DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-10-2018 17:01
SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Donnerstag und Donnerstagfrüh an den Alpen wieder auflebender
Föhn mit Böen bis Orkanstärke auf exponierten Berggipfeln. Föhnzusammenbruch bis
zum Donnerstagabend. Sonst abgesehen von einzelnen stürmischen Böen an der
Nordsee und auf exponierten Berggipfeln wahrscheinlich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Vorderseite eines Langwellentroges, der vom
Raum Island über Irland und die Pyrenäen hinweg bis nach Algerien reicht.
Warmluftadvektion, die vom Süden und von der Mitte Deutschlands auch auf den
Norden übergreift, sorgt für mehrschichtige Bewölkung, ohne dass nennenswerte
Niederschläge fallen. Zudem erfolgt leichter Geopotentialgewinn, wodurch die
südliche Strömung eher etwas antizyklonal geprägt ist.
Mit der südlichen, leicht zunehmenden Strömung setzt an den Alpen wieder Föhn
ein. Hierdurch kommen unmittelbar an den Alpen in Hochlagen Böen bis Sturmstärke
(Bft 9), auf exponierten Gipfeln auch schwere Sturm- und Orkanböen auf. Bei
Föhndurchbruch bis in die Täler sind auch in tieferen Lagen Windböen
vorstellbar. Der Höhepunkt der Föhnlage zeichnet sich erst Donnerstagfrüh ab.
Ansonsten macht sich noch die Wetterberuhigung bemerkbar, die durch die
antizyklonale Strömung (ein Höhenrücken wäre zu viel gesagt) bedingt ist. Im
Osten, Südosten und in Teilen der Mitte kann es längere Zeit aufklaren, Nebel
ist dort am wahrscheinlichsten. Leichter Bodenfrost, in ungünstigen Lagen
vielleicht auch leichter Bodenfrost, kann in diesen Gebieten nicht
ausgeschlossen werden. Da dies nur lokal der Fall sein dürfte, drängt sich eine
Frostwarnung vorerst nicht auf.

Donnerstag ... weitet sich der südliche Teil des o.g. Troges über Algerien
weiter nach Süden aus; der nördliche Teil rückt dagegen etwas nach Osten vor.
Aus diesem läuft ein kurzwelliger Anteil heraus, der auf den Nordosten
Frankreichs übergreift. Dieser Kurzwellentrog wird von Kaltluftadvektion
überlaufen und ist daher nur wenig wetterwirksam. So kommen selbst mit der
diesem Trog vorgelagerten Kaltfront, die auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands übergreift, nur wenige Millimeter Niederschlag zusammen. Allenfalls
in einigen Staulagen der westlichen Mittelgebirge sind mehr als 5 mm
Niederschlag innerhalb von 12 Stunden vorstellbar.
Mit dem Schwenken des Kurzwellentroges über die Westalpen hinweg nordwärts
zeichnet sich am Vormittag der Höhepunkt der Föhnlage an den Alpen ab. In
höheren Lagen sind dann Sturmböen, auf exponierten Berggipfeln schwere Sturm-
und auch Böen bis Orkanstärke zu erwarten. Bricht der Föhn bis in die Täler
durch, können dann auch in tieferen Lagen Windböen auftreten. Ab dem Nachmittag
bricht der Föhn von Westen her zusammen.
Auflockerungen sind nach Osten hin am wahrscheinlichsten. In Oder- und Neißenähe
sowie in Teilen von Niederbayern sind auch längere sonnige Abschnitte möglich.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen von West nach Ost gestaffelt 12 bis 17, in
den südwestdeutschen Mittelgebirgen kaum mehr als 8 Grad. Ganz im Osten kann mit
Hilfe der Sonne die Temperatur bis 19 Grad steigen.
In der Nacht zum Freitag rückt der Langwellentrog ein wenig nach Osten vor, so
dass der Nordwesten zusehends in dessen Bereich gelangt. Hierdurch kommen dort
sowie in den westlichen Mittelgebirgen einzelne Regenschauer auf. Auch im Osten
kann der weiter nach Norden schwenkende Kurzwellentrog für geringe Niederschläge
sorgen.
Mit dem Übergreifen des korrespondierenden und relativ markant ausgeprägten
Bodentroges auf die Deutsche Bucht frischt an der Nordsee der Wind böig auf,
zudem können an einigen Küstenabschnitten der Nordseeküste mit geringer
Wahrscheinlichkeit stürmische Böen auftreten.
Nebelfelder können sich am ehesten im Süden und in Teilen der Mitte bilden, was
nur der Fall ist, wenn es zuvor dort längere Zeit aufklart. Nach Nordosten hin
sollte dagegen die Nebelbildung durch die Gradientzunahme, die aus dem sich
annähernden Bodentrog resultiert, unterbunden werden.

Freitag ... beginnt der südliche Teil des Langwellentroges über dem westlichen
Mittelmeer und Algerien auszutropfen, wobei sich die Bildung eines dipolartigen
Höhentiefs abzeichnet. Der nördliche Teil dieses Troges greift dagegen, von
Kaltluftadvektion überlagert, auf den Nordwesten Deutschlands über. Demzufolge
hält sich die Wetterwirksamkeit dieses Troges in Grenzen und beschränkt sich auf
ein paar Schauer im Nordwesten und Westen und eine etwas regere Schauertätigkeit
auf die Nordseeküste. Zudem frischt mit der Passage des Bodentroges Im Norden
der Wind auf, so dass bis ins küstennahe Binnenland hinein Windböen, an einigen
Küstenabschnitten der Nordseeküste vielleicht auch stürmische Böen auftreten
können. Auch auf exponierten Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge ist dann
mit Böen bis Sturmstärke zu rechnen.
Mit der Annäherung und dem Übergreifen des Troges stellt sich die Frage nach
Gewittern. Da aber die Abkühlung in der mittleren Troposphäre zu schwach
ausfällt, ist die Schichtung nicht hinreichend labil, so dass allenfalls mit
geringer Wahrscheinlichkeit an und über der Nordsee einzelne kurze Gewitter
auftreten sollten. Nach Passage des Troges dürften von Nordwesten und Westen
her rasch wieder Auflockerungen einsetzen.
Im Süden und zumeist auch in der Mitte macht sich der Einfluss dieses Troges
kaum bemerkbar. Warmluftadvektion, die auf den Alpenraum übergreift, sorgt in
diesen Gebieten für teils mehrschichtige Bewölkung ohne größere Lücken, aber
auch ohne dass nennenswerte Niederschläge fallen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 10 bis 14, ganz im Osten mit Hilfe der
Sonne bis 16, in den westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen jedoch nur
Werte um 8 Grad.
In der Nacht zum Samstag vollendet sich der Austropfprozess, der Resttrog
schwenkt über Norddeutschland hinweg nach Polen, gefolgt von einem Höhenkeil,
der auf die Nordsee übergreift. Dieser Keil wird durch kräftige
Warmluftadvektion gestützt, die an der Vorderseite eines über dem mittleren
Nordatlantik liegenden Sturmtiefs weit nach Norden bis in den Raum Island
ausgreift. Dieses Sturmtief ging aus dem Hurrican "Oscar" hervor.
Mit der Passage des Troges können an den Küsten noch weitere Schauer, die mit
Windböen einhergehen, auftreten, bevor auch dort, wie bereits in den anderen
Gebieten zuvor, ein sich über der Mitte Deutschlands entwickelndes Bodenhoch für
eine Wetterberuhigung sorgt und der Himmel verbreitet aufklart.
In den Norden und Westen sowie in Teilen der Mitte ist mit Abzug des Troges
kühlere Luft gelangt, so dass in diesen Gebieten bei längerem Aufklaren Frost in
Bodennähe, in ungünstigen Lagen auch leichter Frost, am wahrscheinlichsten ist.
Da sich im Bereich des Bodenhochs eine schwachgradientige Lage einstellt, ist
die Bildung von Nebel oder Hochnebel wahrscheinlicher als in den Nächten zuvor.

Samstag ... verlagert sich der Höhenkeil nach Deutschland und weitet sich,
gestützt von relativ weit nördlich ansetzender Warmluftadvektion, über
Skandinavien hinweg bis ins Nordmeer aus. Das korrespondierende Bodenhoch
verlagert sich nach Polen, wodurch sich eine südliche, im Süden Deutschlands
eher östliche bodennahe Windkomponente ergibt. Dies sollte die Auflösung von
Nebel oder Hochnebel in den südlichen Teilen Deutschlands erschweren.
Ansonsten bleibt es bei teils mittelhoher Bewölkung niederschlagsfrei. Bedingt
durch die o.g. Warmluftadvektion wird der Norden von dichterer Bewölkung
gestreift, aber nennenswerte Niederschläge sind auch dort nicht zu erwarten.
Allerdings frischt an und über der Nordsee im Bereich des Warmsektors des über
dem mittleren Nordatlantik liegenden Sturmtiefs der Wind auf, so dass Windböen,
an der nordfriesischen Küste durchaus auch stürmische Böen auftreten können.
Ansonsten sollte der Wind keine Warnschwellen erreichen.
Längere sonnige Abschnitte sind im Norden und Westen sowie im Lee der
Mittelgebirge am wahrscheinlichsten. In einigen Tallagen Süddeutschlands kann
sich dagegen ganztägig Nebel oder Hochnebel halten. In diesen Gebieten sind kaum
mehr als 8 Grad zu erwarten, während sonst die Temperatur auf 10 bis 14 Grad
steigt. Bei längerem Sonnenschein sind Maxima um 16 Grad möglich.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch von Seiten der Probabilistik ergeben sich keine hiervon
abweichenden Erkenntnisse. Geringe Niederschläge zeichnen sich allenfalls für
die Gebiete in Nordseenähe und den Westen (Rheinland und die Gebiete westlich
des Rheins) ab, so dass sich bzgl. der Trockenheit keine echte Entspannung
ergibt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann