauer, wenn nicht sogar Verstärkung der
Antiyzklonalität.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag gibt es am Alpenrand noch länger anhaltende Niederschläge, die ab etwa
600 bis 800 m al Schnee fallen können. In höheren Lagen kann es staubedingt
durchaus auch markante Neuschneemengen geben.

Am Dienstag sind an der Ostseeküste vorübergehend stürmische Böen aus westlichen
Richtungen zu erwarten.

Im weiteren Verlauf ist nicht mehr mit markanten Wettererscheinungen zu rechnen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer