DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-10-2018 17:30
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen und im Erzgebirge aufkommender Föhn. In den Nächten gebietsweise
Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegen Mitteleuropa und Deutschland an der Westflanke eines
opulenten Rückens, in dem ein eigenständiges Höhenhoch mit Drehzentrum über dem
nordwestlichen Weißrussland integriert ist. Dem gegenüber steht ein Trog, der
sich von Grönland bis vor die Westküste Portugals erstreckt.
Niedertroposphärisch spiegelt sich diese Situation mit einem kräftigen Hoch mit
Zentrum über der Ukraine und einem Tiefdruckkomplex über dem Nordostatlantik
wieder. Damit ergibt sich für Deutschland eine südliche bis südwestliche
Strömung, die sehr warme Luft subtropischen Ursprungs aus Nordafrika zu uns
verfrachtet. Die T850 hPa liegen in Deutschland aktuell bei 12 bis 15 Grad. Mit
dem Höhentief verbunden rücken drei Tiefdruckgebiete in unser Blickfeld. Tief 1
zieht von der Nordspitze Schottlands vor die Küste Norwegen ins Nordmeer, Tief 2
entwickelt sich im Laufe der Nacht über der Bretagne bzw. dem Ärmelkanal. Tief 3
ist der Ex-Hurrikan "Leslie", der derzeit über Portugal zum Landgang ansetzt und
dort für einiges Ungemach sorgen wird. Insbesondere dieser Ex-Hurrikan bedeutet
auch Ungemach für die Wettermodelle, haben diese doch fast schon traditionell
Probleme mit der Vorhersage solcher außertropischen Tiefdruckgebilde. Bereits
ausgangs der Nacht gibt es daher einige Differenzen in den Modellberechnungen.
Gemein ist allen Modellvorhersagen aber, dass die Tiefdruckgebiete und ihre
Ausläufer durch das kräftige Hoch blockiert werden sollen und an der Westflanke
des Höhenhochs mit der südwestlichen Strömung gen Norden bzw. Nordosten wandern,
ohne uns vorerst zu erreichen. Wenige Wolken werden daher unseren Nachthimmel
zieren. Gleichwohl kühlt es nur im Südosten kräftiger ab, da nach Norden und
Nordwesten hin die gute Durchmischung bei etwas auffrischenden Wind der sich
langsam nähernden Tiefdruckrinne die Temperaturen nur auf 16 bis 10 Grad sinken
lässt. Im Südosten dagegen kann die Temperatur örtlich bis auf 2 Grad
zurückgehen. Zudem nehmen in Teilen der Mitte und in größeren Gebieten im Süden
die Nebelwahrscheinlichkeiten zu. Zuletzt sei noch erwähnt, dass in den Alpen
und im Erzgebirge der Wind in höheren Lagen ebenfalls auffrischt, da dort der
Föhn durch Gradientverschärfung in Gang kommt. So sind in Gipfellagen der Alpen
starke bis stürmische Böen Bft 7 bis 8 zu erwarten, vereinzelt auch Sturmböen
Bft 9. Im Erzgebirge treten etwa ab Mitternacht in höheren Lagen starke Böen Bft
7 auf.

Sonntag ... verlagert sich das Höhenhoch ein wenig nach Osten, das Zentrum liegt
abends über dem östlichen Weißrussland. Der Südteil des Troges, der
Auffüllungstendenzen aufweist, wandert ebenfalls ein wenig nach Osten und
erreicht die Iberische Halbinsel. Dabei entwickeln sich bis zum Abend in diesem
Südteil drei Drehzentren. Die dem Trog vorgelagerte Tiefdruckrinne mit den drei
Tiefs macht ebenfalls peu a peu Boden gut nach Osten hin. Somit tauchen zum
Nachmittag hin im Westen ein paar Wolken auf, die aber noch keinen Niederschlag
mitbringen. Der Wind frischt bei weiterer Annäherung der Tiefdruckrinne im
Westen etwas auf, für warnwürdige Böen reicht es aber wahrscheinlich nur in der
Eifel. Warnwürdig sind hingegen die Böen in höheren Lagen des Erzgebirges (Bft
7) und der Alpen (bis Bft 10) sowie den Alpentälern (Bft 7), weil dort der Föhn
noch weiter anhält. Und auch in Ostsachsen gibt es starke Böen Bft 7, die
mitunter bis in die Täler ausgreifen. Auch die "Wärmepumpe" durch die
Südwestströmung läuft weiterhin auf Hochtouren, womit erneut ein sehr warmer Tag
mit vielerorts sommerlichen Temperaturen von 25 Grad oder mehr ansteht.

In der Nacht zum Montag kommt der Trog wieder ein kleines Stück ostwärts voran.
Die drei integrierten Höhentiefs verlagern sich auch, wobei eins zur mittleren
Nordsee, eins an die Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel und eins in einen
Bereich knapp südwestlich der Pyrenäen zieht. Alle drei korrespondieren mit
Tiefdruckgebieten. Höhentief 1 über den Britischen Inseln steht dabei im
Zusammenhang mit Tief 2 vom Vortag, Höhentief 2 bei den Pyrenäen mit Tief 3,
also "Ex-Leslie". Und noch ein ehemaliger Hurrikan, nämlich "Michael", mischt
mit, dieses ist an Höhentief 3 nordwestlich der Iberischen Halbinsel gekoppelt.
Bezüglich der Tiefdruckrinne herrscht bei den globalen Modellen Uneinigkeit in
den Vorhersagen, wobei die Tiefzentren zum Teil deutlich anders gelegt werden.
Ohne auf nähere Details einzugehen - die Diskussion würde zu sehr ausufern -
lässt sich festhalten, dass die Bewölkung im Westen des Landes zunimmt. Gegen
Morgen sind ganz im Westen ein paar Regentropfen möglich, aber nicht alle
Modelle tragen dieses Szenario auch mit. Viel Regen wird eh nicht fallen. Der
Wind bleibt ganz im Westen lebhafter und auch die Föhnlage hält noch an mit
starken bis stürmischen Böen. Im Laufe der Nacht bricht der Föhn allerdings
zusammen, da der Gradient dann auffächert. Nebel kann sich insbesondere in der
Mitte und im Südwesten bilden. Darüber hinaus gibt es im Nordwesten erneut eine
milde Nacht (TMin 15 bis 10 Grad), sonst kühlt es wieder stärker ab (TMin 11 bis
3 Grad).

Montag ... zieht Höhentief 1 nach Südnorwegen weiter. Das zugehörige Bodentief 2
erreicht die Mitte Norwegens, wobei seine Ausläufer nach ICON in den Nordwesten
Deutschlands vorankommen und dort etwas Regen mitbringen. Wie weit sich dieser
Regen in Deutschland ausdehnt, ist noch nicht sicher. Während ICON und GFS den
Regen bis auf einen Bereich bis zur Eifel, bis zum Harz und bis nach Mecklenburg
sowie Schleswig-Holstein ausdehnen, fällt nach EZMW nur an der Deutschen Bucht
Regen. Die Regenmengen sind aber sowieso nicht warnrelevant (1 bis 4 mm) und
wohl eher erwünscht. Zudem kann im Nordwesten der Wind auffrischen, vereinzelt
starke Böen der Stärke 7 sind dort nicht ganz ausgeschlossen. Weiter nach Osten
und Süden hin dominiert sowieso der Hochdruckeinfluss, wobei wieder ein vielfach
heiterer oder sonniger Tag ansteht. Die Temperaturen sind ähnlich wie an den
Vortagen. Im Nordwesten strömt jedoch etwas frischere Meeresluft ein. In 850 hPa
werden dort 3 bis 8 Grad simuliert, sonst 10 bis 13 Grad. Am Boden bedeutet das
Höchsttemperaturen von 20 bis 25 Grad, im Osten örtlich noch einmal bis 27 Grad.
An der See ist es meist etwas kühler.

In der Nacht zum Dienstag verlagern sich Höhentief 1 bzw. Bodentief 2 nach
Schweden weiter, wobei sich Höhentief 1 in die Höhenströmung eingegliedert und
zum Randtrog mutiert. Die über Deutschland liegenden Ausläufer des Bodentiefs
dringen ein wenig weiter nach Osten und Süden vor, dichte Bewölkung und der
Regen dehnen sich daher etwas ins Landesinnere aus. Wie weit genau, ist
allerdings unsicher. Während ICON und GFS relativ progressiv sind, beschränkt
EZMW den Regen auf die Küste bzw. küstennahen Gebiete. Im Süden, den die
Ausläufer wohl nicht erreichen, bildet sich erneut gebietsweise teils
warnwürdiger Nebel mit Sichtweiten unter 150 m.

Dienstag ... gelangt Bodentief 2 und der zugehörige Randtrog bereits nach
Nordwestrussland. Die Ausläufer des Tiefs liegen über der Mitte Deutschlands, wo
sie allmählich rückläufig werden, weil die Strömung auf der Vorderseite eines
neuen Tiefs bei Island wieder mehr auf Südwest dreht und den Ausläufern damit
eine Schubkomponente liefert. Durch diesen Ausläufer wird frischere Meeresluft
im Norden (T850 hPa 1 bis 5 Grad, am Boden 16 bis 22 Grad) von deutlich wärmerer
Luft im Süden (T850 hPa 10 bis 12 Grad, am Boden 20 bis 25 Grad) getrennt.
Entlang der Luftmassengrenze fällt hier und da leichter Regen in allerdings nur
homöopathischen Mengen (maximal um 1 mm), da das Absinken des Hoch die
Wetteraktivität entscheidend mindert. Nördlich der Luftmassengrenze ist es meist
heiter, südlich davon sogar teils sonnig. In Sachen Wind sind bei nur schwachem
Gradienten keine Auffälligkeiten mehr zu beobachten.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Unterschiede sind in den verschiedenen Modellen zum Teil beachtlich. Für
Deutschland ergibt sich jedoch nur am Montag eine höhere Relevanz bezüglich des
räumlichen Auftretens der Niederschläge, dieses wurde bereits im Text
angesprochen. Warnrelevante Parameter werden durch die Abweichungen sowieso kaum
berührt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler